Meine Empfehlungen
im Internet:
Man weiß in Bukarest nie so wirklich, woher der Wind weht... Hier am gewaltigen Triumphbogen, der in dieser Form in den 1930er Jahren entstand.
Zugegeben - es fiel mir einige Zeit schwer, richtig schwer, diese Stadt zu mögen! Und so richtig in mein Herz geschlossen habe ich sie bis heute nicht...
Insgesamt sieben Mal bin ich nach Bukarest gereist, zu beruflichen Einsätzen im Rahmen von EU-Projekten, jeweils für eine Woche. Bleibende Eindrücke sammelte ich bei diesen Aufenthalten, während der Arbeit, aber auch und vor allem beim Umschauen in der Stadt. Diese Impressionen bewegten mich doch immer wieder sehr - kein Wunder also, dass ich bereits mehrfach Berichte über Aufenthalte in Bukarest geschrieben habe. Zu finden sind auf diesen Internet-Seiten der Reisebericht "Bukarest - Wohin geht Dein Weg?" vom Februar 2005, der Reisebericht "Bukarest - Ein Wiedersehen ohne Freude" vom Februar 2006 sowie der Reisebericht "Bukarest - Wunderbare Stadt der 1000 Seen und der Service-Wüste" von Reisen im September und Oktober 2007. Immer standen für mich die krassen Gegensätze im Vordergrund, auf die man in dieser Stadt allerorten trifft.
Seit dem 1. Januar 2007 ist Rumänien nun bereits Mitglied in der EU - die hierfür eingeleiteten Projekte gehen zu Ende, zumindest im Umweltbereich, in dem ich arbeitete. Meine erste Reise fand statt im Februar 2005, die letzte nun im April 2009 - verteilt über gut vier Jahre konnte ich also Beobachtungen in dieser Stadt anstellen. Zeit genug, ein kleines Fazit zu ziehen...
Was lockte mich bloß immer wieder mal zu dem Parlamentspalast, von dem Diktator Ceauşescu mit monströsem Aufwand errichteten Palast, dem zweitgrößten Gebäude der Welt mit seiner ebenso gigantischen Umgebung? War es die Faszination des Grauens?
Der Empfang damals, bei meinem ersten Aufenthalt, war sehr kühl und grau. Nicht einen einzigen Sonnenstrahl gönnte die Stadt mir, als ich dort zum ersten Mal eine Woche verbrachte. Grauer Himmel, grauer Schnee, grauer Schneematsch und graue Pfützen prägten das Bild um die grauen Häuser einer grauen Stadt damals - und erschreckend graue Gesichter bei so furchtbar vielen Menschen in der Innenstadt. Ich wohnte im fast leblosen, grauen Regierungsviertel, arbeitete im grauen Umweltministerium, hatte ständig einen riesigen, protzigen, grauen Bau vor der Nase (den "Parlaments-Palast", früher der "Palast des Volkes", erbaut für den grauenhaften Diktator Ceauşescu), der auf mich abstoßend wirkte - und der mich doch auch neugierig machte mich auf sonderbare Weise faszinierte. Die Faszination des Grauens vielleicht? Aber das Ausmaß an Not, ja, in dem Winter 2005 eigentlich Elend, hat mich erschreckt und bis ins Mark erschüttert - so etwas mitten in Europa! Hinzu kam: Ständig hatte ich ein unsicheres Gefühl. Das Gefühl, gut auf mich aufpassen zu müssen... Die Metro mit ihren großen, monströsen grauen Stationen war rumpelig, dreckig, laut und voll. Abschreckend! Nicht ein einziges Mal habe ich eine Metro-Fahrt machen können, auf der während der Fahrt nicht mindestens eine Bettlerin (ohne Ausnahme immer alte, gebeugte Frauen, die einem wirklich zu Herzen gingen) mühsam zum Betteln durch die Waggons zog. Die Altstadt machte einen entsetzlich heruntergekommenen Eindruck, oftmals so verwahrlost, dass es mir einfach zu unangenehm war, dort Fotos von den vielen Schandflecken zu machen...
