Reisebericht Zürich und Luzern -
  Frühling in Zürich: "Probier's mal mit
  Gemütlichkeit"

Ein Reisebericht über einen Besuch in der Finanzmetropole der Schweiz, mit einem Ausflug auf den Berg Pilatus bei Luzern.
Eine Reise im April 2011
   mit 28 Bildern



Zürich Utoquai

Der Frühling bricht zur Zeit unseres Besuchs gerade mit ungeheurer Macht über Zürich her, hier am Utoquai am Fluss Limmat.

Kann es schönere Geschenke geben, als eine richtig gute Zeit?

Wohl kaum. Und eine richtig gute Zeit bei einem Aufenthalt in Zürich war ein wunderbares Geschenk meiner Herzallerliebsten zu meinem runden Geburtstag. Eine verlängerte Wochenend-Reise hatte sie mir geschenkt. Eine Auswahl an schönen Ausflugszielen war vorgegeben und meine Wahl fiel auf Zürich. Noch nie war ich für längere Zeit in der Schweiz gewesen und auf die Stadt Zürich war ich schon seit längerer Zeit neugierig.

Warum kann man gerade auf Zürich neugierig sein? Nun, zum Beispiel, weil Kollegen mit ihrer ganzen Hamburger Arroganz die Stadt Zürich als so dermaßen langweilig und öde beschrieben, dass mein einziger Gedanke nur sein kann: Wenn Hamburger ihre ganze herablassende Art herauskramen, dann muss es in Zürich sehr schön und angenehm sein! Ein anderer Grund für meine Neugierde auf Zürich: Die internationale Unternehmensberatung Mercer erarbeitet jedes Jahr mit zahlreichen erhobenen Faktoren ein Ranking über die "lebenswertesten Städte" der Welt. Dinge wie Wohnsituation, Umweltverschmutzung, Schulsystem spielen hierbei ebenso eine Rolle wie die Freiheit der Menschen und auch der Presse, die politische Stabilität oder die Kriminalität. 2011 auf dem ersten Platz die weltweit erhobenen Liste: Zürich! Die Stadt ringt seit Jahren mit Wien um den jährlich neu ermittelten ersten Platz, die weltweite Führungsposition wechselt zuletzt immer mal wieder zwischen diesen beiden Städten.

Zürich also - die lebenswerteste Stadt der Welt! Da muss man doch mal hin und gucken, oder?

Auf der anderen Seite ist Zürich aber auch eine der teuersten Städte der Welt, wie die gleiche Unternehmensberatung ebenso feststellt. Und, tatsächlich: Hotels in Zürich sind in der Tat ausgesprochen teuer. Wir finden: unangemessen teuer! Da erweist es sich als gute Möglichkeit, bei Freunden absteigen zu können. Ganz in der Nähe des Hauptbahnhofes mit einem großartigen Blick über das Bahnhofsgelände. Sehr schön! Vielen Dank! Und: Ein perfekter Ausgangspunkt, um die Stadt bequem zu Fuß zu entdecken.

Zürich Blick vom Lindenhof

Sicher einer der schönsten Orte von und ein guter Aussichtspunkt auf Zürich: Blick vom Lindenhof auf Teile der Stadt.

 

 

 

Anfang April findet unsere kleine Reise statt, und wir haben unfassbares Glück mit dem Wetter: Direkt am Tag unserer Ankunft bricht in Zürich der Sommer aus. Die Natur ist auf Frühlingsbeginn eingestellt, die Bäume tragen ein wenig zartes Grün, aber es sind absolut sommerliche Temperaturen. Nachdem unsere Heimat uns so etwas bisher noch nicht andeutungsweise bieten konnte, ist dieser plötzliche Sommerausbruch für uns zunächst noch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber eigentlich genießen wir den jähen Wechsel von der gefütterten Winterjacke in die luftige T-Shirt-Kleidung. Wie uns unsere Gastgeber erzählen, kam dieser Witterungswechsel auch in Zürich sehr plötzlich. Was für ein Glück!

