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Oh, oh! Da hinten rechts hinter Mezzocorona soll's eigentlich entlang gehen. Aber der Wolkenaufzug ist ebenso beeindruckend, wie auch erschreckend.
Es ist Samstag, der 21. Juli 2012, 9:15 Uhr, Kurtinig an der Südtiroler Weinstraße (Cortina sulla strada del vino).
Und schon geht unsere "Alpenüberquerung auf die leichte Tour" in den letzten Tag, mit der Fahrt zum Gardasee - der ja das Ziel unserer Transalp ist. Es wird ein Tag, der... nun ja: Anders wird, als erwartet.
Ich selber finde es eigentlich sehr bedauerlich, dass die Tour jetzt schon zu Ende geht. Habe ich doch eigentlich eher das Gefühl, mich erst so richtig eingefahren zu haben, erst so richtig akklimatisiert und gut in Schwung zu sein. Und schon soll alles vorbei sein? Wenn ich genügend Zeit (und, ahem, Geld...) hätte, dann könnte ich das hier noch wochenlang so fortsetzen. Das Radfahren in und zwischen den Bergen fängt an, mich fast schon zu berauschen. Das geht jedoch längst nicht allen aus unserer Gruppe so, einige sind doch schon sehr erschöpft, z.T. gibt es auch ziemliche körperliche Malaisen.
Und genau das ist der Grund, warum wir uns heute in zwei Grüppchen aufspalten. Die eine Gruppe, die auf möglichst flachen Strecken zum Gardasee will und eher gemütlich zu Ende fahren will. Und die andere Gruppe mit Leuten (neben mir dann doch der größere Teil der Gruppe), die noch Lust und Biss haben, um noch ein wenig Bergfeeling erfahren zu wollen.
Grauer Himmel am Morgen über Kurtinig an der Südtiroler Weinstraße. Die Berge beeindrucken mich.
Der heutige Tag beginnt jedoch mit einem Dämpfer: Wie der Wetterbericht schon vorausgesagt hatte, ist heute Morgen alles klitschenass. Es hat offenbar ziemlich kräftig geregnet über Nacht. Und auch unser Start heute verzögert sich noch ein wenig, es wird ein kräftiger Schauer abgewartet. Als es dann um 9:15 Uhr losgeht, regnet es nur noch leicht. Es ist aber auch ziemlich frisch - Grund genug, auch mal die bisher noch nicht verwendeten Regenklamotten und die Armlinge überzustreifen.
Nach gerade mal 12 Minuten bzw. 3,7 km Fahrt gibt es allerdings einen ersten, ausgiebigen Stopp. In der parallel fahrenden Kleingruppe für die flache Route gibt es einen schwerwiegenden technischen Defekt: Das Schaltauge an der Schaltung eines Rades ist gebrochen. Der bei uns mitfahrende Guide ist da eine Weile gefordert, um nach dem Rechten zu schauen und eine Abholung des betroffenen Fahrers nebst Rad zu organisieren. Das klappt letztlich ganz gut, schließlich haben wir ja das Begleitfahrzeug. Leider wird der betroffene Fahrer in diesem nun seine Transalp beenden müssen - sehr schade.
Die unverhoffte Pause nach gerade 10 Minuten Fahrt nutzen zwei Gruppenmitglieder für Yoga-Übungen in traumhafter Umgebung.
Trotzdem: Eine halbe Stunde lang benötigt die ganze Aktion. Eine Pause, die wir nun gar nicht gebraucht hätten. Aber nun gut - zwei unserer Radlerinnen nutzen die Pausenzeit für eindrucksvolle Yoga-Übungen.
Enorme Felswände flankieren das Etschtal in diesem Bereich.
Als wir jedoch weiterfahren, registrieren wir, dass sich in unserer Fahrtrichtung so etwas wie eine schwarze Wand aufgebaut hat. Dicke, fette, dunkle Regenwolken hängen in dem Tal fest, auf das wir zusteuern. Gute Güte! Hatte die Wetter-vorhersage was von Gewittern berichtet? Glaube schon!
Zunächst noch unverdrossen fahren wir über die ja noch nasse Straße weiter, bis auf eine kleine Delle auf völlig flacher Ebene. Etwa eine halbe Stunde später jedoch finden wir uns im Ort Mezzocorona in einem Straßencafé wieder. Wir waren hier zwar schon vorbei gefahren, aber als dann über uns dann tatsächlich ein Unwetter losbricht, rasen wir flott zurück. Die nächste Pause, eine Regenpause. Nach gerade mal 14,4 km. Es läuft heute nicht gut.
