Reisebericht Katowice (Kattowitz) -
  Eine lebendige Stadt auf dem Weg
  in die Moderne

Reisebericht über eine Reise nach Katowice (Kattowitz) in Polen im April 2016
   mit insgesamt 34 Bildern




Katowice Kattowitz

Blick auf einen Teil der Veranstaltungshalle "Spodek" im Zentrum von Katowice (Kattowitz), die abends in effektvoller Beleuchtung erstrahlt.

 

 

1987 - FLUCHT AUS KATOWICE NACH EIN PAAR STUNDEN

Ooooh, ja - mit Katowice (auf deutsch Kattowitz) habe ich schon lange eine Rechnung offen! Eine verdammt alte Rechnung.

1987 ist das gewesen. Da hat Katowice bei mir etwas geschafft, was sonst noch keine Stadt in meinem Leben geschafft hat, bis heute nicht: Sie hat mich in die Flucht geschlagen. Während meines zweimonatigen Poznań-Aufenthalts bin ich (unter anderem auch) nach Katowice gefahren, um die Stadt und die Industriegegend des Oberschlesischen Kohlereviers ein wenig kennen zu lernen.

Was ich dann allerdings dort in Katowice sehe, was ich rieche, überhaupt, was ich dort so wahrgenommen habe - das hat mich damals jedoch alles so geschaudert, so erschüttert, dass ich nach wenigen Stunden fast fluchtartig wieder zum Bahnhof in Katowice laufe, mir eine Fahrkarte zurück in mein geliebtes Poznań kaufe und prompt wieder aus Katowice verschwinde. So schnell, wie nur irgend möglich. Das erste und einzige Mal, dass ich eine Stadt so abschreckend finde, dass ich schlicht flüchte: Weg - nichts, wie weg hier! Katowice kann ich damals, 1987, nicht aushalten!

Eigentlich sind es drei Dinge, die ich damals so furchtbar finde. Der im gesamten Oberschlesischen Kohlerevier (polnisch Górnośląski Okręg Przemysłowy, kurz "GOP" genannt) in der Luft liegende Dreck und Gestank ist damals für mich kaum erträglich - obwohl ich in Ostniedersachsen, wo ich seinerzeit lebe, eigentlich schon eine enorme, heute kaum noch vorstellbare Menge Luftverschmutzung gewöhnt bin. Zum anderen wird es mir trotz viel Mühe vor Ort damals nicht klar, ob und wo ich in Katowice ein Zimmer in dem üblichen Studentenhotel "Almatur" bekommen kann - und ich finde bei der Suche damals auch weit und breit keine Anlaufstelle für eine Frage danach. Also nicht einmal eine Touristeninformation kann ich in Katowice ausfindig machen, damals. Wo denn bloß übernachten? Wo ist das "Hotel Almatur" für mich als damaligen Studenten? Ich kann es nicht herausfinden und sorge mich nach ein paar Stunden vor einer Nacht ohne Obdach in Katowice.

Und: Als ich dann beim neugierigen Herumlaufen durch Straßenzüge komme, in denen die Häuser zwar eigentlich ansehnlich gestaltet sind - aber nicht das damals in Polen übliche grau tragen, an das ich mich in sieben vorangegangenen Wochen in Polen schon längst gewöhnt habe. Nein, es gibt damals in Katowice ganze, umfassende Straßenzüge, in denen die Häuser schwarz waren. Komplett schwarz, pechschwarze Straßenzüge - nicht mal mehr etwas Graues ist zu finden. Total verrußt, wie in Pech getunkt. An irgendwelche Bäume oder sonstige Farbkleckse in diesen dusteren Straßen kann ich mich nicht erinnern - es mag jedoch sein, dass mein Entsetzen diese damals einfach ausgeblendet hat. Wer will schon durch pechschwarze Straßen laufen? Oder sich dort längere Zeit aufhalten? Einfach entsetzlich!

Das kann und will ich damals nicht ertragen! Insbesondere diese pechschwarzen Häuser bewirken bei mir lange Zeit geradezu ein "Katowice-Trauma". Gerade einmal zwei missratene Fotos mache ich damals in den paar Stunden Aufenthalt, völlig unachtsam von irgendeinem Standort aus hingeknallte Bilder. Und so etwas Tragisches, wie die pechschwarzen Häuser zu fotografieren, das ist mir damals schon unangenehm - und lasse es daher. Das einzige, was mich damals neugierig macht: Spodek - die riesige Veranstaltungshalle, die, rund, wie ein UFO, wie ein futuristischer Fremdkörper mitten in der Stadt liegt. Aber diese Neugierde reicht nicht für einen längeren Aufenthalt. Flugs reise ich aus Katowice ab.

 

2016 - EIN NEUER VERSUCH: REISE NACH KATOWICE

Dann wird es ja Zeit, dies nach fast 29 Jahren einmal konstruktiv anzugehen! Und als ich mich im April 2016 eine Woche lang ohne irgendein festes Programm im südlichen Polen herumtreibe, denke ich, dass ich der Stadt noch einmal eine Chance geben sollte. Es passt auch einfach gut in meine Reisepläne. Es ist ja viel passiert in all den Jahren... Wer weiß - vielleicht ja auch in Katowice? Also mein Gedanke: Gib Katowice eine zweite Chance!