Aber das Wetter ist ja nur eine Facette einer Reise. Es fällt jedoch sehr leicht, eine Stadt zu mögen, wenn sie sich im prallen Sonnenschein präsentiert. Jedenfalls fällt es leichter, als wenn man eine unbekannte Stadt bei grauem Himmel oder gar bei Regen kennen lernt.

Schon morgens um kurz nach acht Uhr kommen wir auf dem Flughafen Zürich an, und ziemlich fix sind wir nach einer kurzen, unkomplizierten Beratung über Tagestickets in Zürich mit dem Zug zum Züricher Hauptbahnhof gefahren. Das Gute an der frühen Anreise: Wir haben noch den kompletten Tag Zeit, um die Stadt zu erkunden.

Die Innenstadt präsentiert sich morgens um zehn noch sehr ruhig und gemütlich. Die ganz großen architektonischen Sensationen findet man in Zürich nicht. Die Stadt hat ein aufgeräumtes und gepflegtes Stadtbild, alles wirkt sehr harmonisch. Die Gebäude der Innenstadt sind bestens in Schuss, man kann ahnen, dass es der Stadt wirtschaftlich gut geht. Und es sind viele liebevolle Details zu entdecken, die zeigen, dass man sich hier wohl fühlt. Nicht unerwähnt bleiben sollte darüber hinaus, dass es in Zürich, übrigens ebenso, wie in Luzern, ein Weltkulturerbe am Zürichsee gibt: Prähistorische Pfahlbauten des Alpenraums - wir haben diese bei unserem Besuch allerdings nicht gewürdigt.

Zürich Großmünster nachts

Ein magischer Anblick in der Nacht über die Limmat mit dem beleuchteten Großmünster.

 

 

 

Besonders schön finden wir die Lage von Zürich durch den direkt in das Stadtzentrum hineinreichende Zürichsee - der von dem durch die Stadt fließenden Fluss Limmat gespeist wird. Was ist dagegen schon die aufgestaute Alster in heimatlichen Hamburg? Zürich - eine Stadt am Wasser!

Der erste Eindruck von Zürich ist also ein wirklich ausgesprochen freundlicher, positiver. Für eine Großstadt mit rund 380.000 Einwohnern geht es hier insgesamt betrachtet ausgesprochen gemütlich zu, das entspricht ja durchaus auch dem gängigen Klischee. Durch die Altstadt-Viertel zu schlendern ist einfach nett! Von den vielen Geschäften dort machen wir allerdings keinen Gebrauch. Zum Shoppen mag Zürich ja wirklich gut geeignet sein - ein entsprechendes Reisebudget vorausgesetzt. Das Preisniveau der Stadt ist eher so gelagert, dass man als Hamburger da zuweilen schon heftig schlucken muss. Einkaufen gehen in Zürich sollte also durchaus wohlüberlegt sein. Macht aber nix: Ich bin noch nie gereist, um zu shoppen. Das ist wohl eher für andere ein Thema.

 

 

 

Aber in den Straßen der Altstadt kann man noch etwas anderes beobachten: Den Nationalstolz der Schweizer. Die Geschäfte und Häuser der Gegend sind über und über mit schweizerischen Nationalfahnen geschmückt, so, wie man es in Deutschland vielleicht andeutungsweise mal in Zeiten der Weltmeister-schaften erlebt. In der Schweiz scheint dies ganz unverkrampft einfach so möglich zu sein. Vielleicht ist dieses Unverkrampfte ja gerade möglich, weil die Schweiz nie Angst und Schrecken in der Welt verbreitet hat.

Zürich Gleise Hauptbahnhof

Blick auf die unübersichtlichen Mengen von Bahngleisen am Hauptbahnhof von Zürich.

