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Das Wetter ist wechselhaft: Unterwegs auf der Elbe mit dem Museumsschiff "Cap San Diego".
"Der weiße Schwan des Südatlantiks" wurde sie genannt - damals, als sie noch auf großer Fahrt war. Unterwegs vornehmlich zwischen Hamburg und südamerikanischen Häfen. Als Stückgutfrachter transportierte sie nahezu alles, was als Stückgut transportiert werden konnte. Als eines von sechs Schwesterschiffen war die "Cap San Diego" für die Reederei Hamburg Süd von 1961 bis 1981 auf Tour über den Atlantik. Sie wurde 1981 verkauft, fuhr zunächst weiter über den Atlantik.
Das ist aber vorbei. Lange schon! Containerschiffe fingen an, die Weltmeere zu erobern - für Stückgutschiffe gibt es da nicht mehr viel Bedarf. Eigentlich sollte die stolze Cap San Diego, wie ihre Schwestern, 1986 ausrangiert und verschrottet werden. Dann wäre es aus und vorbei gewesen mit dem schönen Schiff. Genauso, wie zuvor mit den schönen Schwestern.
Das Hamburger Museumsschiff "Cap San Diego" an ihrem angestammten Platz an der alten Überseebrücke - mittlerweile im Schatten der Dauer-Baustelle der Elbphilharmonie.
Doch: sie wurde gerettet! Zunächst kauft die Stadt Hamburg das schrottreife Schiff, später sorgen ein paar betuchte und engagierte Hamburger der Hamburgischen Admiralität dafür, das Schiff zu renovieren und somit zu retten. Und seit 1989 liegt die "Cap San Diego" nun an der alten Überseebrücke. Fest vertäut und mit Dockschlössern sicher eingespannt. Als öffentlich zugängliches Museumsschiff. Von zahlreichen engagierten Ehrenamtlichen liebevoll gehegt und gepflegt. Und, in der Tat: Richtig gut in Schuss gehalten! Allemal einen Besuch wert - auch ohne Fahrt.
Denn: Auf der Cap San Diego hat man die Möglichkeit, jeden Winkel dieses historischen Schiffes zu erkunden und in Augeschein zu nehmen. Nun ja, fast jeden Winkel: Ein paar Bereiche des Maschinenraums bleiben abgesperrt und für die Allgemeinheit unzugänglich. Richtig alte, massive Schiffstechnik anschauen, berühren, beschnuppern zu können ist faszinierend. Ohne Zweifel auch für Nicht-Technikfreaks.
Die alten Laderäume dienen unter anderem als Veranstaltungs-, Party- oder Ausstellungsräume für Kunst. Die Cap San Diego versucht, sich neben dem Museumsdasein auch als Kunstgalerie und Veranstaltungsraum zu etablieren. Und: Man kann auf der Cap San Diego wie in einem Hotel übernachten. Schon zu Zeiten der "Großen Fahrten" waren einige Kabinen für zwei Handvoll Passagiere reserviert - so auch heute noch. Direkt an der alten Überseebrücke, sicherlich einer der besonderen Schlafplätze in Hamburg, wenn auch nicht gerade billig.
Schiff Ahoi! Ganz gemächlich begibt sich die "Cap San Diego" im Hamburger Hafen auf Fahrt.
Aber manchmal, ganz selten kann man auf der Cap San Diego noch etwas: Man kann mit ihr auf Touren mitfahren! Der Betreiberverein des Museumsschiffs ist stolz darauf, dass man mit der Cap San Diego das mit knapp 160 m Länge und 21 m Breite größte fahrtüchtige Museumsschiff weltweit hat. Und man ist sicher zu Recht stolz darauf: Die unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit lohnen sich. Und ich - ich habe damit mal wieder einen meiner geliebten Superlative zu bieten: Das "größte fahrtüchtige Museumsschiff der Welt! Klasse!
