Reisebericht Oslo -
  Oper, Barcode und Mensch-Maschine
  in der norwegischen Hauptstadt

Reisebericht über eine Reise nach Oslo, der Hauptstadt von Norwegen im August 2016
   mit insgesamt 52 Bildern




Oslo, Norwegische Oper

Die Norwegische Oper - direkt am Oslofjord gelegen: Ein phantastischer Bau!

 

 

Oslo - eine Reiseidee

Was für ein sonderbarer Anlass für eine Reise in den Norden!

Vier zumeist schweigsame deutsche Herren mittleren Alters sind es, die mich im Sommer, Anfang August 2016, nach Oslo locken.

Die mich überhaupt auf die Idee bringen, mal wieder in die Hauptstadt von Norwegen zu reisen - gut 25 Jahre, nachdem ich schon mal ein paar Tage im Winter in Oslo verbracht habe. Und nicht nur nach Oslo: Wie von allein entwickelt sich von der Tour nach Oslo gleich eine umfassendere Reise gen Norden.

Das allerdings hat einen Vorlauf. Es ist der 27. November 2015 und ich sitze in Hamburg in einem Konzert der besonderen Art. Auf zweierlei Arten besonders: Meine privaten Umstände sind besonders - das Ticket für das Konzert habe ich mir mitten in einer Zeit gekauft, in der ich schwer erkrankt war und eigentlich gar nicht weiß, ob ich zum Zeitpunkt des Konzerts aus gesundheitlichen Gründen überhaupt imstande sein werde, dorthin zu gehen. Das Konzert ist seinerzeit also quasi auch ein Ansporn, meine mühsame Zeit möglichst gut zu überstehen.

Das zweite Besondere: Das Konzert in Hamburg haut mich zu meiner eigenen Überraschung fast um! Ein Knaller! Auf der Bühne stehen eben diese vier mittelalten Herren, völlig regungslos, und produzieren mit ihren Jahrzehnte alten Titeln einen elektronischen Sound, der überraschend frisch und topmodern ist: Kraftwerk! Dazu gibt's eine passende 3D-Lightshow. Hui! Ich bin überraschend stark beeindruckt von der Wucht des Konzerts.

Viele behaupten ja, dass der Einfluss von Kraftwerk auf die Musikentwicklung viel, viel größer ist, als der von den Beatles. Nun - vielleicht ist dies ja so, das vermag ich nicht zu beurteilen. Aber: Mich beeindruckt das Konzert so sehr, dass ich beschließe, wenn es irgendwie geht, noch einmal ein Konzert von Kraftwerk besuchen zu wollen. Ein Blick auf die Webseite von Kraftwerk zeigt: Allzu oft touren die Herren von Kraftwerk gar nicht. Und doch: Im Sommer wird es sogar die komplette Folge ihrer acht Konzerte, den "Katalog", (mit jeweils einem Schwerpunkt auf einem ihrer acht veröffentlichten Alben) im August in Oslo geben - und das auch noch in dem mir von einigen Fotos her bekannten, phantastischen Gebäude der Norwegischen Oper.

Die Norwegische Oper! Mit einem Konzert von Kraftwerk!

Potzblitz! Was für eine Kombination - ich bin wie elektrisiert!

Offenbar habe ich die Konzertankündigung eher zufällig recht früh entdeckt, denn es gibt noch Karten zu kaufen (üblicherweise sind die raren Konzerte von Kraftwerk weltweit rasend schnell ausverkauft). Während ich im Winter 2015 also hin- und herüberlege, ob ich mir tatsächlich den Luxus gönnen soll, im Sommer extra für ein Kraftwerk-Konzert nach Oslo zu fahren, werden die Karten für die Konzerte von Tag zu Tag spürbar weniger - ein gewisser Druck entsteht. Also kaufe ich mir letztlich doch kurzentschlossen ein Ticket, als es diese nur noch für drei der acht Konzerte gibt - ein Ticket für das Konzert zum Album "Tour de France". Immerhin weiß ich: Zusätzlich zu sämtlichen Titeln dieses Albums gibt es immer auch so eine Art "Best Of" dazu. Ich bin gespannt - auf Konzert und auch auf die Konzerthalle.

Ein Hotel ist schnell dazu gebucht. Und wie von allein entsteht aus diesem Konzertbesuch in Oslo in der Folgezeit eine selbstorganisierte "Nordland-Reise": Zunächst geht's aus dem heimatlichen Hamburg nach Malmö / Kopenhagen / Lund - und nach Oslo geht's dann noch weiter nach Norden. Dabei ist das Reisen selbst auch durchaus Sinn dieser Übung: Ich bin mit der Bahn unterwegs - mit dem Zug nach Norden.

Eigentlich ist es ja skurril: Vor allem habe ich die fixe Idee, ein Konzert zu besuchen - und heraus kommt eine dreiwöchige Rundreise mit vielen verschiedenen Facetten. Irgendwie aber auch typisch für mich...

 

Ein paar kurze Fakten über Oslo

Zum zweiten Mal seit dem Jahreswechsel 1988/89 bin ich also in der norwegischen Hauptstadt unterwegs. Damals ist die Stadt ziemlich fest im Griff des Winters.

Jetzt ist es Anfang August und also Hochsommer. Heute leben direkt in der Stadt Oslo ca. 680.000 Einwohner, in der Metropolregion Groß-Oslo rund 1,5 Millionen. Das sind allein rund 30 Prozent der gesamten norwegischen Bevölkerung von 5,3 Millionen. Oslo ist also nicht nur die unumstrittene wirtschaftliche Metropole von Norwegen. Die Stadt ist Dienstleistungs- und Industriemetropole des mit reichen Ölvorräten ausgestatteten Landes. Die Bedeutung des Hafens hat sich verändert, schon in den 80er Jahren hat man angefangen, große Bereiche des Hafengeländes in Wohn- und Freizeitgelände umzubauen.

Auch das unbestrittene Kulturzentrum von Norwegen befindet sich in Oslo - was ja nicht zuletzt in dem aufwändigen Bau der Norwegischen Oper seinen Ausdruck findet. Als Wintersportzentrum hat Oslo einen weltweit bekannten Ruf: Die Skisprungschanze Holmenkollen thront über der Stadt, ist aber lediglich das weithin sichtbare Zentrum der umfassenden Sportanlagen.

 

 

 

 

Ob Oslo auch das "räumliche Zentrum" von Norwegen genannt werden kann, ist allerdings ein wenig zweifelhaft: Es liegt sehr weit im Süden des sich über 3000 km in Nord-Süd-Ausdehnung erstreckenden Landes.

300 Jahre lang war der Name der Stadt Christiania, erst seit 1924 heißt die Stadt Oslo. Überhaupt ist Norwegen erst seit 1905 vollständig unabhängig, wurde zuvor von Dänen und Schweden beherrscht. Im April 1940 okkupierte Deutschland Norwegen. Anders, als Dänemark, leistete Norwegen militärischen Widerstand, der jedoch nach sechs Wochen gebrochen war. In Oslo marschierte die deutsche Wehrmacht am 9. April 1940 ein, erst mit der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 endete endlich auch die Besetzung Norwegens durch Deutschland.

Tourismus spielt augenscheinlich keine besonders ausgeprägte Rolle in Norwegens Hauptstadt. Das mag auch daran liegen, dass es nicht sehr viele klassische historische Sehenswürdigkeiten in der Stadt gibt, eine hyggelige (die norwegische Form von Gemütlichkeit) Altstadt sucht man in der Stadt nahezu vergebens - und die vorhandene "Gamlebyen" (Altstadt) kommt eher unromantisch daher. Oslo gibt sich als eher moderne bis supermoderne Stadt - ganz bewusst: Eine Stadt im Aufbruch in die Moderne. Das allerdings zieht (bisher) nicht gerade Touristenmengen an. Viele der klassischen Touristen schauen ja lieber Dinge von Vorgestern, als von Übermorgen.