Vier Jahre, zwei Monate und unzählige Eindrücke später nehme ich vieles anders wahr. Die Stadt ist laut, vieles ist schmutzig, immer noch ist vieles heruntergekommen - aber es ändert sich etliches auch spürbar! Ich habe die Stadt jetzt einige Male an lauen Sommerabenden und mit prallem Grün erlebt - und dabei gemerkt, dass längst nicht alles grau ist in Bukarest! Ganz froh bin ich jedoch darüber, dass ich nie Temperaturen von über 40 Grad erlebt habe - die es im Sommer zuweilen wochenlang, durchgehend Tag für Tag, gibt und über die selbst die Einheimischen sehr klagen.
Es gibt Gerüchte, dass die ausführende (spanische?) Firma insolvent ist: Die Sanierungsarbeiten in der total maroden Altstadt sind ins Stocken gekommen. Binnen eines Jahres änderte sich nichts - außer, dass der freigelegte Boden festgetrampelt worden ist...
Die Sanierungs-massnahmen in der Altstadt gehen voran, schleppend zwar, aber immerhin. Überall ziehen schöne Cafés und Kneipen ein. Diese können problemlos "westlichen Standard" halten - übrigens meist auch in den Preisen. Gut essen ist überhaupt kein Problem in Bukarest. Eher westlich anmutender Chic hat sich breit gemacht in der Gastronomie. An einem lauen Sommerabend durch die dann lebendige und quirlige Altstadt zu ziehen, bringt richtig Spaß - vielleicht habe ich das damals, vor vier Jahren, im lausig kalten Februar, einfach nur nicht geahnt. Oder mir auch nur vorstellen können. Weil: es war eben Winter, und man konnte kaum eine Idee davon haben, was sich im Sommer in der Stadt so tut.
Sah ich bei meinem ersten Aufenthalt noch, wie eine Familie regelmäßig morgens den großen Müllcontainer des Umweltministeriums nach irgendetwas Brauchbarem komplett durchwühlte und sich jedes Mal hartnäckig den Vorrang auf den Containern gegen einige streunende Hunde durchsetzen musste, so sah ich so etwas in der Folge nicht mehr. Bei meinem zweiten Aufenthalt fielen mir auf dem Weg zu einer Außenstation des Umweltministeriums ein paar karge, zusammengeschusterte Hütten auf einer zerstreuten Müllhalde auf. "Ja", bestätigte mir damals der Projektleiter, "dort auf der Müllhalde leben Menschen. Die sind dann ganz nah an den Mülllieferungen, um dann noch das letzte Verwertbare rauszuangeln." Ich hatte mir bis zu dem Moment kaum vorstellen können, dass es so etwas im Europa 2006 noch gibt.
Schön? Oder häßlich? Blick vom Parcul Herăstrău zum Pressehaus, dem Casa Presei Libere.
Und wo sind die erschütternd vielen Bettler aus der Zeit meiner ersten beiden Aufenthalte geblieben? Wo sind die Kindergangs (mit Plastiktüten in den Händen...), die man in der Gegend um den Hauptbahnhof Gara de Nord so häufig gesehen hat? Geht es denen allen besser? Wird nicht mehr gebettelt und geschnüffelt? Oder hat man diese Leute schlicht vertieben aus der Stadt? Ich weiß nicht, was geschehen ist....
Auch die Massen an streunenden Hunden - wo sind sie geblieben? Es sind in jedem Fall deutlich, ganz deutlich, weniger geworden. Die "Hunde von Bukarest", die man jetzt noch sieht, liegen zumeist auch nur faul und genügsam herum, sie erscheinen mir nicht gefährlich zu sein (trotzdem: bei einem Biss muss man ohne Wenn und Aber ab ins Krankenhaus - wegen Tollwutgefahr).
Noch ein anderes Beispiel: Liebe EU, spendiere uns Hamburgern doch auch mal eine so angenehme U-Bahn, wie Bukarest sie mittlerweile dank Deiner Hilfe hat! Denn als Hamburger komme ich mittlerweile nicht mehr darum herum, die Bukarester um ihre schicke, saubere, ruhige, moderne Metro zu beneiden. Fast geräuschlos gleitet sie dahin, immer sorgen Security-Leute für... ja: Sicherheit...?! Bettler: Fehlanzeige. Im heimischen Hamburg ist U-Bahn-Fahren zwar auch ungefährlich, aber die Bahnen sind so furchtbar hutzelig eng, klein, extrem unpraktisch verwinkelt und oft einfach rumpelig. Eine Qual! Auf jedem der U-Bahn-Züge in Bukarest prangt übrigens deutlich sichtbar neben der rumänischen Fahne ein EU-Logo. Dies soll wohl den Normalbürgern signalisieren: Seht her, die EU, also Europa tut etwas für euch, Europa ist gut für euch!
