Umsteigen im Atatürk-Flughafen in Istanbul -
  Mit ordentlich Stress und Herzklopfen

Ein Erlebnis- / Reisebericht
August 2005



 

Also, jetzt könnt Ihr es mir wirklich glauben: vor mir seid Ihr sicher! Keinerlei Gefahr geht von mir aus. Gleich vier Mal wurde ich gründlich durchgecheckt. Gestern. In der Türkei. Und alle, z.T. peniblen Sicherheitschecks ließen offenbar keine Gefahr erkennen - man ließ mich dann doch gewähren und das Land verlassen.

Auch meine Identität erwies sich als so Vertrauen erweckend, dass ich fünf oder sechs Passkontrollen ohne sonderliche Probleme überstand.

Ihr braucht Euch also nicht zu fürchten vor mir! Alles ist in Ordnung!

So etwa zumindest, denn ohne nervliche Schäden kann man die ganzen Prozeduren kaum überstehen. Besonders der schicke und sehr moderne Hauptflughafen Istanbul (Atatürk Hava Limanı) tut sich da hervor - eigentlich ist der ein einziges Ärgernis!

Fand ich jedenfalls. Ein wenig überempfindlich bin ich da wohl schon, aber geärgert habe ich mich schon über das Getue dort. Soll ich das mal eben schildern? Ach, mach ich mal eben...

Fange dabei jedoch schon mal bei meiner Anreise nach Ankara eine Woche zuvor an. Mit Turkish Airlines ab Hamburg und mit Umsteigen, eben in Istanbul.

Dass mein Flug mit 20 Minuten Verspätung in Istanbul ankam, erschien mir undramatisch. Zunächst. Bei einem früheren Flug vor einigen Monaten wurde das Umsteigen zügig und unkompliziert abgewickelt - wie es bei Transitreisenden ja eigentlich üblich ist. Doch diesmal lief alles anders.

Die Umstiegszeit betrug ursprünglich 1:45 Stunden, waren mit der Verspätung jetzt also noch knapp eineinhalb Stunden. Als ich den Schildern „Transit“ folge läuft mir ein Offizieller hinterher und lässt sich mein Ticket zeigen: nein, nein so ginge das nicht - ich müsse zuerst durch die Passkontrolle und dann zu einem anderen Terminal wechseln, für Domestic Flüge, also Inlandsflüge. Aha, denke ich, alles anders also - aber was soll’s?

Denke ich allerdings nur kurz. Denn kurz danach finde ich die Passkontrolle: etwa 30 kleine Kabinen, die rechte Hälfte für einreisende Türken, die linke für Ausländer wie mich. In der rechten Hälfte stehen pro Schalter etwa 3-5 Leute in der Warteschlange - in der linken jedoch pro offenem Schalter etwa 30-50 Leute, etwa fünf oder sechs dieser Kontrollstationen waren geöffnet. Alle sehen genervt aus, die Stimmung ist spürbar gereizt. Ich reihe mich in irgendeine Schlange ein.

Sehr schnell verstehe ich die gereizte Stimmung, denn: es geht einfach nicht voran! Bei jedem einzelnen Reisenden dauert die Passkontrolle minutenlang. Manchmal wohl auch gleich mehrere Minuten. In 50 Minuten beginnt das Boarding für meinen Anschlussflug nach Ankara. Sollte also doch kein Problem sein!

Einige andere Kontrolleure gehen auf und ab, beobachten und kontrollieren die immer genervtere Menschenmenge, flachsen über Reisende, deren Zeit offenbar noch viel knapper ist, als meine, und die nach und nach die Nerven verlieren. Warum besetzen die nicht einfach noch ein paar der Kontrollschalter??? Langsam registriere ich, dass auch meine Zeit durchaus knapp bemessen ist. Nach einer Viertelstunde geht der Kontrolleur aus dem Kabuff, bei dem ich anstehe - ich bin da etwa auf „Platz 30“. Er geht einfach weg, ohne irgendein Zeichen. Keiner weiß, was ist. Er wird wohl gleich wieder kommen - denken alle. Aber Pustekuchen! Als der nach 10 Minuten noch nicht wieder da ist werde ich richtig kribbelig. Soll ich mich nicht besser an eine andere Schlange anstellen? Was tun, wenn der gar nicht wiederkommt?

