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Was für ein absonderlicher Hinweis auf die gewandelte Zeit in der polnischen Hauptstadt Warszawa (Warschau)!
Der sowjetische Diktator Stalin würde sich im Grabe umdrehen, mehrfach! Eine gewaltige EU-Fahne an dem
"Palast der Kultur und Wissenschaft", der gigantischen Hinterlassenschaft aus der Zeit Stalins, mitten im Zentrum der Stadt. Die Sowjetunion schenkte der Volksrepublik Polen diesen Bau nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach gut dreijähriger Bauzeit
wurde der monumentale Bau im Jahr 1955 vollendet.
Und plötzlich mag ich Warschau!
Oder richtiger gesagt: Plötzlich mag ich Warszawa!
Und das durchaus zu meiner eigenen Verblüffung!
Ein Meisterwerk der polnischen Restaurateure: Der wunderschöne Altstadtmarkt von Warszawa. In einer lauen Sommernacht sind die vielen Freiluft-Gaststätten proppenvoll.
Zwei Nächte, drei Tage Zeit in der polnischen Hauptstadt Warszawa sorgen dafür, dass sich mein Bild der Stadt komplett wandelt. Erinnert hatte ich sie als klotzig, grau, mit verschlossenen Menschen, insgesamt eher abweisend. Nun nutze ich die Gelegenheit, auf meinem Rückflug von einem Aufenthalt in Bukarest im April 2009, den in Warszawa geplanten Umstieg zu einem dreitägigen Stopp auszuweiten. Und hierbei machte die Stadt Warszawa einen einladenden, großartigen Eindruck auf mich!
Aber zunächst ist eine kleine Rückblende nötig: Es war im Sommer 1987, als ich für ein Praktikum acht Wochen in Polen war, in Poznań. In dieser Stadt fühlte ich mich wohl, sie war übersichtlich und das Leben weitgehend entspannt. Irgendwann stand dann mit einer Gruppe von anderen Praktikanten eine Reise durchs Land an, und dabei natürlich auch nach Warschau. Die polnischen Studenten um uns herum mahnten uns, das sollten wir doch besser lassen. Warschau sei eine hässliche, große Beamtenstadt, laut und klobig! Niemand in Polen möge Warszawa - niemand!
Der Altstadtmarkt in Warszawa im Jahr 1987, noch zu sozialistischer Zeit. Es gab auch damals schon etliche Restaurants und viele Souvenirshops auf dem Markt - aber es war einfach noch längst nicht solch ein pulsierendes Leben auf dem Platz, wie heutzutage.
Wir fuhren mit unserer Gruppe aber natürlich doch nach Warszawa - und fanden es hässlich, eine große Beamtenstadt, laut und klobig. Eine graue Stadt, mit irgendwie grauen Menschen. Wir mochten es tatsächlich nicht! Wie lange der Aufenthalt dauerte, erinnere ich gar nicht mehr im Detail - drei Tage mögen es wohl gewesen sein.
Besonders viele Details erinnere ich von der Zeit gar nicht mal, es fällt mir neben dem erschreckenden Grau der Stadt vor allem das schöne, kostenlose Freiluft-Chopin-Konzert im Łazienki-Park am Sonntagmorgen ein - bei Regen allerdings (übrigens: Diese kostenlosen Konzerte am Sonntag am Chopin-Denkmal gibt es auch heute noch). Und natürlich die Kutschfahrt! Die hatten wir uns zu viert spät abends in der Altstadt gegönnt. Die Sonne war schon längst untergegangen, es gab nur sehr fahles, funzeliges Licht von den Lampen der Altstadt, es waren fast keine Leute mehr auf den Straßen und die Tour dauerte vielleicht 15 oder 20 Minuten - aber in der Zeit hatte man das Gefühl, allein in einer mittelalterlichen Stadt zu sein. Ein wirklich wunderbares und bis heute unvergessliches Erlebnis. Der Kutscher zockte uns schon damals allerdings absolut professionell ab: der zuvor vereinbarte Preis von einem Dollar erschien uns schon fürstlich (er WAR für die damaligen Verhältnisse in Polen fürstlich)! Nach der Tour meinte er, ja, klar ein Dollar war vereinbart - aber natürlich pro Person! Eine Einigung war nicht möglich, seine langsam anrückenden Kollegen überzeugten uns, den Preis zu zahlen und das Weite zu suchen...