 

 

 

Unsere Unterkunft in Zürich-West ist in einem Stadtteil ("Quartier") mit wenig einladendem Namen: "Gewerbeschule" im Stadtkreis "Industrie-quartier". Klingt nicht schön - ist es aber durchaus. Ebenso gelassen, wie auch bunt geht es zu in diesem Quartier mit einem Ausländeranteil von 42 Prozent. Geprägt wird das Viertel außer von seinen bunt gemischten Menschen noch von der mitten im Quartier liegenden Hochschule der Künste, durch die Limmat im Nordwesten und den Hauptbahnhof mit seinen unzähligen Gleisen im Süden des Quartiers. Ein Stadtteil im Aufbruch, das hat wenig mit dem eher edlen Gebiet in der Altstadt zu tun - aber uns gefällt es gut dort!

Augenfällig auch und sofort, und aus meiner Sichtweit ein ganz dicker Pluspunkt für diese Stadt: Zürich wird, zumindest im inneren Stadtbereich, nicht vom Auto regiert. Ganz offenkundig hat man nie versucht, die Stadt zu einer autogerechten Stadt umzubauen. Sehr ungewohnt! In der Altstadt ist man am besten zu Fuß unterwegs. Außerdem führt die Stadt eine Kampagne "Züri rollt" durch, für das Fahrradfahren. Gut und angenehm ist man auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Überhaupt macht man sich in Zürich Gedanken, wie denn der städtische Verkehr der Zukunft überhaupt laufen soll - auch ungewohnt für meine deutschen Auto-Verhältnisse.

Scheint das Stadtzentrum an diesem sonnigen Freitag nach unserem Eindruck schon sehr in sich zu ruhen, so verstärkt sich dieser Eindruck, wenn man das Stadtzentrum verlässt und sich ein wenig in die Randbezirke begibt. Zumindest am Rande des Sees geht das Leben mit schon fast Aufsehen erregender Gelassenheit seinen Gang. Uns gefällt das bestens!

Zürich Hauptbahnhof Portal nachts

Das Südportal des Hauptbahnhofs. Nachts um elf sind auch hier noch viele Leute unterwegs - es scheint in Zürich ein ausgeprägtes Nachtleben zu geben.

 

 

 

Gegen Abend dann verändert sich Zürich jedoch plötzlich: Ganz überraschend erlebt man dann das Gegenteil von Gemütlichkeit und Ruhe in der Stadt. Als ich gegen zehn Uhr noch einmal in die Innenstadt gehe, staune ich fast Bauklötze: Ganz Zürich scheint wie wachgeküsst. Richtig viele Menschen sind jetzt auf den Straßen unterwegs, sind bester Laune, lachen laut, albern herum, sind temperamentvoll, quirlig, schwungvoll. Wahrscheinlich die erste laue Sommernacht des Jahres. Die am Tage etwas gediegene Innenstadt von Zürich wandelt sich am Abend völlig zu einem Anziehungspunkt für Jung und Alt. Die Stadt zeigt sich plötzlich sehr lebendig, verströmt südländisches Flair - toll! Die Stadt zeigt dann eine Seite voller Lebensfreude.

Trotzdem werden wir an diesem Abend nicht sehr alt, das irrsinnig frühe Aufstehen und die Reise fordern ihren Tribut. Außerdem steht für den Folgetag wieder eine anstrengende Aktion an, denn wir machen einen ...

 

Ausflug nach Luzern und auf dessen Hausberg, den Pilatus.

Auch am zweiten Tag unseres Wochenendes in Zürich geht es für uns richtig früh raus - wir planen einen Ausflug. Nicht, dass wir den Eindruck hätten, in Zürich nichts mehr entdecken zu können. Aber wir haben einfach Lust darauf, uns in einen Zug der SBB zu setzen und nach Luzern zu fahren. Sich per Zug durch die Schweiz zu bewegen, ist überhaupt kein Problem: man verfügt über ein sehr dichtes Verkehrsnetz, das mit einem engen Takt zumindest halbstündlich bedient wird.