Es schüttet aus allen Rohren. Okay, man könnte zwar bei dem Wetter fahren - aber man mag und will es einfach nicht! Eine halbe Stunde warten wir, eine Stunde, eineinhalb Stunden...
Pause in Mezzocorona - eine lange Pause, bei einem langen Wolkenbruch.
Schon längst diskutieren wir, wie wir diesen Dauer-Wolkenbruch wohl umgehen können. Und: Nein, nein, nein! Keiner mag sich zunähst so recht mit dem Vorschlag des Guides anfreunden, mit dem Zug ein Stück von rund 40 km nach Rovereto zu fahren - es wollen doch alle eigentlich die komplette Strecke zum Gardasee per Rad zurück legen, verdammt! Aber irgendwann siegt doch die Einsicht, schließlich ist Besserung in diesem Tal nicht in Sicht. Und es geht schon gegen 12 Uhr mittags, bei einer Fahrleistung von gut 14 km. Das hätte man ja beinahe auch wandern können...
Okay, okay, dann doch eben ein Stück per Bahn! Die Stimmung sinkt spürbar. Sie fängt sich jedoch wieder etwas, als unser Tourenguide erklärt, das der Veranstalter natürlich die Kosten für die Fahrt übernehmen würde. Er hat immer wieder durchaus ein ausgeprägtes Gespür dafür, die Gruppe gut bei Laune zu halten.
Im immer noch prasselnden Regen fahren wir das Stück zum Bahnhof. Juhuu, denke ich mir etwas zynisch: Noch mal 1,5 km Weg auf dem Rad - wow! In dem Moment, in dem der Guide das Gruppenticket kauft, passiert dann plötzlich und unerwartet der Wetterumschwung: Der Regen hört auf! Und in dem Moment, als wir mit unseren Rädern in den Regionalzug stürmen, reißt der Himmel auf und die ersten Sonnenstrahlen kommen durch. Kein Kommentar!
So stellt man sich eine Alpenüberquerung per Rennrad eigentlich überhaupt nicht vor: Warten auf einen Regionalzug im Bahnhof von Mezzocorona.
Und dann finden wir uns im Zug wieder, fahren 35 km bis nach Rovereto.
So eine Situation ist wohl nur mit Ironie und Spaß zu ertragen. Aber alle haben sich inzwischen damit abgefunden, eben ein Stück mit dem Zug zu fahren. Und immerhin hat unser vorzüglicher Guide versprochen, für den Weg an den Gardasee noch einen schönen, knackigen Berg einzuschieben, so, dass wir auch heute zu "unserem Pass" kämen. Nun gut.
Als wir dann nach 35 km Fahrt in Rovereto aus dem Zug aussteigen (und dabei, ahem, hüstel, bei unserer Fahrrad-Heraushebe-Transport-Kette versehentlich fast noch ein fremdes Rennrad mit aus dem Zug heraus tragen...), scheint dort die pralle Sonne. Von daher hat sich die Zugfahrt ja gelohnt. Trotzdem bin ich etwas zerknirscht. Und offenbar ist Rovereto Neuland auch für unseren Guide. Er muss eine ganze Weile auf der Karte schauen und sich orientieren, wie es wo weiter geht. Es wird dann 13:30 Uhr, bis wir wieder auf die Räder steigen. Bisher sind wir heute knapp 16 km geradelt. Der Tag läuft wirklich nicht, wie gewünscht.
Aber jetzt geht es weiter, endlich. Ein Stückchen an der Etsch entlang, da ist sie wieder mal, nach Süden. Teilweise richtig große Pfützen müssen wir auf dem Radweg durchqueren - das ist auf den Rennrädern ohne Schutzbleche nicht so schön.
So gefällt es mir dann doch wieder viel besser: Auf unseren Rädern geht es noch ein Stück durchs Etschtal - hier ein Stück vor der Ortschaft Mori.
Aber dann verlassen wir den etschtalweg endgültig, biegen ab in Richtung Gardasee, es geht durch die Ortschaft Mori. Am Ortanfang entdecken wir eine Radrennbahn. Hierzulande sind Radrennbahnen ja höchst seltene Bauwerke. Und, es ist ganz offenkundig: Allen kribbelt es in den Beinen. Wie auf Kommando halten wir alle an und betrachten die Bahn, etwas sehnsüchtig. Aber, natürlich: Der Weg zur Radrennbahn ist versperrt - wir können keine Runde drehen. Wie schade! Wäre mal eine ganz neue Erfahrung gewesen.
Und da haben wir das Etschtal dann endgültig verlassen und fahren direkt in Richtung Gardasee. Bevor wir diesen jedoch erreichen machen wir noch einen "kleinen" Abstecher über den "Passo Santa Barbara".