Auch ein Anachronismus des Zeitenwechsels: Der stalinistische Kulturpalast steht heute in direkter Nachbarschaft des Hard-Rock-Cafés Warszawa.
Vier Jahre, eine politische Wende und zahlreiche private Ereignisse später war ich dann wieder in Warszawa, im Oktober 1991. Das totalitäre sozialistische Regime war hinfort gespült worden, dank der Hartnäckigkeit der Solidarność-Bewegung und der Lockerung von Seiten der Sowjetischen Machthaber. Die Marktwirtschaft war eingezogen in diesem Herbst 1991 - und fing eigentlich erst langsam an, sich zu sortieren. Die Altstadt und die fast ebenso alte Neustadt wurden offenbar immer systematischer zu Touristenhochburgen erweitert. Aber ansonsten erschien mir das Grau in Warszawa noch grauer als vier Jahre zuvor. Vielleicht erschien mir dies so, weil sich teilweise sehr schroffe Gegensätze auftaten. Eine Kamera hatte ich damals leider nicht dabei, aber ich erinnere mich gut an einen großen Häuserblock in der eher sozialistisch gestalteten Innenstadt, vom vielen Staub und Ruß in der Luft fast vollständig geschwärzt, und mittendrin, wohl in einem früheren kleinen Ladengeschäft, eine ganz neue Pizzeria (Pizzerien hatte es vier Jahre zuvor, im Sozialismus, natürlich nicht gegeben!). Kunterbunt gestaltet, aber es war nur die Außenfläche des Hauses, die zur Pizzeria gehörte, in frische Farbe getüncht - alles andere war schwarz geblieben. Ein sonderbares Bild, dieser kleine kunterbunte Klecks in dem monumentalen, dunkelgrauen Haus. Und das grau-schwarz des Hauses wurde durch diesen frischen Farbklecks nur noch stärker betont - eine Szenerie, die gut aussagt, wie merkwürdig die Verhältnisse damals in Warszawa waren.
Anders, als die DDR, hatte Polen aber niemanden, der ohne große Bedenken und ohne weitere Umschweife -zig Milliarden in das Land pumpte, um es möglichst schnell aufzubauen, modern und ansehnlich zu machen und Altlasten kompromisslos abzuwickeln. Die Entwicklung dauerte in Polen also länger, deutlich länger.
Und genau das kann ich nun, im April 2009, in Augenschein nehmen und ein wenig beurteilen: Man ist noch längst nicht fertig damit, die Stadt zu sanieren - aber man ist beeindruckend weit vorangeschritten! Nicht nur die pittoreske Innenstadt macht einen wunderbaren Eindruck, auch heute noch. Die Altstadt (Stare Miasto) ist im Laufe des Krieges ja vollständig zerstört worden - man hat sie nach dem Krieg komplett und originalgetreu wieder aufgebaut. So ist in zahlreichen polnischen Städten vorgegangen worden. Kein Wunder also, dass die polnischen Restaurateure führend in der Welt sind! Auf die wiedererrichteten Häuser hat man übrigens ganz ehrlich das Jahr der Wiedererrichtung geschrieben. Dort finden sich dann Angaben wie 1968 und 1969 - auf Häusern, die aussehen, als kämen sie aus dem Mittelalter.
Lädt ein zum flanieren: Der Edel-Einkaufsstraßenzug Nowy Świat (Neue Welt) / Krakowskie Przedmieście (Krakauer Vorstadt), an der auch historische Universitätsgebäude, eindrucksvolle Kirchen und der Amtssitz des Staatspräsidenten gelegen sind.
