Radfahren...!
Radtour auf der Vechtetal-Route
  5. Tag: Von Metelen bis Nordhorn (64 km)

Ein Fahrrad-Reisebericht über eine Radtour im Oktober 2011
  mit 26 Bildern




Vechtetal-Route bei Langenhorst

Bei Regenwetter unterwegs auf der Vechtetal-Route, hier in der Nähe der Ortschaft Langenhorst.

Hier geht es zum unmittelbar vorangegangenen Teil des Fahrrad-Reiseberichtes mit der Fahrt auf dem Radweg R1 von Münster bis nach Darfeld sowie auf der Vechtetal-Route von Darfeld bis nach Metelen.

 

Es ist Mittwoch, der 5. Oktober 2011, 9:40 Uhr, Metelen.
Temperatur: 14 Grad, bedeckt, Regen.

 

Wir haben es gemütlich angehen lassen am heutigen Tag, schwingen uns erst um 9:40 Uhr auf die Räder. Nicht schön: alles um uns herum ist nass. Es hat über Nacht kräftig geregnet. Als wir losfahren nieselt es ein wenig, aber schon nach wenigen Minuten ist die komplette Regenkleidung nötig - es schüttet richtig. Damit muss man im Oktober wohl rechnen.

Zu Beginn des Tages verfahren wir uns gleich ein wenig, finden in Metelen nicht die richtige Abzweigung auf die Vechtetalroute. Aber ein echtes Problem entsteht nicht und mit etwas wacheren Sinnen finden wir auch den richtigen Abzweig. Wir kamen halt aus einer anderen Richtung, als bei der Auslegung der Fahrradschilder vermutet werden konnte.

Vechtetalroute hinter Metelen

Die Straße ist nass, erste Tropfen auf dem Objektiv: Kein gutes Radfahrwetter an diesem Oktobertag kurz hinter Metelen.

Es geht also nach Anlegen der vollen Regenkleidung hinaus aus dem Ort Metelen, zwischen die Maisfelder - wieder mal. Vielleicht fanden die Planer der Strecke dies ja auch etwas eintönig, drum schicken sie uns bald schon in den Wald. Ein paar hundert Meter müssen wir uns durch losen Sand quälen, schieben da dann nach einiger Zeit unsere ziemlich beladenen Räder lieber. Und ärgern uns zugleich ein wenig über die Wegführung. Meine Liebste ist mit schmalen 28 mm-Sportreifen unterwegs (schließlich waren wir vorgestern ja auch noch in Münster auf dem Münsterland Giro auf der Strecke), da geht loser Sand nun wirklich gar nicht! Warum nur eine Fahrrad-Route durch losen Sand schicken? Von dem Regen sind unsere Räder nass, der Sand bleibt an den nassen Rädern kleben - und im Nu sind diese völlig verdreckt. Ärgerlich!

Nach einiger Zeit geht es am Waldrand auf zwar festem und grobem, jedoch ziemlich scharfkantigem Schotter weiter. Hier fürchten wir nun, uns einen Platten in die Reifen zu fahren - aber alles geht gut. Glück gehabt! Aber eigentlich hält sich unsere Begeisterung über die Streckenführung zu Beginn des heutigen Tages in sehr engen Grenzen.

sandige Radstrecke

Gar nicht schön: Ein Stück des Weges hinter Metelen ist aus lockerem Sand. Besonders hässlich wird dies, wenn man nasse Reifen hat und der Sand dann so richtig dick an der Feuchtigkeit haften bleibt.

Die Landschaft ist völlig eben, lässt sich ohne Probleme fahren. Auch der Wind hält sich in erträglichen Grenzen. Als in der Nähe der Ortschaft Langenhorst von dem straßenbegleitenden Radweg scharf links abbiegt und in ein etwas unübersichtliches Wegstück am Wald abknickt, zögern wir: Ist womöglich wieder ein Stück Hoppelweg im Wald zu erwarten? Das wollen wir ergründen, also zücke ich erstmal den Radführer für die Vechteroute. Nein, aber der Schlenker der Vechtetal-Route durch Langenhorst mutet jedoch etwas merkwürdig an und bedeutet einen ziemlichen Umweg. Aber danach wird ein drei bis vier Kilometer langes Stück Weg auf einer unbefestigten Strecke ausgewiesen. Dieses Stück Vechtetal-Route lassen wir dann besser sein - wir lassen also Langenhorst aus und fahren einfach weiter geradeaus in Richtung Wettringen. Nach kurzer Zeit gibt es keinen Radweg mehr und der Verkehr auf der nassen Straße ist nicht wenig, aber was tut man nicht alles, um Hoppelwege zu vermeiden?

