Reisebericht Reykjavík im Sommer:
  Sieben Tage in Reykjavík -
  diesmal mit ein wenig Sommer

Reisebericht über sieben Tage in Reykjavík, der Hauptstadt von Island, mit einem Ausflug nach Hafnarfjörður,
    im Juni/Juli 2018 mit insgesamt 100 Bildern




Reykjavik, Blick zur Innenstadt

Blick zur Innenstadt von Reykjavík mit der neuen Konzerthalle HARPA rechts und dem Turm der Hallgrímskirkja links daneben.

 

Die Uhr geht auf 23 Uhr zu.

Es ist hier draußen zwar trübes Wetter, allerdings immer noch taghell.

Mit gerade mal rund 10 Grad Temperatur ist es ziemlich frisch.

Die Eisdiele um die Ecke hat noch geöffnet - es ist ja Hochsommer!

Eine Kugel Eis kostet umgerechnet fast fünf Euro!

Und trotz allem steht noch eine ansehnliche Warteschlange an.

Wird aber auch Zeit - in einigen Minuten schließt die Eisdiele nämlich dann doch.

Hochsommer bei 10 Grad, 23 Uhr und noch taghell, eine Kugel Eis für fünf Euro - wohin kann eine solche Szenerie wohl passen?

Natürlich - zu einem Sommeraufenthalt in Reykjavík, der Hauptstadt von Island!

Gut sieben Jahre, nachdem ich im Januar fünf Tage in der Hauptstadt von Island verbracht habe (siehe hier meinen Reisebericht zu dem Winter-Aufenthalt in Reykjavík), hat es mich nun wieder hierhin geführt. Vor allem ist Reykjavík für mich diesmal allerdings eine Art Sprungbrett. Zwar soll es ein paar Ausflüge von hier aus geben. Aber nach einigen Tagen Aufenthalt will ich weiter reisen - nach Grönland (in die grönländische Hauptstadt Nuuk gibt es aus dem Ausland derzeit einzig und allein von Reykjavík aus eine Direktverbindung - hier geht's zu meinem Reisebericht über Nuuk). Aber natürlich bin ich auch einige Tage in Reykjavík, weil ich nach dem damaligen "Schnupperkurs" noch Lust auf mehr Island habe. Diese Zeit hier will ich komplett nach eigenem Gutdünken ausfüllen - eine detaillierte Planung habe ich kaum.

Ein Hinweis vorweg: Eine externe Bilderserie zu diesem Aufenthalt in Reykjavík wird es nicht geben - da verweise ich auf die Bilderserie meines Winter-Aufenthalts vom Januar 2011. Statt dessen werde ich dann allerdings diesen Reisebericht üppig mit Fotos anreichern.

 

Reden wir über das Wetter!
Sommer in Reykjavík: Mehr als zehn Grad als Luxustemperatur

Es ist der 25. Juni 2018, als ich in Reykjavík ankomme. Die Tage sind also lang hier im Norden, in Reykjavík - sehr lang! Die Sonne rutscht zu dieser Jahreszeit sehr, sehr spät nur leicht unter den Horizont. So richtig dunkel wird es kaum.

 

 

 

Allerdings fährt mir durchaus ein Schreck in die Knochen, als ich in dem Transferbus sitze, in den ich, direkt aus den Ausgang des internationalen Flughafens Keflavík kommend, ohne viel Federlesens hineinge-sprungen bin und der mich in das Zentrum von Reykjavík bringen soll. Nach einigen Metern Fahrt geht es an einer Temperaturanzeige vorbei: 6,5 Grad werden dort angezeigt. Moment mal! 6,5 Grad, und das jetzt an einem Nachmittag im Sommer... Hm, gut kann ich mich erinnern, dass es während meines letzten kompletten Tages in Reykjavík damals, im tiefsten Winter, Mitte Januar, einen wunderbaren Tag mit fünf Grad Temperatur gegeben hat. Einige Einheimische haben das seinerzeit schon zum Anlass genommen, um in kurzen Hosen und im T-Shirt durch die Gegend zu laufen.

Nun bin ich im Hochsommer hier - und die Temperatur ist gerade mal 1,5 Grad höher. Potzblitz! Da fährt mir der Schreck schon ziemlich kalt in die Glieder! Zwar bin ich von der Kleidung her auf alles eingestellt (wenn man denn die Absicht hat, nach Grönland zu fahren) - aber so ein klein wenig mehr Sommer hätte ich mir ja schon gewünscht hier oben.

So richtig komme ich in dieses Sommer-Glück in Reykjavík allerdings gar nicht, in der gesamten Zeit nicht. Die Maximaltemperatur während meiner sieben Tage liegt bei 13 Grad Celsius. Der Himmel ist nahezu beständig bleigrau in Reykjavík, von ganz wenigen kurzen Zeiträumen mal abgesehen.

Es gibt auf der Insel im hohen Atlantik ja ein bekanntes, geflügeltes Wort: "Wenn dir das Wetter jetzt nicht gefällt, dann warte einfach eine Viertelstunde..." Ich muss schon sagen: Etliche -ja, viele, viele Viertelstunden habe ich in Reykjavík auf anderes, vermeintlich besseres Wetter gewartet. Aber es hat sich zumeist nichts an dem dusteren Grau verändert. Ab und an gibt es kurze Momente, wo der Himmel tatsächlich mal eine Zeitlang aufreißt. Aber das ist viel seltener, als der immer wieder sich zu dem beständig grauen Himmel und dem strammen Wind hinzu gesellende Regen, zuweilen als pieseliger Dauerregen, seltener als kräftiger Platzregen. Später, im folgenden Jahr, lese ich in einem isländischen Online-Magazin: 2018 ist das "Record Year for Rain in Reykjavík". Naja - war ja irgendwie klar... Herzlichen Dank für diesen Superlativ!

 

Ein paar allgemeine Infos über Reykjavík...

... gibt es an dieser Stelle jetzt keine! Die habe ich ja schon in meinem Reisebericht über meinen Winter-Aufenthalt in Reykjavík im Januar 2011 zusammengetragen. Wer also ein paar grundlegende Infos über Reykjavík und auch über Island erfahren möchte, wird auf die Lektüre von dem älteren Bericht verwiesen. Es macht sicherlich keinen Sinn, hier Dinge zu wiederholen.

Was ich hier dann schreibe, das sind zumeist die neuen Beobachtungen, Auffälligkeiten und andere Gedanken in und um Reykjavík. Natürlich erwarte ich da eine Menge - schließlich muss es ja einen markanten Unterschied machen, ob man im Winter oder im Sommer so weit gen Norden reist. Oder?

Die oben erwähnte Eisdiele gehört beispielsweise schon mal zu den Neuentdeckungen, wie ja natürlich auch schon das viele Licht und die ultrakurze, unscheinbare Nacht. Aber dass sich die Temperaturen kaum unterscheiden, ist eine Entdeckung, die ich so nicht wirklich erwartet habe und die mich auch nicht so richtig begeistert.

Verblüfft, ja, fast irritiert bin ich darüber, wie viel ich hier wiedererkenne. Wie selbstverständlich ich die Wege wieder aufnehme. Die Reise gut sieben Jahre zuvor hat mich offenbar sehr nachhaltig beeindruckt und deutliche Spuren hinterlassen. Ich finde mich ja sofort wieder zurecht - denke ich.

Reykjavik, Amtssitz Premierminister

Natürlich erkenne ich dieses Gebäude im Stadtzentrum sofort wieder: Der Amtssitz der isländischen Premierministerin sieht immer noch so aus, wie eine historische Dorfschule in Schleswig-Holstein.

 

 

 

Aber ein einziges mal geht das dann doch gründlich schief, gleich ganz zu Anfang: Der Weg vom Flughafenbus zu meiner Unterkunft in einem Gästehaus in direkter Nachbarschaft der Hallgrímskirkja - er erscheint mir absolut simpel. Da brauche ICH doch keinen Blick auf die Karte!... denke ich. Und doch verlaufe ich mich mit einem verblüffend weiten Bogen. Das wäre an sich ja gar nicht weiter schlimm, wenn ich für den etwas absurden Umweg nicht gleich kräftig von der Stadt mit einer Art Taufe begrüßt werde - in Form eines enormen, anhaltenden Wolkenbruchs.