Jedes Jahr, wenn in Hamburg Anfang Mai der Hafengeburtstag gefeiert wird, legt die Cap San Diego ab und beteiligt sich an der traditionellen Einlaufparade. Und das beste: Man kann, gegen einen ordentlichen Preis natürlich und wenn man sich zudem rechtzeitig um ein Ticket bemüht, mitfahren!
Durch eine "Klüse" der Cap San Diego in den Hamburger Hafen gelugt.
Beeindruckend: Die Ankerkette der Cap San Diego.
Außerdem gibt es jedes Jahr eine weitere, viel längere Tour: Die Cap San Diego fährt in Etappen auf eine längere Strecke. Im Jahr 2011 - zum 50. Geburtstag des Schiffes - sieht dies so aus: Es geht am ersten Tag auf der Elbe von Hamburg nach Cuxhaven, dann durch Elbe und Nord-Ostsee-Kanal von Cuxhaven nach Rendsburg, von Rendsburg nach Kiel durch den Nord-Ostsee-Kanal und letztlich über die Ostsee von Kiel nach Wismar - und letztlich geht das Ganze auch noch retour. Auch hier kann man mitfahren. Auf der Strecke von Kiel nach Wismar durften allerdings nur 12 Gäste mitfahren - mehr sind auf offener See für die MS Cap San Diego einfach nicht erlaubt.
Diese Fahrten haben ihren Preis - aber ich habe das Gefühl, dies ist nicht zu teuer für ein schönes Geschenk an meine Liebste. Mir selber schenke ich diese Fahrt dann natürlich gleich mit. Und der Gedanke, dass man mit dem üppigen Preis auch ein Stückchen zu dem Erhalt des wunderschönen Museumsstückes beiträgt, lässt einen den Fahrpreis ja vielleicht sogar richtig gut finden.
Am 25.6.2011 geht's dann für uns los. Auf der Elbe von Hamburg nach Cuxhaven. Ein durchaus spannendes Erlebnis auf diesem "weißen Schwan". Um Viertel vor neun sind wir am Hafen, um halb zehn geht's los. Pünktlich zu seinem 50jährigen Bestehen ist das Schiff noch einmal richtig aufgeschickt worden, lag ein paar Tage bei Blohm & Voss auf dem Dock, hat einen kompletten neuen Anstrich bekommen. Und erstrahlt schneeweiß wie zu allerbesten Zeiten!
Es ist ein erhabenes Gefühl, auf das alte Schiff, das ja eigentlich ganz fest zum Bild des Hamburger Hafens gehört, zu gehen, um mit ihm auf Reise zu gehen. Nach dem Vorzeigen der Fahrkarte bekommt man einen kleinen Stapel Bons für Essen und Trinken - an Bord ist für alles gesorgt. Und sei es auch nur für eine kurze Fahrt gut hundert Kilometer elbabwärts, bis nach Cuxhaven. Insgesamt 500 Passagiere fahren mit. Als ich das ein paar Wochen vor der Fahrt höre, war ich zunächst wegen der großen Anzahl erschrocken. Aber es ist tatsächlich so, wie mir erzählt worden war: Die Menge verteilt sich auf dem Schiff sehr, ich habe nie das Gefühl, es ist zu eng oder zu voll.
Unermüdlich im Einsatz: Die Mitglieder der "Old Merry Tale Jazzband" untermalt die Schiffsfahrt im Dauereinsatz.
Empfangen wird man von den Klängen von Mitgliedern der "Old Merry Tale Jazzband". Oldtime-Jazz und Dixieland - eigentlich ganz und gar nicht meine Musik. Doch hier auf diesem Schiff, bei diesem Flair an Bord passen diese Klänge in der Tat einfach wunderbar. Die drei Herren tauchen den ganzen Tag über mal hier, mal dort auf dem Schiff auf, spielen unaufdringlich ihre Songs - einfach nett! Und ehrlich gesagt bewundere ich die Kondition der drei Herren, die viele Stunden lang (fast) pausenlos ihre Instrumente bearbeiten, mit permanent ausgeströmter guter Laune.