Aber nicht nur die Altstadt sowie die daran angrenzende Neustadt (Nowe Miasto) sind toll saniert, man hat sich z.B. auch um die Wohngebäude gekümmert, die die typische sozialistische Baukultur repräsentieren. Man mag ja über solche Gebäude denken, was man will - sie sind in meinen Augen ebenso fremd wie außergewöhnlich. Und so unangenehm mich solche monumentalen, wuchtigen Bauten bei den früheren Besuchen berührt haben, so erfreulich fand ich es, dass man sich um diesen Typus Haus gekümmert hat, sie saniert hat und zumindest eine ansehnliche Fassade verpasst hat, die nicht mehr dunkelgrau ist. Und: Spektakuläre Architektur ist es auf jeden Fall!
Ein wenig habe ich mich dann noch in Stadtteilen umgeschaut, die etwas abseits des Zentrums liegen - und siehe da: man findet doch noch dieses alte Grau. Und, z.B. im Stadtteil Praga, gar nicht weit entfernt vom Zentrum der Stadt, auch noch Gebäude, die dem Zerfall nahe sind. Gebäude in ruinösem Zustand findet man also in den Seitenstraßen von Praga noch in üppiger Anzahl. Aber auch dort ist man am Sanieren und hat zudem ein großes, schickes, zentrales Einkaufszentrum mit gewaltigen Supermärkten einziehen lassen. Hier wie in einigen Gegenden der Stadt ist augenscheinlich ein eher alternatives, künstlerisches Klientel eingezogen - einige leicht schräge Läden und Cafés deuten darauf hin. Zur Fußball-Europameisterschaft 2012 wird das Warschauer EM-Stadion, zugleich polnisches Nationalstadion, im Stadtteil Praga errichtet sein. Die Baustelle ist gewaltig, ein altes großes Stadion wurde hierfür abgerissen. Wie die Auswirkungen von einem solchen Protzbau auf den Stadtteil sein mögen, kann man sich ja auf verschiedenste Weisen vorstellen, mit positiven wie auch negativen Folgen für das Leben dort.
Ein deutlich sichtbares Faible hat man in Warszawa aber auch für Gigantismus. Eine fast unüberschaubare Anzahl an glitzernden Finanzpalästen dominiert heute die moderne Innenstadt. Ein kolossales Finanzzentrum ist entstanden: Wuchtige Hochhäuser, ein wenig wie in Frankfurt, prägen das Stadtbild. Und machen dem doch immer noch herausgehobenen Kulturpalast (heute der "Palast der Kultur und Wissenschaft" im stalinistischen Zuckerbäckerstil - ein Geschenk der Sowjetunion und errichtet verblüffend schnell in den Jahren 1952-55 - eifrig Konkurrenz. Und trotz allem: Dieses Relikt aus der kommunistischen Zeit Polens ist immer noch das höchste Gebäude Warschaus. Es beeindruckt - auch, wenn es einem nicht unbedingt gefallen muss.
Warszawa wächst immer mehr in die Höhe und gewaltige Gebäude aus Beton, Glas und Stahl versuchen in der Innenstadt mehr und mehr, dem Kulturpalast Konkurrenz zu machen - dies gelingt jedoch bisher nicht annährend...
Die vielen, verglasten Hochhäuser neben dem Kulturpalast drücken aber vor allem eines aus: Man möchte "modern" sein in Polen. Und man ist es auch, davon zeugt zum Beispiel auch der gewaltige Konsumtempel, das schicke neue Shopping-Center "Złote Tarasy", das man direkt zwischen den Zentralbahnhof und den Kulturpalast gerade erst 2007 eröffnet hat. War der Zentralbahnhof auch 1991 noch eines der top-modernen Gebäude der Stadt, so wirkt dieser bis heute kaum veränderte Bahnhof jetzt altbacken und jämmerlich veraltet neben seinen super- bis postmodernen Nachbarn.