Von heute allerdings und durchaus bemerkenswert: Oslo liegt auf Platz eins weltweit - was das Preisniveau in der Innenstadt angeht. 2006 hat Oslo die Stadt Tokio als die weltweit teuerste Stadt der Welt abgelöst. Eine Errungenschaft, auf die man stolz sein sollte?

Und, natürlich: Oslo ist Sitz des norwegischen Könighauses. Und auch des weltweit geachteten Nobel-Friedens-Zentrums.

Ach, übrigens: Das "o" wird im Norwegischen meist wie ein "u" gesprochen. Unter bestimmten Bedingungen das "s" wie ein "sch". Oslo wird von den Einheimischen also eher wie "Uschlu" ausgesprochen.

Was ich bei Reisen in den Norden immer gern in Blick habe: Der Sonnenaufgang in Oslo ist Anfang August um 5:05 Uhr, der Sonnenuntergang um 21:40 Uhr.

 

Die Hafen-Promenade von Oslo

Bei dem Kraftwerk-Konzert bin ich allerdings schon ein paar Tage in der Stadt. Habe Oslo also schon etwas erkundet vor dem Besuch des Konzerts.

Typisch für mich ist allerdings auch mal wieder der Einstieg in die Stadt Oslo nach meiner Ankunft (die um etliche Stunden verspätet ist: Auch in Schweden kriegt man Zugverkehr nicht pünktlich hin, fädelt dann irgendwo einen immerhin vorbereiteten, aber nicht weiter angekündigten Schienenersatzverkehr ein - mit enormen Kuddelmuddel bei den Reisegästen, verpasst damit dann den Anschlusszug in Göteborg, der nächste führe in acht Stunden, einen Linienbus nach Oslo erwische ich dann nur, weil ich in Göteborg ganz blitzschnell geschaltet habe - und und und...)! Das typische für mich in unbekannten Städten: Ich nehme mir etwas vor - lasse mich dann aber von etwas völlig anderem einfangen und mache etwas ganz anderes, als zuvor geplant...

Mein Hotel liegt sehr zentral im Stadtzentrum - prima. Mein erster Gedanke, nachdem ich eingecheckt habe und mich ein wenig sortiert habe: Geh doch mal zum Oslo-Fjord und schau dir das spektakulär direkt am Fjord gelegene Gebäude der Norwegischen Oper mal an! Das Licht ist gerade auch richtig toll.

Ruckzuck bin ich am Fjord, fange mal an mit einem Foto quer über ein Hafenbecken zur Norwegischen Oper hin an. Wirklich, auch aus der Entfernung: Ein schönes Bauwerk! Und ganz toll dabei: Das Gebäude ist frei zugänglich für die Öffentlichkeit. Man kann über die Dachschrägen "ganz einfach so" auf das Dach gehen - ein schöner Aussichtspunkt. Keine Gebühren, keine (erkennbare) Kontrollen. Dies merke ich aber erst später - denn heute passiert mir ja etwas Komisches: Ich lenke mich selber ab, entdecke etwas spannendes anderes, verliere mich auf anderen Wegen - und komme heute dann erst in der Nacht tatsächlich wieder zur Oper.

Irgendwo an dem besagten Hafenbecken stoße ich nämlich auf Richtungspfeile - und dann unmittelbar auf einen großen Infopunkt in Form eines senkrecht stehenden, leuchtend orange bemalten Schiffs-Containers. Man hat entlang des Hafens eine Informationsroute angelegt: Oslo's Harbour Promenade. Gut markiert, mit interessanten, umfassenden Informationen an markanten Punkten des Hafens. So etwas mag ich ja - sehr. Also: Ran ans Wasser! Ich folge dieser Hafenpromenade wie ferngesteuert, vergesse die Oper einstweilen völlig. Für die an vielen Orten an der Route stehenden Holz-Liegebänke ist es dann doch zu frisch und zu feucht - aber die Idee an sich ist prima.

Oslo, Hafen Promenade

Auch bei aufdringlich-auffälliger Umgebung kaum zu übersehen: Ein Infopoint der Hafen-Promenade von Oslo. Ein interessanter Rundgang am Oslofjord.

 

 

 

Und empfehlenswert finde ich diese Route - wenn man denn ein wenig über den Hafen von Oslo und seine Entwicklung erfahren mag. Man bekommt die gesamte Wasserseite des Zentrums der norwegischen Hauptstadt vor Augen. Hat zuweilen schöne Blicke in den Oslofjord. Man kommt entlang an der historischen Festungsanlage Akershus (dem ältesten erhaltenen Gebäudeensemble der Stadt), es geht an dem markanten, nach 20 Jahren Bauzeit im Jahr 1950 fertig gestellten Backsteinbau des Rathauses vorbei und direkt anschließend an dem Nobel Friedens Zentrum entlang, dessen Preis allerdings im Rathaus verliehen wird.

Am Rande des Weges bemerke ich übrigens schnell, dass der deutsche Überfall auf Norwegen dort auch heute noch ein durchaus nicht vergessenes Thema ist: In der Stadt hängen etliche Plakate für einen neuen, in Norwegen produzierten Film: "Kongens Nei" (auf englisch "The King's Choice", auf deutsch allerdings "Angriff auf Norwegen"). In dem Historiendrama wird die widerständige Rolle des Königs Haakon zu Beginn der Besatzung Norwegens beschrieben - und er wird immerhin der erfolgreichste Film des Jahres in Norwegen werden. In Deutschland ist der Film kaum einmal zu sehen.

Das Quartier "Aker Brygge" ist mir bereits 1988, damals ganz neu, aufregend und frisch umgestaltet, als enormes Stadtentwicklungs-Quartier gezeigt worden. Hier hat man bereits in den 1980er Jahren eine große Hafenfläche umgewidmet in ein Wohn-, Gewerbe- und Freizeitgebiet - damit war Oslo durchaus richtungweisend für solche Entwicklungen. Damals finde ich das sehr beeindruckend und staune nicht wenig - heute ist so eine Entwicklung in europäischen Hafenstädten offenbar völlig gewöhnlich: Nicht nur in meinem heimatlichen Hamburg baut man an der "Hafencity", in den gerade vorangegangenen Tagen habe ich Ähnliches sowohl in Malmö, als auch in Kopenhagen aus der Nähe betrachtet.

Hier in Oslo ist dies also schon längere Zeit etabliert - und man hat insgesamt geklotzt und nicht gekleckert: Alles ist ausgesprochen großzügig gestaltet. Direkt an "Aker Brygge" angrenzend hat sich das Quartier "Tjuvholmen" etabliert - "Diebesinsel". Passend dazu ein in diesem Gebiet, neues Hotel mit dem Namen "The Thief". Ob dieser Name auch wegen der dort verlangten, fürstlichen Preise gewählt worden ist, kann ich allerdings nicht sagen. Teilweise reiht sich in diesem Gebiet in den Erdgeschossen der modernen, oft sieben- bis achtgeschossigen Gebäude ein großes Restaurant an das andere - und an diesem Freitagabend hätte man Mühe, noch einen freien Platz zu finden: Alles scheint auf den letzten Platz besetzt. Das Geschäft läuft! Vielen geht es in Oslo sichtbar sehr gut. Irgendwie ist es wohl kein Wunder, dass man in diesem Viertel dann auch öffentliche Anzeigen über den momentanen Preis eines Barrels Brent Oil in US$ findet.