Pünktlich um halb zehn geht es dann los. Zwei Kamera-Teams von ZDF und Norddeutschem Rundfunk sind auch an Bord, filmen unentwegt, alles was sich bewegt, überall. Das Wetter in Hamburg ist ideal für so eine Tour: Ein weiß-blauer Himmel, ein laues Lüftchen, nicht zu warm und, gerade so, nicht zu kalt - tolle Bedingungen.
Halbe Kraft voraus: Die Cap San Diego nimmt Fahrt auf der Elbe auf.
Das Ablegen ist völlig anders, als ich es sonst so auf der Elbe erlebe - vor allem mit den Hafenfähren. Während diese fast wie ein Sportwagen davonbrausen, begibt sich die Cap San Diego ganz, ganz gemächlich, ja, super-vorsichtig auf die Fahrt. Das Ablegen bemerkt man kaum, so zart sind die ersten Bewegungen dieses großen Schiffes. Ganz gemächlich fährt das Wahrzeichen des Hamburger Hafens genau diesem davon.
Als Gruß an den Hafen, an den Stadtteil St. Pauli und an die ganze Stadt Hamburg lässt man von der Brücke aus die Schiffssirene noch kräftig tuten. Lang und ausgiebig dröhnt das "Tuuuuuuuuuuuuut" der Cap San Diego über das Wasser. Mit dem Wissen, dass dies ja nicht allzu oft passiert, ist es anrührend.
Es gibt viel zu gucken auf der Fahrt aus Hamburg hinaus.
Es erregt in Hamburg durchaus Aufsehen, wenn das Museumsschiff die Elbe hinab fährt. Immer wieder gibt es viele Leute, die sich dieses Spektakel aus möglichst großer Nähe anschauen wollen - so, wie hier auf dem Fähranleger Wittenbergen - und fleißig winken.
Wir erleben Schifffahrt zum Genießen: Die 500 Passagiere verteilen sich wirklich völlig auf dem Schiff, man kommt sich kaum einmal irgendwo in die Quere. In Ruhe kann man die Aussicht genießen, die sich bei dieser gemütlichen Fahrt aus den Hamburger Hafen bietet. Und zugleich kann man anfangen, das Schiff ein wenig zu erkunden. Zahlreiche Fotoapparate klicken, hin und wieder winken am Ufer aus Leute zu uns herüber, und es wird fleißig zurück gewunken. Seefahrt, wie aus einem anderen Jahrhundert.
Ist der Blick zu den super-modernen Hamburger Container-Terminals vielleicht etwas wehmütig?
Die Crew-Mitglieder (alle natürlich auch ehrenamtlich unterwegs) sind leicht an ihren knallroten Overalls zu erkennen. Die meisten von ihren strahlen vor allem eines aus: Stolz! Wieder einmal hat man es geschafft, das Schiff schön und strahlend auf Kurs zu bringen. Aber dieser Stolz bedeutet nicht, dass man hochnäsig wird, im Gegenteil: Alle Mitglieder der Crew scheinen Freude daran zu haben, etwas über ihr Schiff und über sich erzählen zu können. Insgesamt herrscht eine ruhige, gelassene und freundliche Atmosphäre an Bord. Und nebenbei spielt die Jazzband Oldtime-Jazz.
Der Lotse geht von Bord! Immer wieder ein spektakuläres Ereignis: Ein Lotsenwechsel, hier schon bei Brunsbüttel. Das kleine Lotsenboot fährt parallel zu dem Schiff und der Lotse muss in einem waghalsigen Manöver über die schwankende Jakobsleiter hinauf bzw. hinab.