Und überhaupt ist es für mich ja im allgemeinen eher üblich, über die allgemeine Flut an Shopping-Centern zu schimpfen, aber über das sonnendurchflutete, luftig und großzügig gestaltete "Złote Tarasy" (Goldene Terassen)-Shopping-Center in Warszawa kann ich mich nicht ernsthaft negativ äußern. Es ist dort eine freundlich-offene Atmosphäre, nicht so überladen, es ist durchaus "schick", aber nicht besonders "edel" - es hat mir durchaus gefallen dort. Was für eine Überraschung!
Kaum verändert hat sich in Warschau das an allen Ecken und Enden zu findende Gedenken, das man nach wie vor förmlich greifen kann. Gedenken unter anderem an die Qualen, die während der deutschen Nazi-Barbarei dort angerichtet wurden. Entlang ganzer Straßenzügen findet man an fast jedem Haus eine Hinweistafel, wie viele Polen in diesem Haus im Zweiten Weltkrieg zu Tode kamen. Oder wie viele Juden hier lebten und ermordet wurden. Diese Tafeln sind in die Mauern der Häuser eingelassen. Und es gibt auch immer wieder kleine alleinstehende Gedenkstätten. Oft finde ich frische Blumen an diesen Orten. Das zeigt: Es wird noch immer für das Gedenken gesorgt, die Erinnerung an bestimmte Menschen oder Ereignisse wird lebendig gehalten. Das Bedürfnis hiernach scheint nach wie stark zu sein. Es ist mir keine andere Stadt bekannt, die so viele Gedenkstätten beherbergt, wie Warschau - schließlich war Stadt bis zum Januar 1945 zu 70 Prozent vernichtet worden. Die kleinen Gedenkstätten gibt es überall, aber natürlich auch große, gewaltige Monumente. Zudem hat man, ähnlich wie in Berlin auf dem früheren Mauerverlauf, in Warschau den Verlauf der Mauer des Warschauer Ghettos von 1940-1943 im Fußgänger- und Straßenbereich markiert. Ich finde das eindrucksvoll, gibt dies doch eine gute Idee, wie groß bzw. eigentlich richtiger: Wie unfassbar klein das Ghetto mit seinen bis zu 500.000, in aller Enge zusammengepferchten Menschen tatsächlich war.
Aber doch: Es hat sich in Warschau spürbar noch etwas ganz Grundlegendes geändert! Mein Gefühl war, dass die eigentliche Wandlung von Warschau offenbar anderswo stattfand: Ich glaube, in den Menschen.
Gerade abends magisch schön: Die Neustadt mit dem Straßenzug Nowomiejska / Freda.
Okay, ich habe diesmal großes Glück. Bei meinem Aufenthalt 2009 gibt es drei Tage lang durchgehend wunderbares hoch-sommerliches Wetter. Und das im April. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass mir die Menschen so fröhlich-freundlich-gelassen erscheinen und begegnen. Der "Ostblock" ist jetzt komplett aus den Gesichtern der Menschen verschwunden, nun geht es europäisch-lebendig zu in Warschau. Wohlfühlatmosphäre ist angesagt. Aber, natürlich: Bei solch schönem Frühlingswetter sind überall alle Menschen gut drauf.
Vielen, aber längst nicht allen Polen geht es sichtbar gut. Zumindest der nach außen sichtbar gepflegte Lebensstil unterscheidet sich kaum von demjenigen in Berlin oder Hamburg. Man gehört einfach dazu - zu Europa. Eine Entwicklung, die ich höchst erfreulich finde. Es lässt mich nicht kalt, dass dieses Land, das ich auf mir selber kaum erklärbare Weise doch sehr mag, jetzt offenbar mitten in Europa angekommen ist.