Oslo, Preis Brent-Oil

Offenbar sehr wichtig und immer für alle in der Öffentlichkeit sichtbar: Der aktuelle Preis für ein Barrel Brent-Oil.

 

 

 

 

Überhaupt sind an diesem Sommerabend enorm viele Menschen hier am Wasser unterwegs. Die Stadt wirkt lebendig, quirlig und dabei doch auch freundlich, entspannt und damit inetwa dermaßen lässig, wie ich es ein paar Tage zuvor eigentlich von Kopenhagen erwartet habe - und dort nur teilweise und abseits des Zentrums gefunden habe.

Lange halte ich mich hier in Aker Brygge und Tjuvholmen auf, ein schöner Ort direkt am Wasser. Gerne hätte ich einen Blick in das moderne Kunstmuseum "Astrup Fearnley Museum" hier am Landende der Halbinsel Tjuvholmen geworfen, aber, nun gut - das muss ich wohl auf meinen nächsten Besuch in Oslo verschieben, schließlich ist es jetzt schon Abend, gegen 21 Uhr. Es ist wirklich schön und ein guter Ort, das ewig langgezogene Abendlicht hier zu genießen. Meine durchaus hochwertige Kamera allerdings sieht das offenbar ganz anders und zaubert an diesem Abend auf meine Fotos verblüffende, eigensinnige Farben.

 

 

 

 

Hier und da wird im Oslo-Fjord geschwommen. Ein paar spät-pubertierende Jungs beweisen ihren Heldenmut und springen von einem Betonbauwerk aus etwas zehn Meter Höhe in das Wasser - nachdem sie sich nach viel Hin und Her sicher sind, dass auch wirklich alle hunderte Leute drum herum zu ihnen gucken. In dem ebenfalls im früheren Hafengebiet entwickelten Wohnquartier Sørenga am östlichen Ufer des Oslofjords, das ich an einem anderen Tag entdecke, gibt es ein in den Oslo-Fjord hinein gebautes Schwimmbad - frei zugänglich, natürlich.

Viele Leute sind hier unterwegs - aber ich habe nicht im Geringsten das Gefühl, hier in einem Touristenstrom mitzuschwimmen. Keineswegs: Hier sind vor allem Einheimische unterwegs, die ziemlich smart in das anfangende Wochenende gleiten. Und irgendwie bin ich da mittendrin. Es ist alles sehr modern, sehr schick - und doch sind diese Stadtteile für mich durchaus zum wohlfühlen geeignet. Dies geht mir später während meines Aufenthalts in Oslo in anderen früheren Hafenbereichen ähnlich. Aber gerade jetzt tut der zauberhafte Sommerabend mit dem langen Abendrot sein Übriges dazu.

Oslo, Aker Brygge

Oslo ist auf den Beinen: Entspannt und doch fix was los in Aker Brygge an diesem Freitag Abend.

 

 

 

 

Auf der Hafenpromenade laufe ich dann doch einfach immer weiter an diesem Abend. Es ist bereits abends um Viertel vor zehn, als ich am Infopunkt 2 ankomme, am Kongen, dem Clubhaus des Königlichen Ruderklubs Christiania. Heute ist hier ein großer Yachthafen - in einer ansehnlichen Umgebung. Und doch entschließe ich mich, den letzten Infopunkt der Hafenpromenade, also den Infopunkt 1, nicht mehr anzusteuern - bis dahin wären es fast 1,5 km weiter (die Ausschilderung der Hafenpromenade ist wirklich perfekt), die ich dann ja auch noch wieder zurücklaufen müsste. Och nö - vielen Dank!

Oslo, Kongen

Das Clubhaus "Kongen" des Königlichen Ruderklubs Christiania steht heute inmitten eines großen Yachthafens.

 

 

 

Aber doch hat mir der Weg an der Hafenpromenade so gut gefallen, dass ich die zweite Hälfte des Weges (ich bin ja mitten in dem ausgeschilderten Weg angefangen und nur in eine Richtung, nach Westen, gelaufen) am Folgetag gehe. Dieser östliche Teil des Weges ist dann allerdings wesentlich, nun ja... experimenteller. Man ist derzeit viel an und neben riesigen Baustellen unterwegs. Das vermittelt mit Wucht einen derzeit völlig realistischen Eindruck: Oslo baut! Und zwar so richtig!

Rund um das Ende des Oslo-Fjords ist man augenscheinlich dabei, die Stadt völlig umzukrempeln. Die Norwegische Oper ist da nur ein Teil davon, in Stadtteil Bjørvika - zwar ein spektakulärer, aber nur ein vergleichsweise kleiner. Rundherum klotzt man so richtig. Ich komme in das brandneue, große Wohngebiet Sørenga, das natürlich schick und modern ist - aber derzeit noch ein wenig isoliert am Fjord steht. Rundherum wird noch viel gebaut.

An dem "Barcode" bin ich da vorbei - eine ganze Reihe an supermodernen Hochhäusern. Diese Gebäude werde ich anderntags noch gut kennenlernen.

Enden tut die Hafenpromenade am "Kongshavn" - dem "Königshafen". Der Infopunkt 14 ist hier, und, tatsächlich ist man hier schon an einigen aufgestellten Schiffs-Containern vorbei gegangen. Es gibt also doch noch aktuellen Hafenbetrieb in Oslo. "Your trip does not end here" steht auf dieser letzten Infotafel - und gibt Tipps, was man nun weiterhin anschauen kann. Einen dieser Tipps nehme ich unmittelbar wahr: Ich gehe hinauf in den "Ekeberg Park".

Mit dem Satz "Enjoy your trip!" endet jede Infotafel auf der Hafenpromenade. Das ist mir nicht schwer gefallen. Ohne Wenn und Aber eine interessante Tour entlang der Wasserkante von Oslo, bei der man viel von der Stadt sieht, sich keine Sorgen machen muss, dass man sich verlaufen könnte - die Infopunkte sind fast immer hochkant gestellte, orangefarbene Container. Meist weithin sichtbar. Und, wenn man sich ein wenig Zeit für die Infotafeln nimmt, erfährt man vieles über die Geschichte und die Zukunft des jeweiligen Ortes am Hafen.

 

Der Park der Frauen: "Ekebergparken" - der "Ekeberg Park"

Vom Infopunkt 14 der Hafenpromenade geht's zehn Minuten lang steil bergauf, dann bin ich an der festungsähnlichen, historischen Seemannsschule vorbei am Eingang zum "Ekebergparken", dem "Ekeberg Park".

Und auf so etwas bin ich nicht wirklich vorbereitet: Ich bin hier nahezu allein unter Frauen. Nein - keine Sorge: Nicht, was Sie nun möglicherweise gerade mal wieder denken! Nein, die Damen sind alle ganz still und starr: Der Park steht voller Skulpturen, nahezu ausschließlich mit Abbildern von Frauen. Völlig unvermittelt stehe ich hier in dem öffentlichen Park dann vor Werken von Salvador Dalí, Pierre-Auguste Renoir, Auguste Rodin, Sean Henry, Damien Hirst oder auch Lokalhelden Gustav Vigeland.

Und, nein, ich bin hier nicht in einem Museum unterwegs. All die Statuen im Ekeberg Park sind für die Öffentlichkeit frei zugänglich, natürlich.