Stress pur! Denn, ich weiß genau: mein Flug nach Ankara ist der letzte an dem Tag, soll um 23:45 Uhr starten. Der nächste ginge erst um 6:00 Uhr morgens - da würde ich dann gerade noch rechtzeitig auf meiner Arbeitsstelle erscheinen können. Aber wohl in welchem Zustand? Eine Nacht auf dem Flughafen Istanbul - nicht sonderlich erstrebenswert jedenfalls!

Also, jetzt aber weg von diesen trüben Gedanken und wieder zurück zum Atatürk-Flughafen in Istanbul. Nach einigen Momenten weiterer Wartezeit fällt mein Entschluss: ab an eine andere Schlange. Nur wenige Gedanken verschwende ich an die Leute, die da ganz vorne in der Schlange stehen, sicherlich schon mindestens eine dreiviertel Stunde dort verbracht haben müssen. Ich durchstehe jetzt also eine weitere Schlange - und tatsächlich: langsam aber sicher geht es voran. Die Spannung steigt: werde ich den Anschlussflug bekommen?

Um es vorweg zu nehmen: Natürlich bekomme ich ihn! Denn: selbstverständlich hat der eine saftige Verspätung. Aber das weiß ich dort in der Schlange vor der Passkontrolle ja nicht - also bin ich weiterhin und zunehmend hektisch. Von jedem Einreisenden wird elektronisch ein Foto angefertigt und abgespeichert. Das meinige würde ich ja gerne mal sehen! Unvorteilhaft wäre wahrscheinlich noch geprahlt... Und: hätten die Kontrolleure nicht zumindest ein wenig nett sein können?

Als ich dann endlich kontrolliert bin ist es zwanzig Minuten nach elf - die Boarding-Zeit für meinen soll seit fünf Minuten schon laufen und ich habe noch gar keine Ahnung, wo ich eigentlich hin muss. Verlaufe mich erst mal in der großen Halle, in der die Gepäckbänder sind. Hätten die nicht zumindest einen kleinen Hinweis anbringen können, wo man hin muss? Eine kurze Frage an einen unfreundlichen Offiziellen beseitigt jedoch jeden Zweifel. Ich weiß den Weg - aber nicht die Streckenlänge. Immer noch Hektik. Und schnell auch Schweiß.

Mittels Transportbänder kann man den Weg bis zum Terminal für Domestic-Airport glücklicherweise relativ zügig bewältigen. Und trotz der Unübersichtlichkeit des Terminals brauche ich nur wenige Augenblicke, bis ich verstanden habe wohin ich muss. Der Sicherheitscheck an diesem Terminal läuft für Istanbuler Verhältnisse verblüffend zügig ab. Und schon stehe ich am Gate für den Flug nach Ankara - und kann endlich die Anzeige lesen, dass der Flug 30 Minuten Verspätung haben soll. Tatsächlich werden es dann 45 Minuten - aber was soll’s?

Das gibt mir immerhin die Gelegenheit, mir die hier herumlaufenden Leute ein wenig anzuschauen. Verblüffend viele eindeutig mitteleuropäisch aussehende Leute treiben sich in dem langweiligen Mini-Terminal herum. Und fast alle haben etwas gemeinsam: sie sind rot. Richtig krebsrot. Verbrannt von der Sonne. Ach ja, der Lira fiel bei mir Kuruşwiese: es war ja am heutigen Tag das Formel 1-Rennen in Istanbul. Das erste Formel 1-Rennen in der Türkei überhaupt. Die haben sich dort also in die Sonne gesetzt, sich das Rennen angeschaut und so verbrennen lassen - wie ich damals, vor 19 Jahren in Budapest (s. Artikel Budapest-Formel 1). Wie furchtbar!

Eine dreiviertel Stunde später, es ist Viertel nach ein Uhr nachts, bin ich in Ankara und froh, dass die Abwicklung dort mit Gepäckausgabe etc. blitzschnell in wenigen Augenblicken vor sich geht.

Kurz vor halb zwei sitze ich schon im Taxi - um bei der Fahrt verblüfft festzustellen, dass man in Ankara nachts um halb zwei ohne große Probleme mit über Tempo 100 fast die gesamte Stadt queren kann! Die Strecke sind 35 Kilometer bis ins Stadtzentrum und dann noch einmal vielleicht drei oder vier Kilometer bis zu meinem Hotel. An zwei Ampeln auf der gesamten Strecke hält der Taxifahrer tatsächlich an, über zwei oder drei weitere mogelt er sich im langsamen Tempo rüber. Ansonsten fährt er ziemlich konstant zwischen 90 und 120 Stundekilometer, vom Flughafen bis 300 Meter vor meinem Hotel - einmal quer durch die Stadt. Erstaunlich!