Viele Touristen treiben sich in der Stadt herum, trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass man die Altstadt nun komplett den Touristen überlassen würde - so sind die Häuser in der Altstadt ganz normal bewohnt und also nicht nur "Vorzeigehäuschen". Immer bin ich nicht in einer "Puppenstube", sondern "mitten in Polen". Manchmal, an einigen Supermarktkassen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln finde ich sie noch, die etwas lustlose und gelangweilte Art einiger Menschen, etwas unfreundlich wirkend (dies ist ja auch nicht unbedingt ein Unterschied zu heimischen Gefilden). Aber wenn ich dann drei meiner vielleicht insgesamt zwanzig polnischen Worte herausbringe, dann ist man immer freundlich, geduldig, entspannt, lächelnd - da blitzt dann sofort die für mich sagenhafte und unvergleichliche polnische Gastfreundschaft auf.
Das Nachtleben in Warszawa ist legendär - sagt man. Ich für meinen Teil habe es nicht ausprobiert. Vorbei die Zeit: mein Bedürfnis hieran ist mittlerweile eher gering. Mir hat es völlig gereicht, abends spät, wenn es dunkel geworden und trotzdem jetzt im April noch angenehm warm ist, die legendäre Straße "Ulica Nowy Swiat" ("Neue Welt-Straße"), in Richtung Altstadt und zurück zu bummeln und das hier in den vergangenen gut 20 Jahren eingezogene quirlige Leben zu genießen.
Und zum Beispiel dann bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als Warschau einfach nur zu mögen!
Der "Eingang" in die Altstadt von Warszawa: der Schlossplatz. Hier ein Foto aus dem Jahr 1987.
Der gleiche Platz wie im Bild darüber, aus ähnlicher Perspektive - aufgenommen im Jahr 2009. So viel hat sich gar nicht verändert in den 22 Jahren auf diesem historischen Platz.
Mitten auf dem Schlossplatz wird man kritisch und drohend von oben herab beobachtet. Der Herr auf der Säule ist König Sigismund III., der 1644 auf die Sigismundsäule gesetzt wurde.
Das frühere Königsschloss (Zamek Królewski) in Warschau. Kaum vorstellbar, dass dieses nach dem Zweiten Weltkrieg komplett zerstört und danach wieder neu aufgebaut worden ist - wie die weitaus meisten Gebäude in der Warschauer Altstadt.
Der Schlossplatz in einer lauen (Sommer)Nacht im April - noch spät am Abend flaniert man hier über Platz und Straßen.
Hineingelugt in das Königsschloss - erkennen Sie sie? Nein, ich gebe zu, sie ist nicht zu erkennen - da hinten kommt gerade die Bundeskanzlerin Merkel an (nachdem mir ihre Autokolonne fast über die Füße gefahren ist). Allerdings nicht in ihrer Funktion als Bundeskanzlerin, sondern als Vorsitzende der CDU. Die europäischen konservativen Parteien eröffnen an diesem Tag in Warszawa gemeinsam den Wahlkampf für die Europawahl.
Noch einmal ein Bild aus dem Jahre 1987, mitten in der Altstadt. Diese war auch damals schon sehr malerisch - und auch schon stark touristisch geprägt.
Teilansicht der Kathedrale Johannes des Täufers (Katedra Św. Jana Chrzciciela) - eine schöne gotische Kirche.
Details an einem Gebäude der Altstadt. Vieles wurde sehr liebevoll wiederhergestellt.
Der Altstadtmarkt von Warszawa im Jahr 1987...
... und im Jahr 2009. Die Farben sind etwas frischer geworden. Und das Angebot an Gastronomie ist erheblich angewachsen, ebenso die Zahl der Touristen - aber sonst hat sich äußerlich nach dem Wandel vom sozialistischen ins kapitalistische Wirtschaftssystem gar nicht viel verändert.