Einige der insgesamt 7000 Fontänen auf der Monsterstraße der Ceauşescu-Zeit, dem Bulevardul Unirii (dem Boulevard der Einheit).
Dessen bin ich mir jedoch nicht ganz so sicher, wenn ich mich zum Beispiel in Supermärkten in Bukarest so umschaue (sehr beliebt zum Beispiel die französische Kette "carrefour"). Dort finde ich, außer vielleicht etwas frischem Obst, auch beim Suchen keine rumänischen Produkte. Offenbar gibt es nichts Rumänisches zu kaufen in Rumänien! Europäische Konzerne haben sich breitgemacht. Es gibt fast ausschließlich Marken, die ich auch von Zuhause kenne. Was übrigens auch für viele der Geschäfte in der Innenstadt gilt: Vor allem bekannte Ketten. Rumänien ist für diese Konzerne offenbar in erster Linie ein enormer Absatzmarkt, in zweiter Linie allerdings auch ein billiger Produktionsstandort. Die Ansiedlung von Industrieproduktion (siehe zum Beispiel den in Deutschland so heftig diskutierten Nokia-Umzug von Bochum nach Cluj) bescherte dem Land enorme Wachstumsraten in den letzten Jahren.
Aber: Was wird sein, wenn die Karawane ein Stückchen weiter zieht und in anderen Ländern ebenso unkompliziert, aber noch günstiger produzieren kann - vielleicht auch, weil in Rumänien die Löhne steigen? Die Entwicklung eigener Produkte findet in Rumänien, zumindest im Konsumgüterbereich, offenbar überhaupt nicht mehr statt - was also, wenn Rumänien allein noch Absatzmarkt sein soll, aber kein Produktionsstandort mehr sein kann? Unvorstellbar, dass dies funktionieren kann... Besser vorstellbar, dass es dann, irgendwann zu einem enormen, katastrophalen Zusammenbruch der Wirtschaft kommen wird.
Aber zurück nach Bukarest und meinen Beobachtungen dort. Die ausgesprochen lustlose, oft schlicht unfreundliche Behandlung von Gästen in Restaurants und Cafés - ja, es gibt sie noch! Aber: sie wird immer seltener. Oder: Habe ich mich nur an diese gewöhnt? Nein, das kann es nicht sein, ich denke gar, dass ich diesbezüglich empfindlicher geworden bin... Für mich ist ganz klar, dass man den Standard hierfür in Bukarest verbessert hat, ein wenig zumindest, man ist etwas weltmännischer geworden.
Hier fanden bei der Revolution 1989 die ersten Protestaktionen in Bukarest statt: Damals wurde die Universitätsbibliothek von Bukarest schwer beschädigt. Heute strahlt sie im Abendlicht atemberaubend schön.
Nur vier Jahre zuvor noch absolut und total unvorstellbar: Mehr und mehr Fahrradfahrer bevölkern mittlerweile die Innenstadt! Am Ostersonntag 2009 war vielleicht jeder dritte Verkehrsteil-nehmer ein Radler. Es gibt sogar in der Innenstadt mittlerweile einige Radwege. Auch dies noch völlig unvorstellbar ein paar Jahre zuvor - aber ich weiß, dass die EU auch in dieser Hinsicht Vorgaben macht. Dies scheint zu fruchten, ein wenig zumindest. Selbst einen Fahrradverleih habe ich ausfindig machen können - ich selber würde mich jedoch in dieser Stadt eher nicht auf einen Drahtesel wagen. Noch gut kann ich mich an den allerersten Fahrradfahrer erinnern, den ich in der Bukarester Innenstadt überhaupt gesehen habe: Dies war am zweiten oder dritten Tag meines zweiten (!) Aufenthaltes dort (an insgesamt also etwa meinem zehnten Tag in dieser Stadt). Der Mann fuhr mitten auf der rechten Spur einer vierspurigen Straße und war etwa so breit, wie ein Schrank - d.h. fast auch so breit, wie einer der noch üblichen Dacia-Autos. Dieser furchtlose Mann machte gewaltigen Eindruck auf mich! Mittlerweile jedoch muss man auf einigen Fußwegen zuweilen schon aufpassen, nicht von einem dieser zahlreichen flotten Radfahrern umgekachelt zu werden... Eine gute Entwicklung?