Nach einer Stunde und fünfzehn Minuten sind wir also auf eigenen Pfaden im Ort Wettringen im Kreis Steinfurt angelangt und machen unseren obligatorischen morgendlichen Kaffeestopp. Direkt neben der imposanten Sandsteinkirche. Ein wenig Mühe haben wir dann allerdings, vom Ortszentrum aus die Vechtetal-Route wiederzufinden. Für den Weg nach Wettringen hatten wir diese ja verlassen, jetzt läuft sie irgendwo quer zu der Straße, auf der wir den Ort wieder verlassen wollen.

Eigentlich klappt das Wiederfinden der Route dann mit ein wenig gesundem Menschenverstand - aber es ist nach Metelen heute schon das zweite Mal, dass wir Probleme haben, die verlassene Vechtetal-Route wieder zu finden. Das sind etwas nervige Momente auf einer Radtour, die dann auch schon mal einiges an Zeit kosten können. Aber das kennen wir auch schon von anderen Fahrrad-Strecken: Wenn man einen ausgeschilderten Radweg einmal verlassen hat, dann gibt's halt Probleme, den richtigen Weg wieder zu finden. Die Beschilderungen sind hierfür oft zu sparsam angebracht - wir empfinden das als ein Manko bei vielen Fahrradbeschilderungen. Allein auf dem vorbildlichen RuhrtalRadweg im April diesen Jahres haben wir häufiger mal Richtungsschilder zum Wiederfinden der Strecke gesehen, die der Weg zur ausgeschilderten Radstrecke hin zeigten.

Vechtetalroute bei Haddorf

Wir fahren auf die Ortschaft Haddorf zu, auf einem nur sehr mäßig gepflegten Radweg.

In der Folge führt der Weg längere Zeit über abgelegene Straßen und über ordentlich ausgebaute, straßenbegleitende Radwege. Die Landschaft bietet nicht viel Abwechslung, aber man kann in Ruhe und meist recht ungestört vor sich hin radeln. Geht doch! Schließlich regnet es mittlerweile auch nicht mehr. Unsere "Reisebekleidung" ist also wieder etwas leichter geworden.

Als nächstes größeres Ereignis könnte ein Grenzübertritt passieren: Es geht von Nordrhein-Westfalen nach Niedersachsen. Aber das geht vonstatten, ohne, dass wir irgendetwas davon merken. Ohne, dass wir irgendwie darauf hingewiesen werden, sind wir nämlich plötzlich kurz vor Ohne.

Vechtetal-Route

Gerade haben wir die Grenze von Nordrhein-Westfalen nach Niedersachsen überschritten, schon sind wir von dem Vechtetal-Routen-Wegweiser rechts unten im Bild etwas verwirrt: Wohin sollen wir rechts abbiegen?

Dorf Ohne

"Ohne - Vechte" geht bei uns gar nichts! Auch nicht im Dorf Ohne!

Also: Um einige Minuten nach 13 Uhr sind wird in dem Dorf "Ohne" in dem Landkreis Grafschaft Bentheim - in Niedersachsen. Wir beschließen, diesen Ort nicht OHNE einen kleinen Mittags-Imbiss zu verlassen. Immerhin gibt es einen kleinen Rastplatz direkt am Ufer der Vechte. Und diese ist ja der eigentliche Namensgeber unserer Tour. Eigentlich mutet es da doch merkwürdig an, dass wir der Vechte hier an diesem Tag gerade zum zweiten Mal begegnen - nach über zwei Stunden Radfahren. Die Vechtetal-Route findet derzeit meistens OHNE Vechte statt. Und diesen Ort kann man einfach nicht OHNE Wortspiele verlassen.

Weiter geht es durch die, wie ich mittlerweile finde, typisch norddeutsche Landschaft. Meistens auf guten Radwegen neben Straßen. Der Himmel lockert mittlerweile sogar ein wenig sein bleigrau auf, aber Sonne werden wir heute nicht zu sehen bekommen. Immerhin aber bekommen wir auch keinen Regen mehr ab, die Wege trocknen sogar zusehends ab.

