Reisebericht Dubai -
  Von der Faszination und der Ödnis des
  Gigantismus

Ein Reisebericht aus Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit einem Ausflug nach Abu Dhabi
   mit 40 Bildern



Dubai, Dromedare und Atlantis the Palm

Kamele bzw. Dromedare gibt es direkt in Dubai nur noch zur Bespaßung von Touristen - wie hier am öffentlichen Strand "Jumeirah Beach". Im Hintergrund die künstlich aufgeschüttete Insel "The Palm Jumeirah" mit dem markanten und weltberühmten Edel-Hotel "Atlantis The Palm", das in meinem Reiseführer schlicht ein "Wunder" genannt wird.

Eigentlich war ich verblüfft, wie schnell es ging, dass ich mich an den architektonischen Sensationen von Dubai schon nahezu satt gesehen habe! War ich doch voller Erwartung und Neugierde für eine knappe Woche nach Dubai gefahren - gelockt von den vielen gewaltigen Bauwerken, von denen ich immer wieder gehört und gelesen hatte. Ein echtes Traumziel war diese in die Wüste gebaute Metropole der Vereinigten Arabischen Emirate für mich! Schon lange!

Wer schon ein wenig in einigen meiner anderen Texte gelesen hat, wird wissen, dass ich Superlativen durchaus zugetan bin: das größte, kleinste, beste, höchste, älteste, neueste, nördlichste, südlichste und und und finde ich immer einfach spannend! Hauptsache, es gibt ein -ste am Wortende! Immer wieder kann ich mich für solche Besonderheiten begeistern! Sei es das älteste Kino der Welt in Szczecin, der östlichste, nördlichste, südlichste Punkt Deutschlands oder was auch immer. Und wenn man sich für derlei Dinge erwärmen kann, dann ist Dubai das perfekte Reiseziel. Gibt es dort doch Superlative in beliebiger Zahl und in fast beliebiger Dimension zu bestaunen. Irgendwie scheint ja die ganze Stadt ein einziger Superlativ zu sein... Kurz: Mein perfektes Reiseziel heißt Dubai!

Ein verblüffend günstiges Zimmer ließ sich schnell im Internet finden - und zudem ein paar Reiseinformationen zusammensammeln. Grundtenor hierbei, unter anderem: Im Juni ist es schon Hochsommer auf der Arabischen Halbinsel, es ist tagsüber viel zu heiß, um sich draußen aufzuhalten. Und auch die Luftfeuchtigkeit sei im Sommer weitaus höher, als im Winter. Insgesamt herrsche damit ein für Europäer kaum zu ertragendes Klima. Nun ja, das war mir also bekannt - und damit wohl auch der Grund, warum sowohl Flug als auch Hotel vergleichsweise extrem günstig waren: Es ist einfach absolut keine Touristenzeit - Dubai im Juni.

Aber ich war guter Dinge, weiß, dass ich auch große Hitze relativ gut aushalten kann. Jedenfalls, wenn ich mich einigermaßen klug verhalte und immer reichlich Wasser zu mir nehme. Also nahm ich mir vor, auf der gesamten Reise auch nicht mit einem Wort über die Hitze zu klagen und mich eben entsprechend einzurichten - fertig.

Wieder einmal gut eine Stunde Verspätung muss ich in Kauf nehmen, um Dubai zu erreichen. Der Flug war eher öde gewesen: Das gesamte südöstliche Europa schien sich unter einer geschlossenen Wolkendecke verstecken zu wollen. Wir fliegen knapp an der von mir so geliebten türkischen Hauptstadt Ankara vorbei (siehe meinen Reisebericht Ankara - neue Seite öffnet), nur leider war sie komplett unter Wolken verschwunden. Was für ein seltenes Ereignis! Und - wie schade... Erst als die Sonne schon untergegangen ist, wird der Blick auf den Boden frei. Das nächtliche Bagdad sieht für meine Begriffe gewaltig aus, das nächtliche Kuwait scheint allein aus zahlreichen, riesigen Fackeln an den Bohrlöchern zu bestehen, mit denen Öl-Beiprodukte einfach verbrannt werden. Der Anflug auf Dubai ist dann jedoch absolut gigantisch, atemberaubend, Wahnsinn, phantastisch!

Es ist also bereits weit nach Mitternacht, als ich Anstalten machte, den wohltemperierten Flughafen Dubai zu verlassen. Frisch ertauschtes Geld der Vereinigten Arabische Emirate hatte ich in der Tasche - und dies ist für sich allein schon eine nette, kleine Anekdote. An einer der Wechselstuben schiebe ich meine Euros durch den Schlitz und frage, ob denn mein Reisepass für das Wechseln benötigt würde (dies hatte ich irgendwo in einem Reiseführer so gelesen). Der gutgelaunte Kassierer schaut mich nur leicht amüsiert an, meint nur "Oh - no, Sir!! Money is much better than Passport!". Daraufhin zählt er mir einige Scheine hin - und diesmal schaue ich etwas irritiert, denn: ich erkenne nichts! Es mag ja Zufall gewesen sein, aber bei den ca. 12 Scheinen ist immer die Seite mit der für mich unlesbaren arabischen Beschriftung oben. Da ich zu dem Zeitpunkt mit diesen Ziffern noch überhaupt nicht umgehen kann (nach zwei, drei Tagen geht das aber problemlos) schaue ich eher hilflos auf den für mich völlig undurchschaubaren kleinen Stapel Geld, wittere gleich einen plumpen Betrugsversuch, muss mir die Scheine erstmal von der anderen Seite (dort alles auf englisch und mit gewohnten Zahlen beschriftet) genauer anschauen und nachzählen - alles stimmt. Natürlich! Der Kassierer beobachtete mich dabei, wieder amüsiert. Jede Wette: Es war ein beabsichtigter kleiner Gag von ihm. Er macht das immer so, um solche hilflosen Reaktionen wie bei mir zu erhaschen. Irgendwie muss man bei einem solch öden Job ja für ein wenig Amüsement sorgen. Wir grinsen uns wissend an - und mir gefällt das Verschmitzte dieses Herrn.

Jetzt aber ab zum Taxi, zu dieser Uhrzeit die einzige Möglichkeit, die Fahrt vom Flughafen zum Hotel zu bewerkstelligen, die Metro macht schon längst Betriebspause.

Um zum Taxi zu gelangen muss man den klimatisierten Bereich des Flughafens kurz verlassen, für 15 bis 20 Meter Weg - und prompt habe ich den Eindruck, dass ich in das Visier eines kräftigen Ganzkörper-Heißluftföns gerate. Ja, Gute Güte! Es ist doch tiefe Nacht hier! Unfassbar, diese Hitze! Aber da fällt mir mein Vorsatz ein, nicht über die Hitze in Dubai klagen zu wollen. Schnell verschwinde ich in einem mir zugewiesenen, angenehm klimatisierten Taxi mit einem überaus freundlichen Taxifahrer aus Indien.

Ja, meine Güte, ist es hier mitten in der Nacht heiß - sind dann meine ersten Worte zu ihm. SOLCHE Temperaturen sei ich ja überhaupt nicht gewohnt in dem zuletzt knapp 15 Grad kühlen Hamburg! Da werde ich sicherlich erst mal eine Weile brauchen, mich daran zu gewöhnen! Das ist ja unglaublich, diese Hitze!

Der Taxifahrer lässt freundlich wartend meinen Wortschwall über sich ergehen, erinnert mich daran, dass ich doch sicherlich in ein Hotel möchte, und in welches denn wohl? Sein Auto ist mit einer Temperaturanzeige ausgestattet: 33 Grad sind es noch. Ja, bestätigt er, es sei seit einigen Tagen wirklich sehr heiß - und dabei in den letzten Tagen auch sehr schwül geworden. Es sei wirklich schwer auszuhalten derzeit.

Der Taxifahrer erweist sich als sehr aufmerksamer Mensch, erkundigt sich, was ich in Dubai denn so vorhätte, als er hört, ich wolle mir unter anderem auch die zahlreiche einmalige Architektur anschauen, gibt er mir mit auf den Weg, dass ich unbedingt nach Dubai Marina solle - dort gäbe es eine gewaltige Anzahl an beeindrucken Hochhäusern. Guter Tipp, dies hatte ich tatsächlich noch nicht wirklich auf dem Zettel.

Okay, den Vorsatz, nicht über die Hitze klagen zu wollen, habe ich also nur wenige Sekunden, eher Sekundenbruchteile, einhalten können. Mal sehen, wie es weitergeht...

Der Taxifahrer kennt mein kleines Hotel im Stadtteil Bur Dubai nicht, aber anhand der von mir aus dem Internet ausgedruckten Karte gelingt es mir ganz gut, ihn durch die mir unbekannte Stadt bis dorthin zu lotsen. Taxifahrten vom Flughafen aus und vor allem in der Nacht müssen übrigens vergleichsweise fürstlich, also richtig teuer, entlohnt werden in Dubai! Ansonsten sind Taxifahrten hier aber eher günstig.

Immerhin erwartet man mich in dem "Orient Guest House" noch mit einem Glas Mangosaft (dem köstlichen Mangosaft in Dubai verfalle ich in der Folgezeit geradezu), und mit meinem Zimmer im "orientalischen Stil" bin ich zufrieden. Ebenso damit, dass an der Zimmertür für eine Übernachtung der fünffache Preis von demjenigen ausgehängt ist, den ich im Voraus zu entrichten hatte (und der bei knapp 50 Euro liegt).

 

 

 

Ein öffentliches Leben auf der Straße gibt es um diese Uhrzeit, es ist immerhin kurz vor zwei Uhr nachts, zumindest in der Umgebung meines Hotels nicht andeutungs-weise, ich bin auch etwas müde von der Reise, aber doch auch etwas aufgekratzt und aufgeregt. Der Fernseher weist mindestens 200 arabisch-sprachige Programme auf, meistens gelingt es mir nicht, zu erkennen, aus welchem Land die einzelnen Sender überhaupt stammen. Zwei englischsprachige Programme finde ich noch, nichts deutsches. Also verbringe ich noch zehn Minuten mit der arabischen Version von "Wer wird Millionär?", muss mir aber doch recht bald eingestehen, dass dies ohne Herrn Jauch auch recht langweilig ist (das hatte ich auch schon in der Türkei und in Österreich mit den dortigen Ausgaben der immer gleich gestalteten Sendung erfahren) - erst recht, wenn man wie hier kein Wort versteht oder lesen kann.