Es ist schon fast elf Uhr, als der erste Lotse, der Hamburger Hafenlotse, von Bord geht und der erste Elblotse an Bord kommt. Die Lotsenwechsel sind immer ein tolles Spektakel: Es fährt immer ein kleines, flottes und wendiges Lotsenboot an das Schiff heran, der neue Lotse schnappt sich die lange Strickleiter, klettert von seinem Schiff die ca. fünfzehn Meter zu überwindende Bordwand hinauf und nach dem Lotsenwechsel auf der Brücke der Cap San Diego klettert dann der bisherige Lotse eben diese Leiter wieder hinab auf das Lotsenboot. Diese Klettereien machen auf uns Landratten immer wieder einen waghalsigen Eindruck. Sicherlich erfordern sie auch volle Konzentration und sind auch bei dem heute nicht vorhandenen Seegang nicht ungefährlich: Kaum auszudenken, ein Lotse würde einmal abstürzen und zwischen Schiff und Lotsenboot ins Wasser fallen! Auf modernen Schiffen sind solche Kletteraktionen in dem Ausmaß nicht mehr notwendig und also für die Lotsen wohl nicht mehr so richtig gewohnt. Und die Kletterei dann noch vor 300-500 Augenpaaren durchzuführen ist sicherlich auch nicht jedermanns Sache. Aber, nun denn, alles geht ohne Komplikationen vonstatten, auch bei zwei später noch anstehenden Lotsenwechseln.
"Willkomm Höft" am Schulauer Fährhaus in Wedel - sicherlich ein Höhepunkt auf der Fahrt elbabwärts. Sowohl auf dem Ponton, als auch auf dem Schiff genießen Viele diesen Moment.
Nach der Fahrt vorbei an den edlen und teuren Elbvororten Nienstedten und Blankenese kündigt sich dann um kurz nach 12 Uhr der nächste Höhepunkt in der Nähe von Wedel an:
"Willkomm Höft". Haben meine Liebste und ich hin und wieder schon mal bei einem Stück Kuchen im
Schulauer Fährhaus das Spektakel der dortigen Schiffsbegrüßung bzw.
-verabschiedung angeschaut, so ist dies jetzt auf der gerade auslaufenden Cap San Diego ein anderes Erleben. Wir jedenfalls nehmen es als etwas Besonderes wahr, wenn man dort mit den uns schon lange bekannten Sätzen und der Nationalhymne
verabschiedet wird. Irgendwie rührend!
Eine historische Schiffsmaschine in vollem Betrieb aus nächster Nähe und frei zugänglich zu erleben, ist eine der Besonderheiten einer Fahrt mit der Cap San Diego.
Die beeindruckend massive Schraubenwelle dreht sich mit für den Laien verblüffender Geschwindigkeit.
Aber schon steht das Mittagessen bereit. Wir checken in der Luke 4, empfangen von dezenten Klängen der Jazzband, erst einmal die Lage - entschließen uns dann aber, jetzt, wo die meisten zum Essen gehen, doch erstmal den Maschinenraum zu entern und uns die Funktion und den Betrieb dort genau anzuschauen. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, einen richtig große Schiffs-Maschine in Aktion zu erleben? Wir beide finden das alles toll - wenn auch laut. Wahnsinn auch die gewaltige Welle , die die Schiffsschraube antreibt. 50 Jahre alte, funktionierende Technik zum Anfassen. Wir lassen unserer Begeisterung freien Lauf.
Wieder einmal, wie schon mehrfach, treffen wir hier auf das eifrige Fernsehteam des Norddeutschen Rundfunks (leider gibt es das hierbei entstandene, schöne, halbstündige Feature nicht mehr im Web, aber einen kurzen Film, der auf "unserer" Fahrt entstanden ist, finden Sie hier in der Mediathek des NDR).
Für die ehrenamtliche Crew, die viel Zeit und Mühe in das Schiff steckt, ist eine solche Fahrt sicherlich ein Highlight zum Genießen. Hier bei dem 189 Meter hohen Strommast auf der Elb-Insel Lühesand - direkt neben dem Atomkraftwerk Stade.