Gegen zwei Uhr sind wir kurz vor Schüttorf, als uns wieder mal etwas wirklich Ärgerliches widerfährt. Die Vechtetal-Route knickt plötzlich ab von dem straßenbegleitenden Radweg, verläuft auf einem mit groben Betonplatten gepflasterter Feldweg direkt auf den bereits sichtbaren Ort Schüttorf zu, als wir erleben müssen, dass der Landwirt der anliegenden Felder ein Gülle-Sand-Gemisch ausfährt. Ohne große Umstände zu machen, hat er auch gleich den betonierten Weg - UNSEREN WEG - mit seiner dicken, stinkenden bräunlichen Brühe vollgekippt. Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als dort hindurch zu fahren - oder sollten wir etwa dort hindurch laufen bzw. waten? Nein, noch unvorstellbarer! Was für ein ekliges Geschmiere! Binnen kürzester Zeit sind Räder, Speichen, Bremsen, Ketten, Reifen, Pedalen, Schuhe, der untere Teil von Hosen und Fahrrad-Rahmen vollgeschmiert mit diesem ekligen Gemisch. Wütend sind wir beide, richtig wütend über diese Schweinerei! Den noch auf seinen Feldern herumfahrenden Landwirt lassen wir trotzdem unversehrt... Ein Glückpilz, dieser Kerl!

schlammiger Radweg

Erst als der dickste Schlamm schon längst überwunden ist, mache ich, fast noch zitternd vor Wut, dieses Bild von der widerwärtigen Sauerei des Schüttorfer Bauern auf dem Radweg.

Noch immer wütend machen wir in Schüttorf einen kurzen Stopp an einem Einkaufszentrum am Weg. Mit ein paar dort beschafften Tüchern versuchen wir die schlimmsten Verschmutzungen an Klamotten und Rädern ein wenig zu beseitigen. Am besten dafür wäre jetzt ein kräftiger Wolkenbruch. Der kommt uns aber heute nicht mehr zu Hilfe.

Schüttorf

Obwohl es ganz nett ausschaut, werden wir an die 12.000 Einwohner-Stadt Schüttorf zukünftig wohl nur noch mit einigem Ekel denken.

Unser Stopp am Einkaufszentrum bleibt auf eine gute Viertelstunde beschränkt, dann gehen wir wieder auf die Vechtetalroute. Diese führt uns noch ein wenig durch den Ort, den wir eigentlich ganz heimelig finden. Komisch nur, dass das nette Ortszentrum so völlig verlassen daliegt, während sich die Leute an dem Einkaufszentrum beinahe auf die Füße getreten haben.

Wir wollen heute noch weiter, es geht auf altem, hoppeligem Asphalt und sandigen Feldwegen hinaus aus der Stadt. Die Landschaft, durch die wir hier fahren, bleibt weiterhin hier platt, da flach, dort eben. Landwirtschaft findet auf eher kleinen Feldern statt. Aber wir beobachten, dass die Maisfelder mittlerweile zwar noch zu sehen, aber deutlich seltener geworden sind. Dafür sieht man häufiger Weideflächen.

Engden Kirche

Für seine gut 400 Einwohner hat Engden eine stolze Kirche vorzuweisen!

Der Radweg verläuft in der Folge abwechselnd über gut asphaltierte und ruhige Nebenstraßen sowie über schotterige Feldwege. Letztere halt nicht schön, vor allem hoppelig - aber wir beißen uns durch. Was bleibt uns auch übrig?

Häufiger als bisher sehen und queren wir jetzt die Vechte, die hier zwar noch immer keine besonderen Ausmaße angenommen hat und kaum mit einem Boot befahrbar wäre. Aber wir bekommen eine Ahnung davon, dass die Vechte hier in einer Niederung fließt, die oft von Wäldern begrenzt wird. Es heißt ja auch "VechteTAL-Route" und nicht nur Vechte-Route".

Ein paar kleine, fast winzige Niederlassungen und Ortschaften durchqueren wir noch: Neerlage, Engden, Hestrup und Brandlecht. Insgesamt ist die Gegend nicht dicht besiedelt. So sind wir froh und glücklich, als wir in Hestrup ein Hinweisschild auf das "Bahnhofs-Café Hestrup" sehen. Toll! Das kommt wie gerufen! Dafür müssen wir zwar die Vechtetal-Route verlassen, aber einen Umweg nehmen wir hier für einen Kaffee nur allzu gern in Kauf.

Radweg-Richtungsschild

Augen auf bei der Radtour an der Vechte: Wieder mal ein Richtungsschild, das leicht zu übersehen ist.

Bahnhofs-Café Hestrup

Fast jubeln wir, als wir ein Hinweisschild für ein Café im Bahnhof Hestrup sehen und nehmen den Umweg gerne in Kauf. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße: Geöffnet nur am Wochenende! Und wir haben ja Mittwoch. Pech!