Ich war ganz froh, noch kurz vor zwei Uhr am Hotel anzukommen und er murrte, dass ich dann auch noch eine Quittung haben wollte...

Aber der Rückflug - erneut mit Umsteigen in Istanbul - stand mir ja noch bevor. Freudlos und mit einem etwas mulmigen Gefühl. Obwohl: was soll tatsächlich passieren? Die Umsteigezeit in Istanbul ist diesmal zweieinhalb Stunden. Der Flughafen ist auch ganz schön gestaltet, es gibt ein paar interessante Läden, in denen man schön ein wenig stöbern kann, das müsste doch problemlos gehen!

Rechtzeitig bin ich in Ankara auf dem Flughafen - mir war zu Ohren gekommen, dass man dort mal wieder komplett alles für Abflüge von Turkish Airlines umorganisiert hatte. Also lasse ich ein wenig Vorsicht walten und bin rechtzeitig am Flughafen.

Der erste Sicherheitscheck. In Ankara ist der immer völlig chaotisch und ein totales Durcheinander - so auch diesmal. Schon zum Betreten des Flughafengebäudes wird man durchgecheckt. Traditionell sind es dann immer etwa fünf Leute gleichzeitig, die ihre zu durchleuchtenden Sachen kunterbunt durcheinander auf das Laufband werfen, durch die Schleuse drängen, und alles dann nach der Schleuse wieder auseinanderpflücken - ein lustiges Gewusel.

Irgendwann früher wurde mal meine Schale mit Schlüsselbund, Geldbörse, Brieftasche etc. versehentlich ausgeschüttet - da durfte ich dann unter der Apparatur herumkriechen und eine Weile lang alles wieder zusammensuchen, zumal aus der Geldbörse bei der Gelegenheit noch ein paar Zettel und Karten herausgeplumpst waren.

Einem Kollegen aus Hannover kam vor meinen Augen mal das Jackett mit sämtlichen Papieren, Pass, Flugtickets und allem Geld abhanden. Kurzzeitig zumindest, durch eine etwas dämliche Verwechslung. Der Adrenalinschub für den kurz vorm beruflichen Ruhestand stehenden Herren war gewaltig - aber alles löste sich unproblematisch wieder auf, als die Verwechslung bemerkt wurde (Tipp für den Flughafen Ankara: tue immer alles, aber auch wirklich alles!, was wichtig oder wertvoll ist oder ein Piepen in der Schleuse verursachen könnte, in ein gut markiertes, farbenfrohes Handgepäck-Stück und lasse höchste Obacht walten in dem Durcheinander! Ab Oktober 2006 soll das neue Flughafenterminal in Betrieb gehen - vielleicht wird dann ja alles besser.).

Mit anderen Worten: es herrscht ein Chaos, aber da alles recht zügig geht bleibt es ohne große Gereiztheit im Rahmen. Es hat durchaus noch etwas von dem in der Türkei oft zu findenden, oft durchaus liebenswerten Chaos.

Schnell ist man eingecheckt - und tatsächlich: das Gepäck wird bis Hamburg durchgebucht. Dies hatte man vor ein paar Monaten „aus Sicherheitsgründen“ mal anders organisiert, wie ich von Kollegen gehört hatte...

Wenn man sich dann zum Gate begeben will, dann kommt nach der Passkontrolle der zweite Sicherheitscheck. Man muss sich zwischen zwei Schlangen entscheiden: derjenigen für Inlandsflüge und derjenigen für Internationale Flüge. Niemand hier, den man fragen könnte, also denke ich mir, okay, ich will ins Ausland, dann muss ich hier wohl meinen Pass abstempeln lassen - und gut ist. Also ran an die Schlange für Auslandsflüge.

Nach einer Viertelstunde weiß ich: das war eine Fehlentscheidung. Gehe zurück auf Los, begib Dich direkt dorthin, ziehe nicht 4000 Lira ein - der Schalter war nur für direkte Auslandsflüge und nach einer kurzen Pass- und Ticketeinsichtnahme wurde ich zurück geschickt zu den anderen Warteschlange, der Inlandsflugschlange.

Nach einer weiteren Viertelstunde Warten bestehe ich dann den zweiten Sicherheitscheck! Sonderlich scharf ist dieser in Ankara meist nicht. Es bleibt mir sogar erspart, den Gürtel abnehmen zu müssen!