Meine zweieinhalb Stunden Aufenthalt in dem Park lohnen sich sehr. Man wird, neben den Skulpturen, auch immer wieder reichlich mit schönen Blicken über die Innenstadt von Oslo belohnt. Auf der anderen Seite trifft man auch auf eine Erinnerungstafel aus der Besatzungszeit der Deutschen: Hatte man doch, kaum dass die Deutschen 1940 Oslo eingenommen hatten, einen Teil des Parks zu einem "Ehrenfriedhof" umgewandelt. 1952 baut Oslo diesen Teil des Parks um, verlagert die Gräber der Deutschen und hat hier einen Ort der Erinnerungskultur angelegt. Statt der Figur des deutschen Adlers mit gewaltigen Flügeln steht heute eine bei genauerem Hinsehen etwas grausige Figur von Damien Hirst: Eine Frau, auch mit großen Schwingen - "Anatomie eines Engels".

Oslo, Salvador Dali

"Anatomie eines Engels" von Damien Hirst im Ekeberg Park.

Gerade, als ich an diesem Ort bin, bricht die Sonne durch - allerdings bleibt dies ein nur sehr kurzes Intermezzo am heutigen Tag.

 

Freitags abends im Stadtzentrum - die "Karl Johans gate"

Weit hat es mich abgetrieben am Freitag Abend! Eigentlich habe ich ja die Norwegische Oper als Ziel, nun bin ich, der Hafenpromenade folgend, ein ziemliches Ende abseits der Innenstadt am Kongen gelandet. Es geht gegen zehn Uhr am Abend und es dämmert sehr - also biege ich einfach ab und orientiere mich in Richtung Innenstadt. Und ich stelle etwas verblüfft fest: Das Stadtzentrum von Oslo ist ein prima Ziel an einem Freitagabend im Sommer.

 

 

 

Das finde nicht nur ich, sondern offenkundig auch viele, viele andere: Die Innenstadt von Oslo ist quicklebendig. Viele Leute sind unterwegs, die City pulsiert bei angenehmen sommerlichen Temperaturen geradezu. Irgendwo in der Nähe des Königsschloss gerate ich auf die Prachtstraße von Oslo, die "Karl Johans gate". Auf dem einen Ende der Straße schaut der König aus seinem Palast direkt der Länge nach in die Straße, auf dem anderen Ende der 1300 m langen Straße befindet sich die große "Oslo Sentralstasjonen", also der Hauptbahnhof.

Unterwegs gibt es viel sehenswertes zu sehen. Prachtvolle und wichtige Bauten, wie das Parlamentsgebäude "Stortinget", das Nationaltheater, die Domkirche und historische Teile der Osloer Universität finden sich hier ebenso, wie edle Hotels. Besonders in der Fußgängerzone ("Gågate") im Umfeld des Hauptbahnhofs gibt es viele Möglichkeiten zur Einkehr - und es ist auch hier fix was los am Abend.

Oslo, Stortinget

Das Norwegische Parlament "Stortinget" kommt eher bescheiden und dezent daher an Oslos Prachtstraße Karl Johans gate.

 

 

 

Gründe genug, die Straße dann anderntags auch bei Tageslicht zu besuchen. Dann steht in der Straße allerdings für Viele eher ein anderer Punkt auf dem Programm: Shopping ist hier auch gut möglich. Nur - muss ich noch einmal darauf hinweisen, dass Oslo an sich ein teures Pflaster ist? Und dass die Karl Johans gate sicherlich das teuerste Gebiet von Oslo ist?

 

Die Norwegische Oper - ein magisches Bauwerk

 

Oslo, Opernhaus

Blick über ein Hafenbecken zum neuen Opernhaus von Oslo. Überraschend: Das Gebäude wurde fünf Monate früher fertig, als geplant - da staunt der Hamburger!

Aber noch einmal zurück zum ersten Tag in Oslo. Um 18:30 Uhr habe ich mein Hotel verlassen, um mir nach einigen Schritten die Norwegische Oper anzuschauen - um 22:45 Uhr bin ich dann da. Endlich! Und ich stelle eher verblüfft fest, dass dies ein ausgesprochen guter Zeitpunkt ist, um das Gebäude kennenzulernen (es hat, wie ich erst hier vor Ort erfahre, bis 23 Uhr geöffnet).

Die Magie von diesem Bauwerk fängt mich sofort ein! Sehr schön: Man kommt noch in das Gebäude hinein, selbstverständlich nicht in den Konzertsaal - aber man kann sich im Foyer überall umschauen. Natürlich! Alles geht locker zu, es gibt eine Handvoll Personal, aber man wird in Ruhe gelassen, wenn man sich etwas umschauen möchte.

Oslo, Oper Foyer

Im Innenbereich der Norwegen Oper: Indirektes Licht am Getränkestand.

 

 

 

Natürlich stolpere ich umgehend über die ausgestellten "Numbers" 1 2 3 4 5 6 7 8 von Kraftwerk, die im Foyer ausgestellt sind. Nähert man sich ihnen, wird die jeweilige Zahl mit typischer, metallen klingender Kraftwerk-Roboter-Stimme angesagt (auf deutsch). Geht man in passender Geschwindigkeit, nicht zu schnell, nicht zu langsam, direkt vor der Reihe der Nummern entlang, dann werden diese ganz wie im Titel "Numbers" aus dem Album "Computerwelt" eine nach der anderen angesagt. Ich finde das ganz lustig, bin hier auch jetzt zu dieser Zeit ja beinahe alleine und lasse dies Spielerei einige Male passieren. Der Security-Mann in einiger Entfernung schaut dezent, aber doch etwas missmutig, wahrscheinlich hört er sich dieses metallene "1 2 3 4 5 6 7 8" schon seit einigen Stunden an. Also übe ich mich in Nachsicht und drossele dann doch meinen Spieltrieb. Wenn auch etwas mühsam (die Nummern waren vor den Konzerten aus Werbegründen im Stadtgebiet von Oslo verteilt, entnehme ich einer Infotafel - das stelle ich mir recht lustig vor).

Aber - diese Nummern sind ja gar nicht "die Norwegische Oper" als solche. Aber auch diese ist faszinierend: Dieses helle, freundliche Holz wirkt sehr warm. Diese riesigen Fensterfronten erlauben einen tollen Blick hinein in die Oper - und heraus aus der Oper. Die strahlend weißen tragenden Elemente in der Oper. Hell, schön, freundlich, einladend - wow! Was für ein überwältigender Eindruck!

Oslo, Norwegische Oper auf dem Dach

Auf dem Weg auf das Dach des neuen Opernhauses von Oslo - man hat einen schönen Blick auf die Umgebung. Gerade auch am Abend!

 

 

 

Dieser wird noch gesteigert, als ich das Gebäude verlasse - und ihm aufs Dach steige. Ja, direkt, ganz oben aufs Dach. Schließlich ist das so vorgesehen und gewollt. Das Gebäude erhebt sich, strahlend weiß, um die riesige Fensterfront herum in Schrägen aus dem Oslo-Fjord heraus. Wie ein Eisberg soll dies wirken.

Man geht einfach so hinauf auf dieses Gebäude. Keine Eintrittskarten, kein Einlass, keine Kontrolle, keine sichtbare Security. Alles ist völlig selbstverständlich. Ein öffentliches, offenes Bauwerk - was für ein gewaltiger Unterschied zu der neuen, etwas unnahbaren Oper in Kopenhagen, die ich noch vor zwei Tagen gesehen habe. Das empfinde ich mittlerweile als typisch für Norwegen: Eine großzügige Selbstverständlichkeit, in vielen Dingen.