1987 gab es noch jede Menge Kutschen - und eine nächtliche Kutschfahrt in der Altstadt von Warschau war 1987 wie ein Sprung in eine frühere Zeit - und unvergesslich.
Das uralte Wahrzeichen der Stadt Warszawa: Die kleine Warschauer Sirene auf dem Altstädtischen Marktplatz.
Ein wenig martialisch ist die Warschauer Sirene ja. Am besten kommt man ihr wohl nicht zu nahe.
Wenn man Glück hat und einen lauen Sommerabend erwischt, dann ist die Atmosphäre auf dem Altstadtmarkt wunderbar!
Taubenfüttern auf dem Altstadtmarkt.
Pittoreske Gassen bietet die Altstadt von Warszawa zahlreich, aber nicht alle Bereiche sind komplett autofrei. Auch dieser Blick lässt ahnen, warum die Warschauer Altstadt seit 1980 Weltkulturerbe ist.
Historische Mauerreste am Haus Nr. 6 an der Straße Krzywe Koło: Die fast einzigen erhaltenen Steine der alten Bebauung der Altstadt.
Abseits des Altstadtmarktes gibt es abends auch schöne, ruhige Ecken in der Altstadt.
Blick in Richtung Altstadt - von der Neustadt aus.
Die Spitze des Kulturpalastes von Warschau in abendlicher Stimmung.
Ein Foto aus dem Jahre 1987: Man kann gut die gesamte Monumentalität des Kulturpalastes erkennen. Außer den neu hinzugefügten, sechs Meter großen Uhren hat sich im Laufe der Jahrzehnte gar nicht viel geändert an den Gebäude, das angeblich auf persönlichen Wunsch von Stalin in die Innenstadt von Warschau gebaut wurde. Pech im Jahr 1987: Die Aussichtsplattform war gesperrt und allein den Besuchern des gerade stattfindenden Esperanto-Weltkongresses vorbehalten.
Der heutige Kulturpalast in Warschau: Der sowjetische Diktator Stalin wurde sich bei dem Anblick der EU-Fahne an dem Gebäude im Grabe umdrehen! Trotz zahlreicher in der Umgebung neu entstandenen, modernen Hochhäuser dominiert das insgesamt 230 Meter hohe Gebäude noch immer die Silhouette von Warschau!
3288 Räume beherbergt der Warschauer Kulturpalast - hier in nächtlicher Beleuchtung.
Ein tatsächlich neues Teil in der Neustadt von Warszawa: Das Gebäude des Obersten Gerichtshofes. Im Vordergrund das monumentale, eindrucksvolle Denkmal des Warschauer Aufstandes 1944.
Der Vorplatz des eindrucksvollen Krasiński-Palast (auch Palast der Republik und heute Filiale der Nationalbibliothek) wird verziert von mutigen, modernen Pegasus-Pferden.
Die Warschauer lieben ihre Parks - hier der zum Krasiński-Palast gehörende öffentliche Garten.
Liebevolle Details an Wohngebäuden...
...in der ulica Kościelnalick in der Neustadt von Warschau.
Der Turm einer gotischen Kirche aus dem Jahr 1411: Die "Mariä-Empfängnis-Kirche" (Marienkirche) am Rande der Neustadt.
Freta - die Hauptstraße der Neustadt.
Effektvolle Beleuchtung in der Barbakane, einem teil der Stadtmauer, zwischen Alt- und Neustadt gelegen.
Blick über das Dach der Barbakane hinweg zu den Türmen der Heiliggeistkirche des Paulinerordens.
Warszawa wächst in die Höhe: In der Innenstadt scheinen moderne Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden zu schießen.
Auf dem "Rondo ONZ" - einem Zentrum der modernen Business-Welt in Warschau.
Die glasig, wellenförmig geschwungene Fassade des neuen, modernen Einkaufszentrums "Złote Tarasy" ("Goldene Terrassen"), direkt zwischen Zentralbahnhof und Kulturpalast gelegen, lässt kaum ahnen, wie riesig der Konsumtempel tatsächlich ist.