Tja, denke ich mir, die Züge, die wir von unserer Unterkunft aus beobachten können sind alle zehn bis zwölf Waggons lang (!), und zwar jeweils mit Doppelstockwaggons (!) - und somit zwei- bis dreimal so groß, wie regionale Züge in Deutschland. Und wenn die dann noch alle halbe Stunde fahren (also zumindest doppelt so häufig, wie in Deutschland), dann ist ja wirklich nicht zu erwarten, dass am Samstagmorgen um neun ein Zug sonderlich stark frequentiert ist. Aber Pustekuchen - wir haben großes Glück, in dem zwölf Doppeltstockwaggons langen Regionalzug noch zwei zusammenhängende Sitzplätze zu bekommen! Ganz Zürich (mit rund 380.000 Einwohnern immerhin die bevölkerungsreichste Stadt der Schweiz) scheint sich an diesem Samstagmorgen überlegt zu haben, mit dem Zug zu fahren. Unser Zug ist jedenfalls rappelvoll! Am Samstagmorgen!

Ist man in Deutschland eher ein Exot (und für viele auch eine Art Vaterlandsverräter, da man die heimische Autoindustrie nicht unterstützt), wenn man regionale Strecken mit dem Zug und nicht mit dem Auto fährt, so herrscht in der Schweiz ganz offenkundig ein anderes Denken. Hier stürmen die Menschen die bequemen Züge der SBB geradezu. Eisenbahnfahren scheint in der Schweiz etwas völlig gewöhnliches und beliebtes zu sein. Als bekennender Eisenbahnfan finde ich das natürlich bemerkenswert! Und das alles, wo es in der Schweiz doch sogar eine erfolgreiche politische "Autofahrer-Partei" gibt!

Luzern Stadtmauer

Teile der eindrucksvollen Stadtmauer von Luzern, der "Museggmauer".

 

 

 

Kurzum: Wir kommen schnell und problemlos nach Luzern. Auch die Stadt empfängt uns mit zartem Grün an den Bäumen, sommerlicher Wärme, knallblauem Himmel - und schon fast aufdringlicher Schönheit. Großartig! Schon vor dem Hauptbahnhof fällt mir als passioniertem Radfahrer auf, dass man auch hier in Luzern gewillt ist, den Benutzern von mit Muskelkraft betriebenen Zweirädern geordneten und strukturierten Raum auf der Straße einzuräumen. Ähnlich hatte ich das auch schon in Zürich wahrgenommen. Voller Neid registriere ich das.

Erfolgreich unterdrücken wir jedoch den Impuls, uns Fahrräder zu mieten, denn wir haben hier in Luzern anderes, Großes vor: Wir wollen, nachdem wir uns in der Stadt ein wenig umgeschaut haben, hoch hinaus. Wenn man schon in der Schweiz ist, dann muss man doch auch ein wenig Bergluft schnuppern, hatten wir uns gedacht. Haben wir uns bisher Berggipfel ausschließlich erwandert, so wollen wir es uns hier und heute in Ermangelung von Wanderstiefeln und Zeit etwas einfacher machen - wir wollen per Seilbahn auf den Pilatus, den "Hausberg" von Luzern, 2132 Meter hoch. Das Wetter scheint dafür ideal zu sein!

Vorher jedoch genießen wir die Stadt Luzern noch ein wenig. Die Lage am Vierwaldstättersee ist wirklich außerordentlich schön, und diese wirkt durch die hohen Berge in der Umgebung noch etwas reizvoller, als Zürich. Die Stadt ist schön, wirkt noch etwas edler und feiner, als Zürich, hat augenscheinlich einen gewissen Hang zum Schicki-Tourismus. Uns stört das nicht sehr, wir finden auf dem Wochenmarkt am Ufer des Flusses Reuss leckere Baguette-Sorten, gönnen uns dazu noch an dem bemerkenswert freundlichen Käsestand (an dem man sich auch von der elendig langen Warteschlange nicht aus der Ruhe bringen lässt) noch sündhaft teuren und extrem leckern Bergkäse - und fertig ist unser köstliches Mittagessen. Die Stadt ist voller Touristen, viele Leute schlendern so wie wir neugierig umher.

Luzern Kapellbrücke

Die weltberühmte Kapellbrücke über den Fluss Reuss in Luzern. Im Jahr 1993 durch eine Feuersbrunst zerstört, hat man die im Original im 1365 errichtete überdachte Holzbrücke Brücke wieder errichtet.

