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Eine Weile nach dem Start auf dem Europa-Radweg R1: Ein typischer Streckenabschnitt kurz hinter Münster - und der Regen des Tages zeigt erste Spuren.
Freitag 5. Oktober 2012, Münster
Wetter: Nahezu den ganzen Tag Dauerregen, kühl, frischer bis starker Wind
Nach den Tagen in Münster geht es für uns an diesem Freitag, den 5. Oktober 2012, nun in Münster endlich "richtig" los auf unsere Streckentour auf dem Europa-Radweg R1 (auch als D-Route 3 im Radnetz Deutschland bezeichnet). Beim morgendlichen Brötchenholen werde ich bereits nass: Ein leichter, aber durchdringender Nieselregen sorgt dafür. Das sorgt dafür, dass wir - wir, das sind meine Herzallerliebste und ich - uns heute Morgen nicht sonderlich beeilen. Frei nach dem Motto: Das Wetter kann ja nur besser werden...
Ein Trugschluss! So verpassen wir fast schon das "beste" Wetter an diesem Tag. Okay, okay, ein wenig übertrieben... Als wir die schöne Ferienwohnung ein kleines Stückchen östlich von Münster verlassen und uns dann endlich um 9:50 Uhr aufs Fahrrad schwingen, hält der durchdringende Nieselregen noch an. Unser Zögern hat da nichts gebracht.
Der Europa-Radweg R1 verläuft quer durch Münster hindurch, z.B. auch einen halben Bogen auf der für City-Radler geradezu magischen Promenade um die Innenstadt von Münster - wir sind diesem Weg ja vor einem Jahr auf unserer Fahrt gen Westen gefolgt.
Heute wollen wir es etwas anders machen: Wir wollen gar nicht erst die fünf Kilometer bis in das Stadtzentrum hinein fahren, sondern nur ein Stückchen stadteinwärts bis an das Flüsschen Werse. An dessen Ufer gibt es einen Radweg, der irgendwo am Stadtrand von Münster den Europa-Radweg R1 quert. An diese Kreuzungsstelle wollen wir - und dort dann auf den R1 abschwenken. Wegen mangelnder Ortskenntnisse ist dies vielleicht nicht ganz einfach, denn Radweg-Beschilderungen sind ja zuweilen recht sparsam und nicht sehr eindeutig. Quereinstiege in Radwege sind häufig schwierig zu finden, sagt die Erfahrung.
Eine Stückchen geht's bei Münster auf dem Werse-Radweg entlang auf der Suche nach dem R1.
Den Werse-Radweg zu finden, ist leicht für uns: In Fahrtrichtung Münster-Zentrum geht's hinter dem Campingplatz Münster rechts ab auf die Straße Laerer Werseufer. Nach einiger Zeit wandelt sich die Straße am Ufer der Werse in einen pitschnassen, matschigen Waldweg. Aber, nun gut, ein paar hundert Meter geht das denn auch. An der erstbesten Gelegenheit biegen wir rechts ab. Es gibt dort immerhin ein hinter Zweigen verstecktes Fahrradschild. Aber nicht mit detaillierter Anzeige, um welchen Weg es sich hier handelt.
Das Schild an der Abzweigung ist unklar: Geht es hier wohl auf den Europa-Radweg R1, bitteschön?
Ob das nun der der Radweg R1 ist? Wir wissen es nicht wirklich. Und sind sofort wieder drin in dem üblichen Such- und Ratespiel auf einer Radtour: Sind wir hier wohl richtig?? Geht es hier entlang? Na - nach einigem Rätselraten folgen wir dann doch dem Schild... Wenn es blöde läuft, kommen wir sonstwo hin, sind womöglich erstmal völlig falsch.
Nach fünf Minuten haben wir aber an einer ausführlichen Beschilderung Gewissheit: Ja - wir sind tatsächlich richtig! Wir sind auf dem Radweg R1 gelandet, in Kasewinkel. Nun geht es erstmal eine ganze Weile völlig unkompliziert weiter ziemlich direkt in Richtung Osten. Hin und wieder kleine Schlenker, aber die Beschilderung stimmt, wir kommen gut klar - und gut voran.