Und - welche Überraschung: Das ist ein verdammt guter Gedanke gewesen!

Diesmal "zündet" die Stadt Katowice bei mir, ich bekomme Lust, die Stadt zu erkunden. Es zeigt sich mir eine Stadt, die spürbar viel Schwung hat und offenbar eine Menge Mut, Neues zu entwickeln.

Wie üblich, gestalte ich die Erkundung einer Stadt eher "frei nach Schnauze". Komme hin, suche meine Unterkunft auf. Seit einigen Jahren leiste ich mir den manchmal teuren Luxus, Unterkünfte möglichst mitten in Stadtzentren zu buchen. Ich mag dies bei solchen Städtereisen sehr, ein Stadtzentrum quasi um die Ecke zu haben, oder aber gar mitten drin zu sein. Gerade, wenn man nicht gerade üppig Zeit hat, dann ist dies obendrein einfach praktisch.

Katowice Sokolska

Schon auf dem Weg zum Hotel ahne ich in der Straße "Sokolska", dass in Katowice viel schöne und mittlerweile gepflegte Bausubstanz zu finden ist.

Und wenn ich dann in meiner Unterkunft eingecheckt habe (was für ein tolles Zimmer ich hier in Katowice in dem riesigen Hotelkasten habe - selten habe ich mich in einem Hotelzimmer spontan so wohl gefühlt. Großartig!), dann laufe ich los. Irgendwohin. An quasi jeder Straßenecke entscheide ich neu, in welche Richtung ich dann gehe. Es wird der Weg genommen, der am interessantesten aussieht. Dies führt zwar längst nicht notgedrungen immer zu den interessantesten Orten, aber gibt ein gutes erstes Gefühl für eine Stadt. Und wenn ich dieses "erste Gefühl" dann verinnerlicht habe, wenn ich ein wenig weiß, was wo ist und wie die Stadt so tickt, dann fange ich auch schon mal an, besondere Anlaufpunkte gezielt anzusteuern.

Vom "neuen Katowice" nun habe ich vor der Reise eigentlich gar keine klare Vorstellung. Zwar habe ich vor der Reise nach Polen mal im Internet ein wenig geschaut, auch mal die Tourismus-Seite aufgerufen, aber für eine wirkliche Vorstellung reicht das nicht. Einen Reiseführer oder so etwas habe ich nicht, auch keinen Stadtplan. Da kann man dann ja eigentlich ja nur drauflos gehen.

 

 

 

Mitten im Stadtzentrum lande ich auf dem Rynek, dem zentralen Platz der Stadt, in einer Art Partymeile. Es dröhnt Musik aus der Konserve, einige Buden und Autos stehen hier, und nur wenige Menschen sind da. Allzu viel Aufmerksamkeit findet diese Veranstaltung hier an diesem Freitag-nachmittag nicht. Der Sinn des Ganzen bleibt mir verschlossen - aber: Ich finde, durch den Lärm zunächst angezogen (dann aber auch durch ihn wieder abgeschreckt) wie von allein die Touristinformation von Katowice. Es gibt also eine, jetzt, 2016! Vielleicht war ich ja vor 29 Jahren einfach zu blöd gewesen, sie zu finden? Aber, nein: Damals kamen einfach keine Touristen in eine polnisch-sozialistische Vorzeigestadt, wie Katowice!

Nach einer kurzen, freundlichen Beratung verlasse ich die Touri-Info mit grobem Stadtplan und einer ganzen Reihe Infobroschüren ausgestattet. Viel zu viel Material für meine gut zweieinhalb Tage Aufenthalt! Eine Broschüre beschreibt gleich etliche Sehenswürdigkeiten im gesamten "GOP"-Gebiet, also dem oberschlesischen Kohlerevier (neben Warschau das zweite große Ballungsgebiet in Polen). Allein dafür allein bräuchte man wohl zwei Wochen Zeit... Aber, nun gut, es wird immerhin spürbar, dass man sich hier mittlerweile um Ortsfremde und Touristen bemüht.

Dies ändert allerdings zunächst gar nicht viel an meinem Stil, mich durch die Stadt treiben zu lassen. Man kann sicherlich nicht sagen, dass Katowice mittlerweile zu einer städtebaulichen Perle geworden ist. Immer noch beherrschen uniforme, gesichtslose Plattenbauten weite Teile der Stadt. Im günstigen Fall sind diese jedoch nicht mehr schwarz oder grau, sondern mittlerweile in freundlichen Farben gehalten.

Katowice Gymnasium

Das Gebäude eines Gymnasiums im Zentrum von Katowice - wunderschön gepflegt.

Man sieht alte Gebäudes, in die erkennbar viel Arbeit gesteckt wurde, um sie nicht nur zu erhalten, sondern auch schön zu präsentieren. Und, ja, man sieht auch noch schwarze Häuser, pechschwarze Häuser - im Stadtviertel südlich des Hauptbahnhof, aber es sind nur noch einzelne, nicht mehr komplette Straßenzüge. Man sieht in Katowice aber auch richtige große, repräsentative Projekte, die beeindrucken und zeigen, dass die Stadt auf dem Weg ist, die Bergwerks-Vergangenheit gut zu bewältigen. Und man sieht auch eine Anzahl an kleinen, liebenswerten Details - die ja oft den Charme einer Stadt erst so richtig ausmachen.