Auch das zuweilen und in einigen Gegenden der Stadt latent vorhandene Gefühl von Unsicherheit hat mich mehr und mehr verlassen. Zum einen sicherlich, weil ich mit der Zeit vieles besser einschätzen konnte - zum anderen aber sicherlich auch, weil Dinge sich verändert haben. Bei diesem meinem letzten Aufenthalt in Bukarest habe ich mir sogar die Zeit genommen, einiges in der Gegend südlich des Bulevardul Unirii zu erkunden - was mir zuvor eher als absolute "No-Go-Area" für Westeuropäer genannt worden war, wegen der teilweise extrem hohen Kriminalitätsgefahr dort. Und siehe dar: Es war interessant und es war nett, mit einer durchaus freundlich-gelassenen Atmosphäre. Auf jeden Fall weitaus ruhiger und freundlicher, als direkt in der Innenstadt. Schöne Parks habe ich dort entdeckt. Die Empfehlung, diesen Bereich zu meiden, erscheint mir rückblickend jedenfalls absurd übertrieben. Auch, wenn ich mir schon noch angeschaut habe, um welche Straßenecke ich denn nun wirklich gehe. Und: bis in den berüchtigten Stadtteil Ferentari, in den sich angeblich nicht einmal die eher ruppigen Taxifahrer hinein trauen, habe ich mich dann doch nicht gewagt.
Die schöne, wunderbar renovierte rumänisch-orthodoxe Caşin-Kirche des Klosters Mănăstirea Caşin. Nach insgesamt 22 Jahren wurde sie 1959 fertiggestellt.
Im Gegenteil: Endlich kam ich bei diesem letzten Aufenthalt auch dazu, mich in dem Bukarester Villenvierteln ein wenig herum zu treiben. Und auch eine ausführliche Runde durch den Herăstrău-Park mit dem den Lacul Herăstrău zu drehen. Man entdeckt hierbei sehr viel Charmantes und Sehenswertes. Oft genug aber auch Polizisten und Security vor den Häusern, die einem unzweifelhaft signalisieren, dieses oder jenes Gebäude doch besser nicht zu fotografieren! Warum auch immer...
Ähnlich erging es mir am Grabmal des unbekannten Soldaten an dem Mausoleum im Carol-Park im südlicheren Bukarest. Dort bedeutete mir einer der beiden strammstehenden Soldaten, das Gewehr in der Hand, mit einer winzigen, nahezu rührend dezenten Geste der freien Hand und mit seinem Blick, doch besser auf Fotos aus der Nähe zu verzichten. Auch so kann dann Bukarest sein...
Ach, Bukarest!
Du bist ein hässliches Entlein - aber wer weiß schon, ob aus Dir nicht doch noch einmal ein schöner Schwan wird, so, wie in Andersens Märchen? Eigentlich würde ich Dir das sehr wünschen - aber Zweifel habe ich. Insgesamt aber wirst Du mir wohl nicht sehr fehlen - aber doch bin ich froh, Dich so ausführlich und völlig ungeschminkt kennengelernt zu haben. An manchem Gesehenen musste ich mich lange Zeit regelrecht "abarbeiten": Wunden aus der Ceauşescu-Zeit mit bombastischem Pomp direkt neben entsetzlicher Armut und erschreckendem Zerfall mitten in Europa. Vieles wühlte lange in mir, etliches lässt mich immer noch den Kopf schütteln - einiges andere legt aber auch lange Zeit später noch ein Lächeln in mein Gesicht. Vielleicht komme ich ja noch mal wieder, um zu schauen, was aus Dir geworden ist.