Innenansicht des lichtdurchfluteten Einkaufszentrums "Złote Tarasy" im Zentrum von Warschau.
Im Einkaufszentrum "Złote Tarasy".
"Tradition trifft Moderne" - dies ist nicht selten in Warschau.
Die Świętokrzyskia-Brücke über die Weichsel, eröffnet im Oktober 2000.
Noch einmal "Tradition trifft Moderne". Die modernen "Wolkenkratzer" scheinen aus den alten Vierteln hinaus zu wachsen...
Der zentrale, unterirdische Bahnhof "Warszawa Centralna" wirkte 1987 auf mich top-modern. Heute wirkt er in direkter Umgebung zahlreicher neuer Hochhäuser klein, eher hutzelig und völlig überholt.
1987, Blick vom Plac Piłsudskiego über die Dreifaltigkeitskirche zum Kulturpalast.
Der ähnliche Blick im Jahr 2009, etwas nach rechts verschoben. In der Silhouette sind ein paar Hochhäuser aufgetaucht - aber gar nicht einmal soo prägnant.
Der "Rondo Generala Charles de Gaulle" in der Innenstadt von Warszawa - ja, wirklich: es ist keine Bildverwechslung! Die Palme ist natürlich nicht echt, aber sie gefällt offenbar sowohl Einheimischen wie auch Touristen.
Die Pracht- und Edel-Einkaufsstraße Ulica Nowy Świat (Straße "Neue Welt") - auf altem und zeitgemäßem Straßenschild.
Raum zum flanieren auf der Ulica Nowy Świat.
Die Straße Nowy Świat.
Abendstimmung auf der Verlängerung der Straße Nowy Świat, der Ulica Krakowskie Przedmieście.
Plattenbauten am Plac Bankowy am Arsenał.
Das Grabmal des Unbekannten Soldaten auf dem Plac Piłsudskiego im Jahre 1987. Errichtet wurde das Grabmal in einem sanierten Säulengang der Ruine des Sächsischen Palastes.
Zum Gedenken der in den Kriegen Gefallenen brennt eine Ewige Flamme in der Gedenkstätte, die rund um die Uhr von zwei jungen Soldaten der Ehrengarde der Polnischen Armee bewacht wird. Hier ein Foto aus dem Jahr 1987.
Im Jahr 2009 gibt es kaum eine Änderung in dem Pathos und dem Ritual am Grabmal des Unbekannten Soldaten.
Stündlich werden die beiden Wachsoldaten am Grabmal des Unbekannten Soldaten abgelöst. Die Jugend macht mit, und deren Armhaltung ist ja schon mal was.
Wunderschön: Der Ogród Saski, der Sächsische Garten, direkt anschließend an den Plac Piłsudskiego.
Nächtlicher Eindruck vom Präsidentenpalast an der Straße Krakowskie Przedmieście.
Diverse Fernsehteams sieht man tagsüber eigentlich ständig vor dem Präsidentenpalast.
Nächtliche Beleuchtung am Staszyc-Palast, dem Sitz der Akademie der Wissenschaften.
Als sei man mitten in einen Kampf geraten: Denkmal des Warschauer Aufstandes 1944.
Ähnlich, wie in Berlin der Verlauf der Mauer im Boden markiert wurde, hat man in Warszawa den Verlauf der Ghetto-Mauer von 1940-43 markiert. Als Fotograf dieser Markierungen ziehe ich fast immer Interessenten an, die diese Markierungen offenbar noch gar nicht wahrgenommen haben.
Ein historischer Ort: Das Warschauer "Denkmal der Helden des Ghettos", errichtet im April 1948. Als Deutscher denkt man hier sicherlich nicht nur dem dramatischen Abläufen vom April 1943. Auch historisch an diesem Ort ist an genau dieser Stelle der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt im Dezember 1970, der damals der neuen deutschen Ostpolitik den Weg ebnete - sicherlich eine der größten Gesten der deutschen Politik überhaupt.