 

KATOWICE (KATTOWITZ) - EIN PAAR DATEN UND FAKTEN

Etwa 310.000 Menschen leben heute in Katowice, dem Zentrum der gesamten Metropolregion Śląsk (Schlesien) und Hauptstadt der Woiwodschaft Schlesien (vergleichbar mit den Bundesländern in Deutschland). Kattowitz ist keine sehr alte Stadt, wird 1598 erstmalig urkundlich erwähnt. Lange Zeit völlig bedeutungslos, erlebt die damals preußische Stadt ab Mitte des 19. Jahrhunderts einen rasanten Aufschwung. Die Schwerindustrie entwickelt sich und damit ebenso die Stadt prächtig. Der Erste Weltkrieg hinterlässt keine Zerstörungen in Kattowitz - man profitiert eher noch von dem hohen Stahlbedarf.

1922 dann muss Deutschland Teile Oberschlesiens als Folge des Krieges an Polen abtreten - aus Kattowitz wird plötzlich das polnische Katowice. Die Stadt behält ihre hohe Bedeutung in der Region. Am 4. September 1939 marschiert die Deutsche Wehrmacht mit nicht großen Kämpfen in Katowice ein (die polnische Armee hat sich kampflos zurück gezogen, lediglich Pfadfindergruppen wehren sich - völlig chancenlos natürlich - mit Waffengewalt), die Stadt Kattowitz wird direkt wieder in das Deutsche Reich eingegliedert, wie auch andere nach dem Ersten Weltkrieg abgetrennten Gebiete.

Obwohl auch die Deutsche Wehrmacht sich dann Anfang 1945 kampflos aus Katowice zurückzieht und die Stadt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kampflos der Roten Armee überlässt, kommt es doch zu enormen Zerstörungen in Katowice - in den folgenden Jahrzehnten. Man plant, aus Katowice eine "sozialistische Musterstadt" zu machen und reißt viele alte Gebäude ab. So auch rund um den Rynek, den zentralen Platz der Stadt, der auch heute noch weitgehend gesichtslos daherkommt. Errichtet werden seinerzeit vor allem Plattenbauten. Gipfel dieser Bestrebungen zur perfekten "sozialistischen Stadt": Man benennt Katowice um, von 1953 bis 1956 heißt die Stadt Stalinogród (also: Stalinstadt).

Nach der Wende in Polen nach 1989 strebt man mittlerweile einen Strukturwandel an: Bergwerke und Schwerindustrie weichen zunehmend Dienstleistung, Wissenschaft, Forschung und Kultur.

 

SUPERMODERNES KATOWICE: SPODEK, SCHLESISCHES MUSEUM, KONGRESS-ZENTRUM, KONZERTHALLE

Wie ja schon weiter oben erwähnt: "Spodek" ist kein neues Gebäude - und doch wirkt die große, runde Vielzweckarena noch immer super-modern. Ich erinnere mich genau, wie ich die Halle 1987 bei meinem Kurz-Besuch schon gesehen habe - und gestaunt habe. Die runde, optisch anscheinend schräg stehende Halle sieht damals wie heute aus, wie ein UFO, das eine leichte Bruchlandung hingelegt hat. Spodek - ein havariertes UFO? Ein bisschen schief scheint Spodek immer noch da zu stehen.

Ja, ja - ich weiß doch: Das soll so sein! "Spodek" ist übrigens das polnische Wort für "Untertasse". Passt doch...

Damals denke ich bei mir: Was soll das denn? Das passt doch überhaupt nicht in diese scheußliche grau-schwarze Stadt, die ja allein von Bergbau und Schwerindustrie bestimmt ist! Was für ein Unfug, so etwas Außergewöhnliches in diese Stadt zu bauen! ist damals mein einziger Gedanke.

Katowice Spodek

Auf dem Weg zur Veranstaltungshalle "Spodek" in Katowice führt heute durch eine Unterführung und direkt an dem gewaltigen, 1967 enthüllten Denkmal an die Schlesischen Aufstände 1919 bis 1921 vorbei.