Nun gut - das Regen-Rekordjahr von Reykjavík hat mich dann ja gleich zu Beginn angemessen begrüßt. Aber das bleibt dann immerhin tatsächlich mein einzige Verlaufen in Reykjavík - ich finde die Innenstadt nach wie vor sehr übersichtlich.

 

Wetter und Klima im Juni in Reykjavík

Mein Aufenthalt in Reykjavík beginnt am 25.6. - wenige Tage nach der Sommersonnenwende, also. Zuhause in Hamburg ist dann um 4:50 Uhr der Sonnenaufgang, um 21:53 Uhr Sonnenuntergang. Hier in Reykjavík, ein ganzes Stück weiter im Norden also, sieht das in dieser Jahreszeit deutlich anders aus: Der Sonnenaufgang ist am Tag meiner Ankunft um 2:58 Uhr, Sonnenuntergang um 0:01 Uhr. Die Zeitzone, die man hier in Island verwendet, ist also gar nicht die korrekte für diesen Breitengrad: Mitternacht ist hier also keineswegs die "Mitte der Nacht". So richtig dunkel wird es in der Nacht gar nicht, es gibt eine ewig lange Abendstimmung. Solche Naturphänomene finde ich ja immer sehr schön und spannend.

Klimatische Unterschiede zwischen dem heimatlichen Hamburg und Reykjavik sind natürlich durchaus zu erwarten. Daheim hätte ich laut Wetterstatistik im Juni/Juli eine durchschnittliche tägliche Maximaltemperatur von rund 22° C zu erwarten, hier in Reykjavik ist dies zu dieser Zeit ca. 13° C. Ein wenig überraschen mag, dass es in Hamburg zu dieser Zeit regenreicher ist: Juni und Juli bringen hier durchschnittlich je ca. 75 mm Regen pro Monat, in Reykjavik sind dies üblicherweise lediglich 40 - 50 mm pro Monat. Die Anzahl der Regentage ist mit rund 11 Tagen pro Monat in beiden Städten etwa gleich. Auch über das Jahr gesehen ist die Regenmenge in beiden Städten übrigens nahezu exakt gleich - statistisch gesehen.

 

Tatsächlich: Sonnenschein! Zumindest am ersten Abend...

An diesem ersten Abend allerdings passiert etwas, das ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wirklich zu schätzen weiß: Es ist zeitweilig aufgelockerte Bewölkung, hin und wieder kommt gar die Sonne durch! Wow! Und es werden tatsächlich bis zu 13° C - was ja laut Statistik als durchschnittliche Maximaltemperatur zu erwarten wäre. Dass ich in der kommenden Woche in Reykjavík kaum mehr Sonnenschein zu erwarten habe und schon gar keine höhere Temperatur - das kann ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht ahnen.

Reykjavik, Küstenlinie

Das schönste Wetter meines Aufenthalts beschert mir der erste Abend - hier an der Küstenlinie mit seiner modernen, markanten Skyline.

 

 

 

Erstaunt bin ich schnell, wie vieles ich direkt wiedererkenne. Und - die Erscheinung der Stadt Reykjavík wirkt auf mich zu großen Teilen immer noch vor allem nüchtern und sachlich. Schöne, heimelige Ecken fehlen in der Stadt zumeist. Charmante Viertel gibt es jedoch durchaus. So etwas, wie eine Altstadt findet man in Reykjavík nicht - auch jetzt immer noch nicht! Einzelne historische Gebäude allerdings gibt es, meist etwas verstreut in der Innenstadt.

 

Welch Überraschung: Eine Fußgängerzone in Reykjavík!

Aber prompt fallen mir auch einige Unterschiede auf. Fast unglaublich für mich: Es gibt so etwas, wie eine Fußgängerzone im Zentrum! Potzblitz! Da hatte ich doch vor sieben Jahren in einem Reiseführer gelesen und dann auch vor Ort ganz genau so bestätigt gefunden, dass die Einheimischen einen Schaufensterbummel nicht zu Fuß, sondern mit ihrem Geländewagen in Schrittgeschwindigkeit machen. Dies ist in der Tat so gewesen und ich habe das als recht skurril abgespeichert.

Und jetzt - jetzt stehe ich, kaum dass ich meine erste kleine Runde starte, beinahe fassungslos in der Straße "Skólavörðustígur" und in der "Laugavegur" und sehe: Abgesperrt für Autos! Teilweise zumindest. DIE Autostadt schlechthin in Europa (kaum irgendwo sonst gibt es so viele Autos pro 1.000 Einwohner, wie hier) - und nun DAS! Da muss ja so richtig was passiert sein in Reykjavík in der Zwischenzeit! Obwohl - okay, okay: So richtig ernst macht man dann wohl doch noch nicht mit der "Göngugötur", der Fußgängerzone, die offenbar auch für Radfahrer freigegeben ist. Die Straße selber hat man derweil nicht umgebaut oder sonstwie ernsthaft angetastet. Lediglich einige Absperrungen hat man eingerichtet. Und diese Absperrungen sind leicht einzuklappen und auch die paar Pflanzenkübel und Sitzgelegenheiten am Straßenrand sind leicht zu entfernen. Das Ganze ist also sozusagen reversibel angelegt.

Reykjavik, Fußgängerzone Laugavegur

Auch ein Stück der Einkaufsstraße "Laugavegur" ist ein eine Fußgängerzone umgewandelt worden. Nur - die Fußgänger nutzen dies kaum und gehen brav weiter auf dem Gehweg.

 

 

 

Aber - immerhin! Eine der Städte Europas mit der höchsten Autodichte schließt ein wenig die Maschinen aus und schafft mehr Räume für die Menschen. Komisch dabei allerdings: Kaum jemand der Passanten nimmt das Angebot der "Göngugötur" an, auf dem Asphalt zu laufen. Fast alle Fußgänger gehen brav auf dem Gehweg, kaum jemals geht jemand auf der Straße. Gut für mich :-) Vor Radfahrern muss man sich dort nämlich kaum fürchten. Die gibt es in Reykjavík nach wie vor nur in sehr geringer Zahl, auch jetzt im Sommer.

Allerdings: Das könnte kommen - man gibt sich deutlich erkennbar Mühe, eine Fahrrad-Infrastruktur zu schaffen! Gut so! Reykjavík - da kann ich ja nur erfreut loben! Hier und da nehme ich recht bald gesonderte Radfahrstreifen wahr. Im weiteren Verlauf meines Aufenthalts gerate ich etwas außerhalb des Zentrums an regelrechte Großbaustellen für sehr großzügige, getrennte Fuß- und Radwege. Da kommt bei mir Hamburger schon fast so etwas wie "Radwege-Neid" auf. Auch gibt es ein umfangreiches Leihsystem für Fahrräder (von der Fluggesellschaft WOW initiiert - fliegen können die schweren Räder allerdings nicht).

Nur: Radfahrer sehe ich in meiner Zeit hier recht wenige. Das mag dem windigen, lausigen Wetter geschuldet sein. Aber die Radler werden ohne Zweifel ja kommen, wenn denn eine gute Infrastruktur erstmal ausgebaut ist. Und ganz offensichtlich hat Reykjavík sich da recht konsequent auf einem neuen, wie ich finde: guten Weg begeben.

 

Noch ein Unterschied: Touristen-Massen in Reykjavík

Ein anderer, sehr markanter Unterschied zu meinem Winter-Aufenthalt vor sieben Jahren: Die Stadt ist jetzt voller Touristen! Eine große Überraschung ist es ja nicht gerade, dass man im Sommer deutlich mehr Touristen in Reykjavík zählt, als im Winter. Seinerzeit habe ich das Gefühl gewonnen, mir das Leben in Reykjavík halt so anschauen zu können, wie es ganz normal so abläuft. Jetzt schwimme ich im Stadtzentrum in einem Strom von Touristen mit - eine Touristen-Blase in der Innenstadt. Was für eine enorme Änderung der Wahrnehmung!