Und was für ein sensationeller Eindruck sich hier auf dem weißen Marmor bietet! Hier allerdings bin ich nicht ganz so alleine - auch einige andere Personen treiben sich hier in der Nacht herum. Man hat einen tollen Rundum-Blick in die Osloer Innenstadt - schwebt aber auch nicht deutlich über ihr, so hoch ist es dann auch wieder nicht. Man ist sozusagen erhöht, aber mittendrin.

Oslo, Lichtspiele auf dem Dach der Norwegischen Oper

Einige Beleuchtungen auf der Oper bieten die Gelegenheit für lustige Lichtspiele.

 

 

 

Die Anwandlung des Eises hat man konsequent umgesetzt: Ws gibt im Marmor immer wieder beabsichtigte Absätze, Riefen, Unebenheiten - der Natur nachempfunden. Jetzt im Dunkeln muss man da ein wenig Vorsicht walten lassen, wenn man auf dem Dach herumläuft.

Für mich ist diese Norwegische Oper ohne Übertreibung ein magisches Gebäude! Das spüre ich eigentlich am deutlichsten daran, dass mich die Oper in den insgesamt gerade mal vier Tagen hier in Oslo noch mehrmals wie mit einer Feder anzieht - und das am liebsten am Abend.

Nicht so schön: Rund herum um die Oper ist alles noch eine große Baustelle, mehr oder weniger. Aber das wird schon noch werden - kein Zweifel.

 

Zu Besuch bei Königs

Ach je, eigentlich bin ich ja so gar kein Fan von Königinnen und Königen. Aber doch: Wenn ich denn in einer Stadt mit Königshäusern bin, dann werfe ich doch gerne mal einen Blick auf deren Heim.

Genau das habe ich vor vier Tagen schon in Kopenhagen getan - mit eher gemischten Eindrücken. Dort wird man von den Wachen am Schloss Amalienborg sehr, also: seeehr lauthals und deutlich darauf hingewiesen, wenn man sich irgendwie fehlerhaft verhält - z.B. seinen Rucksack am falschen Ort absetzt.

Das allerdings ist in Oslo am Königlichen Schloss anders, natürlich. Gut kann ich mich erinnern: Schon 1988 hat mich beeindruckt, dass dieses Schloss so absolut nahbar ist. Kein riesiger Zaun um das Schloss herum (wie ich es z.B. in London gesehen hatte), keine strammen Wachen, die das Gebäude in strengem Blick behalten. Man konnte einfach so zum Königsschloss gehen - das finde ich schon damals überraschend und beeindruckend.

 

 

 

Nun - die Überraschung ist diesmal also nicht besonders groß. Aber ich freue mich doch, dass man sich diese entspannte Offenheit bewahrt hat - aller zunehmenden Wirren der Welt zum Trotz. Natürlich gibt es auch hier Wachen. Als ich am Montagmorgen gegen zehn Uhr nach einem Spaziergang entlang der Karl Johans gate zum Schloss komme, steht genau eine Wache vor dem 100 m breiten Gebäude. Auch am Hintereingang ist eine Wache platziert. Mehr Security kann ich nicht wahrnehmen (...es gibt sie aber sicherlich).

Und das, wo doch immerhin Königs zuhause sind - erkennbar an der wehenden Fahne auf dem Dach des Schlosses. Dieses thront selber erhöht und erhaben am westlichen Ende der Prachtstraße Karl Johans gate. Der 1836 fertig gestellte klassizistische Bau mit seinen 173 Zimmern kommt schon beeindruckend wuchtig daher und ist durchaus einen Blick wert. Besonderen Pomp wird man hier jedoch nicht finden, zumindest nicht äußerlich. Man ist bodenständig - auch das empfinde ich durchaus als etwas typisch norwegisches: Keinen Schnickschnack, bitte!

Oslo, Kunst im Schlosspark

Kunst im Königlichen Schlosspark: "Rabbit in Trouble" heißt diese Skulptur...

 

 

 

Durch den Schlosspark darf man auch flanieren, natürlich - mit der klaren Vorgabe: "Please walk on the grass". Vielen Dank, ich verzichte: Das Gras ist einfach zu nass. Aber immerhin spendiert der Wettergott mir genau hier zehn Minuten Sonnenschein. Der Park ist schön - und für einen Schlosspark auch recht bodenständig. Die königliche Familie stellt hier einige ihrer Kunstschätze aus - und zeigt dabei im "Princess Ingrid Alexandra Sculpture Park" durchaus einen gewissen Hang zu Skurrilem. Mir gefällt das.

 

Historische Viertel: Akershus und Gamlebyen

Mit erkennbar großer Wucht drängt Oslo im Stadtzentrum in die Moderne, man baut ganze zentrale Straßenzüge mit spektakulären Gebäuden neu. Historisches muss man da schon ein wenig suchen. Ohne Zweifel ist die Festung Akershus das historische Zentrum von Oslo. Der erste Abschnitt wurde erbaut zwischen 1299 und 1304. Es gab dann immer wieder Erweiterungen und Veränderungen. Die Festung erfüllte immer wieder ihren Zweck und widerstand Belagerungen, vor allen durch die Schweden. Ein finsteres Kapitel prägten die Deutschen im Zweiten Weltkrieg, als die Festung Akershus als Gefängnis und... Exekutionsplatz genutzt wurde.

Oslo, Festung Akershus

Einer der historischen Höhepunkte von Oslo: Die Festung Akershus.

 

 

 

Heute kann man den Festungskomplex ganz friedlich besichtigen. Natürlich kann man sich auf dem Gelände kostenfrei umschauen. Ein lohnenswerter Abstecher, ganz nah vom jetzigen Stadtzentrum. Auch in der direkten Umgebung von Akershus gibt es noch ein paar schöne, historische Gebäude - zum Beispiel rund um den "Christiania torv".

Ob man sich in die "Gamlebyen" (also die Altstadt) in der östlichen Innenstadt begeben sollte, lasse ich mal dahingestellt. Mich verschlägt es nach dem Besuch des Ekebergs in die Gamlebyen - und ich stelle fest: Die wohl beeindruckendsten Gebäude in dem Viertel stehen gar nicht mehr. Es sind teilweise nur die Grundmauern erhalten und es wird dokumentiert, was hier einmal stand. Na ja, sehr aufregend finde ich das nicht gerade.

 

 

 

Wie schon geschrieben: Mein starker Eindruck ist, dass man in Oslo viel mehr Wert auf Neues und Zukünftiges legt. Auf der anderes Seite gibt es in Oslo eine ganze Anzahl an hochklassigen Museen. Bei diesem Aufenthalt habe ich weitgehend auf Museen verzichtet, aber einige habe ich bei meinem Besuch 1988/89 kennengelernt, vor allem auf der Museumshalbinsel Bygdøy. Das Norwegische Freilichtmuseum, das Fram- und Kon-Tiki-Museum sind mir in bester Erinnerung geblieben. Ebenso das Munch-Museum - das man 2020 in einen spektakulären Neubau direkt neben der Norwegischen Oper verlagern wird.

 

Frogner, der Park und Gustav Vigeland

Doch - es gibt sie, die Touristen in Oslo! Und wenn man sie treffen will, dann kann man sich tagsüber am Schloss herumtreiben (aber eben nicht zu so früher Stunde, wie ich). Oder, eine bessere Idee um eine ganze Menge Touristen zu sehen (vorzugsweise, wenn ein fettes Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt): Man geht in den "Frognerparken" mit der großartigen Skulpturenanlage des norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland. Auch ohne das Meeting der Touristen ist das eine exzellente Idee!