Immerhin - schon 1987 ist mir klar: Das hier, Spodek, ist etwas Außergewöhnliches und für Sportfans auch ein historischer Ort! Ein magischer Ort in Polen - (nicht nur) für Sportfans. Denn hier in dieser Veranstaltungshalle, in Spodek, fand 1976 ein Ereignis statt, woran ich mich sogar als gänzlich Unbeteiligter noch erinnern kann. Mit heißen Ohren im Radio verfolgte ich eine dramatische, euphorische und irgendwie unfassbare Radioreportage: Im Rahmen der Eishockey-Weltmeisterschaft 1976, die damals allein in der Stadt Katowice stattfand, besiegt im ersten Spiel die Nationalmannschaft von Polen die damals weltweit absolut übermächtige Mannschaft der UdSSR mit 6:4. Ein Eishockeyspiel, dessen Bedeutung man aufgrund der damals riesigen Rivalität zur Sowjetunion heutzutage kaum noch erahnen kann. Ein bis heute legendäres, unvergessenes Sportereignis in Polen. Das "Wunder auf dem Eis" (in Deutschland wohl vergleichbar mit mit dem "Wunder von Bern") - hier in Katowice, in Spodek, fand es statt. Wer mag, kann hier eine markante Zusammenfassung mit polnischem Originalkommentar und tschechischen Untertiteln anschauen. Nur am Rande sei für den Sportfan erwähnt, dass die siegreiche polnische Mannschaft einen Tag später, nach zweifellos Unmengen von polnischem Wodka, noch nicht wusste, wo oben und unten ist - und gleich 0:12 gegen die Tschechoslowakei verlor und später dann abstieg... Das nur mal als kleinen Exkurs in ein kleines Stückchen Vergangenheit dieser Halle Spodek.

Heute nun nehme ich Spodek ganz anders wahr, als 1987. Heute hat man direkt an diese Veranstaltungsarena ein neues Stadtzentrum gebaut, das supermodern daher kommt. Ein spannend gestaltetes, kulturelles Zentrum in moderner architektonischer Superlative, mitten in Katowice. Heute passt Spodek in die Umgebung. Sollte diese gesamte Umgebung bei seiner Errichtung im Jahr 1971 schon so geplant gewesen sein, so muss man den Architekten und Stadtplanern zu ihren fast schon seherischen Fähigkeiten gratulieren.

Wahrscheinlicher jedoch ist, dass man die Wende in Polen und den "Strukturwandel", also den Niedergang des Bergbaus auch in dieser Region, schlicht dazu genutzt hat, das Gebiet in der Umgebung um Spodek zu ergänzen.

Katowice Rondo abends

Noch ein UFO in Katowice? Direkt neben Spodek findet man seit 2006 dieses Gebilde: "Rondo", mit vollem Namen "Rondo gen. Jerzego Ziętka", im Mittelpunkt des gewaltigen Kreisverkehrs.

 

 

 

Z.B. durch "Rondo". Ob es sich hierbei um eine Rettungsmission des verunglückten UFOs Spodek gehandelt hat? Jedenfalls liegt mittlerweile direkt vor Spodek ein zweites UFO - allerdings schlimmer havariert, als das Original. Dieses zweite UFO liegt nur noch halb dort - man nutzt es ganz zweckmäßig als Haltestelle für die Straßenbahnstrecke. Eine halbkreisförmige Kuppel mit 80 m Durchmesser, direkt auf dem großen Knotenpunkt der großen Nord-Süd- und Ost-West-Verkehrsachsen durch die Stadt, dem "Rondo Generała Jerzego Ziętka". Neben der Funktion als Knotenpunkt gibt es hier auch eine Ladenpassage und eine Ausstellungsfläche der Akademie der Bildenden Künste Katowice. Und äußerlich passt Rondo prima zur Arena Spodek!

Katowice NOSPR Konzerthalle

Die neue Konzerthalle von Katowice, Heimstätte des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks.

 

 

 

Direkt angrenzend neben Spodek findet man eine gerade fertig gestellte, große Konzerthalle. Errichtet in beeindruckender Gestaltung, eröffnet am 1. Oktober 2014, der Hauptsaal mit 1.800 Plätzen. Hier hat das Symphonie-orchester des Polnischen Rundfunks seinen Heimatsitz - nicht etwa in Warszawa (Warschau) oder in Krakow (Krakau), sondern hier in der 310.000-Einwohner-Stadt Katowice. Natürlich ist man hier stolz darauf! Und sicherlich ist dies auch ein Grund dafür, warum Katowice den Status einer UNSECO-Kreativstadt für Musik erhalten hat (zugegeben - bis zu meinem Besuch hier, wusste ich gar nicht, dass es diesen Titel überhaupt gibt). Auch diesen Titel präsentiert man in der Stadt Katowice mit Stolz!

Katowice Kongresszentrum

Unter diesem auffälligen Hügel verbirgt sich das neue internationale Kongresszentrum von Katowice.

Katowice Kongresszentrum nachts

In der Nacht hat man von dem überdachten Aussichtsbereich auf dem Kongresszentrum einen beeindruckenden Blick über die Stadt.

 

 

 

Aber zurück zu Spodek und seiner Umgebung. Ebenfalls direkt neben der Arena, ebenfalls brandneu, Mitte 2015 eröffnet, ist das Internationale Kongress-zentrum. Das größte Kongress-zentrum Polens - in Katowice. Nun habe ich im allgemeinen keinen direkten Bezug zu Kongresszentren, meine Besuche auf Kongressen kann ich an den Fingern einer Hand abzählen. Aber doch: Dieses Gebäude hier in Katowice finde ich großartig - und dafür ist vor allem seine spektakuläre Gestaltung verantwortlich. Erfreut stelle ich fest, dass Dachbegrünungen mittlerweile auch ihren Platz in Polen haben. Fast das gesamte Gebäude sieht wie ein Erdhügel aus, aus der Luft ist es wahrscheinlich kaum zu sehen. Bzw. dann sieht es wohl wie ein welliges Stück Rasen aus. Und das schönste: Das Dach ist auf den extra angelegten Wegen für die Öffentlichkeit begehbar. Man hat einen schönen Aussichtspunkt eingerichtet - der Blick ist toll! Besonders nachts machte es mir bei der einfallsreichen Beleuchtung Spaß, auf dem Kongresszentrum herumzulaufen. Da hält mich auch der prasselnde Regen nicht ab. Ein Ort, der zum Fotografieren einlädt, zum Spielen mit Perspektiven, Lichtern und Einstellungen. Ich mag so etwas sehr - meine Kamera aber offenbar nicht. Sie machte das zwar noch einigermaßen mit, stellt jedoch einen Tag später, wieder im Regen, ihren Dienst ein.