Röhrende Klimaanlagen im Zimmer mag ich nicht besonders, also entschließe ich mich, die hoffentlich ja noch abkühlende Nacht ohne den Betrieb derselben und bei offenem Fenster zu verbringen. Ich hatte ja früher schon oft genug Gelegenheit, das Schlafen ohne Bettdecke zu üben. Ganz wunderbar allerdings: Die Umgebung meines Hotel ist sensationell ruhig!

Das Schlafen ohne Klimaanlage ist dann aber doch keine allzu gute Entscheidung. Weil ich doch sehr müde bin, schlafe ich zwar recht gut - wache morgens aber völlig nassgeschwitzt auf. Es ist offenkundig nachts nicht weiter abgekühlt.

Die Hoffnung auf eine erfrischende Dusche zerschlägt sich anschließend auf irritierende Weise: Das Wasser, das aus dem kalten Wasserhahn kommt, ist schon weitaus heißer, als das, das ich normalerweise als Duschtemperatur verwende. Was macht man nur, wenn einem das kalte Wasser der Dusche schon zu heiß ist?? Es bleibt also keine andere Wahl, als das irgendwie auszuhalten.

Der Morgen empfängt mich ansonsten mit einem strahlend blauen, wolkenlosen Himmel - dies ist zwar keine Überraschung, aber für mich Norddeutschen seit vielen Wochen doch ein ungewohnter Anblick! Zum Frühstück schenke ich dem Toastbrot, der Marmelade und den Baked Beans keine Beachtung, mache mich da lieber über löffelweise Humus, Datteln und Oliven her. Mit dem angebotenem frischen, aufgeschnittenen Obst bin ich zunächst etwas vorsichtig (wie lange ist es wohl schon aufgeschnitten? Habe ich vielleicht eine Magenverstimmung zu befürchten?), es stellt sich jedoch im Laufe der Zeit heraus: alles kein Problem und ohne Bedenken zu genießen!

Was würde sich jetzt aber anderes anbieten, als zunächst mal die nähere Umgebung ein wenig zu erkunden? Also runter die paar Schritte zum Dubai Creek, dem natürlichen Meeresarm, um den sich die Stadt Dubai seinerzeit gegründet hat und wo man auch jetzt noch Spuren der ältesten Viertel der Stadt findet. Eine richtige "Altstadt" gibt es in Dubai allerdings nicht, zwei kleine historische Stadtviertel hat man in dem historischen Stil wieder aufgebaut (die beiden sogenannten "Heritage Villages" - Museumsdörfer) , in einem davon wohne ich - mittendrin. Allerdings ist "mein Viertel" auf sonderbare Weise unbelebt - fast schon leblos.

Dubai Creek mit Abra

Abras, die kleinen, flotten Wassertaxis, auf dem natürlichen Meeresarm Dubai Creek.

 

 

 

Dies ist am Creek anders - dort tuckern ohne Unterlass die kleinen, praktischen Wassertaxis ("Abra") von der einen Seite des Creek zur anderen. Die Benutzung dieser Abras ist denkbar einfach: Man geht einfach drauf, bezahlt dort an Bord kurz vor Ablegen (also nach höchstens ein paar Minuten) einem Dirham an den Bootsführer (umgerechnet ca. 25 Cent) und rüber geht's. Eine Weile beobachte ich dieses Treiben - um jedoch zur Anlegestelle zu gelangen, muss ich durch einen Souq: Einen orientalischen Markt. Der Textilsouq ist es, der mich eine Weile in seinen Bann schlägt. Warum jedoch die Herren mir zwar freundlich, aber bestimmt, andauernd irgendwelche Stoffe anbieten, das entzieht sich meiner Kenntnis. Ob ich so aussehe, als sei ich zum Textilienkauf hierhin gekommen? Gefällt ihnen meine Kleidung nicht? Oder: ist das eben einfach so, dass man Gästen eben was zum Kauf anbietet? Wahrscheinlich letzteres. Aber warum ich keine einzige Frau auf dem Textilsouq erblicke - das kommt mir auch komisch vor.

Aber nun denn - bevor ich in den Stadtteil Deira über den Creek übersetze erkunde ich noch ein wenig mehr von "meinen Stadtteil" Bur Dubai. Recht schnell jedoch zeigt sich, dass der blaue Himmel nicht ohne Folgen bleibt. Ja - es ist einfach heiß, brüllend heiß in der Stadt. Das Leben geht entsprechend langsam vonstatten. Selbst der Autoverkehr ist lange nicht so hektisch, wie ich ihn erwartet hatte. Er verläuft zumeist sehr ruhig, gesittet und geordnet, als Fußgänger hat man keine Probleme - fast schon mitteleuropäische Verhältnisse.

Allerdings ist man als Fußgänger in Dubai eher ein absoluter Exot! Und je näher die Mittagszeit rückt, um so weniger Leute sieht man auf den Wegen. Alle paar hundert Meter ist für mich eine Pause an irgendeinem schattigen Plätzchen geboten. Immer wieder werde ich betont freundlich von Einheimischen angesprochen, woher ich komme, ob alles in Ordnung sei. Fast wird man als Fußgänger schon misstrauisch beäugt. Ein Security-Mann vor einem großen Parkplatz bietet mir freundlich seinen Sitz in seiner kleinen, schattigen Kabine an - ob ich mich nicht setzen möge, und überhaupt, was ich denn von der deutschen Mannschaft bei der Fußball-WM erwarte. Wahrscheinlich mache ich auf ihn einen angestrengten Eindruck und er sich Sorgen um mein Wohlergehen. Wir reden ein Weile freundlich, geben uns zum Abschied die Hand, er legt nach dem Händedruck seine Hand kurz auf sein Herz. Ich bin etwas irritiert, aber mir fällt gleich wieder ein: Ach ja, der traditionelle arabische Gruß! Und deute diese schöne, anmutige Geste jedenfalls selber auch noch an.

Schnell bekomme ich den Eindruck: Die Menschen hier sind nicht nur freundlich - sondern auch aufmerksam. Dies wird sich immer wieder bestätigen - und sorgt durchaus dafür, dass sich mein Aufenthalt unkompliziert und unproblematisch gestaltet.

 

 

 

Mittlerweile spaziere ich also durch den Stadtteil Deira, der berühmt ist für seine verschiedenen Souqs. Tatsächlich: auf dem Goldsouq werden links und rechts fast unvorstellbare Mengen an Schmuck angeboten - und der Gewürzsouq lässt einem mit seinem betörenden Duft fast die Sinne schwinden. Aber auch außerhalb der Souqs herrscht reges Treiben und lebhafter Handel - Deira erweist sich als sehr quirliger, eher ursprünglicher Stadtteil. Ich finde es sehr faszinierend, mich hier ein wenig treiben zu lassen. Dieses sehr orientalische Flair war ja nun ursprünglich nicht so unbedingt das, was ich mir vorzugsweise in Dubai anschauen wollte - aber warum nicht? Wo es mir doch ausgesprochen gut gefällt.

Dubai, Stadtteil Deira

Handel und Wandel auf den Straßen von Deira: Keine Spur von dem gigantischen Dubai! Statt dessen orientalisch-quirliges Treiben.

 

 

 

Allerdings stelle ich bald fest: Mein ansonsten übergroßer, mich verfolgender Schatten kümmert und darbt in Dubai jämmerlich vor sich hin. Er ist zu einem kleinen Klecks direkt unter meinem Körper verkommen. Nie zuvor hatte ich in meinem Leben eine solch winzigen Schatten. Kein Wunder, ist es doch Mitte Juni und die Sonne steht kurz davor, ihren nördlichsten Stand zu erreichen. Sie steht sehr senkrecht über dem Himmel - und damit über mir. Das habe ich so noch nicht erlebt. Höchste Zeit, mal ein kühleres Plätzchen aufzusuchen! Inzwischen wäre ich auch einmal bereit für eine der großen Sensationen von Dubai!

 

 

 

Also geht es hinein in die nächste Metro-Station - seit wenigen Monaten, genau seit September 2009, ist Dubai mit einer top-modernen Metrolinie ausgestattet. Das Netz soll in den kommenden Jahren kontinuierlich erweitert werden. Nach einer kurzen Beratung am Schalter entscheide ich mich für den Kauf einer "Nol-Silver-Card", einem Ticket, auf das man eine Summe Geld laden kann (also eine Art "Pre-Paid-Karte"), das man dann nach und nach beim Betreten und Verlassen von Bussen oder Metro elektronisch wieder abbucht. Dieses Ticket erweist sich in den folgenden Tagen als extrem praktisch. Metrofahrten sind in Dubai staatlich massiv gefördert und daher ausgesprochen günstig, kosten je nach Entfernung umgerechnet 0,60 Euro, für die langen Strecken bis knapp 2,00 Euro. Dies hat allerdings zur Folge, dass die Züge zuweilen sehr voll sind - es macht den Eindruck, dass die Verkehrsbetriebe selber nicht mit diesem gewaltigen Erfolg der Metro gerechnet hat.

Die Metro, sie ist ja noch brandneu, macht insgesamt einen geradezu luxuriösen Eindruck. Alles ist sauber und gepflegt, wie geleckt. Ein wenig verblüffend: Man kann als Fahrgast ganz vorne oder ganz hinten bis an das Ende des Zuges gehen und hinaus schauen. Nicht nur, dass es keine Fahrer in den Zügen gibt - es ist auch gar nicht vorgesehen, dass, im Notfall vielleicht, dort jemand den Zug manuell steuern könnte. Alles wird zentral per Computer gesteuert.

Dubai, klimatisierte Bushaltestelle

Eine Bushaltestelle der Dubaier Verkehrsbetriebe RTA. Die Wartehäuschen sind komplett geschlossen und mittels Klimaanlage auf angenehme 20 Grad Celsius gekühlt - selbst bei 40 Grad Außentemperatur.