In der wahrscheinlich langweiligsten Wartehalle der Flughafen-Welt (vielleicht ja auch hier eine Besserung mit dem neuen Terminal?) muss ich dann warten - länger, als erwartet. Der Flieger hat eine gute halbe Stunde Verspätung. Natürlich. Damit habe ich in Istanbul nur noch zwei Stunden Umsteigezeit. Das macht mich schon jetzt etwas nervös! Zumal ich ja auch noch keinen Ausreisestempel im Pass habe!

Aber erst einmal genieße ich den kurzen Hüpfer nach Istanbul. Turkish Airlines hat durchaus angenehme Flugzeuge mit nettem Service. Und diejenigen zwischen Ankara und Istanbul sind anscheinend immer voll. Kein Wunder: wenn man eine 4-Millionen-Einwohner-Metropole und Hauptstadt mit einer 15- bis 18-Millionen-Weltmetropole verbindet und als Alternative 6-7-stündige Busfahrten anbietet, dann sind die Flieger trotz hoher Flugfrequenz natürlich voll ...

Aber dann bin ich schon wieder auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul. Zügig geht’s vom Terminal für die Inlandsflüge rüber zum Terminal für die Auslandsflüge - die Entfernung ist mir ja als nicht allzu weit bekannt. Froh bin ich trotzdem, dass ich mein Gepäck nicht aufnehmen und später wieder neu einchecken muss.

Hinweisschilder weisen den Weg für Transitreisende. Nur: plötzlich stehe ich in der großen Haupthalle des Flughafens - und finde keinen Transithinweis mehr. Wieder mal war ich wohl zu blöde, mit Tomaten auf den Augen. Denke ich - fast bis zum Ende der Halle. Der Entschluss, zurück zu gehen, erweist sich als richtig: da hatte ich doch tatsächlich übersehen, dass ich in meinem Rücken eine Rolltreppe in das obere Geschoss hätte nehmen müssen. Aber ich habe ja nur ein paar Minuten verplempert.

Also: Die Rolltreppe hoch ins obere Geschoss. Dort lande ich in einer großen Halle fast unmittelbar am Ende einer Warteschlange, die sich an der Glaswand der modernen Halle entlang windet. Und nach einem kurzen Blick trifft mich fast der Schlag: etwa 70 Meter lang ist die Schlange vor gerade mal zwei Sicherheitsschleusen. Bei denen wird es offenbar mit türkischer Gelassenheit genau genommen - es geht nur im Zeitlupentempo voran. Weiter vorne sehe ich Leute, deren Zeit offenbar knapp bemessen ist und die zuweilen schon die Nerven verlieren.

Als ich mir nach etwa einer Viertelstunde Wartens ohne bemerkenswertes Vorankommen dann auch schon ernsthafte Gedanken mache, wie lange es wohl dauern wird, bis... - tut sich am Ende der Schlange bemerkenswertes. Es bricht Hektik aus. Der Grund erschließt sich auf den ersten Blick: Das Ende der Schlange hat sich inzwischen rund um die Halle gewunden. Die hintersten Leute stehen mittlerweile direkt vor der Rolltreppe, über die pausenlos weitere Menschen mit ihrem zum Teil verblüffend großem Handgepäck herauf transportiert werden.

Es entsteht ein heilloses Durcheinander: auf der Rolltreppe gibt es ja keine Ausweichmöglichkeit - und davor auch nicht. Die ersten kommen zu Fall, fluchen, schimpfen, man versucht auszuweichen, so wie es gerade geht.

Einige türkische, zuvor geradezu unbeteiligt und dösig herumschlendernde Sicherheitsbeamte zeigen jedoch Geistesgegenwart, sorgen in Windeseile dafür, dass der zögerliche Sicherheitscheck schlicht aufgelöst wird. Frei nach dem Motto „sofort alle raus hier“ geht’s kurz durch die Schleusen durch, unter vielfältiger und strenger Polizeibewachung raus aus dem Gebäude auf die davor liegende Straße, 50 Meter weiter, dann wieder rein ins Gebäude und ab zu den nächsten Sicherheitsschleusen. Immerhin: vier Stück an der Zahl, mit einem nicht sonderlich großen Vorraum. Es wird jedoch sehr zügig abgefertigt. Und wie einige andere auch habe ich beim Auflösen der Warteschlange sämtliche Hemmungen und Rücksichtnahmen abgelegt und mich gaanz weit nach vorne gemogelt, denn mir wurde schon klar: auch meine Zeit wird knapp. Zwei Stunden Zeit hin oder her...