Katowice Schlesisches Museum Glasbauten

Wer in Katowice im Glashaus sitzt... sollte Kunst ausstellen! Unterwegs zwischen den Glasgebäudes des neuen Schlesischen Museums.

 

 

 

Aber jetzt gerade begleitet die Kamera mich noch weiter zum ebenfalls brandneuen Bau des traditionellen "Muzeum Śląskie", dem Schlesischen Museum. Direkt an Kongress-zentrum und Konzerthalle anschließend. Geschickt hat man hier einfach den vielen Raum genutzt, der durch die Rückbaumassnahmen der Bergbauanlagen entstanden ist. Beim neuen Schlesischen Museum nun hat man sich die historischen Einrichtungen des Bergbaus genutzt: Man hat es in und auf der alten "Zeche Katowice" errichtet. Drei der sieben Etagen des Schlesischen Museums sind unterirdisch gelegen. Eröffnet ist diese Anlage im Sommer 2015. Meine Zeit in Katowice reicht leider bei weitem nicht, dieses große Museum zu besuchen - aber allein die außergewöhnlichen oderirdischen Bauten aus milchigem Glas zu erkunden, bringt mir eine Menge Spaß. Was für ein außergewöhnliches Ensemble! Klasse!

Zwei Fördertürme des früheren Steinkohlebergwerkes hat man erhalten und renoviert - und einer ist zu einem spektakulären Klettergarten und Aussichtspunkt geworden.

Alles auf dem gesamten neu gestalteten Gelände ist äußerst großzügig gestaltet. Die noch jungen Bäume in der frisch gestalteten Anlage werden schon noch wachsen. Und die hunderte Meter an Sitzgelegenheiten sind aber bestimmt schon jetzt an schönen Sommertagen voll belegt. Wie wohl auch die großen oberirdischen Autoparkplätze - das einzige, was altmodisch und missraten ist in dem Gebiet. Finde ich jedenfalls.

Insgesamt jedoch ist dieses gesamte Ensemble nach meinem Empfinden schlicht phantastisch! Ich muss gestehen, dass ich ein solch spektakuläres und supermodernes architektonisches Erlebnis hier in Katowice nicht im geringsten erwartet habe. Eigentlich habe ich die Stadt total unterschätzt! Und jetzt laufe ich hier wie ein kleines Kind mit großen Augen herum - an einem trüben Freitagnachmittag. Habe von den Eindrücken am Nachmittag aber noch lange nicht genug, kehre abends bei strömendem Regen noch mal zurück und schaffe es im Dunkeln nur mühsam, mich satt zu sehen... Junge, Junge - bin ich beeindruckt von dem, was man hier errichtet hat!

 

PLATTENBAUTEN BIS ZUM HORIZONT - UND BAUDENKMÄLER DER "POLNISCHEN MODERNE"

Zur Wahrheit gehört aber auch: Direkt neben diesem Gelände mit den neuen architektonischen Perlen donnert der Autoverkehr entlang. Auf mal acht, mal zehn Fahrspuren rauschen unentwegt Autos - und auf der anderen Seite neben der Autobahn sind dann gewaltige Blocks an Wohnhäusern. Teilweise noch sozialistisch anmutende Plattenbauten. Schaut man die Straße entlang, kann man kein Ende dieser Häuser erkennen. Da helfen auch keine neuen, stylischen Fußgängerbrücken: Das wirkt recht trostlos. Viele Teile der "sozialistischen Musterstadt", sie kommen trostlos daher.

Katowice Plattenbauten bis zum Horizont

Direkt vor dem Neubau-Ensemble mit Konzerthalle, Kongresszentrum und Schlesischem Museum rauscht auf vielen Spuren unablässig der Autoverkehr. Und die Plattenbauten reichen bis zum Horizont.

Denn das ist auch durchaus typisch für das moderne Katowice: Große, nun ja, ich nenne sie einfach mal despektierlich "Wohnsilos". Selbst mitten im Stadtzentrum gibt es gewaltige Häuserfronten, das größte hat einen eigenen Namen: "Superjednostka". 61 m hoch, 187 m lang, 762 Wohnungen - in einem einzigen Gebäude. Eines der größten Wohnhäuser in Polen. Irgendwie beeindruckend, irgendwie abschreckend...

Katowice Superjednostka

Ein Wohnhaus der Superlative: "Superjednostka". In 762 Wohnungen leben hier, mitten im Zentrum von Katowice, ca. 1300 Menschen in einem Haus.