Essenszeit - mit Live-Musikbegleitung. Trotz insgesamt 500 Mitfahrern geht es nach ein wenig Zeit sehr gemütlich zu beim Mittagessen.
Zurück an Deck ist es relativ leer geworden - die meisten sind wohl beim Mittagessen. Wir werfen einen Blick auf das nicht mehr in Betrieb befindliche, aber immer noch vor sich hinstrahlende Atomkraftwerk Stade - und verschwinden dann auch in Luke 4 zum Essen. Unsere Sorge, dass wir womöglich nichts mehr bekommen könnten, erweist sich als unbegründet. Das im Fahrpreis enthaltene Essen ist üppig vorhanden - zünftig und ausgesprochen lecker.
Zurück an Deck, müssen wir leider feststellen, dass das Wetter langsam aber sicher umschlägt: Der Himmel ist inzwischen voller Wolken, Regen droht - hält sich aber noch zurück. Ein guter Zeitpunkt, mal auf die Brücke der Cap San Diego zu schauen, dem Kapitän und der Crew dort ein wenig über die Schulter zu schauen. Die Ausstattung hier ist nur zum Teil aus den 1960er Jahren, einige Geräte sind aber auch top-modern. Auch dort geht alles mit großer Gelassenheit vor sich. Der Blick auf die ausliegenden Seefahrtskarten verwirrt mich allerdings eher, als dass sie mir einen Überblick verschaffen.
Etwas amüsiert schaue ich auf das rechte Elbufer in Richtung der etwas geschützt gelegenen Stadt Glückstadt. Muss ein paar Wochen zurück denken, als ich mich bei knallblauem Himmel, aber fast stürmischem Ostwind extrem mühsam Kilometer für Kilometer von Brunsbüttel in Richtung Hamburg gequält habe - die 100 Kilometer Cyclassics im August wollen gut vorbereitet sein (hier gibt's einen Erlebnisbericht zu den Cyclassics 2011). Der dabei heimlich genaschte, riesige Eisbecher als Zwischendurch-Belohnung, eben in Glückstadt, war allerdings von dem Radrennen-Vorbereitungsprogramm ausdrücklich ausgenommen. Aber das ist ein anderes Kapitel und im Moment gerade mal nur noch eine etwas absurde Erinnerung. Heute jedoch gleite ich viel langsamer, stilvoller und erhabener die Elbe entlang.
Die Hamburger Fahne flattert am Bug des Schiffes im Wind - während auf der Schleswig-Holsteinischen Seite das Atomkraftwerk Brokdorf heran zieht.
Die Blicke der Mitfahrenden wenden sich eher schweigend gen Atomkraftwerk Brokdorf.
Nachdem wir an dem noch lange in Betrieb befindlichen Atomkraftwerk Brokdorf vorbei gefahren sind, gönnen wir uns mal einen Blick in die Kunstausstellung im Rumpf des Schiffes. Einige Stunden schon sind wir jetzt unterwegs. Langeweile kommt allerdings nicht auf, eher ist es so, dass man in einen wunderbar ruhigen und gelassenen Gemütszustand kommt, mal hier ein wenig schaut, mal dort ein wenig. Betrachtet immer wieder die vorbei gleitende Landschaft oder den Himmel. Die übliche alltägliche Hektik wäre auf diesem Schiff völlig fehl am Platze.
Ein Regenschauer zieht durch, das Deck leert sich schlagartig und entgegen kommende Schiffe verschwinden im Dunst.
Gerade, als wir oben auf dem Deck den auch zum Programm gehörenden Kaffee und Kuchen abholen wollen, setzt dann doch der absehbare Regen ein. Das Deck leert sich schnell, es "plattert" ziemlich, als ich auch in Richtung des teilweise abgefackelten Atomkraftwerks Brunsbüttels meine übliche wegwerfende Handbewegung machen kann. Eine Tour an der Unterelbe hat für mich in jedem Fall etwas von einer Anti-AKW-Tour. Egal, ob per Rad oder mit dem Schiff durchgeführt.