Reykjavik, Touristen am Denkmal Leif Eriksson

Fix was los in Reykjavik in diesem Sommer: Viele Touristen am Denkmal von Leif Eriksson vor der Hallgrímskirkja.

 

 

 

Der Tourismus in Island insgesamt boomt derzeit sowieso schon in einem Maße, dass man Mühe hat, des Ansturms Herr zu werden. Ein fast schon exponentieller Anstieg muss da bewältigt werden: Kamen im gesamten Jahr 2011 (als ich dort war) noch 628.000 Touristen nach Island, so sind es im ganzen Jahr 2018 bereits 2,49 Millionen - binnen sieben Jahren fast viermal so viele. Was für ein Boom! Allein im Monat Januar 2011 gab es auf der ganzen Insel Island 42.241 Übernachtungen durch ausländische Touristen (fünf davon von mir), jetzt im Juni 2018 sind dies 376.622 (sieben davon von mir) - neunmal so viele.

Dadurch verändert sich das Stadtbild im Zentrum total: Im Gegensatz zu meinem damaligen Winterbesuch, bei dem mir nur ganz vereinzelt mal andere Touristen begegnen, herrscht jetzt hier im Stadtzentrum, in der für mich immer noch unfassbaren Fußgängerzone, eine sehr internationale Atmosphäre. Vor allem viele französische Laute höre ich, auch sehr viel englisch, etwas niederländisch oder flämisch, etwas Deutsch. Kaum jedoch höre ich Isländisch oder skandinavische Sprachen.

Es ist nun zwar nicht gerade so, dass hier "Trubel" herrschen würde - aber es gibt eine touristische Lebendigkeit.

 

Die Poser sind da: "Sólfar" hat niemand für sich

Sehenswürdigkeiten, wie die schöne Statue "Sólfar" ("Sonnenfahrer") direkt an der Küste, sind dicht umlagert. Bei meinem Winteraufenthalt vor sieben Jahren habe ich diesen Ort nahezu für mich allein, kann für Aufnahmen ein wenig mit Perspektiven spielen und experimentieren - bei sehr schlechten Lichtverhältnissen allerdings zumeist. Bin dann richtig erschrocken, als eine junge kanadische Touristin mich plötzlich ansprach, ob ich ein Foto von ihr und der "beautiful statue" machen könne. Aber das ist dann ja auch kein Problem gewesen, wir sind seinerzeit ja unter uns und stören niemanden...

Reykjavik, Details am Solfar-Denkmal

Ein Detail von Sólfar beim Blick zum Meer.

 

 

 

Um von Sólfar jetzt auch mal ein Foto ohne andere Personen machen zu können, muss man nun schon einiges an Geduld und Geschick mitbringen: Die Momente, in denen mal nicht gerade ein paar Poser vor der Statue stehen, sind ultrakurz. Geduldig warten alle, bis sie an die Reihe kommen, sich vor die Statue stellen und dann ca. 27 bis 35 Fotos machen, bis der glückselige Gesichtsausdruck dann endlich stimmt. Instagram und Co. fordern halt ihren Tribut - und somit zumindest einigermaßen ordentlich gestellte Fotos.

Sie merken schon: Ich halte von derartigen Posierungen wenig - nun ja, eigentlich gar nichts. Und es gibt also kein Foto von mir, auf dem ich vor Sólfar stehe, hocke, mich anlehne. Denn: So lange ich noch klar denken kann, weiß ich auch so, ganz ohne Selfie, dass ich dort, bei Sólfar, gewesen bin. Sehr schön finde ich die Statue an ihren absolut perfekten Standort aber auch beim meinem zweiten Besuch an diesem Ort. Zumal an diesem ersten Abend ja auch ein vergleichsweise freundliches Wetter herrscht.

 

HARPA - ein grandioses Gebäude

Ein paar Schritte von "Sólfar" entfernt gibt es dann aber etwas Neues, was mich umgehend in seinen Bann schlägt: HARPA! Das "Konzert- und Konferenzhaus von Reykjavík", direkt am Nordmeer.

Was für ein beeindruckendes Gebäude!

Bei meinem Aufenthalt im Winter 2011 ist HARPA noch eine Großbaustelle, die wegen unklarer Finanzierung einige Zeit stillgelegt worden war. Dies ist seinerzeit eine fast schon lustige Duplizität der Ereignisse zum heimatlichen Hamburg gewesen: Auch hier ist der Bau der Elbphilharmonie lange Zeit stillgelegt gewesen. In Reykjavík ist man dann allerdings schneller wieder aus den Problemen heraus gekommen: Der Bau von HARPA ist 2011 tatsächlich noch beendet worden, eröffnet wurde das Konzerthaus sogar schon im August 2011 (die Elbphilharmonie in Hamburg brauchte noch bis zum Jahr 2017).

Reykjavik, Harpa

Ansicht des Konzerthauses HARPA vom Wasser aus.

 

 

 

Und auch, wenn die beiden Konzerthallen völlig unterschiedlich sind: Beeindruckend finde ich beide Gebäude gleichermaßen! Lange halte ich mich im Gebäude hier am Nordmeer auf, um HARPA kennenzulernen. Um ein wenig mit der Kamera zu spielen. Die doppelt gläserne Fassade des Gebäudes in Wabenstruktur gibt unendliche Möglichkeiten, mit der Kamera verschiedene Perspektiven zu suchen und mit Ansichten zu spielen - traumhaft schön gestaltet.

Einen scharfen Kontrast zu diesem lichtvollen, luftigen Erscheinungsbild der Fassade bildet das für Island so typische schwarze Lavagestein, das man für den Bau verwendet hat. Ein beeindruckendes, weltstädtisches Gebäude in der Stadt mit 230.000 Einwohnern. Hin und wieder kehre ich in den folgenden Tagen zu HARPA zurück, sei es, um mir das Gebäude bei anderen Lichtverhältnissen anzuschauen, sei es, um mich nach einem Spaziergang an der Küste einen Moment aufzuwärmen. Oder sei es, um auf den Bus nach Landmannalauga zu warten, der direkt nebenan abfährt.

Reykjavik, Harpa Innenansicht

Innenansicht von HARPA: Eine Komposition aus Glas, Spiegeln und schwarzem Lavagestein.

 

 

 

Insgesamt fällt mir auf, dass HARPA viel offener und zugänglicher ist, als die Hamburger Elbphilharmonie. Wer möchte kann recht viel im Gebäude anschauen und erkunden (wenn ohne organisierte Führung auch nicht die Säle selber) - in Hamburg ist man da restriktiver und lässt Besucher nur auf eine (durchaus beeindruckende) Plattform unterhalb der Philharmonie. Hier in Reykjavik ist man diesbezüglich offenkundig entspannter.

Dass die Fassade so eindruckvoll ist, überrascht bei genauerem Hinsehen allerdings gar nicht weiter: Sie ist gestaltet worden von dem isländischen, heute allerdings in Berlin lebenden Künstler Ólafur Elíasson. War der Künstler mir auch vorher schon ein Begriff, so hat sein Name bei mir spätestens seit meinem Besuch in Aarhus (vor allem mit der Konstruktion "Your private Rainbow" auf dem Museum ARoS) einen Ruf wie Donnerhall.

Reykjavik, Harpa Innen am Abend

Abendstimmung auf der Empore von HARPA.

 

Stippvisite im "Stúdío" von Ólafur Elíasson

So liegt es durchaus nahe, dem am Hafen gelegenen Studio von Ólafur Elíasson einen Besuch abzustatten. Außer in Berlin gibt es eben auch hier in Reykjavík ein Studio, in dem er und seine Mitarbeiter Studienobjekte erstellen. An einem der Folgetage geht's also ab zum Studio - untergebracht ist es in einem früheren Hafengebäude, das heute als Künstlerhaus Verwendung findet. Eine halbe Stunde Fußweg rund um den Hafen ist dafür nötig.