Insgesamt allerdings gehören Hochhäuser in Katowice zum allgemeinen Stadtbild.

Auch in dem Viertel südlich des (übrigens auch neuen) Hauptbahnhofs, in das ich am Samstag gerate - bzw. nach fast 30 Jahren wieder gerate. Auch dort gibt es zumindest ein richtiges Hochhaus - aber dies hat sein eigenes Kaliber. Dort hat man in den Jahren 1929-34 den allerersten polnischen "Wolkenkratzer" ("Drapacz Chmur") gebaut. Ein Stahlskelettbau, 62 m hoch - damals das höchste Gebäude Polens, eine Sensation.

Ich bin wieder in dem Stadtviertel gelandet, in dem die Häuser schwarz sind, manchmal sogar heute immer noch pechschwarz. Damals waren das hier alles für mich lediglich tragische, schwarze, langweilige Häuser - heute entdecke ich hier auch noch etwas anderes: Architektur! Besondere Architektur. Auch, wenn ich nach wie vor nicht wirklich viel von Architektur verstehe: Die letzten 30 Jahre sind immerhin nicht völlig spurlos an mir vorbei gegangen. Häuser sind inzwischen oftmals nicht mehr "nur" Häuser. Und schnell kapiere ich hier vor Ort, dass ich in einem besonderen Viertel unterwegs bin: Eckige Architektur mit abgerundeten Ecken, verglaste Winterbalkons, insgesamt viel Fensterfläche, keinerlei Verzierungen. Für die damalige Zeit fast revolutionär.

Katowice Wohnhaus PCK 10

Wunderschön renoviert ist dieses Wohnhaus in der Straße PCK 10.

Katowice Infosystem polnische Moderne

An mehreren Displays eines mehrsprachigen elektronischen Informationssystems kann man sich ausführlich über die zahlreichen Gebäude der "polnischen Moderne" in diesem Quartier informieren.

An vielen Häusern entdecke ich dann die charakteristischen Schilder für Baudenkmäler. Schnell entdecke ich, dass das gesamte Viertel voller Baudenkmäler ist. Staunend laufe ich durch das Viertel mit immer noch vielen schwarzen Häusern, ich laufe durch das Viertel der "polnischen Moderne". Freue mich, als ich irgendwann plötzlich vor einer elektronischen, interaktiven Informationssäule stehe. Und erhalte dort prompt Informationen, dass ich mich hier auf dem "Weg der Moderne in Katowice" befinde - wobei mit "Moderne" der weltweit entwickelte Architekturstil ab den 1920er Jahren gemeint ist (also nicht die "supermodernen" Gebäude, die ich weiter oben erwähnt habe).

16 besonders gut erhaltene und sehenswerte Gebäude der polnischen Moderne werden in dem Informationssystem vorgestellt - und man kann alles gleich vor Ort selber betrachten. Hintergrund dieser Entwicklung: Die Stadt Katowice wurde, wie oben erwähnt, 1922 als ehemalige deutsche Stadt nach Unstimmigkeiten und Volksabstimmungen Polen zugeschlagen, es kam in der Folgezeit zu einem Zuzug von Polen, die zuvor in weiterhin zu Deutschland gehörenden Gebieten lebten (z.B. war Gleiwitz damals plötzlich zu der deutschen Grenzstadt zu Polen geworden). Man benötigt ab 1922 Wohnraum in Katowice - und baut diesen in dem Stil der Zeit, in der "polnischen Moderne". Unter dem Motto "Ornamente sind ein Verbrechen".

Katowice bröckelnder Putz

An einigen Gebäuden bröckelt der Putz bedenklich. Aber immerhin sind die Gebäude dann nicht mehr ganz so schwarz...

Eine ganze Weile treibe ich mich jetzt in diesem Quartier herum, durchwandere Straßen, die auf so schöne Namen wie "PCK" hören, sehe Häuser der "Moderne", die wunderbar restauriert sind. Aber ich sehe auch Häuser, die nur darum nicht komplett schwarz sind, weil der Putz teilweise großflächig abgeplatzt ist. Aber selbst für mich als letztlich ahnungslosen, aber doch interessierten Architekturbetrachter ist dies Viertel heutzutage extrem interessant (und es gibt auch außerhalb des Viertels schöne Beispiele der polnischen Moderne aus den 1920er/30er Jahren). Wieder daheim angekommen, lese ich ein wenig darüber im Internet - und staune mittlerweile, dass Katowice nicht zu einem wahren Mekka der wirklich Architekturinteressenten geworden ist.

Auch viel schöne Gründerzeit-Architektur findet man in Katowice. Z.B. rund um den schönen "Plac Wolności" (Freiheitsplatz). Oder östlich des Rynek, dem zentralen Platz. Aber davon wurde leider vieles durch Abrissarbeiten zur sozialistischen Zeit zerstört.

Katowice Gebäude am Plac Wolnosci

Einige Gebäuden direkt am Plac Wolności - schön renoviert.