 

 

 

Nicht nur die Züge selber sind klimatisiert, sondern natürlich auch die Stationen sind ein geschlossenes System und angenehm klimatisiert. Ein Nebeneffekt der hermetisch geschlossenen Stationen: Es kann niemand vor eine Bahn stürzen. Auch Busse sind natürlich klimatisiert, selbst Bushaltestellen sind geschlossen und auf angenehme 20 Grad gekühlt. Einmal während meines Aufenthaltes - ich kam geradezu aufgeheizt von einem Strand - machte ich mir dies in der Weise zunutze, dass ich mich einfach 20 Minuten "zum abkühlen" in die Kabine einer nahegelegenen Haltestelle setzte.

Aber halt stopp, zurück - noch steige ich ja gerade zum ersten Mal in die Metro. Die Orientierung ist überhaupt kein Problem: Wie bei allem in Dubai ist die Beschriftung sowohl in arabischer als auch in englischer Schrift. Die Beschriftungen und Ansagen lassen kaum eine Verwechslung zu.

Das Ziel meiner ersten Fahrt ist der erste und derzeit wohl gewaltigste Superlativ von Dubai: Das Gebäude "Burj Khalifa". Gebaut ehemals als "Burj Dubai" wurde der Turm nach seiner Fertigstellung nach dem derzeitigen Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Khalifa bin Zayid Al Nahyan, umbenannt. Und dieser Burj Khalifa ist nicht irgendein Turm. Nein - er ist DER Turm. Er ist DER TURM - weltweit. Mit 828 m Höhe ist er nicht nur das mit Abstand höchste Gebäude der Welt, sondern genauso das höchste Bauwerk der Welt (zu "Bauwerken" gehören auch solche Dinge wie Sendemasten etc.). Seit dem Turmbau zu Babel haben Menschenhände nichts erschaffen, was höher gereicht hätte, als der Burj Khalifa.

Mich fasziniert so etwas! Ehrfürchtig stehe ich neben der Metro-Station und lege den Kopf weit in den Nacken, um die Spitze des Turms in ein paar hundert Metern Entfernung sehen zu können - wie alle anderen um mich herum auch. Wie eine dicke Nadel ragt diese Ingenieur-Meisterleistung aus Beton, Stahl und Glas in den Himmel. Oder wie eine gigantische Rakete, spitz zulaufend, steht der Turm da. Da muss ich natürlich hin!

 

Dubai Mall

Der Weg in seine Nähe führt - durch eine Shopping Mall. Nein, nicht durch "eine" Shopping Mall, sondern durch DIE Shopping Mall - die Dubai Mall. Der nächste Superlativ: Die größte Shopping Mall der Welt (behauptet man jedenfalls) - natürlich! Mehr als 1200 Geschäfte finden sich in diesem Gebäude. Mehr gibt es derzeit weltweit nirgendwo, lese ich.

Nun ja, es ist keineswegs so, dass ich Shopping-Center mag. Im Gegenteil: Ich finde sie im allgemeinen schrecklich. Meist zum davonlaufen! Trotzdem will ich mir DAS GRÖSSTE der Welt nicht entgehen lassen, beschließe, die etwa 300 Meter von der Metrostation "Burj Khalifa" dorthin zu laufen und den bereit stehenden, aber überfüllten Zubringerbus links liegen zu lassen.

 

 

 

Zugegeben: Eine absurde Idee! Eine Idee, auf die offenbar noch niemals ein Mensch zuvor gekommen ist: 300 Meter zum Eingang laufen! Jedenfalls haben die Konstrukteure der Dubai-Mall so etwas nicht eingeplant, denn: es gibt schlicht keinen Fußgänger-Eingang, der in Richtung zur Metro weist. Wenn man keine großen Erkundungstouren rundherum laufen will, dann bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich durch die Auto-Zufahrt zur Tiefgarage in das Gebäude zu stehlen. Das klappt dann auch ganz gut und ohne große Probleme - ist aber doch irgendwie absurd und auch unangenehm.

Ganz im Gegensatz zu dem Aufenthalt in dem Einkaufszentrum - zu meiner großen Überraschung. Ich bin über mich selbst verblüfft, dass ich gar nicht genug davon kriegen kann, dieses Einkaufszentrum zu erkunden. Es ist einfach sehr angenehm dort: Selbstredend ist das riesige Gebäude komplett klimatisiert, aber es ist auch einfach richtig großzügig. Nirgends entsteht Gedränge, überall ist üppig Platz. Und, was den Aufenthalt ganz besonders angenehm macht: Man hat überall die Möglichkeit, eine Rast einzulegen - an allen Ecken und Enden gibt es Sitzgelegenheiten, von einfachen gepolsterten Bänken bis zu großen, kuscheligen Sesseln, in die man sich wie im heimischen Wohnzimmer fläzen kann. Einfach so - ohne, dass man in einem Café etwas konsumieren müsste. Man wird quasi freundlich zum Verweilen in dem Konsumtempel eingeladen.

Dubai Mall, Aquarium

In der Dubai-Mall: Ein riesiges Aquarium mit dem größten Sichtfenster der Welt - in dem es auch schon mal Risse gab.

 

 

 

Ich beobachte mich selber irritiert, wie ich Stunde um Stunde durch dieses Einkaufszentrum streife, mich immer mal wieder hierhin und dorthin setze - und plötzlich merke: Mir gefällt das, weil ich hier, im Gegensatz zu sämtlichen anderen mir bekannten Einkaufszentren, mein Tempo komplett selber bestimmen kann! Außer in dem riesigen Fast Food-Areal ist nie irgendwo ein Hauch von Hektik um mich herum. Ich kann mich setzen, ohne etwas verzehren zu müssen und werde auch nicht durch fehlende Rastmöglichkeiten unablässig von Geschäft zu Geschäft getrieben. Darüber hinaus gibt es hier in der Dubai Mall jede Menge Attraktionen, die zum Teil wirklich verblüffend sind. Sei es das riesige Aquarium, das mich als erstes überhaupt anzog. Riesige Fisch-Schwärme, Haie, Rochen - alles darf vom Besucher der Mall ausgiebig betrachtet werden. Nur, wer durch einen Tunnel einen besonderen Blick hinein werfen will, muss zahlen. Auch geführtes Tauchen kann man zwischen den Haien und Rochen - als zertifizierter Taucher und gegen entsprechendes Entgelt, versteht sich. Selbstredend hat dieses riesige Aquariums-Becken das größte ungeteilte Sichtfenster der Erde: knapp 33 Meter lang, 8,3 Meter hoch, das Glas 75 cm dick. Toll! Wenige Wochen, bevor ich hierher kam, gab es jedoch einen Riss im Glas und Wasser trat aus, was zu einer Evakuierung der gesamten Gebäudes führte. Kein Tier und auch kein Mensch kam dabei zu Schaden.

 

 

 

Bin ich hier in einem Einkaufszentrum - oder in einem Wunderland? Frage ich mich schon, als ich plötzlich vor einer großen Eislaufbahn stehe. Ein paar Knirpse üben sich im Eishockey-Spielen. Draußen sind 40 Grad Celsius - und hier wird auf Eis geschlittert. Ein eigener Gold-Souk (mit 220 Geschäften der größte der Welt - klar!) zeigt dann eher gediegene Atmosphäre, der Wasserfall am anderen Ende der Mall ist eine originelle Idee (man merke auf: ein Wasserfall hier in der Wüste), ebenso, wie "The Grove", die Nachempfindung einer normalen Flaniermeile in einer französischen Stadt. Aber so oder so - alles hier riecht nach Geld, alles riecht irgendwie nach Reichtum und Überfluss.

 

 

 

Immerhin sehe ich hier in den Shopping Centern mal arabische Familien. Diese sind im sonstigen Stadtbild von Dubai bisher völlig unsichtbar für mich geblieben - bzw. hinter getönten Scheiben der Limousinen versteckt.

Dies mag verblüffend erscheinen, aber mittlerweile sind mehr als 80 Prozent der Bevölkerungen Dubais "Zugereiste". Oder ehrlicher wäre wohl die Umschreibung "Gastarbeiter". Man hat in den Vereinigten Arabischen Emiraten allerdings keinerlei Interesse daran, diese Gastarbeiter irgendwie in die Gesellschaft zu integrieren, also kann von "Migranten" nicht die Rede sein. Die Leute sollen dort arbeiten, und dann nach einigen Jahren wieder in ihr Land verschwinden. Irgendwie scheint man in Dubai mit den Gastarbeitern so umgehen zu wollen, wie es hierzulande in den 60er Jahren auch mal beabsichtigt war.

Insgesamt führt dies jedoch dazu, dass man im öffentlichen Leben von Dubai ein kunterbuntes Völkergemisch wahrnimmt. Viele Inder, Pakistanis, viele Ostasiaten aus China, Korea, was weiß ich, woher, wenige Afrikaner, etliche Europäer oder Nordamerikaner. Ein Vielvölkerstaat par Excellence. Ob es überhaupt langfristige Aufenthaltserlaubnisse für die Gastarbeiter gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Nordsee-Restaurant Dubai

... ach so: Die deutsche Fisch-Fastfood-Kette "Nordsee" richtet ein Restaurant im Food-Court der Dubai-Mall ein. Na sowas!

 

 

 

Aber noch einmal kurz zurück zu den arabischen Familien hier in der Mall. Immer treten sie wie kompakte Einheiten auf - Mann, Frau, meist mehrere Kinder, manchmal noch ein begleitendes älteres Familienmitglied. Selbst ein Blickkontakt mit diesen Familien scheint irgendwie unvorstellbar. Sie erscheinen sich selbst genug, in ihrem Verhalten der Umgebung gegenüber oft irgendwie achtlos und abweisend. Die Frauen sind eigentlich immer voll verschleiert, tragen einen Niqab, der nur einen winzig schmalen Augenschlitz frei lässt. Auch das: Abweisend! Aber dies ist ja auch die erklärte Absicht der Verschleierung von Frauen im Islam.

Über die Kleidung der Männer in Arabien machen wir Mitteleuropäer ja nur allzu gerne spöttische Bemerkungen. Die Männer würden ja eher achtlos herumlaufen, sich dort in einer Art "Nachthemd" bewegen. Was für ein Unfug! Ich jedenfalls habe die Herren um ihre sehr leichte, luftige Kleidung hier oftmals beneidet. Es sieht mitnichten lächerlich aus, die Männer wirken mit ihren gepflegten Kandura (auch als Thobe bekannt) immer sehr stolz und voller Haltung.