 

 

 

Die historische Kapellbrücke, eine Holz-Brücke über die Reuss queren wir natürlich auch - sie ist ein schönes und sehenswertes Bauwerk aus dem Jahr 1365, wurde nach einem großen Brand im Jahr 1993 originalgetreu wieder hergestellt. Man strebt an, die Kapellbrücke zum Welt-kulturerbe erklären zu lassen. Auch die Altstadt ist schön, für die vielen Geschäfte gilt jedoch ähnliches, wie schon für Zürich beschrieben. Gefühlt war das Preisniveau in Luzern noch etwas höher, als in Zürich - aber genau haben wir das gar nicht angeschaut. Auch über die  gewaltige Stadtmauer "stolpern" wir, sehr eindrucksvoll. Ohne Zweifel ist die Stadt Luzern einen Besuch wert!

 

 

 

Aber wir wollen ja auf den Pilatus! Zur unteren Seilbahn-Station müssen wir dafür zum Vorort Kriens, um kurz vor ein Uhr sitzen wir in der Gondel, um zunächst bis zu der Zwischenstation Fräkmüntegg zu fahren. Immerhin eine gute halbe Stunde Fahrt bedeutet das für uns. Danach geht es mit der sehr steilen zweiten Luftseilbahn bis knapp unter den Gipfel. So faszinierend wir diese Berg-Fahrt auch finden, so sonderbar wirkt es auch auf uns: Haben wir uns bisher immer mühsam und schweißgebadet dem Hochgebirge angenähert und nahmen dabei die ganzen kleinen Änderungen auf dem Weg zum Gipfel wahr, so werden wir jetzt nach insgesamt einer Dreiviertelstunde Fahrt direkt im Hochgebirge auf 2132 m Höhe ausgespuckt.

 

Bequemes Gipfelglück auf dem Pilatus.

Dieses bequeme Erreichen des Berggipfels bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Bergwelt um uns herum weniger faszinierend ist! Diese schroffen Felsen um uns herum, der viele Schnee, der in den etwas sonnengeschützten Ecken noch liegt - das ist einfach ungeheuer beeindruckend. Neben der Seilbahn fährt im Sommer auch eine Zahnradbahn bis zu der Gipfelstation - die steilste Zahnradbahn der Welt. Aber leider konnten wir diese Bahn nicht nutzen: es liegt einfach noch viel zu viel Schnee dafür, sie fährt noch nicht.

Pilatus Gipfel

Und plötzlich ist man im Hochgebirge: Der Pilatus-Kulm, die Endstation der Seilbahn. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs leider eine große Baustelle.

 

 

 

Auch hier auf dem Pilatus haben wir unfassbares Glück mit dem Wetter: Es weht nur ein leichter Wind, die Sonne scheint (das ist keine Selbst-verständlichkeit, auch wenn die Sonne in Luzern scheint) und es ist angenehm warm, man kann sich sogar ohne Jacke im Pullover hier bewegen, einige finden auch ein T-Shirt angemessen. Der Himmel über uns hat eine schon unwirklich erscheinende dunkelblaue Farbe. Unglaublich schön ist die Welt hier!

Das finden auch viele andere Besucher hier auf der Gipfelstation - eine Menge Leute haben heute den Weg hier hinauf gefunden. Kein Wunder! Uns stört das hier aber nicht, wir sind viel zu ergriffen von der überwältigenden Natur.

Pilatus Blick Eiger-Nordwand

Das dunkle Dreieck in der Mitte ist ebenso markant, wie weltberühmt: die Nordwand der Eiger (3970 m). Sie erscheint fast zum Greifen nah, und ist doch rund 50 km vom Pilatus entfernt. Direkt links daneben der Mönch (4107 m), rechts daneben die Jungfrau (4158 m). Eiger, Mönch und Jungfrau - welch beeindruckende Schweizer Bergwelt!