Bei Kasewinkel verläuft der R1-Radweg eine Weile durch den Wald - davon bin ich gar kein großer Fan.
Etwas ärgerlicher ist da schon das Wetter: Es regnet beharrlich. Nicht mehr nur dieser Niesel, sondern "richtiger" Regen. Auf den (meist richtig guten, ebenen) Asphaltstraßen steht das Wasser in größeren, flachen Pfützen. Es gibt auch längere unbefestigte oder geschotterte Abschnitte auf der Strecke - dort sind die Pfützen zumeist etwas kleiner, verbergen aber zuweilen auch tiefere Schlaglöcher. Besser, man schlängelt dort dann entlang. Auch die bei mir berüchtigten Abschnitte durch Wald sind dabei, natürlich. Es gibt einfach keine Abwechslung und mir fehlt dann einfach immer der weite Blick in die Landschaft. Aber, nun gut, meine Liebste liebt solche Strecken durch Wälder - dann gönne ich ihr diese Abschnitte von Herzen.
Das lausige Wetter haben wir einem kräftigen Tiefdruckgebiet zu verdanken - das mit strammen Westwind die dusteren Wolken über das Land peitscht. Und das ist die gute Seite des Wetters für uns: Wir haben einen kräftigen Rückenwind. Ohne große Anstrengungen kommen wir richtig zügig voran. Und immerhin ist es nicht sonderlich kalt: Unter meiner Regenjacke bin ich im T-Shirt unterwegs. Aber wir sind ja auch beständig in Bewegung.
Dunkle Wolken, Pfützen, Maisfelder, einzelne Gehöfte - unterwegs auf dem Radweg R1 im Oktober 2012.
Flach geht's durchs Münsterland an Maisfeldern vorbei, hier in der Nähe von Telgte. Der bekannte Wallfahrtsort liegt jedoch nicht auf der Route des R1.
Wenn wir nicht gerade durch Wald radeln, geht es häufig an Maisfeldern entlang. Manchmal sind diese abgeerntet, manchmal auch noch nicht. Ab und zu gibt es ein Gehöft, manchmal eine kleine Ansammlung von Gehöften - Dörfer sind das aber wohl nicht. Etliche der Gehöfte haben beeindruckende Ausmaße.
Und: Zur Wahrheit gehört auch, dass es nach knapp eineinhalb Stunden Fahrt tatsächlich doch mal eine Regenpause gibt. Es tröpfelt nur noch etwas. Eigentlich hätten wir richtig Lust auf eine kleine Pause - die Pausen sind doch schließlich das Schönste auf einer Radtour. Und man hat sich die Pausen dann ja auch verdient! Aber dafür fehlen hier irgendwie die Möglichkeiten. Kein Radler-Rastplatz, keine Bank, kein Bäcker weit und breit. Also weiter auf der Tour. Immerhin ziehen wir mal unser Regenhosen aus.
Zehn Minuten später, nach 21 km Fahrt, die erste kleine Ortschaft des Tages: Der 1.300-Einwohner-Ort Müssingen. Aber Müssingen bietet jedenfalls an der Strecke nichts, was uns zu einer Pause verführten könnte. Also weiter.
Es ist dann zehn Minuten vor zwölf Uhr, nachdem wir also genau zwei Stunden unterwegs sind (29 km), als endlich doch die ersehnte Pause naht: Der R1-Radweg führt direkt in das Zentrum von Warendorf.
Anfahrt auf das Zentrum der Stadt Warendorf.
Im schönen Zentrum von Warendorf: Der Marienbrunnen auf dem Markt der Stadt.