Reykjavik, Olafur Eiliasson, Bodengestaltung

Bodengestaltung in Teilen des Studios von Ólafur Elíasson in Reykjavik.

 

 

 

Und gelohnt hat es sich offengestanden nicht so richtig. Immerhin freut sich der Student, der das Studio betreut. Ganz offenkundig hat er Langeweile - wahrscheinlich verirrt sich nicht oft jemand hierher an das Hafenende. Also begleitet er mich auf Schritt und Tritt auf meinem Weg durch die recht kleine Ausstellung. Zwar beeindruckt er mich mit seinem umfangreichen Wissen und er hat auch einige interessante Dinge zu erzählen - aber ich schaffe es kaum, mir mal etwas in Ruhe anzuschauen, auf mich wirken zu lassen und die meist ja pfiffigen Besonderheiten zu entdecken. Sonderlich aufregende Objekte finde ich hier allerdings eh nicht - es gibt halt ein paar Studienobjekte, die eher als Basis für Projekte anzusehen sind. Aber immerhin: Diesen Eindruck habe ich Im Studio von Ólafur Elíasson gewinnen können. Offenbar als einer von wenigen...

Reykjavik, Olafur Eiliasson, Lichtobjekt

Ein Lichtobjekt im Studio von Ólafur Elíasson.

 

Umgebaut: Der Alte Hafen von Reykjavík wird zum Museumshafen

Auf diesem Weg zum Studio von Ólafur Elíasson habe ich auch noch einen anderen Eindruck mitgenommen: In den vergangenen Jahren hat man den "Alten Hafen" von Reykjavík, recht nah an der Innenstadt gelegen, ganz erheblich umgebaut. Und dabei wurde dieser zum Teil auch stark touristisch gestaltet. Und ebenso, wie es derzeit offenbar in vielen Häfen gemacht wird, auf früheren Hafenflächen Wohngebiete errichtet.

Reykjavik, Alter Hafen Karte

Eine Übersichtstafel am Alten Hafen von in Reykjavík.

Reykjavik, Schiff Küstenwache

Eines der markantesten Schiffe im Hafen von Reykjavík: Das Schiff der Küstenwache - mit Namen "Thor IV". Nach wie vor hat der Staat Island kein Militär - die Küstenwache übernimmt die Überwachung der Staatsgrenze auf See.

 

 

 

Die vor einigen Jahren noch an prominenter Stelle liegenden Walfänger - ich kann nur noch einen auf einem Trockendock ausfindig machen. Finde dies aber auch nicht sonderlich schlimm. Auf den umgestalteten Flächen am Hafenrand hat man zahlreiche große Infotafeln aufgestellt, für die vielen internationalen Touristen auch in englischer Sprache. Vorgestellt werden Schiffe und Reedereien der vergangenen Jahrzehnte - und ihr Schicksal. Und auch einige andere Hafengebiete werden vorgestellt. Insgesamt sehr schön gestaltet, sehr interessant - sehenswert.

Und, nur am Rande: Etwas verblüfft stehe ich vor der Lokomotive einer früheren Hafenbahn. Gibt es da nicht Behauptungen, dass Reykjavík die größte Stadt Europas ohne Eisenbahn ist? Voilà - hier stehe ich vor einem Schienenstrang... Okay, zugegeben, dieser ist an dieser Stelle recht kurz, aber da muss es ja mal was gegeben haben.

Reykjavik, Walfangschiff

Ebenso trocken gelegt, wie das alte Schiff im Bild darüber: Ein Walfangschiff in Reykjavík.

Reykjavik, Infotafel am Hafen

Eine von zahlreichen Infotafeln zum Schiffsverkehr in Island am Alten Hafen von Reykjavik.

 

 

 

Schön auch, dass sich einiges an Gastronomie hier angesiedelt hat. Ein wenig staune ich, nicht nur hier am Hafen, sondern in der ganzen Innenstadt, allerdings immer wieder darüber, dass man auch recht großzügige Außenbereiche angelegt hat. Während meiner Woche hier ist das Wetter eigentlich nicht ein einziges Mal so einladend, dass man längere Zeit draußen sitzen möchte - im Hochsommer. Warum also nur diese ganze Außenbereiche der Gaststätten? Nicht einmal die doch recht robusten Einheimischen nutzen diese während dieser Zeit.

 

Bei Regen: Zum Beispiel mal ins Nationalmuseum

Wieder mal ein Tag, an dem von morgens bis abends die Wolken dick und schwer über der Stadt hängen - und auch mal ein Tag mit ständig wiederkehrenden Regenschauern. Nicht Viele zieht es da für längere Wege vor die Tür. Ich bin darüber auch nicht so richtig begeistert - aber der Weg zum Nationalmuseum ist nicht sonderlich weit. Also rappele ich mich am fortgeschrittenen Vormittag auf, um es mir einmal ausgiebig anzuschauen.

Reykjavik, Nationalmuseum Eingangsbereich

Erhebende Architektur: Der Eingangsbereich in Islands Nationalmuseum.

 

 

 

Das isländische Nationalmuseum - der schöne (und für mich wieder mal unaussprech-liche) isländische Name hierfür lautet "Þjóðminjasafn Íslands" - beherbergt natürlich einige nationale Schätze. Deren Bedeutung erschließen sich einem nicht immer auf den ersten Blick. Man muss sich schon Zeit nehmen und vieles lesen, um den nationalen Wert vieler Ausstellungs-stücke zu erfassen. Mir reicht die Geduld zugegebenermaßen nicht immer aus, um mich an den einzelnen Exponaten durch die teilweise epochalen Texte zu lesen. Aber zum Beispiel so etwas wie ein Manuskript des "Buchs der Isländer" (Íslendigabók) ist schon sicherlich besonderes: Seit der Landnahme von Island werden die Bewohner dokumentiert - im Prinzip können alle Isländer ihre vollständige Herkunft seit der "Landnahme" nachvollziehen. Potzblitz - das ist ja mal was!

Reykjavik, Guðbrandur-Bibel

Die erste komplette Bibel aus Isländisch: Die "Guðbrandsbiblía".

An diesem regnerischen Tag bin ich bei Weitem nicht der Einzige, der auf die Idee gekommen ist, dem Nationalmuseum einen Besuch abzustatten. Und, zugegeben: Insgesamt finde ich den Aufenthalt etwas anstrengend. Das Museum ist sehr konventionell und klassisch in der Darstellungsweise.

 

Die Hallgrímskirkja - meine direkte Nachbarin, ganz unverändert

Die schöne, evangelische Hallgrímskirkja ist mir ja schon von meinem Aufenthalt im Winter 2011 bestens bekannt. Die moderne Kirche ist 1986 fertig gestellt worden. Sie ist weiß, um die isländischen Gletscher zu symbolisieren und die Form der einzelnen Pfeiler erinnern an die in Island häufig zu findenden Basaltsäulen. Mir gefällt diese strahlende Kirche!

Reykjavik, Hallgrímskirkja

Der erste Abend in Reykjavík: Die Hallgrímskirkja, zeitweilig in pralles Sonnenlicht getaucht.

 

 

 

Und eigentlich gibt es nichts Besonderes oder Neues von ihr zu berichten: Sie ist nach wie vor die größte Kirche Islands. Und da sie auf einem Hügel in der Stadt steht, ragt das zweithöchste Gebäude Islands mit dem 74 m hohen Turm als Wahrzeichen weithin sichtbar, weit über das Stadtbild hinaus.

Und das ist gut so! Denn so habe das Ziel der Rückkehr von allen meinen Ausflügen direkt vor Augen: Meine Unterkunft liegt diesmal in direkter Nachbarschaft zur Hallgrímskirkja. Wenn ich sie also auf meinen Wegen sehe, weiß ich immer: Zum Schluss muss ich genau da hin!

Reykjavik, Hallgrímskirkja nachts

Die Hallgrímskirkja mitten in der (isländischen) Nacht: Es ist 23:34, als ich dieses Foto mache. Am Rande des üblichen, bleigrauen Himmels kann man immerhin etwas Abenddämmerung erkennen.