 

 

 

Ein wenig schade ist, dass die ausgewiesenen Wander- und Spazierwege rund um den Berg und seinen Gipfel herum, abgesperrt sind - auch hier gibt es noch zu viel Schnee auf den Wegen. Aber auch so ist es fantastisch hier. Man hat einen freien Blick auf das Schweizer Hochgebirge, berühmte und selbst mir bekannte Berge wie Eiger, Mönch und Jungfrau mit teilweise über 4000 Metern Höhe erscheinen durch die klare Luft beinahe schon zum Greifen nah - und doch ist das Massiv mit diesen majestätischen Bergen fast unerreichbar fern.

Faszinierende Bergwelt! Kaum können wir uns satt sehen, trinken in der Gaststätte "Pilatus-Kulm" Kaffee nach Kaffee, laufen auf dem rundum touristisch erschlossenen Berg alle freigegebenen Spazierpfade ab (Wanderwege kann man das dann doch nicht nennen). Und merken: auch ohne, dass man sich einen Berggipfel mühsam erwandert, ist die Bergwelt einfach ein tolles Ziel!

Zwei Tage später, ich sitze wieder im Büro im heimatlichen Hamburg und habe Mittagspause, da kann ich mir vor Sehnsucht nicht verkneifen, mal kurz auf die Homepage des Pilatus zu schauen - und sehe über die Webcam, dass nichts zu sehen ist. Angegeben wird eine Temperatur von minus zwei Grad mit sehr dichtem Nebel (also Wolken). Dies ist im April sicher nicht ungewöhnlich für das Hochgebirge und mag veranschaulichen, was für ein Glück wir bei unserem Besuch auf dem Pilatus hatten.

Pilatus Bergdohle

Die Bergdohlen hier auf dem Gipfel des Pilatus sind überraschend zutraulich - und wissen genau, dass es bei den Menschen das eine oder andere zu holen gibt. Im Hintergrund, der linke Gipfel der beiden Hörner, ist der höchste Berg, den man vom Pilatus aus sehen kann: Das Finsteraarhorn in den Berner Alpen, 4274 m hoch.

 

 

 

Denn dort konnten wir bis 17 Uhr gemütlich im Pullover in der Sonne sitzen - und müssen uns schon richtig aus dieser fantastischen Umgebung losreißen, um dann noch eine der allerletzten Seilbahnen ins Tal zu bekommen. Mit dieser dann so uneinschätzbar weit über dem Erdboden zu schweben, verursacht bei mir zugegebenermaßen ein kleines Kribbeln in der Magengegend - aber das ist auszuhalten und eigentlich reizvoll.

Danach sind wir so voller Bilder und Eindrücke, dass wir nur noch ein wenig durch Luzern schlendern - viele der Touristen vom Vormittag sind inzwischen nicht mehr zu sehen. Man hat etwas mehr Ruhe, sich in der Stadt umzuschauen. Aber eigentlich sind wir dafür viel zu "voll" und erschöpft. Um 19 Uhr sitzen wir also wieder im Zug nach Zürich. Was für eine tolle Idee dieser Ausflug war!

 

Noch einen Tag unterwegs in Zürich.

Dort gönnen wir uns am nächsten Tag etwas mehr Ruhe, lassen uns von den Gastgebern das Industrieviertel ein wenig zeigen und relaxen an der Badestelle Oberer Letten am Fluss Limmat. Auch dies wieder sehr einladend - auch, wenn das Wasser noch viel zu kalt zum baden ist...

Noch ein wenig Bummeln in der Altstadt, dort noch Original-Schweizer Röstis essen. Dann geraten wir noch unversehens in den Kinder-Umzug des traditionellen Zürcher Frühlingsfestes "Sächsilüüte". So richtig lebensfroh wirkt das alles jedoch nicht auf uns, kontrolliert marschieren die Kinder in ihren historischen Gewändern fast schon in Reih und Glied an uns vorbei. Die Gewänder sollen die verschiedenen Epochen der Stadt Zürich symbolisieren, und die Zünfte der Stadt Zürich spielen dabei auch eine große Rolle. Ganz bis zum Ende schauen wir uns den Umzug nicht an - wir müssen langsam zum Flughafen.