Dann ist es geschafft: ich bin als sichere Person anerkannt und darf nach zehn Minuten weiter. Aber mir ist ja schon längst klar: der türkische Staat hat mich ja noch nicht wieder entlassen, es wartet ja noch die Passkontrolle auf mich. Etwas hektisch haste ich durch die Halle des an sich schönen Flughafens.

Die Bordkartenkontrolle dauert wohl nur knapp eine Minute Wartezeit - aber dahinter sehe ich das nächste Grauen, die Warteschlangen vor der Passkontrolle. Etwa so lang wie bei der chaotischen Einreise - nur sind offenbar diesmal immerhin alle Kontrollhäuschen geöffnet. Mir wird sofort klar: wenn diese Prozedur wieder so lange dauert, wie bei der Einreise, dann werde ich meinen Flieger wohl schon fast vergessen können!

Der Puls geht schneller, als ich mich an die vermeintlich kürzeste Schlange anschließe. Und eigentlich wollte ich doch in dem CD-Shop noch eine CD kaufen, was ich in Ankara diesmal nicht geschafft hatte, und auch eine Flasche Wasser wäre schön.

Aber das schminke ich mir wohl besser ab... Um es kurz zu machen: diesmal klappt die Abfertigung besser, es gibt nicht so viele Computerprobleme - schon nach einer halben Stunde „bin ich durch“, habe den Ausgangsstempel im Pass und noch berechtigte Hoffnung, rechtzeitig zum Boarding an meinem Gate zu sein. Nicht unerwähnt lassen will ich, dass ich mit Wohlwollen registriert habe, dass einige „Vordrängler“ vehement von Sicherheitskräften in die Schranken verwiesen und an die Schlangenenden gebracht werden.

Schnell schauen, wo ich denn hin muss, ob es Veränderungen gegeben hat... Nein, also zügig ab zum Gate.

Rund 500 Meter Weg mögen es gewesen sein und sind schnell zurückgelegt. Dort finde ich eine gelangweilte und untätig wartende Menschenmenge vor - von Offiziellen weit und breit noch nichts zu sehen, das Boarding fängt wohl etwas später an. Das ist ja nicht ungewöhnlich.

Also liegt der Beschluss nahe, doch noch schnell die CD von Hande Yener zu kaufen - und etwas Wasser, verschwitzt wie ich jetzt bin. Mehr vor Nervosität als vor Anstrengung.

Also die 500 Meter zurück zur Einkaufsmeile, wo sich der CD-Shop befindet, weiß ich ja noch von früheren Flügen (bei denen das Umsteigen in Istanbul völlig unkompliziert und schnell ging). Die CD ist schnell gefunden und erwartungsgemäß etwa doppelt so teuer wie in normalen Geschäften...

Auch der Rest - das Wasser! - und ein wenig unvorstellbar süßes Turkish Delight als Mitbringsel ist schnell besorgt. Also geht’s umgehend die 500 Meter zurück zum Gate. Dort hat sich zu meiner Überraschung nichts verändert: gelangweilte Reisende, keine Offiziellen. Hm, es wird wohl eine Verspätung geben - angezeigt wird jedoch nichts.

Also noch mal eben 100 Meter zurück, und auf die Toilette, etwas frisch machen. Die Hektik kann jetzt ja endlich etwas abklingen. Nach drei oder vielleicht auch fünf Minuten verlasse ich das gepflegte und stille Örtchen - und es trifft mich der nächste Schlag: keine Menschenseele ist mehr an "meinem" Gate zu sehen. Was ist passiert? Ich schaue mich um: nein, es bewegt sich auch keine größere Gruppe durch den Weg. Eingecheckt können die etwa 130 Leute in der kurzen Zeit ja auch nicht alle sein. Es gibt nur eine Erklärung: das Einchecken ist verlegt worden! Aber wohin nur? Kein Zettel, kein Hinweis auf der Anzeige, kein Offizieller, den man fragen könnte - nichts lässt darauf schließen, wo es jetzt los geht...

Der Pulsschlag findet angeregte Geschwindigkeiten wieder. Es gibt nur eines: zurück in die große Halle und auf der Anzeigetafel nachschauen - oder irgendwo fragen. Also wieder die 500 m zurück - zum geringen Teil durch Laufbänder unterstützt. Um gerade sechs Zahlen hat sich das Gate verändert. Also muss ich hektisch wieder die 500 Meter „in meine alte Richtung“ zurück, wie sich herausstellt, ist das neue Abflug-Gate quasi nur einmal 100 Meter „um die Ecke“ vom alten Gate. Tja, da hätte ich mir ja mit einem kleinen Hinweisschild rund einen Kilometer sparen können...