Trotz alledem bist Du für mich nach wie vor ein Sinnbild der Gegensätzlichkeiten und der Widersprüche! Dies hätte kaum besser bildlich dargestellt werden, als an diesem Ostersonntag im Jahre 2009. Gerade war ich für meinen letzten Einsatz in Bukarest angekommen, und die ganze Stadt ruhte völlig in sich. Zuvor für mich fast unvorstellbar: Kein Geschäft, kein Restaurant, kaum ein Kiosk war geöffnet, nur ganz wenige, einzelne Autos auf den sonst immer überquellenden Straßen. Du sonst so tobende Stadt - zu Ostern ein Hort der Ruhe und des Friedens! Irgendwie geriet ich mal wieder in die Nähe des riesige Ceauşescu-Palastes, dem nach dem Pentagon zweitgrößten Gebäude der Welt. Und wieder hattest Du eine Überraschung für mich: Schon von Ferne erreichten wundersame Klänge mein Ohr: Opernarien schallten durch die halbe Innenstadt! Vor dem Palast hatte man eine große Bühne und Tribünen aufgebaut und es wurden live, mit Orchester, Chor und allem Drumherum, Opernarien zum Besten gegeben! Eine wunderschöne und beeindruckende, aber auch bizarre Szenerie direkt vor diesem maßlos riesigen Gebäude.
"O Sole mio" - in strömendem Regen vor dem gigantischen Parlamentspalast in Bukarest.
Aber durchaus anrührend! Leider jedoch spielte das Wetter überhaupt nicht mit: Es regnete in Strömen. Während ich ob des unerwarteten Wetters völlig durchnässt langsam das Weite suche, höre ich hinter mir, wie auf der Bühne ein Sänger höchst eindrucksvoll "O Sole mio" schmettert.
O Sole mio - im strömenden Regen: Ja, genau so bist Du, mein Bukarest. Immer von allem etwas, und alles gleichzeitig, und alles gegensätzlich!
Mit all solchen Widersprüchen muss man leben und umgehen können, wenn man sie besucht, die Stadt der unzähligen und oftmals unbegreiflichen Gegensätze: Bukarest.
Anmerkung Mai 2009: Insgesamt sieben Mal bin ich nach Bukarest gereist, immer zu beruflichen Einsätzen im Rahmen von EU-Projekten, jeweils für eine Woche. Dieses schlägt sich auch in der Anzahl
der Reiseberichte auf meiner Homepage nieder: Neben diesem Reisebericht finden
noch drei weitere Reiseberichte über Bukarest auf meinen Seiten und außerdem eine umfassende Bilderserie mit 71 meiner Fotos im Großformat auf einer externen Homepage.
Dieser Bericht beinhaltet ein Fazit meiner Eindrücke aus allen sieben Reisen nach Bukarest. Bei weiterem Interesse empfehle ich Ihnen also die Lektüre der weiteren Berichte mit den ersten Eindrücken von vorangegangenen Reisen:
Immer standen für mich die krassen Gegensätze im Vordergrund, auf die man in dieser Stadt allerorten trifft...
Der Haupteingang des wunderschönen Athenäums in der Abendsonne.
Schlittschuhlaufen auf (sehr matschigem) Eis im sommers wie winters sehr schönen Grădina Cişmigiu (Cişmigiu-Garten).
Blick auf das Nationaltheater am Universitätsplatz.
Unbedingt einen Besuch wert: Der Parcul Herăstrău. im Norden der Stadt.
Den Lacul Herăstrău im gleichnamigen Park kann man auch per Boot erkunden.
Der Bulevardul Dacia im Villenviertel ist für Bukarester Verhältnisse außergewöhnlich grün - und gesäumt von vielen schönen Gebäuden.
Unterwegs im Villenviertel von Bukarest. Man findet viele schöne Gebäude - hier als ein Beispiel die Dänische Botschaft.
In der Altstadt von Bukarest lohnt sich sehr oft der "Blick nach oben": Viele der alten Gebäude können schöne und liebevoll gestaltete Details zeigen. Hier an der historischen National-Bibliothek.
Bankenviertel an der Strada Lipscani (der Leipziger Straße) in Alt-Bukarest.
Gebäudedetail am frisch restaurierten Nationalmuseum der Geschichte Rumäniens.
Detail am Sparkassenpalast (CEC-Palast) an der Calea Victoriei.
Ob das wirklich alles Gold ist, was glänzt? Der Parlamentspalast - gebaut unter Ceauşescu als "Palast des Volkes". Das Volk jedoch musste erheblich leiden, damit alle wertvollen Rohstoffe in diesen Protz-Palast gesteckt werden können.