Auch keine schlechte Idee ist es, vom Stadtzentrum, genauer: Z.B. vom Königsschloss aus, zum Frognerparken zu laufen. Soo weit ist es nämlich gar nicht dorthin. Wenn... Ja, wenn man denn den direktesten Weg nimmt. Wenn man es allerdings so macht, wie ich, dann kann es etwas länger dauern: Am Schloss ein kurzer Blick auf die Karte, aha, in diese Richtung musst du also gehen, dann wirst du ja automatisch auf den Park stoßen...

Oslo, Frogner, Hegdehausen

Blick in die regionale Einkaufsstraße "Bogstadsveien" im Stadtteil Hegdehaugen. Irgendwo hier verlaufe ich mich dann sehr...

 

 

 

Nun, das klappt nicht so richtig - ich verlaufe mich ordentlich. Das hat dann aber zur Folge, dass ich mit den Stadtteil Frogner mit den Quartieren Hegdehaugen, Majorstuen oder Adamstuen drum herum schöne und interessante Stadtteile kennenlerne. Gutbürgerlich, es gibt viele wunderbar gepflegte Gründerzeithäuser. Und mit der "Hegdehaugsveien / Bogstadsveien" eine durchaus attraktive Einkaufsstraße. Eine ganze Weile laufe ich in diesem völlig untouristischen Viertel zunehmend desorientiert, aber durchaus angenehm überrascht kreuz und quer durch die Gegend. Ein angenehmes Stadtviertel.

Aber irgendwann, nach zwei Stunden Weg, will ich dann doch endlich in den Vigelandspark (wie der Frognerparken auch oft gern genannt wird) und steuere ihn dann gezielt an. Ich erinnere ihn bestens von meinem Besuch 1988/89 - damals im Schnee. Kurz: Die insgesamt 214 Skulpturen von Gustav Vigeland stehen recht kompakt beieinander - und sind einfach grandios.

Oslo, Frognerpark Statue

Eine der Figuren von Gustav Vigeland im Frognerpark.

Oslo, Frognerpark Monolith

Blick zu den steinernen Figuren und den Monolith im Frognerpark - gerne auch Vigelandspark genannt.

 

 

 

Schon allein der große Monolith mit 121 miteinander verschlungenen, verwobenen menschlichen Körpern ist großartig. Aber auch die drum herum platzierten Figuren - alle sind unbekleidet - wirken oft extrem lebensecht, dass es mir nahezu komisch erscheint, dass sie sich nicht bewegen. Allerdings sind die dargestellten Situationen meist mehr oder weniger absurd, bizarr, abstrus, komisch. Insgesamt aber: Toll! Wenn man in Oslo ist: Hin da! Auch, wenn man dort dann im Touristengedränge ist...

 

Sehr charmant: Grünerløkka und der Vulkan

Es gehört für mich bei einer Städtereise normalerweise zum Standard, mich irgendwo in Wohnvierteln herumzutreiben. In und um Frogner habe ich das bereits getan, wenn auch in dieser Ausführlichkeit unabsichtlich. Aber ich will noch etwas mehr. Gerne möchte ich eine Idee bekommen, wie denn so das normale Leben so abläuft, wie sich die Stadt so "anfühlt", abseits der Vorzeige-Pfade.

 

 

 

Es verschlägt mich quer durch den Stadtteil Fredensborg in Richtung des Stadtteil Grünerløkka - und das nur fast zufällig. Ein wenig gezielt ist der Weg dann doch: Irgendwo hatte ich etwas gelesen von einem umgewidmeten und umgebauten Industriegebiet, einer früheren Eisengießerei: Dem "Vulkan". Mein Weg dorthin gestaltet sich zwar eher zufällig, gefällt mir aber. Mein altes Prinzip, auf solchen Wegen an jeder Straßenecke neu zu entscheiden, wolang ich gehe - dabei allerdings eine grobe Richtung beizubehalten - es bewährt sich hier in diesem Stadtviertel viel besser, als in Frogner.

Oslo, Vulkan Markthalle

Alte Industriekultur, neu verfeinert: Blick durch die "Mathallen", die "Markthalle", in dem früheren Industriegebäude "Vulkan".

 

 

 

Die alte Industriebrache "Vulkan" ist sicherlich einen Besuch wert. Das alte Gemäuer hat man schön auf Vordermann gebracht, teilweise mit mutigen modernen Anbauten ergänzt. Die einladend wirkende Markthalle - sie kommt allerdings eher wie ein schicker Food-Court daher - zeigt am Sonntagvormittag natürlich noch wenig Betrieb. Ach ja: Ganz nebenbei hat man bei dem Projekt in dem Quartier Vulkan alles an Möglichkeiten zur Nachhaltigkeit umgesetzt, was sich aktuell so anbietet - natürlich.

Oslo, Akerselva Mühlengebäude

Eine grüne Lunge von Oslo: Entlang der Akerselva gibt es einen schönen Weg - hier mal wieder an einem Wasserfall neben einer früheren Mühle.

 

 

 

Richtig Freude bringt es mir, ab dem Vulkan den tosenden und reißenden Fluss "Akerselva" ein wenig zu begleiten. Damit habe ich nicht gerechnet: Wildes, tosendes Wasser, mitten in der Großstadt. Mitten in der Hauptstadt von Norwegen - eine Zufalls-entdeckung von mir. Und ein echtes Ereignis! Nun gut - direkt im Stadtzentrum hat man den Fluss in den Untergrund verlagert. Aber tosendes Wasser zieht natürlich Nutzer an - alte, schön sanierte Mühlengebäude finden sich hier auch.

Auch der Stadtteil Grünerløkka, durch den ich mich einige Zeit treiben lasse, gefällt mir. Ein Stadtteil ganz nach meinem Geschmack! Schöne Wohngebäude aus der Gründerzeit, meist drei- oder viergeschossig, ohne Ausnahme wundervoll "in Schuss", insgesamt eine entspannte Atmosphäre, beinahe ein wenig kleinstädtisch. Vielleicht fehlt einigen Straßenzügen ein wenig Grün - aber doch ein Viertel, in dem ich mich wohl fühle. Die Shoppingmeile - nein, ich nenne es besser die übersichtliche Einkaufsstraße "Thorvald Meyers gate" - kann ich an diesem Sonntag nicht wirklich beurteilen, die vielen Cafés sind jedenfalls nicht gerade überlaufen.

Ja - solche Entdeckungen in Städten, die man eher nicht in Reiseführern findet, mag ich sehr! Und so etwas hat eigentlich jede Stadt zu bieten - Oslo also natürlich auch.

 

Das moderne Oslo: Aufenthalt beim "Barcode" - oder die legendären Wolkenbrüche

Aber - auch, wenn Oslo hier und da beinahe etwas kleinstädtisch wirkt: Das täuscht! Gerade in dem Gebiet am Oslo-Fjord klotzt man, wie ja schon erwähnt, bei der Stadtentwicklung. Dort baut man moderne Stadtviertel komplett neu auf - nein, pardon: Super-moderne, ja, postmoderne Stadtviertel.

Aker Brygge, Tjuvholmen, Sørenga oder Bjørvika (mit dem grandiosen Gebäude der Oper) fanden ja schon ausgiebig Erwähnung. Alles neu erbaut und modern - aber nur Teil eines gewaltigen Stadtentwicklungsprojekts. Auf 23 ha wird das gesamte Areal komplett umgestaltet. "Fjordbyen" wird das Projekt genannt, "Fjord-" bzw. "Fördestadt", bei dem hier geklotzt und nicht gekleckert wird. Oslo, ja, ganz Norwegen auf dem Weg in die Zukunft.