 

 

 

Mit der Zeit entwickle ich also ein fast persönliches Verhältnis zu der Kirche - von daher ist es für mich doch etwas Neues, ein neues Gefühl zu der Hallgrímskirkja. Ein Blick schräg aus dem Fenster meines Zimmers - und ich sehe den Turm der Hallgrímskirkja. Immer, wenn ich "nach Hause" zu meiner Unterkunft gehe, mache ich ein Foto von dieser isländischen Schönheit. Den Glockenschlag zur vollen Stunde habe ich noch lange nach meiner Abreise im Ohr.

Eine andere Kirche schaue ich mir bei diesem Aufenthalt auch einmal genauer an: Die Dómkirkja von Reykjavík. Für isländische Verhältnisse ist dies ein fürwahr historisches Gebäude: Errichtet im Jahr 1847, aus Holz und Sitz des Bischofs von Island. Kaum zu glauben: Als der Dom vor rund 170 Jahren fertig gestellt wurde, passte die gesamte Einwohnerschaft von Reykjavík dort hinein.

Reykjavik, Dom innen

Innenansicht der Dómkirkja von Reykjavík.

 

Perlan: Nicht mehr kostenlos - und ein Bus nach dem anderen

Der auf einem Hügel etwas außerhalb des Stadtzentrums thronende Warmwasserspeicher "Perlan" hat mir im Januar 2011 gut gefallen. Der Ausblick von Perlan ist großartig! Besonders der nächtliche Aufenthalt mit dem spektakulären Blick auf das beleuchtete Reykjavík ist mir in bester Erinnerung. Grund genug, dorthin auch jetzt einmal zu gehen. Und: Alles ist anders.

Reykjavik, Perlan

Auf sechs großen Tanks ruht die gläserne Besucherkuppel von Perlan.

 

 

 

Zwar habe ich vor sieben Jahren die Anlage Perlan nicht gerade ganz für mich allein gehabt, ein paar Leute wuselten dort herum, wohl einige Angestellte, ganz vereinzelte Besucher. Niemand hat sich für mich weiter interessiert, also habe mir alles in Ruhe anschauen können, was ich halt wollte. Rauf auf's Dach? Gar kein Problem! Das hoch gepriesene Restaurant? Leider geschlossen.

Jetzt ist aus Perlan eher eine Art Erlebniszentrum geworden. Mit diversen Ausstellungen. Über Islands Wunder. Über Wasser. Mit einem Planetarium. Mit Was-weiß-ich-was. Ob es überhaupt noch seine Funktion als Wasserspeicher erfüllt? Es ist mir gar nicht so richtig klar. Auf mich wirkt Perlan jetzt eher wie ein modernes Museum.

Ganze Busladungen von Leuten werden hier angekarrt. Eine ganze Flotte an gleichfarbigen Fahrrädern steht hier - beschriftet mit "Mein Schiff" (hm - wäre nicht "Mein Fahrrad" irgendwie richtiger?). Zu behaupten, Perlan würde wie ein Rummelplatz wirken, wäre allerdings doch leicht übertrieben. Als ich das Gebäude allerdings betreten will und man einen recht gepfefferten Preis (den ich schnell wieder vergesse...) von mir haben möchte, winke ich doch ab und verzichte darauf, Perlan zu besichtigen.

Reykjavik, Perlan Tank von innen

Ein sicherlich seltenes Privileg: Blick in einen Wassertank von Perlan.

 

 

 

Dafür bin ich dann der Einzige, der einfach so mal um Perlan herum geht. Auch das bringt ganz schöne Blicke über die Stadt und in die Umgebung. Und: Es beschert mir die Möglichkeit, mal in einen dieser Riesentanks hinein zu schauen. Der Tank wird offenbar saniert, ein Tor steht weit offen. Und da Verbotsschilder in Island offenbar eh nicht so richtig beliebt sind, nutze ich einfach die Gelegenheit, einen Blick in den riesigen Wasserdom zu werfen. Vier Millionen Liter Wasser passen hier normalerweise hinein. Ein paar Arbeiter schauen mich etwas irritiert an, aber man ist hier ja eh entspannt unterwegs.

Anschließend drehe ich dann lieber noch einen Runde durch das an Perlan angrenzende Gebiet "Öskjuhlíð", den angrenzenden Wald. Auf Island ist Wald eine echte Rarität - im Zweifel gibt es mehr Vulkane, als Wälder. Dieses kleine Waldgebiet hier in Reykjavík ist ein leicht verwunschenes Gelände, das einfach einen Spaziergang wert ist. Immerhin findet man hier jetzt auch Informationstafeln zu den Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg (der durch britische und amerikanische Okkupation der Insel ja auch an diesem Fleckchen Erde nicht völlig vorbei ging), über die ich mich vor sieben Jahren auch schon gewundert habe. Die etwas wirre Geschichte Islands im Zweiten Weltkrieg führte immerhin dazu, dass Island im Juni 1944 seine Unabhängigkeit erlangen konnte.

Reykjavik, Wald

Ein Wald auf dem Stadtgebiet von Reykjavík: Auf dem Hügel Öskjuhlíð kann man diese Besonderheit erkunden.

 

Kunst, Statuen und Wandmalereien in Reykjavík

Bei meinem Aufenthalt vor sieben Jahren habe ich ja bereits darüber gestaunt, dass es in Reykjavík so viele Wandmalereien und große Graffitis gibt. Diese haben sich in der Zwischenzeit noch erheblich vermehrt - so jedenfalls mein Eindruck. Dutzenden Wandmalereien begegne ich auf meinen Wegen durch die Stadt.

Reykjavik, Wandmalerei

Ein Wandbild in der Straße "Grandagarður" im Hafengebiet.

Reykjavik, Wandmalerei

Wandbild an einer Lagerhalle an der "Járnbraut" am Hafen.

Reykjavik, Wandmalerei

Wandbild in der "Skólastræti".

Reykjavik, bemaltes Haus

Nicht gerade ein Wandbild, sondern gleich ein komplett bemaltes Haus an der Ecke "Laugavegur" und "Klapparstigur".

Aber auch darüber hinaus fällt mir auf, dass es gefühlt an jeder Ecke der Stadt eine Statue oder ein Denkmal gibt. Schon allein auf einer Runde um den innerstädtischen See"Tjörnin" begegnet man einer geradezu unüberschaubaren Menge an modernen Statuen der verschiedensten Stilrichtung. Ganz offenkundig räumt man der Kunst in Reykjavík viel Raum ein.

Reykjavik, Statue von Steinunn þórarinsdóttir

Der Kopf hängt natürlich immer noch genauso tief, wie im Januar 2011: Die Statue "Horfur" ("Perspektive" oder "Ausblick") von Steinunn þórarinsdóttir neben der Tourist-Info.

Reykjavik, Statue Dansleikur von Þorbjörg Guðrún Pálsdóttir

Die "Tanzenden" stehen noch vor dem Warmwasserspeicher Perlan: Die Statue "Dansleikur" von Þorbjörg Guðrún Pálsdóttir.

Reykjavik, Statue von Ólöf Pálsdóttir

Ebenfalls am "Tjörnin": Die Statue "Sonur" ("Sohn") von Ólöf Pálsdóttir.

Reykjavik, Statue von Gerður Helgadóttir

Eher abstrakt kommt die "Skúlptúr" von Gerður Helgadóttir daher.

Reykjavik, Statue von Magnús Tómasson

Direkt neben dem historischen Gebäude "Höfði" steht "Einar Benediktsson mit seiner lyrischen Harfe", gestaltet von Magnús Tómasson.

Reykjavik, Statue

Vor dem Schwimmbad "Laugardalslaug" steht eine nicht weiter benannte Säule - die irgendwie doch stark an den Monolith im Vigelandspark in Oslo erinnert.