Aber, wie schon geschrieben: Man sieht Araber im öffentlichen Leben in Dubai nur recht selten. Auch, als ich die Dubai Mall verlasse, um mir direkt nebenan die "Dubai Fountain" anzuschauen und einen näheren Blick auf den Burj Khalifa zu werfen, nehme ich vor allem Touristen wahr.

 

 

 

Mitten in dem gesamten Areal mit der Dubai Mall und dem Burj Khalifa und angrenzenden Hotel- und Wohnhoch-häusern befindet sich die Dubai Fountain: Wasserspiele mit gewaltigen Fontänen. Alle halbe Stunde gibt es dort ein paar Minuten lang ein tolles Spektakel. Selbstredend hat man hier die stärksten Fontänen der Erde errichtet, bis in 150 Metern Höhe wird das Wasser empor geschleudert, ja: emporgeschossen. Wenn diese Hochleistungsfontänen zum Einsatz kommen, knallt und wummert es, wie bei einem Feuerwerk. Und - geradezu absurd: zwischen den unfassbar riesigen Gebäuden mit bis zu 828 Metern Höhe auf der einen, 306 Metern des Gebäudes "The Address Downtown Dubai" auf der anderen Seite und ca. 250 Meter hohen Wohngebäuden auf der Seite gegenüber, zwischen diesen Gebäuden wirken die doch eigentlich gewaltigen Fontänen fast schon wieder klein. Für mich kaum vorstellbar, dass sie das Wasser fast so hoch schleudern, wie der Hamburger Fernsehturm ist.

Kosten tut das Zuschauen bei den Wasserfontänen nichts, natürlich. Nachdem ich gerade die erste Vorführung zu arabischer Pop-Musik gesehen hatte, knipst jemand das Licht aus in Dubai. Es ist binnen Minuten zunächst dämmerig und dann dunkel geworden in Dubai. Selbst im Hochsommer ist es hier um sieben Uhr abends stockfinster.

Ich schaue mich ein wenig in der Gegend um, beschließe noch eine zweite Vorführung der Wasserfontänen zu betrachten - nun im Dunkeln. Die Pop-Arie "Time to say Goodbye" wird über die gute Lautsprecheranlage geschmettert, die Licht- und Wassereffekte wirken jetzt im Dunkeln noch stärker. Das ergibt zusammen zwar einen gewaltigen Kitsch - der mich zu meiner eigenen Verblüffung dermaßen anrührt, dass ich mit Tränen in den Augen zuschaue.

Dubai, Burj Khalifa

Atemberaubend: 828 Meter Beton, Stahl und Glas - der "Burj Khalifa". Das mit großem Abstand höchste Bauwerk, das Menschen jemals errichtet haben.

 

 

 

Nach dem Trockenwischen der Tränen geht es noch einmal kurz zurück in die Dubai Mall - und dort direkt zu dem Schalter, an dem Tickets für die Fahrt auf die Aussichts-plattform auf dem Burj Khalifa angeboten werden. Mein Entschluss steht fest: Da will ich rauf! Nein: Da MUSS ich rauf!! Das Schlange-stehen dauert gar nicht so lange. Und die freundliche junge Verkäuferin in ihrer Nigab-Kleidung nimmt meinen Wunsch, an einem der Tage meines Aufenthalts zur Sonnenuntergangszeit hier oben sein zu wollen, sehr ernst. Sie sucht eine Weile im Computer, und, ja, sie könne mir für Samstag um 18:30 Uhr eine Karte anbieten. Fast muss ich jubeln: Die optimale Zeit hierfür - und das an meinem letzten Abend in Dubai, bevor ich am frühen Sonntagmorgen wieder nach Hause muss. Über die umgerechnet 22 Euro Eintritt brauche ich gar nicht lange nachzudenken. Mit ihren üppig mit Henna bemalten zierlichen Händen überreicht mir die junge Verkäuferin mein Ticket für den Turm der Türme der Welt. Ihre großen pechschwarzen, kajal-umrandeten und irgendwie rätselhaften und eingesperrten Augen schauen durch ihren Sehschlitz gelassen freundlich, eher sympathisch - und sehen eine Weile lang mir direkt in meine Augen, wie ungewöhnlich. Ihr direkter, intensiver Blick trifft etwas von mir, hinter den Augen. Und wenden sich dann in aller Ruhe dem nächsten Kunden zu.

 

 

 

Ach ja, fast vergaß ich über diese kurze Schwärmerei ganz, zu erwähnen: Die Aussichts-plattform des Burj Khalifa befindet sich natürlich nicht ganz oben auf den 828 m hohem Turm, sondern lediglich in 452 Metern Höhe über dem Erdboden. Aber - wie konnte das nur passieren??? - nein, es ist NICHT die höchste Aussichtsplattform der Welt, sondern lediglich die zweithöchste! In China, im Shanghai World Financial Center, gibt es eine Aussichtsplattform in 474 m Höhe über dem Erdboden. Sicherlich ein grober Planungsfehler bei dem ansonsten perfekten höchsten Gebäude der Welt in Dubai!

Dann reicht es mir aber auch mit Dubai Mall und Burj Khalifa! Ich beschließe mit dem Bus zurück zur Metro zu fahren und dann noch einige Kilometer raus nach Dubai Marina zu fahren - der vom Taxifahrer versprochenen Hochhäuser wegen. Es gestaltet sich völlig unkompliziert, dorthin zu kommen. Die schiere Masse der riesigen Hochhäuser hier jedoch erschlägt mich geradezu. Der Taxifahrer hatte Recht: Hier, in dieser wie eine Insel in die Wüste gepflanzte Hochhaussiedlung kann man wirklich Hochhäuser ohne Ende besichtigen.

Es erscheint mir wie tiefe Nacht, ist jedoch erst kurz vor acht Uhr, als ich hierhin komme - und ich wundere mich über die leblose Atmosphäre hier. Ich sehe ein paar Restaurants und Cafés, vereinzelte Supermärkte, aber die meisten sind fast unbevölkert: Urbanes Lebens findet sich hier nicht. Die verblüffend wenigen Menschen, die ich hier sehe, streben offenbar schnurstracks nach Hause - Dubai Marina ist vor allem eine Wohn- und Appartementsiedlung. Kaum finden sich Menschen, die hier unter freiem Himmel in den durchaus großzügigen Anlagen einfach Zeit verbringen. Unterm Strich kann man schlicht sagen, es ist hier öde! Immerhin: Hin und wieder sehe ich den einen oder anderen Jogger: schließlich ist es ja auch schön schattig und auch schon wieder unter 40 Grad. Das lädt zum Joggen ja eigentlich geradezu ein.

Oman, Hochhaus-Stile

Die Ansammlungen von Gebäudegiganten der verschiedenste Stile lässt sonstige klotzige Wohnhäuser wie im Vordergrund fast klein und filigran wirken.

 

 

 

Ein wenig stromere ich in Dubai Marina herum, die bestimmt rund 200 Hochhäuser müssen Platz für wohl hunderttausend Menschen bieten. Aber besonders einladend ist das alles nicht, vieles ist auch noch eine riesige Baustelle. Und, auch, wenn es vor allem Wohngegend ist: Etwas heimeliges, gemütliches, kuscheliges findet man hier nicht. Überhaupt nichts! Gerne würde ich allerdings einmal einen Blick in die eine oder andere der Wohnungen hier werfen, die sind bestimmt sehr großzügig - aber wohnen würde ich in solchen riesigen Klötzen wirklich nicht wollen, zumindest nicht auf Dauer.

Die Entscheidung, Dubai Marina zu verlassen und wieder in die Nähe meines Hotels zu fahren, fällt mir gar nicht sonderlich schwer. Allerdings mit dem Vorsatz, mir diese unfassbaren Mengen an unbegreiflichen Hochhäusern noch mal bei Tageslicht anzuschauen.

Also lande ich, nach einer Metrofahrt und einem längeren Fußmarsch durch eher "normale", traditionelle Geschäftsstraßen, wieder am Creek - wo ich heute morgen meine erste kleine Erkundungstour durch Dubai gestartet hatte. Nach dem Mordsprogramm des Tages fühle ich mich doch ziemlich erschlagen. Zumal ich mich noch nicht im geringsten an diese Hitze gewöhnt hatte, aber immer problemlos für genügend Nachschub an Wasser sorgen konnte - eine wichtige Maßnahme. Aus anderen Reisen weiß ich, dass mir solche Hitze nicht viel anhaben kann, wenn ich immer nur genügend trinke.

Auch habe ich das Gefühl, dass es schon tiefe Nacht ist - immerhin ist es schon seit zweieinhalb Stunden stockfinster, als ich zurück zum Creek komme. Wenn es momentan im heimischen Hamburg seit zweieinhalb Stunden dunkel ist, dann ist es schließlich etwa ein Uhr nachts. Hier ist es allerdings erst neun Uhr abends. Meine Sinne sind verwirrt.

Trotzdem - oder gerade drum? - genieße ich es, noch ganz gemütlich am Creek entlang zu schlendern. Es ist nicht mehr ganz so leer, wie heute Morgen - einige Leute genießen die leicht kühle Brise (relativ gesehen) und die Ruhe hier. Ein schöner Ort! Noch zusätzlich verschönert durch die vielen beleuchteten "Dhows", traditionelle orientalische Schiffe, die als Party- oder Restaurant-Schiffe Kundschaft suchen für ihre Fahrten auf dem Creek. Auch die Abras sind noch pausenlos unterwegs - deren Tuckern liegt kontinuierlich in der Luft über dem Creek.

 

 

 

Auf dem gemütlichen Weg zu meiner Unterkunft bin ich sehr angetan von dem effektvoll in Szene gesetzten "Heritage Village" (dem Museumsdorf), in dem meine Herberge liegt. Wunderschön ist es hier. Sehr komisch nur, dass dies kein Mensch genießt. Ich scheine fast der einzige zu sein, der hier zu dieser abendlichen Stunde durch die zum Teil engen und schummerig beleuchteten Gassen schlendert. Warum nur? Es ist mir nicht erklärbar - aber gerade das hat auch seinen besonderen Reiz.