Sie merken schon: Von einer Altstadt in Katowice schreibe ich nichts! Oftmals ist in polnischen Städten eine schöne Altstadt das herausragende Zentrum der Stadt (wie in Warschau, Posen, Danzig oder Breslau), aber hier in Katowice gibt es keine bedeutende Altstadt. In gewisser Weise hat Katowice eine ähnliche Geschichte genommen, wie viele Städte in Ruhrgebiet: Erst mit Entwicklung Kohlebergbau und Schwerindustrie wuchs die Stadt Kattowitz bzw. dann Katowice rasant heran. Zuvor war es ein eher unbedeutender Flecken. Keine Altstadt also! Für wen dies das einzige Kriterium für einen Stadtbesuch ist (ich kenne einige solche Reisende), der sollte Katowice eher meiden. Sonst ergeht es ihm womöglich so, wie mir im Jahr 1987.

 

UND WIE IST DIE STIMMUNG IN KATOWICE SO?

Hm - dazu fällt es mir ein schwer, mich klar zu äußern... Es ist Anfang April, als ich für gut zwei Tage nach Katowice komme. Das Wetter ist kühl, trübe bis lausig, ja, SEHR lausig in den Tagen. Was kann man da schon erwarten, von welcher Stadt auch immer?

Während der ausgiebigen Regenphasen sehe ich nur einzelne Gestalten durch die Straßen huschen. Bei der auf dem Rynek stattfindenden Veranstaltung, für was auch immer, verlieren sich nur wenige Personen. Am Freitagnachmittag, es regnet da noch nicht, sind viele Leute zum Einkauf in der Innenstadt unterwegs - dort ist nichts Ungewöhnliches zu sehen.

Katowice Fussgängerzone abends

Abends in der Innenstadt von Katowice: Bei Regen ist nicht viel los.

Interessant finde ich, dass ein größerer, auffälliger Informationsstand, der sich mit der neuen gesetzlichen Regelung zur Abtreibung in Polen auseinander setzt, in der Innenstadt offenbar unbedrängt stehen kann. "Unbedrängt" heißt dabei zweierlei: Man lässt die drei bis vier Frauen, die ich dort sehe, gewähren. Aber es gibt auch kaum jemand, der sich mit ihnen auseinandersetzt, es zeigt sich öffentlich kaum Interesse an dem Thema.

Katowice Proteststand

Das kleine Protestcamp gegen das neue Abtreibungsgesetz in Polen findet in der Zeit, in der ich es beobachte, nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Aber immerhin ist es da!

Ein einladendes und schönes Stadtviertel findet sich östlich des Hauptbahnhofs. Den Straßenzug ul. Mariacka hat man zu einer Fußgängerzone gemacht, es gibt dort jede Menge Restaurants, Cafés, Bars, Clubs, Kneipen - Nightlife eben. Treffpunkt wohl vor allem für junge Leute, es ist viel los, als ich am Abend hier entlang schlendere. Allein: Ich nehme die Atmosphäre kaum auf, habe Kummer. Meine relativ gute und teure Kompaktkamera hat kurz zuvor ihren Geist aufgegeben. Und das beschäftigt mich mehr, als die einladende Umgebung. Mit ein wenig gutem Zureden und Herumgefummel lässt sie sich noch dazu bewegen, ein paar Bilder zu machen, zumeist mit bizarren Farben. Aber ein Stück vor der ul. Mariacka geht dann überhaupt nichts mehr (was auch für immer so bleiben wird). Ärgerlich! Und eigentlich bekomme ich dadurch nur grob mit, wie es um mich herum so zugeht - aber es ist eine junge, nette Stimmung.

Ich werde da Gefühl nicht los, der Kamera in den letzten beiden Tagen wohl viel zu viel Regenwasser zugemutet zu haben. Aber, nun gut: Ich werde noch eine gute Woche in Polen sein, vor allem für einen organisierten Aufenthalt in Wrocław (Breslau), später noch einmal einen Tag in Krakow (Krakau - dort hatte ich meine Reise vor einer Woche schon begonnen). Da brauche ich in jedem Fall eine Kamera, meine jämmerliche Handy-Kamera ist kein Ersatz. Und ich wäre ohne Kamera die anderen Tage sicherlich unglücklich bei diesem Aufenthalt.

Immerhin: Ich muss es Katowice auch zugute halten, dass es an einem Sonntagmorgen möglich ist, Elektronik-Artikel zu kaufen - und eben auch eine einfache, kleine Kompakt-Kamera. Glück gehabt!

 

IST KATOWICE DENN EINE REISE WERT?

Auch eine Frage, die nicht leicht allgemein zu beantworten ist. Es kommt sicherlich sehr darauf an, was man für Interessen und Vorlieben hat. Architektur-Interessenten finden in Katowice viel Interessantes aus den letzten gut hundert Jahren. Denen kann man einen Aufenthalt in Katowice guten Gewissens und ohne Probleme empfehlen - aber dafür extra eine Reise nach Katowice...? Ich weiß nicht wirklich...

Und, man merkt es sicherlich: Ich habe hier vor allem über "die Steine" in Katowice geschrieben, also Gebäude und die Architektur. Diese finde ich zum großen Teil auch sehr interessant, teilweise für mich gar begeisternd.