Großen, international bekannten Künstlerinnen und Künstlern wird man hierbei aber kaum begegnen. Warum auch? Es sind vor allem isländische Werke zu bestaunen - und das soll ja auch so sein und ist ja gut so! Es wird einem so die Möglichkeit eingeräumt, die isländische Bildhauerkunst der Gegenwart ausgiebig kennenzulernen, und das auch ganz ohne Museumsbesuch.

 

Die grimmigen Kerle von Island

Sie sind überall!
 In der ganzen Stadt!
 In ganz Island!

Und - sie lächeln nie!

Schon kurz nach dem Verlassen des Flugzeugs bei der Ankunft in Keflavík trifft mich der ausgesprochene grimmige Blick einer im Flughafen stehenden Figur eines Mannes. Kaum kann man in der Stadt um eine Straßenecke gehen, ohne dass man von den geraden, klaren Blicken dieser Typen getroffen wird. Ganz in Wikinger-Tradition ist ihr Gesichtsausdruck: Wild entschlossene, unfreundliche, herausfordernde, gnadenlose Männer. Pardon: "Männer"... nein: "Kerle" sind das. Richtig kernige nordische Kerle!

Reykjavik, Fußball-Figur am Flughafen

Kein sehr freundlicher Empfang auf dem Flughafen: Ein Spieler der isländischen Fußball-Nationalmannschaft, Birkir Bjarnason, an einem Durchgang auf dem Flughafen Reykjavík.

Reykjavik, Fußball-WM-Werbung

Der Kapitän der Mannschaft, Aron Gunnarsson, schaut an dieser Bushaltestelle grimmig drein.

Und: Sie sind die absoluten Superstars dieses Sommers auf Island! Es ist ein toller Zufall für mich, dass sich meine schön länger festgelegte Reiseplanung mit der ersten (... und womöglich letzten?) Teilnahme der Nationalmannschaft Islands an einer Fußball-Weltmeisterschaft überschneidet. Das erste Mal ist Island bei einer Fußball-Weltmeisterschaft dabei - und nachdem man zwei Jahre zuvor bei der Europameisterschaft schon für Furore gesorgt hat, ist man nun auch bei der WM dabei. Und das ganze Land ist stolz! Noch niemals hat ein so kleines Land mit einer so geringen Einwohnerzahl es geschafft, sich für eine Fußball-WM zu qualifizieren. "WAITING FOR WORLD CUP SINCE 1947" steht auf einem Shirt, das mir immer wieder mal begegnet. Das ist genau die Geschichten, die mir als nebenberuflichem "Fußballromantiker" immer wieder neues Futter geben und ihn begeistern können. Ich bin hier an dem Ort gerade jetzt ganz genau richtig!

Reykjavik, Fußball-WM 2018 Werbeplakat

Ein Fußball-WM 2018-Werbeplakat vor einem Geschäft.

Reykjavik, Fußball-WM-Werbung an Hausecke

An einigen Häuserecken wird man auch von riesigen Bildern von Spielern der isländischen Nationalmannschaft empfangen.

Und die Spieler dieser Mannschaft sind gefühlt die Könige von Island in diesem Sommer. Ich freue mich immer, wenn ich ihnen, diesen grimmigen Kerlen, auf den Werbeplakaten oder als Standfigur oder in Schaufenstern oder wo auch immer begegne.

Und darüber hinaus gibt es an allen möglichen Ecken und Enden Dinge, die in die Nationalfarben eingehüllt sind - gerne auch mal ein wenig übertrieben: Ein ganzes Land im Fußball-WM-Rausch!

Reykjavik, Football-Shirt IOceland Style

"Football shirt - Iceland style". Ich habe genau hingeschaut: Birkir Bjarnason ist, aller Werbung zum Trotz, in den Spielen dann doch nicht mit diesem "Fußball-Shirt" aufgelaufen!

Reykjavik, Auto in Island-Farben

An dem Auto direkt vor Perlan stimmt dann einfach alles: Was wird der Inhaber wohl nach der Fußball-WM machen?

 

Eine Runde "Viking-Clap": Island gegen Kroatien bei der Fußball-WM 2018 beim Public Viewing in Reykjavík

Die ersten beiden Spiele von der isländischen Nationalmannschaft sind allerdings schon vorbei, als ich nach Reykjavík komme: Man hat im ersten Spiel gegen den amtierenden Vizeweltmeister Argentinien ein 1:1 geholt, dann jedoch gegen Nigeria ein 0:2 kassiert. Schade, da sind die Chancen auf ein Weiterkommen der isländischen Nationalmannschaft jetzt schon sehr gering. Aber, überhaupt, es ist schon komisch, was bei solchen Veranstaltungen aufeinander trifft: Island gegen Nigeria - größer können Gegensätze von zwei Staaten wohl kaum sein, in jeder Hinsicht.

Das dritte Spiel der Vorrunde kann ich mir nun hier vor Ort per "Public Viewing" anschauen: Kroatien ist der Gegner, gespielt wird in Rostow in Russland. Auf einer freien Fläche direkt neben dem kleinen Regionalflughafen von Reykjavík hat man eine große Leinwand aufgestellt, ein paar Buden gibt's drum herum - das Ganze eher übersichtlich gestaltet. Keinesfalls so eine enorme Kommerz-Veranstaltung, wie im heimatlichen Hamburg. Dort wurde mir einmal der Zutritt verwehrt, weil ich im Rucksack ein zuvor beim Bäcker gekauftes Brot dabei hatte - schließlich war es verboten, Lebensmittel mit auf das Gelände zu bringen.

Hier in Reykjavík ist das anders: Mit der typischen nordischen Entspanntheit interessiert es niemanden, wer hier was mit auf das Gelände bringt. In zwei kleinen Buden gibt es ein paar Souvenirs, und auch noch je eine Bude für Getränke und für einen Imbiss, ein paar Mülleimer dazu, Unterhaltung für die Kinder - und fertig ist das WM-Spektakel in Reykjavík. Völlig unkompliziert, das Ganze.

Reykjavik, WM 2018 Public Viewing

Vor Spielbeginn: Blick über das Gelände des "Public Viewings" auf einem Gelände direkt neben dem kleinen Regional-Flughafen Reykjavík.

Reykjavik, WM 2018 Wiking Clap

Mitten im charakteristischen "Viking Clap", das vor dem Spiel ausgiebig zelebriert wird.

Es kommen auf dem Feld lange nicht so viele Leute zusammen, wie ich vermutet habe. Vor dem Spiel zelebriert man eine ganze Weile lang den "Viking-Clap" - also dieses charakteristische Klatschen, das vor zwei Jahren bei der Fußball-Europameisterschaft von den Isländern auch schon zelebriert wurde und das sich seinerzeit fast die ganze Welt bei den isländischen Fußball-Fans abgeschaut hat. Hier bin ich allerdings mitten im Original - wenn auch die Fussball-Bilder via Leinwand kommen, aus dem fernen Russland.

Während des Spiels erlebe ich Euphorie - wohl auf die isländische Art. Soll sagen: Kaum wahrnehmbar. Der isländische Reporter nennt die Spieler ausschließlich beim Vornamen, natürlich - also erkenne ich keinen Namen eines Bundesliga-Spielers wieder. Für diese Kicker im fernen Russland geht es darum, gegen Kroatien zu gewinnen und dadurch doch noch in die nächste Runde des Turniers einzuziehen. Dies hätte auch durchaus klappen können, Möglichkeiten gibt es für Island genügend. Kroatien geht allerdings in Führung, Island gleicht durch einen Hand-Elfmeter eine Viertelstunde vor Schluss aus - es steht Spitz auf Knopf, das Spiel ist extrem spannend. Als Island auf dem Platz alles riskiert und doch Kroatien in der 90. Minute das Tor zum 2:1 schießt, wissen hier alle: Es ist vorbei! Der Traum von der erneuten Sensation, diesmal bei der Fußball-WM, ist für Island in dem Moment ausgeträumt. Island hat ein über weite Strecken richtig gutes Spiel abgeliefert, Kroatien wird später sogar bis ins Finale der WM einziehen, dort allerdings gegen Frankreich verlieren.