Nachdem man in den 1980er Jahren in Aker Brygge angefangen hat, das Hafengelände umzubauen und für Wohnen, Gewerbe und Freizeit umzugestalten, geht man ziemlich flott dazu über, einen entscheidenden Schritt zur Modernisierung zu machen: Man schmeißt zunächst einmal den Durchgangsverkehr zu einem erheblichen Teil einfach raus aus dem Stadtzentrum, baut für die Autobahn E18 einen derzeit 4,5 km langen Tunnel (heute heißt er "Operatunnelen") unter der Stadtentwicklungs-Zone hindurch - er soll noch verlängert werden. Und: Je mehr Elektroautos auf Norwegens Straßen unterwegs sind, umso unkomplizierter ist es ja, den Autoverkehr in den Untergrund zu verlegen - der Ausstoß an Schadstoffen ist gering, damit das Problem der Luftreinhaltung in Tunneln wesentlich kleiner. Und, obwohl Norwegen so reich an Erdöl ist: In Oslo sieht man in der Tat viele, ja: Sehr, sehr viele Elektrofahrzeuge. Große, zentrumsnahe Parkplätze, die allein Elektroautos vorbehalten sind. Nun ist dies sicherlich nicht die Lösung aller Umweltprobleme, die der Autoverkehr verursacht - aber immerhin schon mal ein Schritt weiter, als die anderen europäischen Staaten. Das moderne Oslo hat unter anderem sämtliche deutsche Städte längst um Längen abgehängt. Ganz nebenbei arbeitet man unverdrossen an dem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein, möglichst als erste Hauptstadt der Welt. Das erklärte Ziel ist ja nicht in weiter Ferne - und das soll gleich für das ganze Land Norwegen gelten. Eine moderne Stadt in einem modernen Land.

Oslo, Brücke zum Barcode

Eine Brücke über die Bahngleise am Hauptbahnhof zum Barcode.

 

 

 

Aber ich schweife wieder einmal ab - eigentlich geht es mir ja um "Fjordbyen". Von Neugierde getrieben will ich mir einen bereits weitgehend fertig gestellten Teil dieses Stadtbereichs näher anschauen: Den "Barcode". So wird eine spektakuläre Zeile an modernen Hochhäusern vom Volksmund genannt, wo man eine Reihe von Hochhäusern dicht nebeneinander gebaut hat. Die neue Skyline von Oslo. Derzeit steht diese Häuserzeile, in der ersten Reihe zum Fjord, wird aber durch andere Neubauten eher in die zweite Reihe rutschen. Nach modernsten ökologischen Richtlinien gebaut und architektonisch spannend ist es in der Tat ein spektakulärer und weithin sichtbarer Bereich von Fjordbyen.

Oslo, Brücke zum Barcode

Vor dem Barcode, zum Fjord hin: Baustellen, fast so weit das Auge reicht.

 

 

 

Allerdings verbringe ich deutlich mehr Zeit hier am Barcode, als ich mir gedacht habe. Denn ich lerne etwas kennen, was mir während meiner Tage in Oslo immer wieder begegnet: Einen gewaltigen Wolkenbruch. Immer wieder passiert mir dies während der Tage in Oslo: Der Himmel öffnet seine Schleusen und es schüttet in einem Maße, dass ich es als Norddeutscher, der ja einiges gewohnt ist, fast schon furchterregend finde. Immer wieder erwischen mich diese Wolkenbrüche, aber nirgendwo so ausgiebig, wie an diesem Morgen am Barcode. So richtig vorbereitet bin ich zu diesem Zeitpunkt nicht auf dauerhaften Sturzregen, also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich hier unterzustellen. Das gibt mir zwar die Gelegenheit, dieses Gebäudeensemble ausgiebig zu erkunden und kennenzulernen - aber nach über einer Stunde wird's doch etwas langweilig (und ich rette mich dann zu einem überdachten Bahngleis und zum Bahnhof). Auch später erwischen mich solche Wolkenbrüche immer wieder mal.

Oslo, Wolkenbruch in Frogner

... hier im Stadtteil Frogner ...

 

 

 

Der Barcode, eines von 18 Teilgebieten von Fjordbyen, ist spannend - auch aus der Nähe betrachtet. Das Gebiet wird in der Zukunft weiterentwickelt werden. Es wird aktuell zum Beispiel ein neues, repräsentatives Munch-Museum gebaut - das aufgrund seiner kühnen Konstruktion schon vor Baubeginn die Gemüter erregt. Für Autos plant man in dem Gebiet nicht viel Platz ein. Die Tram ist gefragt als Verkehrsmittel in Fjordbyen. Und Fahrräder. Und Fußgänger. Kurz: Man beabsichtigt, hier am Oslo-Fjord, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen - nicht die Maschine.

Es wird sicherlich interessant sein, in wenigen Jahrzehnten mal nachzuschauen, was aus diesem großen Vorhaben geworden ist.

 

Regierungsviertel - von Bomben erschüttert, noch immer

Den großen Schocker meines Aufenthalts bewahre ich mir dann fast bis zum Ende meines Aufenthalts in Oslo auf: Das Regierungsviertel. Und meine eigene Idee für einen Besuch dort ist es nicht einmal gewesen - meine norwegische Bekannte (1987 bei meinem Aufenthalt in Poznań kennengelernt, 1988 zuletzt gesehen - und nun dank Internet wieder gefunden und wieder getroffen) hat mich auf diese Idee gebracht. Sie erzählt, dass sie damals direkt in der Nähe des Tatorts gearbeitet habe. Damals - am 22. Juli 2011. Als ein Wahnsinniger (eine Namensnennung wäre schon zuviel der Ehre für diesen Massenmörder) mitten im Regierungsviertel eine enorme Autobombe zündet. Acht Menschen sterben hier, mehr werden verletzt. Später mordet der Mörder noch systematisch weiter, tötet 69 Kinder auf der Insel Utøya.

Wie entsetzlich!

Die Umgehensweise der Einheimischen mit diesem immer noch unbegreiflichen Terror beeindruckt mich allerdings noch heute - man hat sich bewusst und aktiv dazu entschieden, die Offenheit im Lande beizubehalten. Wenn nicht gar noch weiter zu fördern. Aber doch: Die Straßen entlang des Regierungsviertels hat man mittlerweile mittels Betonsperren weitgehend abgeriegelt, für Autos. Zu Fuß ist alles allerdings weiterhin erreichbar. Ein wenig muss man sich in Oslo dann wohl doch vor dem Wahnsinn der Welt schützen.

Oslo, Regierungsviertel

Der Y-Block im Regierungsviertel von Oslo - man hat auch fünf Jahre nach dem Angriff offenbar noch keine Möglichkeiten gefunden, zu sanieren und die Fenster zu ersetzen.

 

 

 

Nun - jedenfalls wird mir ein klein wenig aus erster Hand erzählt, was im Regierungsviertel geschehen ist. Verblüfft bin ich, als ich höre, dass die Folgen des Terrors dort auch jetzt noch allerorten sichtbar sei. Schließlich ist der Anschlag schon fünf Jahre her, als ich jetzt hier bin - fast auf den Tag genau.

Grund genug für mich, mal einen Schlenker in dieses Viertel zu unternehmen - und das Entsetzen fährt mir vor Ort sehr in die Glieder und kennt kaum Grenzen! In der Tat: Noch immer, fünf Jahre später, sind etliche Häuser im Umfeld der damaligen Explosion schwerstens beschädigt - in einem Ausmaß, das viel größer ist, als ich es mir überhaupt vorgestellt habe. Was für eine riesige Zerstörung! Was für eine Wucht muss das hier gehabt haben?