Und das ist gut so! Denn die Innenstadt von Warendorf mit seinen 38.000 Einwohnern ist wunderschön und in jedem Fall einen möglichst ausgiebigen Stopp wert! Wir schieben unsere bepackten Räder eine ganze Zeitlang durch die Fußgängerzone, machen dann einen ausgiebigen Stopp bei einem Bäcker. Und auch danach drehen wir noch eine kleine Runde durch die berühmte Pferdestadt. Warendorf gefällt uns richtig gut! Wenn man mal vom Startpunkt Münster absieht, ist dies der erste richtige Höhepunkt auf unserer Tour. Nach einer Stunde müssen wir uns regelrecht losreißen, um uns wieder auf die Strecke zu begeben. Aber - ach, das hat gut getan! Und war genau der richtige Stimmungsaufheller. Denn diese begann bei dem garstigen Wetter schon so langsam abzusacken.
Es regnet wieder, nicht sehr stark, aber beständig. Die Ausfahrt aus Warendorf gestaltet sich sehr schön, verläuft an Ems und Emssee entlang, begleitend zum Naturschutzgebiet Emsaue. Tolle Gegend - da lacht des Radlers Seele. Aber bald danach sind wir auch wieder in der Landschaft, wie wir sie zuvor schon zwei Stunden lang erlebt haben. Viel Abwechslung kann man hier wohl nicht erwarten.
Über eine Brücke geht es zwischen Ems und Emssee wieder auf die Fahrradstrecke R1.
Immerhin hält der Rückenwind an. Immer wieder gibt es Abschnitte auf unbefestigten Wegen, zuweilen mit sehr matschigen Wegen. Unsere Fahrräder sehen erschreckend schnell so aus, als hätten wir sie einmal komplett durch den Matsch gezogen. Die Ketten knirschen. Und wenn wir mal die Bremsen betätigen, hört es sich an, als würden wir die Felgen unserer Räder abschleifen. Und unsere Schuhe und Hosen sehen nicht viel besser aus, als die Räder... Aber was nicht gehen wird, ist ein täglicher Hosenwechsel. Dafür hat man auf einer Radtour einfach nicht genügend Platz. Es darf also an den Folgetagen nicht so weitergehen mit einer allgemeinen, totalen Dreck-Verkrustung! Trotzdem haben wir uns aller Widrigkeiten zum Trotz inzwischen ganz gut "eingegrooved" auf das Streckenradeln.
Der Blick beim Radeln nach unten zeigt: Das Fahrrad verdreckt heute extrem schnell auf der Tour. Ganz zu schweigen von den Schuhen (und später auch der Hose).
Von Start mit der Abzweigung vom Werse-Radweg abgesehen haben wir mit der Orientierung auf dem Radweg R1 bisher kaum Probleme gehabt. Nach einer halben Stunde Fahrt, in der Nähe der Stadt Sassenberg, sind wir allerdings doch verblüfft: Wir stehen vor einer großen, schönen Infotafel des Ems-Radwegs! Nanu? Haben wir uns vertan?
Aber nein! Ein genauer Blick zeigt: Alles ist gut! Die beiden Wege verlaufen eine Weile lang parallel. Vor solchen Infotafeln bleibe ich auch auf einer Radtour ja immer stehen, IMMER. Manchmal zum Unwillen meiner Begleitung in Anbetracht der manchmal unerwünschten Unterbrechung. Also fotografiere ich die Infotafeln immer nur schnell ab und rase dann der davoneilenden Liebsten hinterher... Eine Auffälligkeit jedoch: Direkt neben der Infotafel des Ems-Radwegs ist ein offenbar recht neuer, wunderschöner Radler-Rastplatz gebaut worden. Das haben wir auf dem R1-Radweg so bisher noch nicht gesehen. Großartig! Nur haben wir unseren Pausenbedarf ja gerade in Warendorf gedeckt... Ein Stückchen weiter steht eine Infotafel von der D-Route 3, hier also nicht als Europa-Radweg R1 bezeichnet - beide Strecke verlaufen ja mit fast komplett identischem Verlauf. Es ist hilfreich auf dieser Radtour, sich an beide Bezeichnungen zu gewöhnen.