Reykjavik, WM 2018 Tor für Island

Tor für Island! Der Ausgleich von Island zum 1:1 im Spiel gegen Kroatien, durch einen Hand-Elfmeter. Das überhaupt zweite (und zunächst auf längere Zeit auch letzte) Tor von Island bei einer Fußball-WM. Das sehr spannende Spiel und damit der Fortgang der WM ist danach wieder völlig offen - und ich erlebe um mich herum so eine Art isländischer Euphorie.

Hier aber geht niemand vorzeitig, tapfer schaut man sich die Bilder aus Rostow weiter an, auch als das Spiel schon beendet ist. Auf Großbild-Leinwand sieht man weinende isländische Fans in Russland. Hier weint niemand. Außer: Dem Himmel. Pünktlich, genau zum Schlusspfiff, fängt der Himmel über Reykjavík an zu weinen. Nein - nicht das große Schluchzen, aber ein ganz feiner, dichter, durchdringender Nieselregen fängt an.

Eine Weile trotzen die Leute hier noch dem feinen Nieselregen, stehen vor der Leinwand, und - klatschen. Niemand schimpft oder schüttelt den Kopf ob der sehr unglücklichen Niederlage. Eine lange Weile wird anhaltend geklatscht, auch, wenn die Akteure in Russland dies ja gar nicht wahrnehmen können. Einstweilen wohl die letzte Möglichkeit, in Sachen Fußball Stolz und Haltung zu zeigen.

Reykjavik, Public Viewing Gelände nach Spielende

Eine Viertelstunde nach Ende des Spiels zerstreut sich die Menge im mittlerweile heftigen isländischen Nieselregen dann doch so langsam. Wie man dann unfallfrei über die aufgeweichte Matschfläche kommt, muss jeder entscheiden.

Der Fußballromatiker in mir ist hier und heute gerade reich gefüttert worden - ein schönes und ein auch in 50 Jahren Fußballbegeisterung sehr besonderes Fußball-Erlebnis. Jahrzehntelang ist Island lediglich ein "Fußballzwerg" gewesen. Und nun: Eine Fußball-WM mit Island! Von mir ein wenig erlebt in Island - und wer weiß schon, ob es dies noch jemals wieder geben wird?

 

Ausflug nach Hafnarfjörður

Es ist ein kalter, trüber, bedeckter und fies windiger Tag in Reykjavík, wieder mal - und ich habe Lust auf ein paar neue Eindrücke. Allerdings fehlt mir heute die richtige Energie für eine große Unternehmung. Da ist es gar keine große Aktion, mal in einen der gelben Linienbusse zu steigen (als ich denn erstmal das eher ungewöhnliche und erstmal kompliziert erscheinende Ticketsystem für die Öffentlichen Verkehrsmittel verstanden habe) und mit diesem rund 40 Minuten lang nach Hafnarfjörður zu fahren. Ein Stückchen südlich von Reykjavík liegt Hafnarfjörður, eine eigenständige Stadt - fast wachsen die beiden Städte mittlerweile allerdings zusammen. Wenn man vom Internationalen Flughafen Keflavík nach Reykjavík fährt, kommt man direkt an Hafnarfjörður vorbei.

Hafnarfjörður ist nicht groß: Knapp 30.000 Einwohner leben in der Stadt. Sie gehört zu der Hauptstadtregion mit dem fantastischen isländischen Namen "Höfuðborgarsvæðið". Was daheim gerade mal als eher unbekannte Kleinstadt durchginge, ist hier auf der Insel immerhin die drittgrößte Stadt des Landes. Industrie, vor allem auch ein Aluminium-Werk, sowie der Fischereihafen sind die Hauptträger der Wirtschaft in Hafnarfjörður.

Aber nicht einmal das ist mir bekannt, als ich hierhin komme. Der Gedanke kam mir bei dem ruppigen, ungemütlichen Wetter spontan, als ich vor einem Verkaufsstand für Bustickets im Rathaus stehe und mir das System erklären lasse. Auch die Fahrt selber schafft ja Eindrücke, denke ich mir - und ein wenig Ruhe vor dem heutigen feuchten Wind. Wieder einmal habe ich überhaupt gar keine Ahnung, was es an meinem Zielort so gibt. Ein sich wiederholendes Muster für mich bei solchen Ausflügen.

Und dann stehe ich da an der Straße neben dem Busbahnhof von Hafnarfjörður, an einer großen Bucht. Welche Überraschung: Auch hier ist es kalt, trübe, bedeckt und fies windig... Und ich tue, was ich in solchen Situationen dann halt immer so tue: Ich schaue in die Runde und gehe in die Richtung, die mir am interessantesten erscheint. Genau so lasse ich mich einige Stunden durch die Stadt treiben.

Hafnarfjörður, modernes Gebäude

Moderne Gebäude in direkter Nachbarschaft zum Busterminal.

Hafnarfjörður, Hafen

Blick über den Fischereihafen von Hafnarfjörður.

Um es kurz zu machen: Besondere Sensationen finde ich in dieser Zeit hier nicht! Aber ich bin in einer Stadt unterwegs, die wahrscheinlich sehr typisch isländisch ist. Größtenteils begegne ich einem modernen Stadtbild - mit einigen, wenigen erkennbar älteren Häusern. Auf der großen Durchgangsstraße ist viel Verkehr unterwegs, man bekommt den Eindruck einer lebhaften Stadt. Gehe ich jedoch durch eine Wohngegend (meist mit sehr schönen Holzhäusern, natürlich - auch, wenn der Rohstoff Holz auf Island eigentlich sehr selten ist), sehe ich kaum einmal Menschen auf der Straße, und auch kaum Verkehr. Auch in der kleinen, zentralen verkehrsberuhigten Einkaufsstraße begegnen mir nur ganz vereinzelte Personen. Fast wirkt die Stadt wie ausgestorben. Komisch! Wahrscheinlich sind alle fleißig auf der Arbeit und in der Schule? Oder in Urlaub - in warmen Gefilden? Oder haben die einfach keine Lust auf dieses trübe Wetter?

Wie auch immer - an ein paar interessante Punkte gerate ich dann doch. Den ersten sehe ich direkt nach meiner Ankunft an der Bucht - und bin höchst irritiert. Ich kenne das, was ich da sehe, aber das gehört nicht hierhin: Die Kugelbake! Ein Seezeichen, ein Wahrzeichen - das auf dieser Welt doch eigentlich nur in Cuxhaven steht. Aber doch nicht hier, in Hafnarfjörður! Die Lösung ist einfach: Die Nachbildung ist ein Geschenk der Stadt Cuxhaven zum 25jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft beider Städte. Ein überraschender Gruß aus meiner norddeutschen Heimat.

Hafnarfjörður, See im Stadtzentrum

Der See "Hamarkotslækur" im Stadtzentrum von Hafnarfjörður.

Hafnarfjörður, zentrale Strandgata

Die "Strandgata" ist die zentrale Einkaufsstraße im Zentrum der Stadt Hafnarfjörður.

Einen Gruß aus der Wikingerzeit gibt es gleich nebenan. Ebenfalls nachgebaut - aber auch einen Blick wert. Einige dem Wikingerstil nachempfundene Häuser, ein Hotel dabei, eine nachgebaute Stabkirche - der Bereich wird Fjörukráin genannt. Es gibt in Hafnarfjörður jährlich ein großes Wikingerfest in diesem "Wikinger-Dorf".

Unweit des Stadtzentrums gibt es einen Hügel in der Stadt - und ich beschließe, diesen mal für einen besseren Überblick aufzusuchen. Ein kahler Felsen, den die Eiszeit rundgeschliffen hat. So richtig weiß ich aber wohl nicht was ich da tue, dies wird mir dann dort, auf dem "Hamarinn", aber prompt klar. Zum einen knattert dort eine Stadtfahne mit dem Wahrzeichen von Hafnarfjörður, einem Leuchtturm, fast schon furchterregend im Wind. Und dieser Wind zerrt ja auch gleich entsprechend an mir - echt unangenehm. Viel markanter hier oben auf dem "Hamarinn": Ich bin hier auf extrem geschützten Boden! Und das zwar auch, aber nicht vor allem aus ökologischen Gründen (immerhin muss jede noch so kleine Änderung, wie auch nur das Aufstellen einer Bank, von der nationalen isländischen Umweltbehörde genehmigt werden!), nein: Eine umfassende Infotafel klärt darüber auf, dass man hier in einem Elfen-Gebiet ist. Es gäbe auf Hamarinn im Laufe der Jahrhunderte etliche Sichtungen und sonstige Wahrnehmungen von Elfen. Und nicht nur von Elfen. Auch andere Mitglieder des "versteckten Volkes" gäbe es hier.