Gedanken nach dem ersten Tag: Was für eine faszinierende Stadt! Aber ebenso eine irgendwie irrwitzige Stadt. Man kann sehen und geradezu erfühlen, was mit unserem vielen, vielen Geld für Öl und Benzin hier alles möglich ist. Überall wird gebaut - Dubai erscheint mir auf den ersten Blick nur halb fertig. Aber aufgrund der Finanzkrise, die auch an Dubai nicht vorbei geht, stecken diverse Bauvorhaben auch fest, wie zu lesen ist. Die Planungen, das nun wirklich aller-aller-aller-höchste Gebäude der Welt hier zu bauen (man redet von 1,2 km Höhe), wurde nach Legung des Fundamentes gestoppt. Bis auf weiteres, wie es heißt... Tja...

Meine zweite Nacht ist dank der diesmal eingesetzten Klimaanlage besser als die erste - das Wasser aus der Dusche ist am Morgen aber immer noch viel zu warm für mich, selbst, wenn ich nur den Kaltwasser-Hahn öffne. Ich muss mich wohl daran gewöhnen.

 

Burj al Arab und Mall of the Emirates

Meine Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr, die Nol-Karte, nutze ich auch am kommenden Tag immer wieder. Durch den mir schon bekannten Textil-Souq schlendere ich zur nahegelegenen Bus-Station. Nachdem ich mich ein wenig umgeschaut habe, frage ich einen kontrollierenden Security-Mann auf Englisch, wo ich denn einen Bus zum Burj al Arab finde - das weltberühmte Sieben-Sterne-Hotel soll das erste Ziel meiner heutigen Etappe sein. Der Mann ist überaus freundlich (freundliche Security-Leute! Wow!), spricht perfektes Englisch - jeder tut das hier offenbar (perfekt englisch sprechende Security-Leute! Wow!). Und weist mir zielsicher und lächelnd den richtigen Weg. Danke!

Der Bus ist klimatisiert, wie angenehm! Langsam lerne ich Klimaanlagen als Wunderwerke der Technik sehr zu schätzen. Wohl ein wenig verpennt bin ich noch, verpasse die richtige Haltestelle an meinem Ziel und fahre mit dem Bus noch ein Stückchen weiter. An einem öffentlichen Strand lande ich, diese soll es hier in Dubai nur ganz vereinzelt geben. Fast immer sind Strände Eigentum von Hotels, die am Meer platziert sind.

Baden möchte ich zwar nicht, habe jetzt auch gar keine Badesachen dabei, aber mal ans Wasser, ja, das muss schon sein! Das kurze Stückchen zum Wasser kann ich ja eben laufen, denke ich... Aber, um ehrlich zu sein, kommt mir das dann wie ein elendiger Marsch durch die Wüste vor. Unfassbar, wie sengend heiß es am Vormittag schon ist. Kein anderer Idiot außer mir läuft hier die rund 500 Meter zu Fuß hin. Etwa zehn geländegängige Autos an dem Strand verteilt zeigen mir, wie so etwas geht.

Dubai, Burj al Arab

Während im Dunst am Horizont das weltberühmte und wunderschöne, 321 Meter hohe Hotel "Burj al Arab" (übersetzt: "Turm Arabiens") und rechts daneben das Jumeirah Beach Hotel markante Zeichen setzen, ist mir das Wasser des Persisch-Arabischen Golfes viel, viel zu warm zum Baden (und das, wo ich Badewasser doch erst ab 25 Grad wirklich angenehm finde). Aufgrund der sengenden Juni-Sonne ist es aber sicherlich keine schlechte Idee, in kompletter Kleidung ins Meer zu gehen, wenn man denn Baden will...

 

 

 

Aber immerhin: zu meiner Rechten, vielleicht einen Kilometer oder zwei entfernt, steht, groß und majestätisch, das Burj al Arab! Ein fürwahr wundervoller Anblick! Es ist wunderschön, wie es ganz strahlend weiß und majestätisch geschwungen dort steht! Ein wenig verschwindet es im Dunst der hohen Luftfeuchtig- keit. Obwohl: Irgendwie habe ich mir das Prunkhotel etwas größer vorgestellt. Wie hoch ist es noch gleich? 321 Meter, fast doppelt so hoch, wie der Hamburger Fernsehturm, aber letztlich "nur" das 48. höchste Gebäude der Welt, das 13.höchste in Dubai. Hm, es wirkt gar nicht so riesig. Vielleicht durch die filigrane Bautechnik, vielleicht ist aber auch mein Empfinden für die Höhe von Bauwerken nach einem Tag in Dubai schon völlig versaut...?

Halblinks vor mir liegt das künstlich aufgeschüttete Inselreich "The Palm" - von oben betrachtet hat es die Form einer Palme. Im Dunst erkenne ich ein paar Kilometer in der Ferne das nächste Edelhotel, auch mit sieben Sternen: das "Atlantis The Palm". Ich weiß, es steht ganz am Ende von "The Palm". Ansonsten sieht die Sensation "The Palm" von der Seite betrachtet aus, wie, nun ja: Wie eine ganz normale Insel eben. In der Umgebung des Hotels gibt es eher zweigeschossige Häuser, so, dass man das Hotel gut sehen kann. Jedes dieser Häuser hat durch die Bauweise von The Palm sein eigenes, privates Stück Strand. Aber: als Besucher ohne Einladung darf man eh nur den "Baumstamm" begehen und befahren. Näher am unteren Ende des Stammes von The Palm stehen dann, dicht an dicht, recht hohe und klotzige Häuser, etwa 10-geschossig. Das sieht ganz und gar nicht einladend aus!

 

 

 

Auf dem von mir aus rechten Ende der Insel sehe ich auch eine Anzahl großer, klotziger Gebäude - hässlich! Ein markantes Gebäude wurde ganz offenbar nach dem Vorbild eines gewaltigen Wehrmachts-bunkers aus dem Zweiten Weltkrieg gebaut, einschließlich Tarnfarben für mitteleuropä-ische Wälder - extrem hässlich! Mein Entschluss steht: The Palm werde ich nicht besuchen. Vielen Dank!

Aber jetzt, puh, endlich vorne am Wasser! Raus aus den Schuhen, die Hose hochgekrempelt - und rein mit den Füßen in der Persisch-Arabischen Golf, und: ... Huch - autsch!!! Das Wasser ist hier ganz vorn am Strand ja etwa so warm, wie das kalte Wasser aus der Dusche meines Hotels. Fast muss ich fürchten, mir Verbrühungen zu holen - okay, okay, etwas übertrieben. Aber: Nie würde ich mir eine Badewanne so warm einlaufen lassen. Von Erfrischung keine Spur. Ein paar Badewütige gibt es trotzdem. Beeindrucken tut mich die offenbar moslemische Familie, die mit etwa acht Personen im Wasser toben - alle komplett bekleidet (siehe das Bild weiter oben). Das ist vielleicht gar nicht mal die schlechteste Idee, zumal hier in der gleißend sengenden Sonne. Auf jeden Fall ist das eine bessere Idee, als das, was dieser eine eher blasse Sonnenbader hier macht, der nur mit einer Badehose bekleidet völlig reglos in der Sonne brät, die gesamte Zeit meines Aufenthaltes. Erst viel später denke ich: Ob der wohl schon tot war?

Dubai, Strandszene

Das Strandpanorama am Jumeirah Beach ist eher ungewöhnlich für meine Augen.

 

 

 

Mir wird die Hitze hier jedenfalls relativ schnell zu viel! Einen Moment lang nutze ich das einzige schattige Plätzchen unter einem Baum am Rande des Strandes, dann flüchte ich zügig zurück zur achtspurigen Straße. Puuuuh, erstmal etwas abkühlen! Ideal dafür: Die Bushaltestelle. Sie hat auch ein geschlossenes Wartehäuschen, das auf angenehme 20° gekühlt ist! Wie wunderbar! Ich bleibe einfach eine Viertelstunde sitzen, lasse ein paar Busse vorbei fahren (bin damit auch nicht der Einzige), bis ich dann die eine Station direkt zum Burj al Arab fahre.

Jetzt, direkt davor, bin ich wieder erstaunt, wie zierlich es aussieht, gar nicht so groß - seine 321 m Höhe sieht man ihm wirklich nicht recht an. Aber es wirkt aus der Nähe auch irgendwie kahl und wirkt kühl. Auch die vielen Sicherheitsmassnahmen vor dem Hotel tragen nicht gerade dazu bei, für eine einladende Atmosphäre zu sorgen. Mir persönlich gefällt der direkt nebenan gelegene Hotelkomplex "Madinat Jumeirah" da irgendwie schon viel besser, das nicht so ein riesiger Klotz ist, sondern aus einer Vielzahl kleinerer orientalischer Gebäude besteht und sich hinter einer Unmenge an Palmen offenbar ein wenig verstecken will. Allerdings leider auch nicht meine Preisklasse.

Ansonsten weiß ich gar nicht so recht, was ich hier soll. Das legendäre Hotel Burj al Arab - für mich eine in zehn Minuten abgehandelte Sehenswürdigkeit. Einen Termin in dem Restaurant habe ich mir nicht besorgt, also komme ich auch nicht näher an den Bau heran. Leichte Enttäuschung stellt sich ein.

 

 

 

Es verschlägt mich also wieder, wie schon mal am Tag zuvor, in ein nahegelegenes Shopping-Center, ebenfalls weltberühmt: In die "Mall of the Emirates". Das Shopping-Center selber ödet mich schon nach wenigen Minuten an, keine Spur von der Großzügigkeit, die ich Tags zuvor in der "Dubai Mall" erlebt hatte. Keine Sitzge-legenheiten außerhalb von Cafés oder Restaurants, atemlos reiht sich Geschäft an Geschäft, die Wege dazwischen eher schmal, ich fühle mich wie getrieben. Es dauert nur wenige Minuten, bis ich hier ermüdet bin. Ein kurzer Besuch in dem Supermarkt (ach, dieser Mangosaft ist einfach zu köstlich! Und Wasser benötige ich ja auch ständig), dann schaue ich mir ausführlich die Hauptattraktion dieser Shopping-Mall an: Die künstliche Winterlandschaft.