Details der Skulptur am Ehrenmal des Ghettoaufstandes.
Die "Reduta Bank Polski" - die durch den Krieg furchtbar zerstörte Fassade wurde erhalten und es wurde ein modernes Gebäude integriert.
Gedenken im Straßennamen: Eine große Allee in der Warschauer Innenstadt erinnert an die freie Gewerkschaft Solidarność (Solidarität), mit deren Gründung im Jahr 1980 der Umbruch in Polen auf den Weg gebracht wurde.
Gedenkstätten an die entsetzlichen Verwüstungen des Zweiten Weltkrieges...
... findet man in Warszawa an nahezu allen Ecken und Enden: Das Thema ist noch lange nicht vergessen.
Beleuchtete Infotafeln in der Altstadt weisen auf die jüngere Geschichte dieses Stadtteils mit der nahezu totalen Zerstörung und dem kompletten Wiederaufbau hin.
Ein großer und berühmter Pole - auf einem Sockel vor der Akademie der Wissenschaften: Nikolaus Kopernikus, berühmt für seine Astronomische Forschung.
Im Stadtteil Praga findet man noch das 1945 errichtete, sehr sozialistisch wirkende "Denkmal der Waffen-brüderschaft" (gemeint ist natürlich die Waffenbrüder-schaft zwischen Polen und der Sowjetunion). Eher missmutig scheint einer der auf den Sockel gehobenen Soldaten auf die jüngsten Auswüchse des Kapitalismus in seiner Umgebung zu schauen.
Was für ein Muskelprotz! Gesehen unterhalb der Altstadt. Sinn: Mir unbekannt.
Wer daran Interesse hat, wie die kolossale realsozialistische Bauweise so wirkt, der sollte sich im Marszałkowska-Wohnbezirk etwas umschauen. Dort findet man dann auch solche mustergültigen Arbeiter-Figuren.
Spitze der Garnisonskirche (die frühere Piaristenkirche) im Gegenlicht...
... und ihr Schattenwurf auf dem Plac Krasińskich.
Abendstimmung in der belebten Aleje Jerozolimskie mitten im Zentrum von Warszawa.
In der ul. Długa in der Neustadt: Den Eingang zu dem Palais "Zu den vier Winden" zieren vier figürliche Darstellungen der Winde, mit jeweils kräftig aufgeblasenen Wangen.
Filigrane Neogotik an der evangelischen Kirche in Aleja Solidarności.
Kräftige Halbgiganten bei der Arbeit - sie stützen ein Haus...
... während dieser kleine, kräftige Wicht von 1897 eine Einfahrt beschützt.
Der Stadtteil Praga entwickelt sich zu einem alternativen und Künstlerzentrum. Das scheint die Spinnen des Viertels geradezu zu beflügeln.
Auch im Stadtteil Praga: Die einzige russisch-orthodoxe Kirche von Warschau.
Real-Sozialistischer Baustil in Reinkultur: Am gleichnamigen Straßenzug befindet sich der Marszałkowska-Wohnbezirk (MDM). Immerhin hat kapitalistische Werbung für einen Farbklecks gesorgt.
Sozialistische Wohnblocks der ulica Marszałkowska. Man findet nicht mehr viele solcher Wohnviertel in der Welt.
Die "Kirche des Erlösers" am Plac Zbawicielaei, inmitten sozialistischen Baustils, zeigt Unmengen an verspielten Details.
Der Intercity-Zug nach Berlin im Warschauer Zentralbahnhof ist dicht umlagert. Dank des Schengener Abkommens sind Reisen zwischen Polen und Deutschland völlig unkompliziert.
Nach einem militärischen Aufmarsch: Direkt neben dem Königsschloss erholen sich die Soldaten und Polizisten, die eben noch im Gleichschritt marschierten.
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