Der Glaube an dieses "verstecktes Volk" ist in Island immer schon weit verbreitet und auch sehr tief im isländischen Volk verwurzelt! Und, Obacht: Keineswegs sind diese Wesen dem Menschen immer wohlgesonnen! Auch gerade Hafnarfjörður ist bekannt dafür, die Stadt speziell nach den Bedürfnissen dieser Naturgeister zu errichten. Aber ich habe meine Besichtigung des Hamarinn schadlos überstanden. Wobei... dieses irre, wilde Knattern der Fahne - war das eigentlich wirklich ausschließlich diese Fahne...?

Hafnarfjörður, Fahne auf Hamarinn

Die Fahne mit dem Stadtwappen der Stadt Hafnarfjörður flattert auf dem Hamarinn über der Stadt.

In meinem Umfeld findet man es zuweilen sehr amüsant, dass dieser Glaube im modernen Island noch immer so maßgeblich ist und man zuweilen z.B. beim Straßenbau Rücksicht darauf nimmt. Aber: Gibt es nicht auch in Mitteleuropa und letztlich auf der ganzen Welt auch den Glauben an äußere Mächte, die man noch nie wirklich gesehen hat? Oder - warum zum Beispiel hat man eigentlich den Kölner Dom gebaut...? Immerhin ist man auch und gerade auf Island zahlreichen sehr extremen und bizarren Naturphänomenen ausgeliefert, die man sich Jahrhunderte lang überhaupt nicht erklären konnte.

Irgendwann gerate ich zum Rádhús, dem Rathaus der Stadt. Eigentlich kein besonders schönes oder erwähnenswertes Gebäude. Aber ich habe Freude an dem Wegweiser, der vor dem Rádhús steht. Er weist die Wege zu allen Partnerstädten von Hafnarfjörður. Fast alles nordische, meist skandinavische Städte - plus Cuxhaven und eine chinesische Stadt. Da komme ich in, pardon: irgendeine kleine isländische Stadt - und kenne gleich vier ihrer Partnerstädte, bzw. werde sie in kürze kennenlerne: Cuxhaven (daheim an der Elbmündung), Uppsala (in Schweden), Akureyri (im Norden Islands - in drei Tagen besuche ich die Stadt) und Ilulissat (in einigen Tagen werde ich in der traumhaft schönen grönländischen Stadt sein). Soo weitgereist bin ich ja nun wirklich nicht - da ist so etwas doch verblüffend. Vielleicht aber "ticken" Hafnarfjörður und ich auch nur ganz ähnlich und vielleicht ist das hier ja eigentlich "meine Stadt"? ;-)

Hafnarfjörður, Rathaus

Das Rádhús (Rathaus) der Stadt Hafnarfjörður kommt nicht sehr repräsentativ daher.

Hafnarfjörður, Kirche

Die isländische Nationalfahne Fahne gehört vor der Hauptkirche, der "Hafnarfjarðarkirkja", dazu.

Allerdings habe ich vor Ort gar nicht so richtig das Gefühl, dass Hafnarfjörður "meine Stadt" ist, schon gar nicht bei diesem kalten, trüben, bedeckten, feuchten, windigen Tag. Nach einigen Stunden geht's mit dem Linienbus wieder zurück in das (nicht nur) heute kalte, trübe, bedeckte, feuchte, windige Reykjavík. Mit einigen Eindrücken aus einer modernen, wirtschaftlich dynamischen aber auch etwas gesichtslosen isländischen Stadt.

 

Ausflug zur Halbinsel Snæfellsnes

Eigentlich ist meine ursprüngliche Planung, hier einen Bericht von einer organisierten Tagestour zur Halbinsel Snæfellsnes einzufügen - aber, stopp, stopp, stopp, denke ich mir. Das zerfasert einen Bericht über Reykjavík dann doch zu sehr! Also habe ich diese Zusammenfassung über die Tagestour zur Halbinsel Snæfellsnes auf eine Extra-Seite verschoben.

Ebenso wie einen separaten Wanderbericht über einen Tages-Aufenthalt im klassischen Inlands-Wandergebiet Landmannalaugar.

 

Ja, und: Was ist denn nun besser - Winter oder Sommer in Reykjavík?

Das kann ich kurz machen: Ich weiß es nicht!

Beide Jahreszeiten haben ihre faszinierenden Seiten in Reykjavík. Gegen Wind und Kälte muss man bei einen Aufenthalt in der isländischen Hauptstadt ganz offenkundig immer gefeit sein - immer! Für einen Winter-Aufenthalt sollte man mit der längeren Dunkelheit kein Problem haben. Im Sommer sollte man imstande sein, schlafen zu können - auch, wenn es vor dem Fenster nicht stockdunkel ist.

Im Winter ruht die Stadt sehr in sich und man hat seine Ruhe, um sich vieles in aller Gelassenheit anschauen zu können. Im Sommer dann trifft man in der Stadt auf zahlreiche andere Touristen.

Es ist, ganz simpel, letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks, welche Reiseform man bevorzugt...

 

Zu einer externen Bilderserie mit 96 anderen, großformatigen Bildern mit verschiedenen landschaftlichen Eindrücken aus Island geht es hier.

Zu einer anderen, externen Bilderserie mit 100 großformatigen Bildern von meinem Winteraufenthalt in Reykjavík im Januar 2011 geht es hier.

 

 

Weitere Reiseberichte und Bilderserien von dieser Reise nach Island und Grönland im Juni/Juli 2018:

Snaefellsnes Island

Juli 2018
Reisebericht:
"Island im Kleinformat" - Ein Tagesausflug zur Halbinsel Snæfellsnes

Landmannalaugar Island

Juni 2018
Wander-Reisebericht:
Eine kleine Wanderung in Landmannalaugar:
Zehn Kilometer, die sich richtig lohnen!

Bilder Fotos Island Landschaften

Juli 2018
externe Bilderserie:
Sammlung mit 96 großformatigen Fotos von Landschaften auf Island
(externe Seite, neues Fenster)

Nuuk Grönland

Juli 2018
Reisebericht:
Nuuk (Grönland) -
Eine Stadt, in Fels gehauen: Nuuk, die Hauptstadt von Grönland

Bilder Fotos Nuuk Grönland

Juli 2018
externe Bilderserie:
Sammlung mit 98 großformatigen Fotos aus Nuuk (Grönland)
(externe Seite, neues Fenster)

Sarfaq Ittuk Grönland

Juli 2018
Reisebericht:
Schifffahrt "Sarfaq Ittuk" (Grönland) -
Mit dem grönländischen Küstenschiff "Sarfaq Ittuk" von der Hauptstadt Nuuk bis zur Touristenhochburg Ilulissat

Bilder Fotos Schifffahrt Sarfaq Ittuk Grönland

Juli 2018
externe Bilderserie:
Sammlung mit 100 großformatigen Fotos einer Schiffsreise mit der "Sarfaq Ittuk" (Grönland)
(externe Seite, neues Fenster)

Ilulissat Grönland

Juli 2018
Reisebericht:
Ilulissat in Grönland -
Zu Besuch in der Wiege der Eisberge

Bilder Fotos Ilulissat Grönland

Juli 2018
externe Bilderserie:
Sammlung mit 99 großformatigen Fotos aus Ilulissat (Grönland)
(externe Seite, neues Fenster)

 

 

 

 

   

 

Meine Buch-Empfehlungen:

 

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Dirk Matzen

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