Ein Stückchen weiter geht es noch in Richtung Gardasee, bis zur kleinen Ortschaft Loppio. Ein kurzer Stopp - wir treffen uns hier wie abgesprochen mit den anderen paar Fahrern, die nicht die bergige Strecke fahren wollten, sondern weiter auf der flachen Strecke inetwa parallel zur Brennerautobahn fahren wollten. Und in der Tat: Sie hatten zwar auch Regen, aber längst nicht so heftig, wie wir. Eine Weile haben sie sich untergestellt, sind dann aber die ganze Strecke geradelt. Ganz im Gegensatz zu uns größerem Teil der Gruppe mit unserer Zugfahrt. Diese vier Leute aus unserer Gruppe werden es letztlich tatsächlich nur sein, die dann tatsächlich die gesamte Strecke von Garmisch zum Gardasee vollständig mit dem Rad zurücklegen. Und dazu gehöre ich also leider nicht...
Aber für diejenigen, die noch Lust auf einen Pass haben, wird es jetzt gegen halb drei Uhr, endlich ernst. Es soll über den "Monte Velo" gehen, wie unser Guide ankündigt. Später lerne ich: Eigentlich nennen nur die Mountainbiker den Berg Monte Velo und überqueren den Berg auf völlig anderer Route, als wir auf unserem Asphalt. Unsere Strecke wird eher "Passo Santa Barbara" genannt. Ungefähr 1000 Höhenmeter kündigt unser Guide uns an. Die mit Abstand längste Steigung am Stück auf unserer gesamten Tour. Sozusagen die Königsetappe. Und dabei ist fast schon unser Tourenziel in Sichtweite. Egal! Da wollen die meisten rauf!
Wir "Passfahrer" schrauben uns mittlerweile ja durchaus geübt in die Höhe. Die anfänglich sechs oder sieben oder acht Prozent Steigung sind trotz der mittlerweile ausgebrochenen Hitze in praller Sonne kein großes Problem. Für niemand von uns - alle haben sich gut eingerollt auf die Steigungen. Toll: Alle haben sich gesteigert!
Und so ist es in den Bergen wohl: Das Wetter ist rasant gewechselt und mittlerweile wieder einfach großartig - die Temperatur mitten in meinem Wohlfühlbereich.
Da soll es dann hinüber gehen: Der "Monte Velo" bzw. Passo Santa Barbara. Das letzte Hindernis, das wir uns ganz absichtlich noch vor den Gardasee stellen. Wir hätten auch einfach im Tal weiter fahren können...
... aber dann hätten wir auf Ausblicke, wie diese leider verzichten müssen.
Und - wenn ich es bis jetzt noch nicht begriffen habe, dann jetzt, hier, auf dieser wunderschönen Steigung: Das Radfahren auf Berge macht mich einfach nur glücklich! Es ist wunder-wunder-wunderschön, sich mit zehn, elf, zwölf km/h langsam auf Berge hinaufzukurbeln! Schneller sollte man gar nicht sein, es macht auch keinen Sinn, schneller hinauf fahren zu wollen. Denn: So kann man immer wieder großartige Ausblicke genießen - und man fährt ja auch langsam genug, um immer wieder mal in Ruhe in die Runde und das Bergpanorama schauen zu können. Großartig!
Das Glück dieser Erde liegt für mich gerade auf dem Sattel eines Fahrrades in den Bergen. Jedenfalls kann ich mir gerade kaum Schöneres vorstellen. Wie schade, das die Alpen und andere Berge so furchtbar weit von meinem Wohnort Hamburg entfernt sind!
Dem Autor dieses Blogs geht bei diesem Ausblick bei Valle San Felice nicht nur das Herz auf. Da will man doch gleich die ganze Welt umarmen.
Einen kleinen Stopp machen wir in dem Dorf Valle San Felice. In der Gruppe fährt bergauf jeder in seiner eigenen Geschwindigkeit, und es macht Sinn, sich hin und wieder mal zusammen zu sammeln. Alle sind glücklich, alle freuen sich, einigen ist es schon zu warm, aber man kann sich an dem obligatorischen Dorfbrunnen bestens kühlen.
Anfahrt auf Ronzo-Chienss. Aber noch vor dem Dorf geht's links ab - und wird dann verdammt steil.