Bald sind wir auch an dem Café, es sieht auch sehr einladend aus. Aber vielleicht war es dann doch gar nicht anders zu erwarten: Es hat geschlossen. Nur an Wochenenden ist es nachmittags geöffnet - und wir sind ja heute an einem Mittwoch unterwegs. Tja - Pech! Wir setzen uns trotzdem einen Moment auf die draußen bereitstehenden Stühle und naschen etwas von unseren Vorräten. Nur leider eben ohne Kaffee.

Und zurück geht's zur die Vechtetal-Route. Die Zeit schreitet voran, es ist schon Viertel vor fünf Uhr. Irgendwie trödeln wir heute ein wenig herum. Und jetzt zeichnet sich ab, dass es für die heutige Übernachtung eigentlich nur einen Ort geben kann: Nordhorn. Mit 52.000 Einwohnern mit Abstand die größte Stadt auf der Vechtetal-Route bis zu deren Endpunkt in Zwolle in den Niederlanden.

Nordhorn Einfahrt

Die Einfahrt nach Northeim ist wirklich ein traumhaft schönes Stück der Vechtetal-Route! Es geht fast abgeschieden am Vechtesee entlang (ja, auch den gibt es) und an einem interessanten Kanal-/Fluss-/Schleusensystem. Und ruck-zuck ist man mitten in der Innenstadt...

Ein Anruf in einem Hotel sichert uns dort ein Zimmer, die letzten etwa zehn Kilometer können wir nun also in Ruhe angehen. Tun wir aber kaum - schon um Viertel nach fünf Uhr erreichen wir Nordhorn. Die Fahrt in das Stadtzentrum gestaltet sich auf ausladenden, guten Radwegen entlang der Vechte, an Kanälen sowie am Vechtesee (ja!) entlang traumhaft schön! Wir sind begeistert! Und führt ohne viel Stadtverkehr mitten in das Stadtzentrum hinein.

Dieses gestaltet sich typisch norddeutsch kleinstädtisch. Mir gefällt dieses Norddeutsche durchaus, aber das habe ich ja auch quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Wir besorgen uns hier zunächst aber mal ein kleinen Plan von der Stadt (um zum Hotel zu finden) - und ein paar feuchte Reinigungstücher (für unsere Räder).

Zentrum Nordhorn

Im Zentrum Nordhorn herrscht das geschäftige Treiben einer Kleinstadt am Abend.

Als wir dann um 18 in dem Hotel ankommen, ist das einzige Wort, mit dem man uns begrüßt, kein "Moin-moin" oder "Guten Tag", "guten Abend" oder "Hallo". Nein, es gibt nur ein norddeutsch-sprachfaules, mürrisches: "Altbau?" Während ich den Sinn des dahingenuschelten Wortes noch zu ergründen versuche und eigentlich gar keine Ahnung habe, was ich da reserviert habe, drückt man mir schon einen Schlüssel in die Hand. Für eine Beschreibung des durchaus komplizierten Weges zum Zimmer ist man ein ganz klein wenig wortreicher. Das Zimmer selber offenbart, warum man dies ausdrücklich als Altbau bezeichnet: Die Einrichtung entspricht ziemlich exakt dem, was ich ganz früher bei meinen Großeltern in deren Zimmern aus den 1920er-Jahren kennenlernte. Aber wir wollen hier ja keinen Urlaub verbringen, sondern nur eine Nacht schlafen. Unsere Tour soll ja am morgigen Tag in der Frühe weiter gehen.

Heute jedoch haben wir mit eher geringem Elan eine Strecke von 64,5 km zurück gelegt. Bei einen reinen Fahrzeit (die Pausen abgezogen, also) von 4 Stunden 2 Minuten sind wir dabei mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16,3 km/h unterwegs gewesen (Spitze 29 km/h). Für unsere Verhältnisse auf einer Streckentour mit Gepäck ein durchschnittliches Tempo. Zusammengenommen haben wir auf unserer diesjährigen Herbst-Tour damit jetzt eine Strecke von 285 km zurück gelegt.

Am Abend schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt, finden noch eine nette Kneipe: Nordhorn gefällt uns ganz gut!

 

Den Bericht zu unserem nächsten Touren-Tag auf der Vechtetal-Route mit der Fahrt von Nordhorn nach Echteler (Laar) finden Sie hier.

 

Hier können Sie meine externe Bilderserie zu der Vechtetal-Route mit 85 großformatigen Bildern auf meiner externen Webseite www.reiseberichte-bilder.de aufrufen (ein neues Fenster öffnet).

 

Der Tourenverlauf wird in der (zoombaren) Karte unten der blauen Linie angezeigt. Leider gab es in der zweiten Hälfte der Tour einen Ausfall des GPS-Empfangs.

 

 

 

 

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Dirk Matzen

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