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im Internet:
"Dem
Deutschen Volke" -
Das Portal über dem Eingang zum Deutschen Bundestag.
Nein, nein! Ein Freund von Macht und Mächtigen bin ich eigentlich nicht! Es geht mir eher ab, Insignien der Macht zu anzuschauen - wo auch immer in der Welt. Königsschlösser und Burgen? Pah!
Von einem Besuch im Bundestag in Berlin mit einer Bildungsurlaubs-Gruppe vor etlichen Jahren blieb allein die folgende Erinnerung: es wurde unserer Gruppe ein Mittagsessen auf Staatskosten spendiert! In der Bundestags-Kantine! Herzlichen Dank! Es gab Kartoffeln mit Erbsen und Möhren und einem Schnitzel. Ich hatte zuvor das vegetarische Essen geordert: Kartoffeln mit Erbsen und Möhren - ohne Schnitzel... Wie kläglich ist das denn? Mein einziger Gedanke dazu war: sind wir ein so ärmliches und einfallsloses Land?
Früher noch, damals, als Schüler auf Klassenfahrt in Bonn, ließen mich Besuche im Bundestag und Bundesrat und im Abgeordnetenhaus ("Langer Eugen" - wer erinnert sich heute noch an den netten Namen, der mittlerweile schon soo lange Geschichte zu sein scheint...?) völlig kalt, und als "Landei" wunderte ich mich eher über die vielen bedrohlichen Polizisten mit Maschinenpistolen im Anschlag (zuweilen gerne auch in und auf Schützenpanzern - es war die Zeit er terroristischen Bedrohung durch die RAF) vor den hohen Zäunen, die diese Gebäude in großem Abstand umzäunten. Völlig unnahbar. Nur eine Randinformation zur allgemeinen Beruhigung: nein, ich habe damals nicht am Zaun des Bundeskanzleramtes gerüttelt und geschrien, dass ich dort hinein wolle...
Mein Respekt vor diesen diversen Bürgermeistern, Landräten und Ministern und Ministerpräsidenten, denen ich begegnete, war nicht sonderlich größer, als allen anderen Menschen gegenüber. Die englische oder die ungarische Königskrone lockten bei mir nicht viel mehr als ein Gähnen hervor und historische Gebäude, meist wuchtig, die Macht repräsentieren sollen (nehmen wir den Tower in London, repräsentative Schlösser allerorten oder z.B. das Nationaldenkmal in Rom), schrecken mich eher ab. Der britische, dänische oder der norwegische Königspalast ließen mich weitestgehend unbeeindruckt.
Fast, jedenfalls! Etwas von diesen Aufzählungen hinterließ doch Spuren: ausgerechnet der Königspalast in Oslo. Ebenso wie das Parlamentsgebäude ist dieser gelegen an der ebenso repräsentativen wie geschäftigen Karl Johans gate. Bei meinem Besuch zur Jahreswende 1989 musste ich feststellen, dass man dort ja einfach so an diese Gebäude „herankommt“. Wo waren die Zäune, die das Areal weiträumig umfassten? Schwerbewaffnete Objektschützer, wo wart ihr? Natürlich, ein paar Polizisten bewachten die Gebäude. Aber, auch natürlich, nicht in den in der Bundesrepublik üblichen Kampfanzügen, sondern in eher folkloristisch anmutenden Uniformen.
Es wirkte friedlich, freundlich - und: offen! Wie dieses wunderbare Land mit seinen wunderbaren Bewohnern allgemein. Ein offenes Land eben.
Mir selber mutet es fast merkwürdig an, dass gerade das mir wieder einfiel, als ich Berlin vor einigen Jahren beruflich einen Besuch abstattete. Ein Berliner Kollege mir empfahl, den Abend doch dafür zu nutzen, die frisch eröffnete Kuppel im Reichstagsgebäude zu begehen.
Und - was macht der brave Hamburger dann? Er fährt zum Reichstag, um sich die Reichstagskuppel anzuschauen. Dann ist er ist aber plötzlich doch zu faul, sich in die gar nicht mal soo besonders lange Schlange vor dem Gebäude einzureihen und seinen vollgepackten Rucksack durchleuchten zu lassen. Also guckt er sich statt dessen ein wenig in der Gegend um. Und stellt verblüfft fest: man kann ja auch dort zwischen den Mächtigen des Landes einfach so herumspazieren! Ganz frei, ohne große Einschränkung. Das ist ja interessant! Verblüffend geradezu! Aber auch immer noch wie eine Großbaustelle.
