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im Internet:
Der strahlend weiße, 1852 fertig gestellte Dom thront wunderschön auf einem Hügel und somit leicht erhaben über Helsinki, auf schwedisch Helsingfors - Helsinki ist offiziell zweisprachig.
Er kursierte mir seltsamerweise schon Tage vor der Abreise im Kopf herum - nun, bei der Abreise, hatte er sich irgendwie als Ohrwurm festgesetzt, der Rap-Titel "Helsinki is Hell" von der Gruppe R.I.P.-Uli (eigentlich verbarg sich hier ja ein kleines, fieses Projekt von Hape Kerkeling dahinter - siehe hier das youtube-Video mit Hape Kerkeling). Mit diesem sonderbaren Ohrwurm machte ich mich also im Juni 2009 eines morgens auf, um mit meiner Jungs-Gruppe (mit der ich im Jahr zuvor in Valencia war) nach Helsinki zu reisen. Ein Ausflug nach Tallin, der Hauptstadt von Estland, war gleich mit eingeplant.
"Helsinki" - meinen Sie? Warum das denn? Was soll man denn dort, was gibt es dort denn zu sehen?
Tja! Es ist ja soo leicht, sich zum Gespött von Kollegen und auch Freunden zu machen! Man braucht nur zu erzählen, dass man eine Reise nach Helsinki machen würde - und schon gibt es verständnislose Blicke und spöttische Bemerkungen! Auf der Arbeit sagte mir eine Kollegin, gerade im Begriffe, ein paar Tage nach London zu reisen (alle in meinem Umfeld fahren nach London, ALLE!), also, sie wisse ja überhaupt nichts über Helsinki - es könne dort also auch nichts wirklich interessantes geben. Heutzutage müsse man doch nach London, Paris oder Rom reisen! Alles andere sei doch eigentlich langweilig und uninteressant! Ein wenig Akzeptanz fand bei ihr dann noch meine Anmerkung, meine kleine Männer-Reisegruppe würde dabei dann auch noch einen Trip nach Tallinn machen. Ja, Tallinn, das könne man ja noch ein wenig verstehen - aber Helsinki??? Pah!
Auch im Freundeskreis gab es spöttische Bemerkungen, ich würde ja immer nur "so komische" Reiseziele ansteuern und was ich denn ich Helsinki überhaupt wolle...?
Helsinki - eine Stadt am und mit dem Wasser. Hier am der Straßenzug Laivak am südlichen Rand der Innenstadt.
1952 traf sich hier "die Jugend der Welt" zu den Olympischen Spielen von Helsinki. Erbaut wurde es in den Jahren 1934 bis 1938. Ursprünglich sollten hier die Olympischen Spiele 1940 stattfinden, die dann jedoch wegen dem Zweiten Weltkrieg ausfielen.
Nun ja! Um es kurz zu sagen: Helsinki ist alles andere als langweilig und uninteressant! Helsinki hat mir total klasse gefallen, ich habe mich extrem wohl gefühlt in der Stadt und nach gerade mal drei Tagen das Gefühl, noch immer unendlich viel von der Stadt sehen und kennenlernen zu wollen! Helsinki ist toll!
Nun hat meine kleine Reisegruppe allerdings auch sehr viel Glück gehabt: Das Wetter war großartig während der Tage dort! Eine hier lebende frühere Schulfreundin unseres "Benjamins" meinte, dass es im gesamten Sommer des vergangenen Jahres nicht so schöne Tage gegeben habe, wie jetzt, wo wir da sind. Sommerlich, warm - die Stadt platzte in diesem Tagen kurz nach der Mittsommerwende förmlich vor Lebensfreude! Wobei die Finnen offenbar auch dann freundlich und etwas distanziert bleiben - aber mir hat das gut gefallen.