Es geht weiter, manchmal berührt man kleine, ruhige Dörfer, wie Pannone oder Varano. Ein Stück vor Ronzo-Chienios, nach über 700 m Steigung, geht es links ab - und wird prompt spürbar steiler auf dem letzten Stück. Ziemlich kräftig geht es in die Höhe. Und mein Gefühl meint, dass es hinter jeder Kehre noch ein wenig steiler wird. Die Steigung wird zweistellig, meine Geschwindigkeit einstellig.
Aber - bin ich mit acht km/h vielleicht doch noch viel zu schnell für diese Steigung? Wie berauscht kurbele ich - registriere gar nicht richtig, dass ich immer mehr anfange zu schnaufen. Ich bekomme wohl die Quittung für die letztlich ja doch noch gegebene Unerfahrenheit in den Bergen: Anstatt einfach mit gleicher Kraft weiterzukurbeln, versuche ich, die Wahnsinns-Geschwindigkeit von acht km/h zu halten. Was mit zunehmender Steilheit der Strecke natürlich einen erhöhten Kraftaufwand bedeutet. Später erfahre ich: Es sind in diesem Bereich inzwischen 12 und 18 Prozent Steigung über lange Wegstrecken.
Fast 900 Höhenmeter habe ich schon hinter mir, als ich merke, dass ich da irgendeinen Fehler mache. Aber da ist es schon zu spät: In der letzten Kehre vor dem "Gipfelort" Santa Barbara muss ich vom Rad. Nur eben kurz 30 Sekunden verschnaufen, denke ich mir.
Nach 60 Sekunden schwinge ich mich wieder aufs Rad, merke aber schon nach 50 Metern Wegstrecke, dass das zu früh war. 200 Meter weiter also der nächste Stopp, diesmal erhole ich mich etwas gründlicher, stütze mich angestrengt auf mein Rad. Wieder eine Minute später geht es dann tatsächlich besser, den Rest der Steigung bis nach Santa Barbara in 1170 Metern Höhe hinauf schaffe ich dann in einem Schwung. Einige Mitglieder der Gruppe schaffen die Steigung ohne abzusteigen, einige auch nicht. Macht ja nix!
Knapp 1000 Höhenmeter geschafft...
... auf dem Passo Santa Barbara.
Leute mit modernster Technik am Lenker meinen überein-stimmend, dass als Steigung an einigen Rampen im oberen Bereich der Straße 18 Prozent angezeigt wurde. Die Beschilderung an der Straße wies 14 Prozent aus - als Mittelwert. Das war mir dann nach den vorangegangenen rund 800 Höhenmetern mit meinem "Wahnsinnstempo" dann doch zuviel - da also war meine Grenze. Macht ja auch nix!
Aber insgesamt doch ein wirklich großartiger Berg - und der Gardasee, das letzte Ziel unserer Tour ist jetzt nur noch eine Abfahrt entfernt. Allerdings: Was für eine Abfahrt! Passend zur Königsetappe auch eine Königsabfahrt: Nicht nur, dass sie auf schmaler Straße zuweilen sehr steil ist.
Als besondere Schwierigkeit kommen noch Hindernisse hinzu - und glücklicherweise kann unser Guide uns davor warnen. Ein entgegenkommender Rennradler hat ihm, auf italienisch, die Warnung zugerufen, dass die Straße nach einem Unwetter total verdreckt sei. Ja, auch mir rief ein entgegenkommender Rennradler etwas zu, nur habe ich nix verstanden und habe nur zum Gruß freundlich gewunken. Unser Guide aber hat's verstanden - und kann uns vor der rutschigen Straße warnen. Auch ein Stück guter Fahrrad-Kultur, sich Warnungen zuzurufen. Und Italien ist für Rennradfahrer-Kultur ja berühmt.
Aber auch die Abfahrt vom "Monte Velo" ist nicht ohne: Teilweise ist der Asphalt unter Geröll, Sand, Blättern und Zweigen fast verschwunden.
Und in der Tat: Die kurven- und kehrenreiche 1000-Meter-Abfahrt hat es in sich! Ein kräftiger Gewitterschauer am Vortag hat an einigen Stellen eine Menge an Sand, Matsch und kleinerem Geröll auf der Straße hinterlassen. Wenn man dann als dicker Mann auf seinen zwei sehr dünnen Rädern mit über 50/60 Sachen auf solche Stellen zugerast kommt, dann ist schon hohe Aufmerksamkeit vonnöten.
Da ist er, der Gardasee: Der erste Blick auf das Ziel unserer tagelangen Fahrt.
Irgendwann während der Abfahrt erspähe ich ihn dann aus den Augenwinkeln - den Gardasee! Ich halte die Augen offen und lege bei der nächsten Sichtmöglichkeit einen Stopp ein. Für das Erinnerungsfoto "Mein erster Blick auf den Gardasee". Und, ich gebe zu: Ein gewisses Glückgefühl durchströmt mich doch.