Um genau 14 Uhr erreichen wir Harsewinkel - die Stadt nennt sich selber "Mähdrescherstadt". Wir sehen keinen, aber freuen uns, wieder in eine Ortschaft zu kommen. Die Landschaft bot auch zuletzt nicht viel Abwechslung. In der 24.000-Einwohner-Stadt Harsewinkel fühlen wir uns nicht spontan so wohl, wie in Warendorf. Aber die Dreiviertel Stunde Pause bei einem Kaffee in einer Eisdiele haben wir doch genossen. Wir machen uns erste Gedanken um eine Unterkunft - noch ohne konkretes Ergebnis.
Blick zur beeindruckenden Pfarrkirche St. Lucia im Zentrum von Harsewinkel.
Als wir in Harsewinkel wieder aufbrechen, regnet es wieder richtig kräftig. Und, um es vorweg zu nehmen: So bleibt es bis zum Ende unserer heutigen Tour - fast. "Vollausstattung" bei der Kleidung ist wieder gefragt. Wir radeln trotzdem stoisch weiter. Was in der Tat zunächst ziemlich scheußlich ist! Denn: Es geht eine Weile an einem Radweg direkt an der sehr stark befahrenen Bundesstraße B513 entlang. Auf der linken Fahrtseite, das heißt, man fährt direkt neben den entgegenkommenden Autos. Und da es so kräftig regnet und auf der Straße das Wasser steht, ziehen diese Autos gewaltige Gischtfahnen hinter sich her. Das bedeutet dann für entgegenkommende Radler zusätzliche Schmutz-Duschen direkt von vorne. Und - was glauben Sie: Hat wohl einer der Autofahrer, auch nur ein einziger, ein ganz klein wenig Rücksicht auf die Radler auf dem Radweg genommen und ist mal 10 oder 20 vom Tempo runter gegangen?
Natürlich nicht - also geraten wir aufgrund der allgemeinen Erbarmungslosigkeit in eine gewisse Nahkampf-Stimmung - und übersehen dabei offenbar irgendwo ein Hinweisschild auf den Radweg, bleiben dadurch länger an der Bundesstraße, als nötig. Da kann man nur sagen: Selber Schuld. Irgendwann bemerken wir unseren Fehler und biegen irgendwo in Richtung "unseres" Radweges ab. Finden ihn auch zügig wieder. Aber: Da haben wir uns zum ersten Mal etwas verfahren.
Unsere zuvor doch noch recht stabil gute Stimmung ist jedenfalls einer ersten echten Belastungsprobe unterworfen. Es geht durch den Wald, nun gut. Auf einem unbefestigtem Weg, nun gut. Meine Kamera zeigt bei der massiven Feuchtigkeit erste Ausfall-Erscheinungen, nicht gut. Meine Fotos bekommen so mit der Zeit einen gewissen impressionistischen Touch, nicht gut...
Bei Marienfeld geht es an dem Flüsschen Lutter entlang auf einem geschottertem Weg in Richtung Gütersloh.
Wir kommen trotzdem zügig voran. Kurz vor der Ortschaft Marienfeld, ein Stadtteil von Harsewinkel. Diese nur am Rande gestreift wird, machen in freier Gegend mal wieder einen Stopp. Einfach mal die Beine etwas vertreten. Den Hintern ein wenig schonen - ein paar Minuten lang jedenfalls.
Ganz froh sind wir jedoch, dass die Route des R1 nicht in die Innenstadt von Gütersloh hinein führt. Es geht zwischen Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück entlang, dann wird ein großer Bogen südlich um das Stadtgebiet von Gütersloh herum gefahren. Bei diesem prasselnden Regen hätten wir beide überhaupt keine Lust dazu gehabt, uns durch den dichten Stadtverkehr hindurch zu schlängeln... Also sind wir richtig dankbar darüber, den Bogen um Gütersloh zu fahren.
Das viele Wasser auf und in der Kamera zeigt Wirkung in deren Funktionsweise, die Fotos bekommen langsam einen fast impressionistischen Touch und der Verschluss öffnet sich nicht mehr richtig. Hier sind wir an der Stelle, an der die Bundesstraße B513 am Stadtrand von Gütersloh zu überqueren ist.