Ein erster Eindruck von der enormen Freundlichkeit der Finnen fing aber eigentlich schon am Flughafen an. Dieser liegt in Helsinki-Vantaa ca. 15 Kilometer nördlich der Innenstadt. Trotzdem entschieden wir vier uns dazu, ein Taxi ins Zentrum zu nehmen. Wenn man lange Zeit immer nur in südlichen Staaten mit Taxis unterwegs war, so wirkte dieser finnische Fahrer überraschend: er sprach perfektes Englisch (wie die anderen Taxifahrer später auch), verstand Deutsch (wie die späteren Fahrer auch...) und gab sich sehr gesprächig. Ja, Hamburg, wo wir vier herkommen, kenne er ganz gut, seine Frau habe dort früher mal drei Jahre gelebt und wenn sie mal dort seien, dann gehen sie immer zu Planten und Blomen... Per Handy erkundigte er sich fix nach einer Fähre nach Tallinn und organisierte dann auch gleich unseren Trip dorthin - quasi nebenbei. Selbstredend wurden die Touristen nicht durch wesentlich überhöhte Tarife abgezockt - was für ein freundlicher Empfang! Und wie außergewöhnlich, wenn man bei Taxifahrern eher die Mafia-Methoden in Bukarest gewohnt ist...
330 Inseln gehören zur Stadt Helsinki - und sind durch zahlreiche Fähren angebunden.
Das Finnische Nationaltheater auf dem Bahnhofsplatz.
Aber das warf gleich auch genau das richtige Licht auf Helsinki. Es geht ruhig, korrekt, hilfsbereit und freundlich-gelassen zu.
So landeten wir dann also am Hafen, bei bestem Sommerwetter. Der Bummel über den Markt direkt am Hafenbecken ist obligatorisch und als wir die schöne Flaniermeile der Esplanade entlang schlenderten und die vielen Einheimischen die Sonne ausgiebig genießen sahen, merkten wir: Man versteht es, es sich gut gehen zu lassen!
Also nehmen wir in einem kleinen Straßencafé Platz, um eine unserer ständig nötigen Kaffee-Ladungen zu uns zu nehmen. Ob wir hier wohl rauchen dürfen, wollen wir von unserer Bedienung wissen. Na klar, erfahren wir sehr freundlich, aber der Wind käme ja aus dieser Richtung, und wenn wir hier rauchen würden, dann würden die Kinder dort vorne, zwei Tische weiter, ja den Rauch abbekommen - ob wir uns zum Rauchen nicht besser dort vorne an den Tisch setzen könnten?
Diese kleine Begebenheit nach gerade mal einer Stunde in der Stadt verblüfft uns ein wenig, zeigt uns aber viel von dieser Stadt: Man ist sehr freundlich und höflich, und achtet dabei ganz ausgeprägt auf das Wohlergehen der Anderen. So etwas nenne ich Rücksichtnahme! Dieses Aufeinander-achten begegnet uns häufig in der Stadt und macht den Eindruck: Hier ist es lebenswert, man rückt sich nicht so sehr auf die Pelle, ist aber auch nicht ruppig-achtlos. Wie man es in Millionenstädten (und Helsinki hat mit seiner Umgebung rund eine Million Einwohner, die Stadt selber hat rund 580.000 Bewohner) sonst eigentlich gewöhnt ist und erwartet. Hier jedoch ist man freundlich-dezent.
Raum und Luft zum Leben...
... (nicht nur wie hier) im Stadtteil Eira.
Das merkt man immer wieder, wenn man die Stadt weiter erkundet. Und es gibt viel Sehenswertes zu erkunden. Das ausgedehnte Hafengebiet, den Dom, Olympiastadion, vielleicht die eine oder andere der rund 330 Inseln im Stadtgebiet, interessante Architektur, die Shoppingmeile Aleksanterinkatu in dem Einkaufsviertel zwischen Esplanade und dem ebenso sehenswerten Bahnhof (wobei die Preise in Helsinki wirklich gepfeffert sind, auch in der Gastronomie).
Eigentlich wollten wir ja noch beispielsweise das Stadtviertel Eira etwas ausführlicher erkunden: Ein Viertel mit zahlreichen Jugendstil-Villen aus dem ersten Jahrzehnt der vergangenen Jahrhunderts - allerdings dezent, nicht so pompös, wie man es hierzulande kennt. "Finnischer Jugendstil" wird dies genannt. Und doch: schon nach kurzer Zeit unseres Weges wurden wir abgelenkt, gerieten aus dem Stadtviertel hinaus, ans Wasser. Und wir waren nicht die Einzigen: Hunderte zumeist junge Finnen "chillten" dort auf Grünflächen beim Seefahrer-Denkmal, bei dezenten Klängen aus einer Musikanlage, die einen gar nicht so professionellen Eindruck machte. Man saß friedlich und fröhlich dort herum.