Dann, ein paar Jahre später, einige Stunden freie Zeit in Berlin und der Gedanke: schau'n mer doch mal, wie es dort jetzt aussieht. Und tatsächlich: auch im deutschen Regierungsviertel wirkt alles sehr offen. Völlig ohne Zäune ist man nicht ausgekommen - aber wer will, kann das Bundes-kanzleramt betasten, anfassen und befühlen - bis direkt ans Gebäude gehen. Der Bundestag im Reichtags-gebäude ist von seinem Volk ja spätestens seit der spektakulären Verpackungsaktion durch Christo in Besitz genommen worden - und ist es eigentlich immer noch: rund herum um seine Abgeordneten und ihr Parlament spaziert der Souverän, neugierig. Lässt sich lässig auf der riesigen Rasenfläche vor dem Gebäude nieder, macht Party oder döst in der Sonne. Ist das wirklich Deutschland? Wird wirklich zwischen Bundestag und Kanzleramt fröhlich Frisbee gespielt? Ab und an huschen gestresst wirkende Angestellte und Abgeordnete umher.
Apropos Abgeordnete: Diese haben ihre Büros und Arbeitsräume in den umliegenden großen und wuchtigen Abgeordnetenhäusern - meist aber hinter Glas. Tatsächlich kann der Souverän seinem Abgeordneten bis in Kantinen hinein auf den Teller schauen.
Von Architektur verstehe ich leider nicht das Geringste. Und sicherlich gibt es schon viele fundierte und umfangreiche Darstellungen der im Regierungsviertel errichteten Architektur. Eine sachliche Auseinandersetzung hiermit ist mir mangels Wissen schlicht nicht möglich.
Und doch bleibt ein Gefühl zu dieser Architektur: sie beeindruckt mich durchaus. Um das historische Reichstagsgebäude herum sind Gebäude entstanden, die nach meinem Empfinden zweierlei zeigen: in ihrer Wuchtigkeit repräsentiert sich das Machtzentrum. Massiv. Und doch: Viele verspielte kleine optische Reize bieten sich einem beim genauen Hinschauen und lockern die Wucht auf.
Die Architektur aus Beton, Stahl und Glas wirkt offen, ja manchmal fast schon öffentlich, signalisiert so etwas wie "komm doch gucken. Gucken, was hier passiert."
Und dieses Gucken ist ja tatsächlich möglich: ganze Ströme von Schulklassen treiben sich herum, besuchen ihre Abgeordneten. Touristen schlendern vom Kanzleramt um das Parlament - oder steigen ihm in der Kuppel sprichwörtlich aufs Dach. Wenn es Sommer ist und man etwas erschöpft ist, dann gönnt man sich eine Pause. Nein - nicht unbedingt in einem sündhaft teuren Café oder Restaurant, nein, wie schon erwähnt lässt man sich einfach auf dem "Platz der Republik" nieder, der großen Rasenfläche zwischen Reichstag, Bundeskanzleramt, Paul-Löbe-Abgeordnetenhaus, Haus der Kulturen der Welt (die "Schwangere Auster") und Sowjetischem Ehrenmal. Was für ein spektakulärer Ort für ein kleines Nickerchen - kein Polizist oder sonstiger Ordnungshüter vertreibt einen. Zu Zeiten der Verhüllung des Reichstags fanden dort wahre Happenings statt.
Das Volk hat sich seinen Platz inmitten seiner Vertreter erobert - und gehört offenbar auch selbstverständlich dorthin. Natürlich sind Sicherheitsmaßnahmen vonnöten - aber es ist zumeist gelungen, dies recht unaufdringlich in die Gebäude zu integrieren. Deutlich spürbar ist das Bemühen, nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, in einem "Polizeistaat" zu leben.
Es ist interessant, sich dort durch die Gegend zu bewegen - die von Ferne massiv und wuchtige wirkende Architektur zeigt bei näherem Betrachten immer wieder überraschende Blickwinkel und Einblicke. Bei genauem Hinsehen lauert hinter vielen Ecken eine Überraschung. Mit ungeheurer Präzision sind spannende architektonische Details entwickelt worden. Ein Spaziergang an den Gebäuden entlang ist interessant und empfehlenswert. Schließlich bin auch ich das Volk und das alles ist letztlich für mich und meinesgleichen da.