Wieder kommt ein neuer Lotse für den Bereich der Elbmündung, und der bisherige Lotse geht. Wir beschließen, auch in Anbetracht des Regens, dem neuen Lotsen einfach mal ein wenig über die Schulter zu schauen. Wie er "unsere" Cap San Diego sicher nach Cuxhaven bringt. Also kehren wir zur Brücke zurück. Eigentlich staunen wir, dass außer uns, dem Lotsen und dem Kapitän nebst einigen Crew-Mitgliedern und dem unvermeidlichen NDR-Fernsehteam nur gerade mal vielleicht zehn andere Passagiere auch diesen Gedanken haben. Ganz vorne in die rechte Ecke quetschen wir uns, in der Absicht den ganzen Ablauf hier nicht stören zu wollen. Hier findet Seefahrt so statt, wie ich sie mir immer vorgestellt habe, mit zugerufenen Kommandos ("halbe Kraft voraus", "mittschiffs", "240 Grad anlegen") und den ebenso gerufenen Bestätigungen. Still enttäuscht schauen wir uns an, als wir den Kapitän zum Fernsehteam sagen hören, dass er die Brücke vor dem Anlegemanöver in Cuxhaven wohl räumen lassen wird, um das in Ruhe über die Bühne bringen zu können.
Interessant wird es auf der Brücke, als es langsam dem Ziel Cuxhaven entgegen geht. Auch das Fernsehteam des Norddeutschen Rundfunks sieht das offenbar so.
Das Anlegemanöver selber zieht sich dann eine ganze Weile hin.
Dass der Kapitän davon dann jedoch absieht, die Passagiere beim Anlegen von der Brücke zu räumen, ist für uns dann ein Glück! Insgesamt hatten wir die Möglichkeit, die komplette Prozedur des Anlegens eine ganze Stunde lang zu beobachten - und empfinden dies als ein glückliches und spannendes Erlebnis. Wann kann man dies schon mal erleben, zumal auf einem solch besonderen Schiff? Die Mitglieder der Crew freuen sich sichtlich, als wir uns dafür bedanken, dies hier miterleben zu dürfen.
Auch das Verlassen des Schiffes dauert eine ganze Weile. Macht ja nichts, es regnet nicht mehr und wir haben ja keine Termine. Und: die bereitstehenden Rückfahrtbusse warten geduldig auch auf die letzten Mitfahrenden - auf uns. Der Abschied von gefühlt "UNSERER" Cap San Diego fällt uns ein wenig schwer.
Dass sich das Anlegen insgesamt noch längere Zeit hinzieht und es auch noch eine ganze Weile braucht, bis alle Passagiere von Bord unserer Cap San Diego sind, finden wir nicht weiter schlimm. Schade nur, dass auch wir, wenn auch fast als letzte, dann die Cap San Diego verlassen müssen - die tatsächlich gefühlt schon fast UNSERE Cap San Diego geworden ist...
Tschüß, Du schönes Schiff! Und allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel!
Es ist schon ein langer Tag, als wir dann um 19 Uhr im Bus sitzen, der uns nach Hamburg zurück bringt. Auch das ist Bestandteil des Paketes dieser Tour, sofern man den Rücktransfer nutzen möchte.
Insgesamt allerdings ein wirklich wunderbares Erlebnis! Kam mir die Fahrt bei der Buchung noch teuer vor, so erscheint es mir der Preis von rund 150,- Euro pro Person rückblickend als absolut angemessen - zumal mit den ganzen Inklusiv-Leistungen. Wenn man bedenkt, dass dies kein Schiff ist, das ja sowieso ständig unterwegs ist, sondern ein mit viel, viel Mühe und Engagement erhaltenes und fahrbereit gemachtes Museum, so gibt es an diesem vollen und wunderbaren Tag mit massenhaft neuen Eindrücke nichts aussetzen!
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