Direkt an der Küste: Das Denkmal für verunglückte Seefahrer im Park in Eira. An Sommertagen entspannt umlagert von jungen Finnen, die "chillen".
Der Hauptbahnhof von Helsinki. Ein markanter Jugendstil-Bau, 1916 fertig gestellt und für sich schon eine Besichtigung wert.
So etwas kann ich bei schönem Wetter auch in Hamburg sehen, an der Alster zum Beispiel. Der Unterschied zu Helsinki jedoch: An der Alster wird gejohlt und gegrölt - es geht sehr krachig zu. Und noch während man dort feiert breiten sich riesige Müllmassen auf dem Grün aus. Müll gab es auch in Helsinki: Möwen hatten ihn aus einem Mülleimer herausgepickt. Das übliche deutsche Party-Gegröle gab es dort jedoch nicht!
Vielleicht sind es eher solche kleinen Begebenheiten, wie hier beschrieben, die bestens ausdrücken, was ich an der Stadt mag und was sie mir einfach sympathisch macht. Hinzu kamen Dinge, für die die Stadt Helsinki selber eigentlich gar nix kann. Wie z.B. die bei dem klaren Himmel kurz nach der Mittsommernacht unendlich langen Abende! Dies habe ich so in meinem Leben zuvor noch nicht erlebt: Um Mitternacht war es noch hell genug, um problemlos Zeitung lesen zu können. Es wurde zwar schon noch dunkel, aber wenn ich um halb drei aus dem Hotelbett blinzelte, dann war es draußen schon wieder taghell. Irgendwie faszinierend und ein Naturereignis...
Abendstimmung im Stadtteil Kruununhaka an der östlichen Innenstadt.
Im südwestlich gelegenen Gewerbegebiet Ruoholahti liegt unser Hotel. Das besondere an dem Foto: es wurde aus freier Hand um 23:19 Uhr gemacht. Die Autos fahren immerhin schon mit Licht...
Für mich ist es überhaupt keine Frage: "Helsinki is Hell" - was für ein Quatsch, das stimmt einfach nicht! Okay, Helsinki hat kein Kolosseum, keinen Eiffelturm, keinen Potsdamer Platz, keinen Kreml oder sonstige spektakuläre, gewaltige Sehenswürdig-keiten - vieles ist sehr schön, aber man sollte nicht unbedingt große Sensationen erwarten. Nein, Helsinki besticht durch sein wunderbares Flair, die großartige Lage am Meer und einen angenehmen, entspannten Lebensstil. Helsinki ist nicht nur eine Reise wert (die auf jeden Fall länger als drei Tage dauern sollte!), nein, Helsinki ist von der Lebensqualität sicherlich eine der absoluten Top-Städte Europas! Und auch dem Gast fällt es sicherlich nicht schwer, sich dort wohl zu fühlen.
Am Fährhafen nahe der Innenstadt. Der Dom beherrscht den zwar den Blick auf die Stadt, aber die alte Markthalle links, der daneben liegende Markt Kauppatori und der vor dem Dom liegende Präsidentenpalast sind auch einen Blick wert...
Die Esplanade: Schöner Park zwischen zwei Einkaufsmeilen.
Auch eine Shopping-Meile, zwischen Fährhafen und Hauptbahnhof: Die Alexanderstraße (Aleksanterinkatu).
Beim Fahren mit der Straßenbahn bekommt man auch schon vieles von Helsinki zu sehen. Hier bei der Fahrt durch die Brolmsgatan im Stadtteil Kallio. Im Hintergrund die prägnante Kallio Kirche (Kallion kirkko).
In Bahnhofsnähe in der Straße Kaisaniemenkadulla.
Der Hauptbahnhof von Helsinki - Jugendstil vom Feinsten.
Der Präsidentenpalast von Helsinki - abends um Viertel vor elf.
Der Dom im Abendlicht.
Detailansicht in der Aleksanterinkatu im Abendlicht.
Beim Markt am Fährhafen.
Das Ateneum - die finnische Nationalgalerie, ein prachtvoller Bau am Bahnhofsplatz.
Eine gute Wohngegend im Stadtviertel Eira.