Auf der Abfahrt geht alles gut, bei uns allen. Der Monte Velo ist in gewisser Weise das Gesellenstück von uns Anfängern, sowohl was den zum Ende hin immer steileren Anstieg angeht, als auch die zuweilen steile und manchmal rutschige Abfahrt.
Bedauerlich und etwas erschreckend dann aber, dass sich auf der anderen Seite des Berges schon Gewitterwolken geballt haben, als wir dorthin kommen. In jedem Tal kann ganz unterschiedliches Wetter sein.
Der Weg zum Gardasee wird gesäumt von blühenden Oleanderbüschen.
So findet - ach, wie schade! - die Zieleinfahrt unserer Tour über die Alpen in Torbole am Gardasee unter leichtem Gewittergrollen und sehr kräftigem Regen statt. Kurz nach dem Gesellenstück des Bergfahrens findet jetzt unmittelbar die Taufe statt. Obwohl wir uns zum ersten Mal auf der gesamten Tour richtig beeilen und fast im Renntempo fahren, kommen wir pudelnass an der Unterkunft an. Das ist ja schon fast absurd - passt aber irgendwie zum insgesamt absurden Tagesverlauf.
Abends sammeln wir noch ein paar Eindrücke vom der Ortschaft Torbole.
Im Freundes- und Kollegenkreis gab es vorher eine Menge Achtung und Respekt für diese Tour - und doch meine ich: Jeder einigermaßen geübte Radfahrer kann eine Alpen-überquerung auf einer solchen Strecke bewältigen! Es sind keinesfalls übermenschliche Kräfte vonnöten. Aber doch sollte man mit seinen Kräften etwas haushalten, nicht umsonst gab es gleich mehrere Mitglieder unserer Gruppe, die körperlich an ihre Grenzen kamen. Nichts dramatisches, aber z.B. mit einem schmerzenden Knie über die Berge zu fahren, ist nicht gerade das größte Vergnügen.
Die Etappe am heutigen Tag beinhaltet (letztlich dank der Verkürzung durch die Zugfahrt) eine Strecke von nur 62,6 km, zurückgelegt in einer Fahrzeit von 3 Stunden 22 Minuten, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 18,6 km/h entspricht. Die Höhenmeter des heutigen Tages summieren sich auf 1090 m, die Spitzengeschwindigkeit von 52,4 km/h ist auf der rutschigen Abfahrt schon fast waghalsig gewesen.
Insgesamt legten wir auf der gesamten Tour eine Strecke von 481,0 km zurück, meinen persönlichen "Prolog" mit der Anfahrt von Hinterstein nach Grainau mitgezählt. Und insgesamt gab es 4850 Höhenmeter zu bewältigen. Eine grandiose Radfahrt - die bei mir und meiner Liebsten vor allem ein Gefühl zurückließ: Davon wollen wir mehr! Viel mehr! Immer mehr!
Also: Wir brauchen Berge bei Hamburg und Berlin! Viel mehr als jetzt! Und so hoch wie die Alpen! Warum baut man in Hamburg eine putzige Elbphilharmonie und in Berlin einen putzigen Flughafen? Könnte man nicht für das gleiche Geld ein paar Berge rund um Hamburg und Berlin aufbauen? So hoch wie die Alpen? Mindestens? Hm, das wäre doch was! Die Partei, die mir zusagt, hierfür zu sorgen, bekommt meine Stimme bei der nächsten Wahl. Ehrlich!
Kurz nach Sonnenaufgang: Blick von Torbole am nördlichen Rand des Gardasees aus.
Morgens um halb sieben ist in Torbole die Welt noch in Ordnung.
Und, wie immer auf unserer Radtour: Alles ist umrahmt von gewaltigen Bergen.
Blick zur Ortschaft Torbole.
Und dann geht's im Bus, hier noch in Torbole, zurück. Und nach gerade mal ein paar Stunden Fahrt werden wir wieder am Ausgangspunkt unserer mehrtägigen Radtour zurück sein.
Was sind das nur für sonderbare Felsen?? Wir fahren hier noch ganz in der Nähe des Gardasees durch die Provinz Trient.
Der exakte Tourenverlauf wird in der (zoombaren) Karte unten in der blauen Linie angezeigt. Die Zugfahrt verstecke ich schamvoll hinter einer schnurgeraden Linie. Leider fehlen auch wieder die letzten Kilometer der Strecke, da mein GPS-Logger dort seine Arbeit eingestellt hatte. Das passt ja auch irgendwie zum Tag...
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