Zürich Kamele

Wir haben Glück - und erleben vor unserer Abreise bei strahlendem Sonnenschein noch den Kinderumzug, traditionell am Sonntag vor dem Sächslilüüte! Also, dem Sechseläuten. Hä?, denken Sie? Dachten wir auch. Immerhin kamen wir so in den Genuss, unter anderem Kamele durch Zürich ziehen zu sehen. Nur kurz zur Erklärung: Das Sächsilüüte ist ein Frühlingsfest, an dessen Höhepunkt, nach dem Umzug der mächtigen Züricher Zünfte, dann der Böögg auf einem Scheiterhaufen mitten in der Stadt verbrannt wird. Soso!

 

 

 

Aber wie jetzt überhaupt: "Frühlingsfest Sächsilüüte"??? Alles in Zürich fühlt sich an wie Hoch-sommer! Das spielte natürlich durchaus eine Rolle bei dem Gefühl, sich in Zürich sehr wohl zu fühlen. Aber wie schon erwähnt gilt Zürich als eine Stadt mit einer der höchsten Lebensqualität in der Welt - und das können wir nach diesem kurzen Besuch durchaus nachvollziehen. Das entsprechende Kleingeld vorausgesetzt, kann es sich in Zürich richtig gut gehen lassen. Uns hat die Zeit für die Erkundung der Stadt nicht wirklich gereicht, zwei, drei Tage mehr hätten es gerne schon noch sein können.

Zugegeben: Man findet in Zürich weder im Stadtbaulichen, noch in der direkt umliegenden Natur, nichts, was einen mit offenem Mund und großen Augen staunend dastehen lässt. Die Stadt fasziniert nicht unbedingt, jedenfalls nicht durch besondere Sensationen. Aber sie überzeugt vollends, wenn man an einem guten Lebensgefühl schnuppern möchte, durch freundliche und gelassene Art der Bewohner, durch ein aufgeräumtes, ansehnliches und harmonisches Stadtbild. Und: wenn man ein wenig um die Ecken schaut, ein wenig Neugierde mitbringt, findet man eine enorme Vielfalt in der Stadt. Die meisten werden dort Orte finden, an denen sie sich rundum wohl fühlen können.

Ähnlich erging es uns in Luzern, wobei man dort in der Stadt mit der Kapellbrücke immerhin eine sehr beeindruckende, historische Sensation vorzuweisen hat. Auch die alte Stadtmauer Museggmauer ist ein tolles historisches Bauwerk. Aber vollends ins seinen Bann geschlagen hat uns der Ausflug von Luzern aus in die Natur, die Bergwelt! Der Ausflug in das Hochgebirge mit dem magischen Blick auf die Berner Alpen: Das ist grandios!

Was also kann man schon besseres geschenkt bekommen, als eine richtig gute Zeit? Und diese kann man an einem Wochenende in Zürich tatsächlich haben! Einen Besuch sind Zürich und Luzern allemal wert - und das gern auch ein paar Tage länger.

 

Zürich - noch einige gemischte Bilder aus der Stadt

 

Zürich Bahnhof Enge

Ein ständiger Programmpunkt auf unseren Reisen: In Bus und / oder Bahn zu einem zufälligen Ort in der Stadt. So landen wir am Bahnhof Zürich Enge mitten in städtischer Umgebung ...

Zürich Limmat nachts

Nachts in der Innenstadt an der Limmat.

Zürich Velostation

Zürich bemüht sich mit dem Motto "Züri rollt" um Fahrrad-Fahrer. An den Velostationen kann man Fahrräder, pardon: Velos, leihen. Und das kostenfrei! Da staunt der Hamburger Fahrrad-Enthusiast!

 

Hier kommen Sie direkt zu meiner externen Bilderserie mit 59 großformatigen, bunt gemischten Fotos aus Zürich, Luzern und vom Berg Pilatus (öffnet in einem neuen Fenster).

 

 

 


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Dirk Matzen

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