Wieder bin ich durchgeschwitzt, doch als ich ankomme ist das Boarding noch nicht einmal angefangen und nur wartende Reisende, keine Offiziellen. Immerhin gibt es dort eine Anzeige, dass der Flug 30 Minuten Verspätung haben wird. Puuuh, immerhin gibt es genügend Sitzplätze - also erst mal hinsetzen. Mein Wasser ist schnell alle.

Doch jetzt heißt es erst einmal warten. Verblüffend lange. Nach gut einer halben Stunde (die angekündigte Verspätung ist also schon längst rum und eigentlich sollten wir schon über Rumänien sein) lassen sich in aller Gemütsruhe die drei weiblichen Sicherheitsleute blicken und beginnen - richtig! - mit der nächsten, sehr strengen Sicherheitskontrolle an der dortigen einzigen Sicherheitsschleuse. Das dauert recht lange.

Ich lasse es erst einmal geschehen, bin noch damit beschäftigt, zu trocknen... Irgendwann wird es mir zu langweilig und ich reihe mich ein in die kürzer werdende Schlange. Bereitwillig ziehe ich beim Check den Gürtel aus meiner Hose und ziehe meine Schuhe aus. Doch während ich mir noch Gedanken mache, was wohl wird, wenn jetzt auch noch die Nieten an meiner Jeans auf dem Metalldetektor ein Piepen verursachen... bin ich schon durch.

Ich lande in einem abgeschirmten Raum von etwa doppelter Wohnzimmergröße. Die Sitzplätze sind natürlich alle schon belegt. Die Stehplätze auch - fast alle. Aber 30-40 Leute müssen noch rein. Offenkundig ist dieser Raum nicht für Flugzeuge unserer Größe ausgelegt. Es herrscht drangvolle und stickige Enge und es ist eine wahre Erlösung, als nach 10-15 Minuten endlich der Zugang zum Flugzeug - nicht ohne Kontrolle der Boarding-Cards und des Passes - freigegeben wird. Endlich!

Mit ganzen zwei Stunden Verspätung geht es endlich in den Flieger Richtung Heimat. Alle Hektik war überflüssig wie ein Kropf - alles hätte ich in völliger Ruhe und Gelassenheit durchwarten können. Türken haben diese Eigenschaften oft - da kann ich wohl noch viel lernen...

Klar, sicherlich kann jeder, der schon mal auf größeren Flughäfen umgestiegen ist, ähnliche Erlebnisse erzählen (aus den USA höre ich auch tolle Erlebnisse). Und natürlich: die Türkei ist ein sehr terrorgefährdetes Land - von daher finde ich gründliche Kontrollen angebracht und gut. Aber: etwas zügiger und an die Bedürfnisse der Reisenden angepasst könnte dies doch wohl geschehen. Denn ärgerlich ist es auf diese Weise allemal...

Eigentlich habe ich die Türken ja als ausgesprochen (gast-)freundliche und zuvorkommende Menschen kennen gelernt - am Flughafen Istanbul gilt das jedoch zumeist nicht so recht. Ich werde ihn besser zukünftig meiden.

 

 


Reaktionen auf den Text:
 


"Ich fliege 4-5 mal wegen meinem Beruf nach istanbul, und auch öfter Istanbul-Ankara, und das was sie hier schildern, das kenne ich .
Mir kommen dann sofort die Bilder vor meinen Augen, wie „Inländische“ Bürger immer schneller vorankommen, und das Ausländer immer vor einer riesen Schlange stehen müssen.
Pässe werden kontrolliert, und dann kommen die wirklich dümmsten Fragen.
Das komische ist nur, das ich mich nicht daran erinneren kann, das es in Istanbul so ist.
Nein, es ist echt komisch, aber das ist genau hier, in Düsseldorf, Frankfurt, Berlin. ectr.
Wir, die Ausläbnder müssen immer qualen aushalten, und die Nerven sind blank.
Jetzt wissen Sie wenigstens, was wir hier Jahrelang aushalten, und noch aushalten müssen.

Z. D.
Ein Türkischer Bürger"
(19.6.2007)


 

 


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Dirk Matzen

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