Der Blick auf Helsinki bei der Fahrt in den Fährhafen.
Helsinki - das bedeutet oft genug auch Leben am Wasser.
In Helsinkis Hafengebiet.
Boote vor dem Kaivopuisto ("Brunnenpark").
Die vier mächtigen Eisbrecher im Hafengebiet liegen friedlich da - und lassen einen Eindruck davon entstehen, was hier im Winter notwendig ist...
Der Kaivopuistoas-Park ist offenkundig beliebt bei Bootfahrern...
... und Spaziergängern.
Stadtviertel Arabianranta - ist die Baustelle ins Wasser gefallen?
Wohnen am Wasser: Das alte Industrieviertel "Arabia" (benannt nach der früher hier angesiedelten Keramik-Fabrik "Arabia") wird in modernes Wohnviertel umgewandelt - eben direkt am Wasser gelegen. Heute heißt das Viertel dann "Arabianranta" (Arabiaküste).
Wohnbebauung in Arabiaranta.
Am Fährhafen kann man gut erkennen zu wem sich Finnland zugehörig fühlt.
Abendstimmung über Wohnhäusern in Merihaka.
Die direkt im Hafengebiet liegende Uspenski-Kathedrale leuchtet im Abendlicht golden. Sie ist ein Relikt der russischen Herrschaft in Finnland, das erst seit 1917 unabhängig ist und zuvor wechselnd von Russen und Schweden beherrscht wurde.
Das Olympia-Stadion, erbaut 1934-38 für die Olympischen Spiele 1940 - genutzt jedoch erst für die Spiele 1952.
Der Turm ist das Wahrzeichen des Olympiastadions. Er ist exakt 72,71 Meter hoch - exakt die Weite, die der Finnische Olympiasieger 1932 im Speerwurf erzielte.
Mitten in Fels gehauen ist die gesamte Anlage rum um das Olympiastadions.
Dem vielleicht der größte und anerkannteste Sportler von Finnland ist vor dem Olympiastadion ein Denkmal gesetzt - dem Mittelstreckenläufer Paavo Nurmi, der sich allein neun olympische Goldmedaillen und 24 Weltrekorde erlief.
Hineingelugt in das Olympiastadion. Ob der Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein paar Wochen zuvor Schuld daran ist, dass es keinen Rasen auf dem Spielfeld gibt, konnte nicht bestätigt werden.
Auch dem Welt-Spitzenläufer der 70er-Jahre, Lasse Virén, wurde ein Denkmal am Olympiastadion gesetzt - wenn auch etwas abseitiger und schattiger als Paavo Nurmi.
Blau und, ja, weiß - die finnischen Farben...
Grüne Schuhe - gesehen auf der Freiluftbühne in Toukola, in der Nähe der alten Keramikfabrik Arabia.
Ob das nun typische Fußwege in Helsinki sind?
Ein "Ö" gefällig...?
Irgendwie auch charakteristisch: Kioske...
... etwa im Stil der 50er-Jahre.
Unser Wettbewerb, wer dies hier als erster laut und fließend vorlesen kann, wurde nach einigen Stunden vorzeitig abgebrochen ;-)
Schöne Verzierungen an Häusern im Villenviertel.
Die "Lampenträger" am Hauptbahnhof sind schon zwei urige Gesellen...
... aber auch diese beiden Damen am Esplanaden-Park machen einen etwas verschlossenen Eindruck. Die nähere Bedeutung der Skulptur zu Ehren des finnischen Schriftstellers Zacharias Topelius ist mir leider nicht bekannt.
Die alte Keramik-Fabrik "Arabia" - heute ist hier die Hochschule für Kunst und Design Helsinki zu Hause.
Im Gebiet der Hochschule für Kunst und Design.
Der Mittsommerbaum im Esplanaden-Park.
Die Spitze des Mittsommerbaumes.
Auch in Helsinki: Trauer für den toten "King of Pop" - Michael Jackson.
Gleichberechtigung: In Finnland dürfen Männer Mädchen an der Straße noch an die Hand nehmen.
Modernes Arbeiten und Wohnen in Arabiranta.
Im Hafengebiet kann man mit den überall installierten, glänzenden Kugeln nette optische Spielereien machen... Dass man selber dabei mit aufs Bild kommt, lässt sich nicht immer vermeiden.
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