Meine Güte, meine Güte... So etwas wie "Katastrophentourismus" will ich ja nicht machen, doch plötzlich habe ich einen intensiven Bezug zu den entsetzlichen Vorgängen damals, vor fünf Jahren. In der Tat tief erschüttert verlasse ich den Ort der Zerstörung nach einiger Zeit wieder. Immerhin: Einiges wird ganz bewusst als Denk- und Mahnmal bewahrt. "Ruins für the Future" nennt man das.

Oslo, Gebäude im regierungsviertel nach Bombenattentat

Das Bürogebäude des Ministerpräsidenten sieht fünf Jahre nach dem Bombenattentat ja schon wieder ganz schick aus - denkt man. Bis man dann entdeckt, dass die Fassade nur eine bedruckte Bauplane zur Verdeckung der Zerstörungen ist. Im Gebäude gibt es jetzt das 22. Juli-senteret, das sich intensiv mit der Aufarbeitung der Geschehnisse beschäftigt.

Dass diese riesige Wunde allerdings noch dermaßen offen liegt, zeigt ja, wie schwer diese Stadt, wohl das ganze Land, noch an diesem Ereignis zu schlucken hat.

Was für ein entsetzlicher Eindruck gegen Ende meines Besuchs in Oslo, am Abend des letzten Tages!

Um diese entsetzlichen Eindrücke noch ein wenig abzufedern und meine Seele noch ein wenig zu beruhigen zieht es mich noch einmal zurück zur Oper, dem magischen Gebäude, das mir wieder ein wenig andere Gedanken bringt...

 

Fazit - Oslo in vier Tagen: Prima!

Vier Tage in Oslo? Das kann man gut so machen!

Und trotzdem habe ich es in der Zeit geschafft, NICHT in das Astrup-Fearnley-Museum zu gehen - das schon äußerlich äußerst interessant daherkommt. Und überhaupt: An Museen hat Oslo wirklich viel zu bieten!

 

 

 

Liebhaber von hübschen Altstädten können sich Oslo jedoch schenken: Da gibt es nicht viel zu entdecken - bzw. an anderen Orten viel mehr. Interessenten an moderner Architektur und Stadtentwicklung finden den zentralen Stadtbereich am Oslofjord sicherlich hochinteressant - und dies wird sicherlich auch noch eine Weile so bleiben.

Edel kommt die Stadt rund um das Schloss und an der zentralen, eindrucksvollen Carl Johans gate daher. Entfernt man sich aus dem Stadtzentrum, wirkt manches fast schon ein wenig kleinstädtisch - aber sehr chamant. Für Wintersport-Enthusiasten ist natürlich Holmenkollen ein tolles Ziel am Stadtrand! Schon allein die Ski-Sprungschanze ist eine Wucht - auch, wenn ich sie nur aus der Ferne gesehen habe (die Vorgängerschanze ist mir noch in bester Erinnerung).

Als Anreise nach Oslo ist ohne jeden Zweifel das Schiff die tollste Variante (und, nebenbei bemerkt: Die absolut klimafreundlichste Variante - zumal Landstromversorgung für Fähren aus Deutschland in Oslo seit vielen Jahren obligatorisch ist)! 1988 zog ich diese Anreise vor - und die Fahrt durch den Oslo-Fjord ist noch immer eindrucksvoll in Erinnerung. Auf dieser Reise will ich mit dem Zug anreisen, das klappt mit ein paar Komplikationen wie erwähnt nicht so ganz, statt dessen geht es für mich per Bus nach Oslo. Naja... Der Flughafen Oslo-Gardermoen kann mich nicht locken, ich kenne ihn von einem Umstieg: Eng, voll, hektisch, eine Werbe-Hölle - nun ja, die damaligen Baustellen mögen ja mittlerweile entfernt sein, aber der steht sehr weit hinten in meinem persönlichen "Flughafen-Ranking" und ganz, ganz hinten in meinem "Oslo-Anreise-Ranking".

Ganz anders, als Kopenhagen ein paar Tage zuvor, quillt Oslo nicht sonderlich über mit Touristen - auch jetzt nicht, Anfang August, während des Hochsommers. Das finde ich immer prima. An ein paar Brennpunkten sammeln sich die Besucher der Stadt - besonders spürbar, als quasi eine ganze Kleinstadt zu Besuch kommt, in Form eines gewaltigen Kreuzfahrtschiffes. Da sind dann zum Beispiel im Vigelands-Park etliche Neugierige unterwegs - aber das ist ja auch okay so.

Oslo, Rathaus

Ein Wahrzeichen von Oslo: Das kantige Rathaus aus Backstein steht weithin sichtbar direkt am Oslo-Fjord - und wird abends schön beleuchtet.

 

 

 

Ansonsten nehme ich viel von dieser freundlichen, natürlichen und etwas zurückhaltenden Art der Norweger um mich herum wahr - was mir persönlich besonders gut gefällt. Offenbar ist mir dies als tief verwurzeltem Norddeutschen deutlich näher, als lebhaftes Südländisches.

Und wenn mir diese Mentalität an sich gefällt, dann gefällt mir auch Oslo, natürlich. Die Stadt wäre auch ohne den glanzvollen Höhepunkt mit der Norwegischen Oper einen Besuch von ein paar Tagen wert!

Dafür hätte es auch eigentlich gar nicht der vier mittelalten Herren aus Deutschland bedurft, die mich ja überhaupt erst wieder auf die Idee gebracht haben, wieder nach Oslo zu reisen.

 

Und das Kraftwerk-Konzert? Die Mensch-Maschine in Aktion

Und überhaupt: Was ist denn nun mit dem Kraftwerk-Konzert?

Nun - eigentlich hat dies Konzert ja relativ wenig mit dem Reisebericht über Oslo selber zu tun. Und doch finde ich es ein schönes, erhabenes Gefühl, die Norwegische Oper für ein Konzert zu besuchen - schon allein dadurch kommt Freude auf.

Ansonsten: Die Stilrichtung der rein elektronischen Musik von Kraftwerk muss man schon mögen, wenn man eines ihrer Konzerte besucht. Und das total minimalistische Konzept, das den Auftritt der Gruppe in einem Konzert auf das allerwesentlichste eindampft, ist schon sehr speziell. Der frische, moderne Anstrich der rund 30 Jahre alten Titel wirkt überraschend aktuell. Titel wie "Radioaktivität" oder "Die Mensch-Maschine" haben im Konzert eine enorme Wucht (anders, als bei youtube-Videos...)!

Oslo, UFO vor der Norwegischen Oper

... und dann beim Titel "Spacelab" lässt man mit einer 3D-Simulation ein UFO direkt vor dem Gebäude der Oper landen.

Mein Platz in der Oper, erst kurz vor Toresschluss ergattert, ist überraschenderweise perfekt. Der Sound ist perfekt, die Show ist perfekt. Ein absolut perfektes Konzert!

Vielleicht schon ein wenig zu perfekt? Aber die "Mensch-Maschine" und deren Schnittstellen ist ja seit Jahrzehnten das Thema von Kraftwerk (in Titeln wie "Die Roboter", "Trans-Europa-Express", "Tour de France", "Autobahn", "Neonlicht") - und da geht es bei einem Konzert natürlich auch um Perfektion. Und bei diesem Konzert passt einfach alles zusammen. Und das wirklich perfekt!

Oslo, Kraftwerk, Man-Machine

...Maschine".

 

Und irgendwie passt das dann doch richtig gut zu dem neu entstehenden, sich neu erfindenden, modernen Oslo...

 

Zu der externen Bilderserie mit 100 anderen, großformatigen Bildern von meinem Aufenthalt in der norwegischen Hauptstadt Oslo geht es hier.

 

 

 

 

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Dirk Matzen

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