Gut in die ganze Struktur passt sich der neu entstehende Hauptbahnhof hinein. Auch dort Stahl und Glas in einem großen Gewölbe - ein Jammer ist allerdings, dass Fernreisende zukünftig zum großen Teil unterirdisch durch das zentrale Berlin reisen werden. Es entgeht ihnen einiges.
Mir jedenfalls gefällt es, was dort im Regierungsviertel entstanden ist - und noch entsteht. Entgegen meiner sonstigen Distanz zur Macht und den Mächtigen hat dieses Gebiet auf mich eine merkwürdige und mir kaum erklärbare Faszination und Anziehungskraft. Nicht selten wenn ich in Berlin bin gönne ich mir eine oder zwei Stunden Spaziergang durchs Regierungsviertel - zu entdecken gibt es eigentlich immer etwas. Und seien es doch immer wieder nur hektisch und gestresst aussehende, durch die Wege eilende Leute, die deutlich signalisieren: "Ich bin kein Tourist! Ich arbeite hier - und zwar hart!" Daran zweifle ich nicht - und deren Jobs unter oft extrem hohen Druck möchte ich in der Tat nicht haben.
Aber gehen Sie doch selber dorthin, schauen Sie doch auch mal nach, was Ihre Volksvertreter dort so treiben...
(Anm.: Es folgt eine kleine Sammlung von verschiedenen Fotos aus dem Regierungsviertel, die ich im Laufe der Zeit in dem Viertel gemacht habe - absichtlich völlig ungeordnet. Auf dieser weiteren, zusätzlichen Seite gibt es eine Sammlung mit Fotos des neuen Hauptbahnhofes, direkt in der Nachbarschaft des Regierungsviertels)
Am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus: viel Glas, Beton und Stahl.
Die EU-Fahne vor dem Reichstag ist doch noch recht klein und wirkt unbedeutend.
Spiegelungen am Jakob-Kaiser-Haus.
Eine "Waschtrommel"?
Direkt hinter dem Reichstag: das Marie-Elisabeth-Lüders-Abgeordnetenhaus.
Paul-Löbe-Haus im Frühjahr.
Für die Zigarette - wonach jetzt...?
Oben: Die Schweizer Botschaft inmitten des Regierungsviertels, unten: die "Spree-Lady" - per Ausflugsdampfer durchs Regierungsviertel.
Wer steigt denn da auf eine der Kantinen? Wohl ein Grüner?
Blick auf das Gebäude der Bundespresskonferenz.
Ansicht des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses.
Ein wenig grün ist das Bundeskanzleramt schon.
Was für Strahlen sendet der Reichstag morgens denn aus?
Detail an der Bundespresskonferenz.
Wer... liebt hier was?
Das Kanzleramt reflektiert in der Glasfront des Paul-Löbe-Hauses.
Vor dem Bundeskanzleramt.
2006 direkt gegenüber des Reichtages - sind die wahren Bedürfnisse des Volkes etwa doch wieder vergessen worden?
Dezenter geht es nicht! Ohne Zaun - natürlich - auch nicht.
Paul-Löbe-Abgeordnetenhaus bei Nacht.
Das Bundeskanzleramt.
Auf dem (öffentlichen) Übergang vom Paul-Löbe-Haus zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.
Am Paul-Löbe-Haus.
Das Fernsehen ist allgegenwärtig!
Voller Ecken, Kanten und Winkel - Das Kanzleramt.
An der Bundespressekonferenz - ein Stück Mauer.
Schuss - und TOOOR! Der Schuh stand im WM-Jahr 2006 dort im Rahmen der Aktion "Deutschland - Land der Ideen".
"Sicherheitskräfte" auf der Moltkebrücke am Kanzleramt
Morgensonne auf dem Kanzleramt.
Architektonische Kontraste.
Neben dem Abgeordnetenhaus - der Bundestagskindergarten
Paul-Löbe-Abgeordnetenhaus.
Ver - rückt!
Die Fahnen der EU und von Deutschland vor dem Reichstag
Das beleuchtete Kanzleramt bei Nacht.
Und durchs Reichtstagsfenster blickt man auf...?
Das Kanzleramt.
Am Paul-Löbe-Haus.
Übergang vom Paul-Löbe-Haus ins Marie-Elisabeth-Lüders-Abgeordnetenhaus - unten für das Volk, oben für Regenten, Abgeordnete und Helfer.
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Dirk Matzen
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