In der riesigen Halle sind neben einer Skipiste auch Rodelbahnen und diverse alpin anmutende Einrichtungen integriert. Das wirkt auf mich nun aber wirklich befremdlich! Während mir gerade erst die monatelange, eisige Kälte des langen, vergangenen Winters in Deutschland aus den Knochen entschwunden ist und mich allein der Gedanke an den fiesen Winter frösteln lässt, hat man hier, mitten in der Wüste genau so etwas nachgebaut. Wie absurd! Man verlangt einen heftigen Eintritt für das, was mich vor kurzem noch quälte, und verwendet sicherlich unvorstellbare Mengen an Energie, um den Winter hier künstlich zu erzeugen. Eine Digitalanzeige zeigt an: Minus drei Grad. Bei einer Außentemperatur von mindestens 35 Grad Celsius. Gleichmaßen befremdet, wie auch fasziniert schaue ich dem Treiben in der Halle durch die riesige Glaswand eine ganze Weile zu. Allzu viele Personen sind es gar nicht, die sich den teuren Eintritt hierfür geleistet haben. Aber ich finde es amüsant, zu beobachten, wie einige Menschen hier in dieser Kunstlandschaft offenbar ihre allerersten Erfahrungen mit Eis und Schnee sammeln, mit den Händen tasten, etwas mühsam über dem glitschigen Untergrund staksen. Vielleicht sollte meine Heimatstadt es beim nächsten Mal einfach massiv in Arabien vermarkten, wenn alle Wege Woche um Woche (insgesamt sechs Wochen spiegelblankes Glatteis) unter rutschigem Eis versinken und man einfach keine Lust hat, dies zu entfernen.

Allzu lange hält meine Faszination für die Schneewelt in Dubai nun auch wieder nicht an - aber mit dem Gefühl, dies gesehen haben zu müssen, wenn man hier ist, trete ich noch einmal die Reise nach Dubai Marina an. Also den leblosen Ort, den ich am Abend zuvor im Dunkeln besucht hatte und der sich durch die Zusammenballung von dutzenden von Hochhäusern hervorhebt - jedes einzelne davon wäre in jeder deutschen Stadt wohl eine architektonische Sensation.

Dubai Marina

Eine Zukunftsvision? Jedenfalls ist hier modernes Wohnen angesagt, in den Hochhaus-Türmen von Dubai Marina. Und zwischendurch Jetski-Fahren, natürlich.

 

 

 

Noch mehr als am Abend zuvor beschleicht mich das Gefühl, mitten in einem Science Fiction gelandet zu sein, als ich jetzt bei Tageslicht durch diesen fast surrealen Stadtteil von Dubai schlendere. Zu einem guten Teil ist das hier alles noch eine ziemliche Großbaustelle: Das Wohnviertel Dubai Marina, ein Eldorado für ausgelebte Architekten-Phantasien, ist noch lange nicht fertig.

Gemütlich schlendere ich ein wenig weiter, in die Touristen-Meile mit zahlreichen Hotels bis an den Strand, Jumeirah-Beach. Ein schöner Strand - und da es langsam Abend und damit ein wenig kühler mit weniger sengenden Sonne wird, scheint er sich auch zu zunehmend zu bevölkern. Die Hauptattraktion für mich: Die beiden Kamele, die von einem Führer für einen Ausritt angeboten werden. Aha: Man hält also noch ein wenig von der Illusion aufrecht, nicht ausschließlich eine hypermoderne Supercity zu sein.

Alles wirkt hier schick, sauber - wie geleckt. Wie eigentlich in den Neubaugebieten der ganzen Stadt. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es hier abends, wenn es nicht gerade Hochsommer ist wie jetzt, an der nett gestalteten Strandpromenade lebhaft und angenehm zugeht.

 

 

 

Und doch komme ich hier, nach dieser erneuten, massiven Dröhnung an Hochhaus-Kreationen, nicht umhin, mir einzugestehen: Ich werde schon jetzt, nach gut zwei Tagen, langsam SATT! Diese Ansammlung an Beton-und-Stahl-Sensationen - sie ermüden und erschöpfen mich! Alles ist zwar beeindruckend - aber eben AUCH öde und manchmal erschreckend leblos! Ich erlebe die Ödnis der Hochhäuser hier hautnah. Irgendwo im Internet hatte ich einmal gelesen, dass man für eine Besichtigung Dubais nicht mehr als zwei Tage bräuchte. Innerlich hatte ich mich über den Satz empört! War doch Dubai eines der Ziele, die mich am neugierigsten machten! Und zwei Tage dort KÖNNTEN doch gar nicht reichen! Dachte ich. Nun bin ich selber zwei Tage hier - und habe schon fast genug. Wie sonderbar!

Zugegeben: aufgrund der enormen Anzahl an Sehenswürdigkeiten (tatsächlichen und vermeintlichen) habe ich mir bisher wenig Pausen gegönnt. Für das gleiche Programm hätte man auch locker die doppelte Zeit ansetzen können. Aber irgendwie zieht es mich eher in die traditionellen Bereiche der Stadt, wo auch mein Hotel liegt: Bur Dubai und Deira. Dort ist es einfach... ja: lebendiger! Wieder schlendere ich ein wenig herum, und muss mir eingestehen, dass ich mich in diesem alten Teil Dubais einfach wohler fühle.

Für den Folgetag, den Freitag, fasse ich einen Beschluss: Ich werde einen Ausflug machen. Per Bus soll es nach Abu Dhabi gehen, die Hauptstadt des Nachbaremirates Abu Dhabi, sowie des gesamten Staates Vereinigte Arabische Emirate. Mein exzellenter Reiseführer schreibt, dass es von der Busstation in der Nähe meines Hotel ständig nach Abu Dhabi fahrende Busse gäbe. Sehr praktisch, das werde ich einmal ausprobieren.

 

Ausflug nach Abu Dhabi

Genau so ist es dann auch: Am folgenden Vormittag, es ist Freitag, schlendere ich wieder zum Busterminal. Ziemlich leer ist es hier. Ach ja, Freitag - das ist ja der Ruhetag unter den Moslems. Alles scheint heute etwas langsamer zu gehen und ruhiger zu sein.

Wie der Zufall es will, läuft mir der gleiche Security-Mann über den Weg, wie am Tag zuvor. Meine Verblüffung ist groß: Er erkennt mich wieder, kommt auf mich zu und begrüßt mich freudig, wie einen alten Freund. Freundlich erklärt er mir, wie das mit den Fahrten nach Abu Dhabi funktioniert, also reihe ich mich in die Schlange Leute vor dem Fahrkartenverkaufsschalter ein. Die Fahrkarte kostet umgerechnet gut vier Euro. Und das Prinzip ist denkbar einfach: Ein Bus fährt vor, die Leute steigen ein, und wenn der Bus komplett voll ist, fährt er los. Und auf der Stelle fährt der nächste Bus vor, der nach wenigen Minuten auch schon voll ist und losfährt. Da offenbar ständig eine Menge Personen auf diesen Weg wollen, ergibt sich auf diese Weise ein quasi kontinuierlicher Strom an Bussen nach Abu Dhabi. Die Busse sind sehr modern und komfortabel.

Recht bald, es ist halb zehn und das Thermometer zeigt bereit 39°C, sitze dann also auch ich in dem Bus, der auch umgehend die Fahrt aufnimmt. So einfach und unkompliziert kann Reisen sein: Kein Vorausbuchen, keine Kreditkartenzahlung, kein Internet-herumgeklicke. Statt dessen: Ein paar Minuten anstellen, Fahrziel sagen, etwas Geld zahlen, umgehend losfahren. Nach einigen interessanten Blickwinkeln auf Dubai geht es dann gut zwei Stunden lang durch die Wüste - auf einer vierspurigen Autobahn. Ansonsten ist die Fahrt eher unspektakulär und bietet die Möglichkeit, sich mal per SMS bei einigen Freunden zu melden - der lückenlosen Mobilfunkversorgung an der Strecke sei Dank. Mit Al Samha liegt nur eine kleine, kaum erwähnenswerte Ortschaft auf dem Weg. Man sieht nicht viel von ihr.

Wenn man jedoch langsam nach Abu Dhabi kommt, wird es interessant! Zunächst geht es, ich kann es kaum glauben, durch recht ausgedehnte Waldgebiete. Man erkennt deutlich das Bemühen, die Wüste hier zu begrünen. Sicherlich ist der Aufwand hierfür gigantisch, unvorstellbar. Und: So etwas wie Humus unter den Bäumen kann ich auch nicht entdecken - der Wald besteht derzeit zumeist aus einer Ansammlung von Bäumen im nackten, bewässerten Wüstensand. Aber immerhin! Vielleicht jedoch sollte Abu Dhabi uns unsere Massen an altem, matschigem Herbstlaub, das im Herbst so manche Wege in der Stadt bei Regen fast unbegehbar macht, abkaufen bzw. gegen Öl eintauschen und dort vergraben?

Einer weiterer der ersten Eindrücke von Abu Dhabi ist gewaltig: Ziemlich weit am Rande der Peripherie fährt man an der gigantischen Sheikh-Zayed-Moschee vorbei, die schon von außen mit dutzenden von kleinen, kugelförmigen Kuppeln aussieht, wie ein Traum aus tausend-und-einer Nacht. Wunderschön! Ob ich Gelegenheit bekommen werde, sie näher zu betrachten?

Es geht jedoch noch ein ganzes Stück weiter ins Zentrum der auf einer Insel gelegenen Stadt und schnell ahne ich, dass es mit einem Besichtigen des Moschee wohl nichts werden wird - sie liegt zu weit entfernt vom Zentrum. In diesem lande ich dann letztlich nach zwei Stunden Fahrt, um 11:30 Uhr.

Der erste Eindruck: Eine gewaltige Ansammlung von hohen Häusern, dicht an dicht, jeweils etwa 15-20 Geschosse hoch und in einem, ja, leicht orientalisch angehauchten Stil gebaut. Häuser in einem solchen Baustil sieht man daheim nicht - von daher ist das alles zunächst mal alles interessant. Ansonsten fällt mir auf, dass es im Straßenbild deutlich mehr Grün gibt, als in Dubai. Und ebenso - erheblich weniger Menschen. Die Straßen selber sind großzügig bis kolossal. Ich steige an dem Busterminal direkt neben einem großen Sportstadion aus.

 

 

 

Um mich herum viele Hochhäuser mit zuweilen durchaus einfallsreichen Fassaden sowie Baustellen und Straßen. Ich schlendere ich Richtung der großen, bekannten Strandprome-nade Corniche, wundere mich über die doch extrem leeren Wege und Straßen. Es ist nicht viel los hier - ach ja, das liegt wohl daran, dass Freitag ist.