Die Bundesstraße B513 ist zu queren, unweit des Flughafens Gütersloh. Es geht bereits gegen 15:50 Uhr - der Feierabendverkehr setzt langsam ein. Unser Radtouren-Heft zeichnet den Ort als gefährliche Stelle aus. In dem prasselnden Regen stehen wir zweieinhalb Minuten an der Straße, ehe wir eine Lücke finden, um mit unseren bepackten Rädern hinüber zu spurten. Und - was glauben Sie: Hat wohl einer der vielen Autofahrer, auch nur ein einziger, ein ganz klein wenig Rücksicht auf die Radler auf dem Radweg genommen und ist mal ein wenig vom Gas gegangen, um den etwas verloren am Straßenrand stehenden Radlern ein Überqueren der Straße zu ermöglichen??
Die Antwort lautet: Tatsächlich ja! Als nur auf einer Spur Verkehr herrscht, erfasst ein aufmerksamer Fahrer die Situation, geht vom Gas, gibt ein Signal per Lichthupe. Da die hinter ihm fahrenden Autos nicht sofort anfangen, wie wild zu überholen (auch sowas habe ich schon mal erlebt), gelingt es uns, im Laufschritt über die B513 zu queren. Herzlichen Dank!
Es geht öfters mal an einem Ortsschild von Gütersloh vorbei, aber, oh, oh, die Kamera erzeugt impressionistische Fotos.
Als wir schon über fünf Minuten hier an der Bundesstraße B61 stehen, ohne eine kleine Chance zu bekommen, die Straße zu queren, packt uns langsam eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. Warum denn keine Ampel an einer solchen Stelle?
Am Stadtrand von Gütersloh geht es weiter über pitschnasse Straßen, immer mal wieder an einem Ortsschild von Gütersloh vorbei. Bis zur nächsten Querung einer Bundesstraße, acht Kilometer nach der letzten Querung. Jetzt ist es die B61. Wieder gibt es einen Gefahrenhinweis in unserem Tourenführer. Und wieder stehen wir belämmert am Straßenrand. Es ist 16:20 Uhr, der Verkehr dieser Verbindung zwischen Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück ist noch wesentlich dichter, als vorhin an der anderen Bundesstraße. Und - was glauben Sie: Hat denn auch hier wohl einer der vielen, vielen Autofahrer, auch nur ein einziger, ein ganz klein wenig Rücksicht auf die Radler genommen und ist mal ein wenig vom Gas gegangen, um den etwas verloren am Straßenrand stehenden Radlern ein Überqueren der Straße zu ermöglichen?
Natürlich nicht! Mein GPS-Log zeigt später: Wir stehen hier geschlagene sechs Minuten in Regen und Gischt, bis sich eine Chance ergibt, schnell hinüber zu huschen. Warum baut man hier keine Bedarfsampel, pardon: keine Bettelampel, hin? Wen, um alles in der Welt, würde die denn stören, wenn alle halbe Stunde mal jemand kommt, um die Straße zu queren und die Autofahrer mal dreißig Sekunden halten müssen?
Wir stellen fest: Es steht jetzt zwei zu eins für die achtlosen Autofahrer. Okay - die sind ja im Recht, haben Vorfahrt und brauchen ja weiter nicht Acht geben. Und doch: Unser Verständnis hierfür ist im Keller angekommen.
Genauso ist es jetzt mit unserer Stimmung - wir haben nach diesen blöden Ereignis schlicht "die Faxen dicke"! Müssen 100 Meter nach dieser gefährlichen Aktion nochmal einen kurzen Stopp einlegen, uns etwas beruhigen, etwas Luft holen - wir waren ziemlich angespannt und hatten richtig Angst vor dem Überqueren der Straße. Also: Es reicht uns für heute, wir haben keine Lust mehr. Die Umgebung von Gütersloh ist offenbar eher ein fahrradtechnischer Alptraum. Höchste Zeit, dass wir uns eine Unterkunft für die kommende Nacht sichern.