Aber sonst? Gerne suche ich mir in Städten irgendwelche Ecken, die ich "gemütlich" finde, die ich "kuschelig" nennen würde, vielleicht schlicht ungewöhnlich, etwas "alternativ" (was immer dies aus jeweils bedeuten mag) - die mir also zu Herzen gehen. In Katowice habe ich so etwas nicht gefunden. Das mag zum Teil an dem sehr durchwachsenen Wetter liegen, das mag daran liegen, dass mein Aufenthalt letztlich deutlich zu kurz ist, das mag auch daran liegen dass ich nicht in die alten Bergarbeiter-Siedlungen gefahren bin und auch nicht in den riesigen Park am nördlichen Stadtrand (schon lange eine "grüne Lunge" des oberschlesischen Kohlenreviers). Aber es mag auch daran liegen, dass Katowice "heimelige Ecken" gar nicht wirklich zu bieten hat? Ich weiß es nicht wirklich. Die ul. Mariacka jedenfalls geht ein wenig in diese Richtung, sie ist ganz schön und schick, aber auch eher die Kategorie "professionelle Unterhaltung" - nicht so das "kuschelige", das ich meine.

Wie schreibt doch das auch in vielen anderen polnischen Städten kostenlos erhältliche Heft "In your pocket" gleich im ersten Satz der Beschreibung der Sehenswürdigkeiten von Katowice so treffend auf englisch: "Katowice cannot be described as a booming tourist destination by any stretch of the imagination." (also etwa "Auch bei jeder noch so großen Phantasie kann Katowice nicht als ein boomendes touristisches Ziel beschrieben werden.") Stimmt - da hat die Redaktion sicherlich Recht und redet nicht um den heißen Brei herum. Und ich würde ergänzen: Auch für seine Schönheit wird Katowice sicherlich nie berühmt werden. Die Stadt hat relativ wenige Orte, die klassisch "schön" sind. Ein liebenswertes "Flair" verströmt Katowice kaum.

Insgesamt wirkt die Stadt Katowice recht zerrissen. Es gibt schöne Flecken, wie um den plac Wolności herum, aber es gibt auch viele öde Quartiere. Die Freiflächen lebendiger zu gestalten, darum bemüht man sich seit einiger Zeit, mit ansehnlichem Erfolg. Aber doch: Niemand wird über Katowice ins Schwelgen geraten.

Aber auch, ohne die Stadt zuvor genauer gekannt zu haben, ist es allerdings förmlich greifbar, dass sich hier vieles neu entwickelt, Katowice sich auf einen Weg in die Zukunft begeben hat. Das macht Katowice zu einer ohne Zweifel interessanten und durchaus spannenden Stadt - wenn einen denn so etwas grundsätzlich interessiert. Katowice ist eine spürbar lebendige Stadt, die sich aktuell enorm entwickelt.

In der Arena Spodek gibt es zum Beispiel immer wieder spektakuläre Veranstaltungen, die sicherlich auch den einen oder anderen dazu verführen mögen, mal nach Katowice zu reisen. Während meines Aufenthalts gibt es ein recht hochklassiges Damen-Tennisturnier - und ich habe nach meinem Aufenthalt monatelang überlegt, ob ich im November noch einmal für ein Konzert des französischen Elektronik-Musik-Pioniers Jean-Michel Jarre in Spodek zurück kehre (und tue das dann doch nicht). Vor allem jedoch die klassische Musik hat ihr polnisches Zentrum in Katowice!

Wenig habe ich mich mit der in Katowice gepflegten Industriekultur beschäftigt. Ähnlich, wie im Ruhrgebiet, fängt man auch im oberschlesischen Kohlegebiet GOP an, dies der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zu präsentieren. In der Touristeninformation hat man mir den Besuch der beiden Bergbausiedlungen Nikiszowiec und Giszowiec empfohlen. Dies habe ich dann nicht gemacht, und bedaure dies. Ich war doch zwei, drei, vier Tage zu kurz in Katowice! Und dieses Gefühl ist doch schon ein großer Unterschied zu 1987, oder?

 

Statt dessen habe ich mir eine andere Möglichkeit von Katowice zunutze gemacht: Die zentrale Lage im GOP. Viele andere Städte der Umgebung (das Kohlerevier Polen hat mit seinen insgesamt ca. 3,5 Mio. Einwohner nicht die Größe des Ruhrgebiets) sind schnell und einfach erreichbar, oft gar ganz simpel mit der Straßenbahn.

Als es dann am Samstagmorgen in Strömen gießt, beschließe ich, flott zum nahegelegenen Hauptbahnhof zu gehen, und mir mit einer Zugfahrt insgesamt eine Dreiviertelstunde lang "regenfrei" zu verpassen. Also mache ich einen...

... Ausflug nach Gliwice (Gleiwitz). Über diese Tagestour berichte ich jedoch nicht, wie ursprünglich gedacht, an dieser Stelle, sondern erstelle noch eine kleine Extra-Seite, die dann später folgt.

 

Zu der externen Bilderserie mit 72 anderen, großformatigen Bildern von meinem Aufenthalt in Katowice (Kattowitz) geht es hier.

 

 

 

 

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Dirk Matzen

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