Auch in Abu Dhabi baut man, was das Zeug hält, Hochhaus an Hochhaus, zwischendurch immer wieder mal ein Superhoch-Haus. Aber irgendwie spricht mich das alles nicht so richtig an. Mir geht durch den Kopf, dass ich einmal irgendwo im Internet Fotos aus Abu Dhabi gesehen hatte, die mich dermaßen beeindruckt hatten, dass ich dachte, dort muss ich unbedingt einmal hin! Dort gibt es fantastische Gebäude zu bewundern.

Abu Dhabi, Hochhäuser

Abu Dhabi: Blick von der Ufer-Promenade Corniche zu den nahegelegenen Wohnvierteln: Alles wirkt wie geleckt, porentief rein, fast schon steril. Und am Freitag menschenleer.

 

 

 

Nun bin ich hier - und selber etwas erschreckt, wie wenig mich die 860.000-Einwohner-Stadt beeindruckt. Es ist wirklich eine Beton- und Asphaltwüste, mitten in der Sand-Wüste gelegen. Selbstredend wirkt alles total edel, teuer und gut. Zwischen den einzelnen, zu quadratischen Blocks zusammen gefassten Betonburgen hat man gewaltige Flächen als kahle Autoparkplätze eingerichtet. Eigentlich hat diese Stadt, zumindest in diesen zentralen Stadtvierteln, nur Platz für Häuser und Autos: die autogerechte Stadt im fortgeschrittenen Stadium - hier ist sie. Okay, es gibt auch Fußwege, aber die hat man irgendwie so gelegt, dass sie weder den fließenden noch den ruhenden Verkehr sonderlich beeinträchtigen. Die wenigen, einzelnen Fußgänger wirken auf mich wie völlig fehlplaziert in Abu Dhabi.

Die Stadt wirkt auf mich bisher perfekt geplant und angelegt, aber herzlos, steril, hochgezogen. Darum freue ich mich schon richtig, an die Corniche, die insgesamt 5 Kilometer lange Strandpromenade zu gelangen. Die Straßenunterführung dorthin ist mit wunderbaren Mosaiken gekachelt und blitzsauber. Recht hübsch! Wie geleckt. Glücklicherweise also nicht so eklig und versifft, wie ich Unterführungen daheim so kenne.

 

 

 

Und es zieht sich weiter so durch. Die Corniche: Eine sehr schön gestaltete, hübsche Strand-promenade. Aber irgendwie auch wieder - steril und leblos. Dass es hier so leblos ist, mag ja auch daran liegen, dass es eben Freitag ist, also kaum Leute auf den Straßen - und auch hier im Park sieht man kaum Menschen. Wahrscheinlich wäre es an einem ganz normalen Sonntag-Mittag in Deutschland ähnlich? Immerhin weht vom Wasser her (man schaut nicht direkt aufs Meer, es gibt durch Landgewinnung eine vorgelagerte, kahle Insel) eine leichte Brise heran. Angenehm. Denn auch in Abu Dhabi ist es drückend heiß, ähnlich, wie die vorangegangenen Tage in Dubai.

Abu Dhabi, Corniche

An der grünen Strandpromenade Corniche in Abu Dhabi.

 

 

 

Also bummle ich hier bestimmt eine Stunde an der Strand-promenade herum, mache hier und dort eine Rast. Allerdings: So richtig wohlfühlen tue ich mich hier nicht. Offenbar brauche ich zum Wohlfühlen doch etwas ganz, ganz anderes, als eine konstruierte und wie geleckt erscheinende Umgebung? Ich laufe herum, mit der Zeit sehe ich ein paar Dutzend Leute hier an der Corniche, mehr nicht. Einer joggt sogar ganz fleißig, in der frühen Nachmittagshitze bei etwa 40 Grad. Die meisten jedoch haben es sich unter den Bäumen bequem gemacht, oft in kleinen Grüppchen beim Schwätzchen. Das hat dann etwas nettes, aber mehr ist das auch nicht.

Kilometer entfernt, auf der linken Seite, sehe ich wieder mal eines der super-besten und berühmtesten Nobelhotels der Welt: Das "Emirates Palace Hotel", Baukosten schlappe drei Milliarden Dollar. Mit einer kleinen Ansammlung an super-Hochhäuser-Baustellen in der Nähe: Den Ethiad Towers, fünf Gebäude zwischen 217 und 305 Meter hoch. Auf der rechten Seite der Corniche ist der Hafen, auch dort befinden sich einige super-Hochhäuser im Bau. Nur frage ich mich langsam: Was aber habe ich hier verloren? Die Möglichkeit, ein wenig Treiben auf der Straße zu beobachten, gibt es hier nicht - denn es findet einfach kein Treiben statt. Und gerade das finde ich doch immer am interessantesten.

 

 

 

Also biege ich irgendwann wieder ab zwischen die Häuserblocks. Häuserblock an Häuserblock, rechtwinklige Straßen, die zuweilen immerhin einen Grünstreifen in der Mitte haben, und riesige Parkplätze - das ist alles, was Abu Dhabi mir zu bieten hat.

Langsam geht mein Wasser zur Neige - und ich finde keine einzige Möglichkeit, etwas Wasser zu kaufen oder irgendwo einzukehren: Alles ist geschlossen. Freitag eben. Schade - die von mir als spannend eingeschätzte Stadt Abu Dhabi, sie fängt schon nach Stunden an, mich zu langweilen.

Und: Die Hitze in der stehenden Luft zwischen den Häuserblocks fängt an, mir ernsthaft zuzusetzen. Und irgendwann wird es auf merkwürdige Weise kritisch, denn: Ich fange in dieser Affenhitze an zu frösteln! Völlig irritiert nehme ich wahr, dass mein Körper wohl eine Schutzreaktion in Gang setzt, mir ist heiß und kalt zugleich, es fühlt sich an, wie Schüttelfrost wenn man krank wird und Fieber bekommt.

Auch ohne dies bisher jemals erlitten zu haben, wird mir schnell klar: Ich stehe hier kurz vor einem Hitzschlag. Vorsicht jetzt! Nicht mit der Gesundheit spielen! Weit und breit sehe ich keine Möglichkeit, Trinkwasser zu bekommen. Und ich reagiere wohl einigermaßen richtig: Ich schütte augenblicklich den Rest meines Wassers in mich hinein und sehe zu, dass ich zügig zur Busstation komme, zurück nach Dubai. Völlig fasziniert beobachte ich dabei eine Afrikanerin, die ohne Kopfschutz und mit nackten Füßen auf dem schwarzen Asphalt, auf dem man sicherlich Eier braten könnte, an mir vorbei läuft.

Um vier sitze ich dann wieder im angenehm klimatisierten Bus nach Dubai - alles hat dann doch geklappt, nachdem ich mich an der Busstation mit reichlich Wasser versorgen und erholen konnte. Verflixt, man muss wirklich sehr, sehr aufpassen, bei diesen klimatischen Bedingungen! Ich habe das zwar nicht wirklich unterschätzt - aber nicht alle Randbedingungen wie eben den heiligen Freitag bedacht. Beinahe war das fatal gewesen!

Komisch, die Rückfahrt nach Dubai ist umgerechnet einen Euro günstiger, als die Hinfahrt, aber das soll mir nur Recht sein. Busfahren ist so oder so ein extrem billiges Vergnügen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sehr schnell geht's mir jetzt wieder bestens, beobachte die vielen, wahrscheinlich indischen Jungs, die die leeren, riesigen Parkplätze vor den Einkaufszentren für ihr Cricket-Training benutzen.

 

Grandioser Abschluss auf dem Burj Khalifa

Busstation Bur Dubai

Abendstimmung an der großen Busstation in Bur Dubai.

 

 

 

Zurück nach Dubai zu kommen war anschließend schon fast, wie nach Hause kommen. Es ist gegen 18 Uhr, die Dämmerung setzt gerade ein, ein wunderschönes Abendlicht lässt die dünnen Schleierwolken rosa über der Stadt leuchten. Die Feiertagsruhe ist mittlerweile einer gewaltigen Betriebsamkeit gewichen. Es sind ungeheuer viele Menschen auf den Straßen. Meinen Plan, direkt nebenan den riesigen Supermarkt einer französischen Kette aufzusuchen, verwerfe ich schnell, denn dort scheint alles vor Menschen fast zu bersten - zuviel für mich! ALLES ist jetzt voller Menschen, es scheint die Hauptzeit fürs shoppen zu sein.

Dubai Creek, Abendstimmung

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit: Gemütliche Lokale finden sich zahlreich am Dubai Creek.

Wasser ist jetzt wieder schnell in einem kleinen Shop gekauft, und am Creek herrscht ein fast magische, gelassene und freundliche Atmosphäre in großartigem Abendlicht. Dubai zum Genießen, Dubai fast zum Verlieben! Einfach toll!

 

 

 

Gegen halb sieben ist es dann stockfinster. Meine Erschöpfung nach diesem Tag ist verblüffend, eigentlich habe ich ja gar nicht allzu viel aktiv getan. Aber doch: Ich bin völlig geschafft! Etwas zu essen ändert daran wenig.

Relativ früh liege ich also im Bett. Allerdings nicht alleine: Mein Unternehmungsgeist begleitet mich weiterhin. Und der heckt, angestachelt von meinem Reiseführer in Buchform aus: Das mit den Busfahrten hat mir gut gefallen! Da liegt doch der Beschluss nahe, am folgenden Tag noch einmal etwas ähnliches zu wiederholen - dann allerdings mit dem Ziel Hatta, einer Oase im Hajar-Gebirge mit Dattelanbau und heutigem Nobelwohnort zweieinhalb Stunden entfernt landeinwärts, inmitten der Wüste. Einen gesonderten Reisebericht zu diesem schönen und durchaus spannenden Ausflug nach Hatta habe ich auf einer Extraseite angefertigt (neues Fenster öffnet).

Dieser tolle und empfehlenswerte Ausflug wurde jedoch durch einen prägnanten Termin begrenzt: Mein Besuchstermin auf der Aussichtsplattform des Burj Khalifa stand noch aus, sozusagen der Höhepunkt der Reise. Und in der Tat der krönende Abschluss meines Besuchs in Dubai.