Aber, nein, die soll nicht in Gütersloh sein. Verl wäre da eine Möglichkeit. Nur noch etwa 15 km entfernt, und es gibt dort laut unserem Tourenführer einige Unterkünfte. Allesamt jedoch teuer bis sehr teuer, aber das ist jetzt egal. Wir brauchen jetzt gerade mal eine echte Perspektive für unsere heutige Tour. Fünf Minuten später haben wir uns eine Unterkunft gesichert, in Verl - völlig unkompliziert. Na, dann mal los dorthin.
Das Ganze zieht sich jedoch. Auf zumeist abgelegenen Asphaltstraßen kommen wir einigermaßen zügig voran. Trotzdem fühlt sich die Tour bei dem Sauwetter mittlerweile an, wie eine fiese Durchhalteübung. Aber auch, als mal ein paar hundert Meter entsetzlicher Hoppel-Matsch-Strecke zu überwinden ist, nehmen wir das stoisch hin. Ein Schild "Verl 9 km" erscheint wie eine Verlockung. Die Schilder des R1-Radweges sehen hier in der Gegend merkwürdig aus: Man hat irgendwelche Fahrradrichtungsschilder mit einem Aufkleber des R1 überklebt. Dies sieht manchmal schon recht komisch aus - blöder ist, das die Richtungspfeile zuweilen kaum noch zu erkennen bzw. richtig zu interpretieren sind, weil man die auch gleich mit überklebt hat.
Nur noch ein paar Kilometer bis Verl - und plötzlich wird es bei Spexard heller und der Himmel klart für einen Moment auf.
Ein Stückchen geht es durch eine Ortschaft: Spexard. Nie gehört - aber der Ort scheint wahrlich magische Eigenschaften zu haben. Denn: plötzlich und unvermittelt hört am Ortsende der Regen auf! Was ist los? Stimmt etwas nicht? Haben wir uns verfahren? Wie zum Spott zu unserem vergangenen, harten Tag, klart plötzlich der Himmel auf, wir sehen sogar ein paar Sonnenstrahlen! Unfassbar!
Zehn Minuten später, um genau 17:12 Uhr, passieren wir das Ortsschild der 25.000-Einwohner-Stadt Verl. Und wir atmen auf: Ein Glückgefühl! Bis zu unserem zentralen Gasthof brauchen wir allerdings noch fast 20 Minuten. Da regnet es dann doch schon wieder...
Angekommen in Verl!
Ein schöner Blick aus dem Hotelzimmer auf die Kirche St. Anna in Verl.
Mein Tacho zeigt nach diesem mühsamen Tag: 89,2 km Strecke gefahren. Reine Fahrtzeit, ohne Pausen 4:55:30 h, Durchschnittsgeschwindigkeit 18,4 km/h dank meist massiver Windunterstützung (auf unseren Streckentouren sind wir sonst üblicherweise rund zwei km/h langsamer), Spitzengeschwindigkeit 30,7 km/h.
Ein prima Zimmer haben wir hier erwischt, aber sofort wird uns klar: Es wird allerdings ein Problem geben, unsere Klamotten trocknen zu können. Das klappt dann auch nur leidlich.
Abends um acht an der Paderborner Straße im Zentrum von Verl: Wer geht bei dem Wetter schon vor die Tür?
Nach einer Pause und etwas Essen wollen wir uns abends noch ein wenig im Zentrum von Verl umschauen. Allerdings laufen wir nur ratlos etwas hin und her, finden eigentlich nichts, was uns interessiert und anspricht. Das Zentrum von Verl ist nicht besonders einladend für uns, vielleicht sind wir auch einfach nur zu geschafft und vielleicht fehlt uns schlicht die Energie, noch etwas mehr zu erkunden. Es wird nur ein kurzer Spaziergang.
Der exakte Tourenverlauf wird in der (zoombaren) Karte unten der blauen Linie angezeigt.
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