Das Ticket war ja auf eine feste Uhrzeit ausgestellt, um 18 Uhr ist mein Termin - mit Bedacht so gewählt und gewünscht, um den Sonnenuntergang dort oben auf der 452 Meter hohen Aussichtsplattform des insgesamt 828 Meter hohen Gebäudes zu genießen.

Alles klappt wunderbar! Pünktlich bin ich zur richtigen Uhrzeit am Burj Khalifa - wer mehr als eine Viertelstunde zu spät kommt, hat Pech und wird nicht mehr hinaufgelassen ohne neues Ticket. Nach einem Sicherheitscheck wie am Flughafen und ein wenig unmaßgeblichem Warten steige ich mit etwa zehn anderen Personen in den schummrig beleuchteten Fahrstuhl. Ein Angestellter drückt auf den Knopf "124" (für die Etage) und ich merke nur leichte Bewegungen, keine Beschleunigung und auch kein Abbremsen, nur ein paar Lichteffekte. Was ist los? Funktioniert der Fahrstuhl etwa nicht richtig? Ich hatte im Internet einiges über Fehlfunktionen der Fahrstühle in den ersten Monaten des Betriebes gelesen. Nicht allein deswegen war die 4. Januar 2010 geöffnete Aussichtplattform kurz nach ihrer Eröffnung für ein paar Monate wieder geschlossen worden und nun, wo ich hier bin, seit gerade mal sechs Wochen wieder in Betrieb. Nach knapp einer Minute öffnen sich die Türen wieder und ein junger Mann vor der Tür macht eine freundliche, einladende Geste und sagt: "Welcome to the top!" Eher irritiert taumele ich mit den anderen Leuten aus dem Fahrstuhl - tatsächlich, ich bin oben in 452 Metern Höhe, in unglaublich kurzer Zeit und ohne etwas davon zu spüren. Unfassbar!

Dubai, Blick auf Business Bay

 Komisch, dieser optische Effekt: Beim ersten Blick von der Aussichtsplattform des Burj Khalifa in 452 Metern Höhe habe ich den Eindruck, auf eine Spielzeugwelt wie im Hamburger Miniatur-Wunderland zu schauen. Dabei ist das markante, aber winzig wirkende Gebäude links, "The Address Downtown Dubai", doch immerhin 306 m hoch, und somit das 59. höchste Gebäude der Welt. Kein Gebäude Deutschlands ist so hoch - nur einige Sende-Bauwerke.

 

 

 

Der allererste Blick fällt auf den Pool, in dem alle halbe Stunde die Fontänen zu bewundern sind - und der erste Gedanke: Huch, das sieht ja aus wie das Miniatur-wunderland im heimischen Hamburg! Das größte Einkaufszentrum der Welt, die Dubai-Mall, die ja für die Öffentlichkeit den einzigen Zugang zu dem Turm bietet, sieht aus, wie ein kleiner Flipper-Automat. Eine unglaublich detailreiche, kleine Welt tut sich da zu meinen Füßen auf. Nur, dass diese Welt dort unten echt ist.

Schnell bemerke ich, dass die Aussicht heute nicht gut ist: Der hohen Luftfeuchtigkeit in den gesamten Tagen entsprechend ist es sehr diesig über Dubai. Trotzdem bin ich von das Aussicht fasziniert und begeistert. Für mich ist diese Aussicht jeden Cent der etwa 22 Euro wert, die ich für die Fahrt auf den Turm zahlen musste. Als besonders schön empfinde ich, dass man sich hier oben in aller Ruhe umschauen kann. Es gibt keine zeitliche Begrenzung, man kann sich seiner Neugierde hemmungslos hingeben. Das ist wirklich toll! Sehr angenehm finde ich auch, dass man sich hier nicht in einem geschlossenen Glaskasten befindet, sondern die Aussichtsplattform ist zum Teil nach oben offen und es gibt Schlitze in den Glaswänden - super für die Fotos.

 

 

 

Wohl noch nirgendwo auf der Welt habe ich solch buntes Gemisch von Sprachen gehört, wie hier. Buchstäblich "Menschen aller Herren Länder" haben sich hier versammelt, um in aller Ruhe den Sonnenuntergang über dem Persisch-Arabischen Golf zu erleben. Eine Art "erhabene Stimmung" herrscht hier, offenbar sind alle, unabhängig von ihrer Herkunft und ihren Wurzeln, in ähnlicher Weise ergriffen von dem besonderen Moment auf dem beeindruckenden Turm. Wahrscheinlich werden in jeder Minute ein paar hundert Fotos gemacht. Auch professionelle Fotografen bieten ihre Dienste für Erinnerungsfotos an, sehr dezent allerdings. Mir gefällt dieses Gemisch hier oben ganz wunderbar, fast rührt es mich an. Wichtig ist zu erwähnen, dass es hier keinesfalls voll oder eng ist! An den Schlitzen in der Glasfront, muss man manchmal einen Moment Geduld aufbringen, um selber zum Zug beim fotografieren zu kommen. Aber alles läuft freundlich, höflich und betont rücksichtsvoll ab. So gut kann eine völlig zufällig zusammen gewürfelte, temporäre und internationale Gemeinschaft funktionieren! Nur der Traum von einer besseren Welt?

Dubai, Aussichtsplatform Burj Khalifa

Leider verschwindet der Sonnenuntergang irgendwo im Dunst der schwül-heißen Umgebung von Dubai - auch von der Aussichtsplattform des höchsten Gebäudes der Welt aus betrachtet.

 

 

 

Der Sonnenuntergang selber ist leider völlig unspektakulär: Die Sonne verschwindet einfach etwas mau im Dunst, direkt über der im Aufbau befindlichen künstlichen Inselwelt "The World Islands".

Mein Reiseführer in Buchform hatte mich schon darauf hingewiesen, dass der Stahl, den man beim Abriss aus dem "Palast der Republik" in Berlin herausgeholt hat, hier im Burj Khalifa verbaut worden ist. Das geht mir hier oben nun wieder durch den Sinn und ich finde es irgendwie urkomisch. Eigentlich ist der Burj Khalifa also eine Art "Palast der Republik, Version 2.0". Aber: Hochglänzend poliert präsentiert sich Honeckers Edelstahl hier! Um das zu würdigen fange ich an, fotografisch mit dem Stahl zu spielen und Spiegelungen mit auf meine Fotos zu bannen. Ich muss schon sagen: "Erichs Lampenladen", wie der Palast der Republik in Ost-Berlin ja auch despektierlich genannt wurde, macht sich hier in Dubai nach seiner Wiederauferstehung vorzüglich und ist nicht nur von unten, sondern auch von oben schwer beeindruckend!

Dubai Mall von oben

Sieht von der Aussichtsplattform des Burj Khalifa aus betrachtet wie ein überdimensionaler Flipperautomat - und ist doch das größte Einkaufszentrum dieser Erde: Die Dubai Mall.

 

 

 

Deutlich über eine Stunde treibe ich mich hier herum, banne jeden sich bietenden Blickwinkel auf Dubai in die Chips meiner Kamera, beobachte die anderen Leute, sauge die schöne Atmosphäre wie ein ausgetrockneter Schwamm in mich auf, schaue herab auf gewaltige Wolkenkratzer, wie es sie in Deutschland gar nicht gibt - und die von hier oben plötzlich fast mickrig aussehen. Ein grandioser Schlusspunkt für meine Dubai-Fahrt! Alle hier oben, wirklich alle, sind von dem Spektakel des Blickes auf diese Stadt von diesem erhabenen Punkt aus in den Bann gezogen, keine Frage! Es ist gewaltig - und irgendwie rührend, diese irrwitzige, größenwahnsinnige, gigantische, öde und faszinierende Stadt am Rand der Wüste plötzlich zu den eigenen Füßen zu haben. Hier begreift man: Dubai ist wie ein Wunder - allerdings nicht aus 1001 Nacht, sondern aus Wüstensand, Beton, Stahl und Glas. Aber doch ein von Menschen erdachten und geschaffenes Wunder, meine Faszination kennt in diesem Moment kaum Grenzen...

 

 

 

Aber irgendwann ist es dann auch genug, ich tue etwas, was ich sonst nie tue: Ich kaufe mir im Shop ein Souvenir, natürlich mit der Beschriftung "At the Top"! Und fahre mit dem irrsinnig schnellen Fahrstuhl wieder herab. Unten, auf dem Weg zurück in die Dubai-Mall hat man große, beleuchtete Schauwände mit Abbildungen der Planer und Erbauer dieses Turms aufgestellt. Ehrfurchtsvoll schaue ich in die Gesichter dieser Menschen. Etliche dieser Gesichter sehen glücklich aus. Aber ohne Ausnahme alle Gesichter strahlen vor Stolz. Sie haben wahrlich Großes geschaffen.

Dubai, Burj Khalifa nachts

Er hat auch meinen Besuch gut überstanden - der Burj Khalifa - nachdem ich von Etage 124 wieder auf null gelandet bin. Aus der Nähe wirkt das Bauwerk viel klobiger, als aus ein wenig Entfernung. Dann wirkt der Turm eher wie eine filigrane Nadel in den Himmel...

 

 

 

Was für ein grandioser Schlusspunkt für meine Reise nach Dubai! In diese merkwürdige und zumeist künstlich wirkende Stadt in der Wüste. Diese hat durchaus viel faszinierend Sehenswertes zu bieten, aber sie ist mit ihren zuweilen schrecklichen Verrücktheiten auch sehr anstrengend, mühsam und unbegreifbar. Und doch - wenn Sie mich morgen fragen würden, ob Sie mich übermorgen mit nach Dubai nehmen dürfen: Meine Antwort wäre "Ja, na klar! Los geht's!" Dann jedoch, keine Frage - würde ich mir einfach mehr Zeit nehmen, um die doch immer wieder extrem spektakulären Ansichten genießen und verdauen zu können. Es gibt einfach zu viel zu entdecken in und um Dubai! Wie schon geschrieben: Dubai ist wie ein Wunder, nicht aus 1001 Nacht, sondern ein Wunder wie aus der Zukunft...

 

Hier finden Sie auf meinen externen Seiten noch eine Sammlung mit 78 großformatigen, anderen Fotos meiner Reise nach Dubai und dem Ausflug nach Abu Dhabi. (neues Fenster)

 

 


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Dirk Matzen

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