Der Bulevardul Unirii - eine gigantische Ost-West-Schneise durch die Stadt. Hierfür und die für die anliegenden Gebäude wurde Quadratkilometerweise Altstadt vernichtet. 70.000 Menschen mussten dafür Anfang der 80er Jahre ihr Zuhause verlassen.
Am Bulevardul Unirii hat man auch reichlich Platz für Fußgänger geschaffen - allein: kaum jemand hält sich dort auf. Tagsüber wie abends ist es hier zumeist leer. Man mag es hier einfach nicht.
Typische Wohnbebauung der Ceauşescu-Zeit, hier am Ende des 3,5 Kilometer langen Bulevardul Unirii.
Der Neubau der National-Bibliothek blieb nach dem Umsturz 1989 unvollendet - wie viele andere Bauvorhaben auch. Im März 2009 fing man an, das riesige Gebäude umzubauen.
Was hier so aussieht, wie ein künstlicher Kanal, ist das kleine Flüsschen Dâmboviţa, das man voll betoniert durch die Stadt leitet. Im Hintergrund der Parlamentspalast. Angeblich wollte Diktator Ceauşescu, dass sein Palastgebäude per Boot erreichbar ist.
Die Piaţa Mihail Kogălniceanu im Verlauf der Straße Bulevardul Regina Elisabeta. So sieht die normale Wohnbebauung der Zeit eben aus...
Die Wohnbebauung in der stark befahrenen, zentralen Straße Bulevardul General Gheorge Magheru.
Die riesengroßen Piaţa Victoriei ("Siegesplatz") bietet große Wohnblocks aus der Ceauşescu-Zeit, aber auch neue, moderne Bauten.
Abendstimmung am extrem kanalisierten Fluss Dâmboviţa, hier mitten in der Innenstadt am Straßenzug Splaiul Independenţei.
Ein geschichtsträchtiges Gebäude in Norden von Bukarest: Das Pressehaus. Errichtet 1956 als Geschenk des sowjetischen Diktators Stalin. Man erkennt deutlich den sowjetischen "Zuckerbäckerstil" des Gebäudes. Auf dem roten Sockel stand bis 1990 eine Statue von Lenin. Offenbar ist man bis heute ratlos, was man nun mit dem Sockel macht.
Dekoration an der 1953 gebauten Staatsoper.
Der Sala Palatului, eine Kongress- und Konzerthalle wurde 1959 bis 1960, also noch vor der Zeit von Ceauşescu, gebaut.
Denkmal an der Piaţa Revoluţiei, dem Revolutionsplatz, zu Ehren der über 1000 Opfer der Revolution im Dezember 1989 - so es denn eine war. Es herrscht bis heute keine Klarheit über die Abläufe und Hintergründe über die Geschehnisse.
Gedenktafel für die Toten des Aufstandes 1989.
Aufnahmen vom gleichen Gebäude am Revolutionsplatz - auf dem während der Geschehnisse Schüsse fielen. Oben, auf dem Foto von Februar 2006, sind noch etliche Einschusslöcher zu erkennen. Unten, im April 2009, ist die Fassade des Gebäudes renoviert worden.
Mitten im Stadtzentrum, in der Altstadt, nicht untypisch. Da man nicht alles richtig erkennen kann: In dem vom Verfall betroffenen Gebäuderest lebt eine Familie, die beiden Kinder spielen nackt im Schutt neben dem herumliegenden Schrott, der Hund der Familie durchwühlt eine Mülltüte.
Ebenfalls mitten in der Altstadt von Bukarest, deren Sanierung ins Stocken kommt: In dem Verhau leben Menschen, er ist immerhin durch eine Tür gesichert.
Im Pacul Carol (Carolpark): Das Mausoleum mit dem Gradmal des unbekannten Soldaten - von Soldaten bewacht.
Selbst auf dem Null-Kilometer-Stein des Staates Rumänien auf der Piaţa Universităţii (Universitätsplatz) wird auf Freiheit und Demokratie und auf eine "Neokommunismusfreie" Zone verwiesen. Der Stein steht vor dem Nationaltheater (nur am Rande sei erwähnt, dass das frühere Nationaltheater an anderer Stelle durch deutsche Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Wussten Sie, dass Bukarest im August 1944 durch Deutsche bombardiert und erheblich zerstört wurde? Zuvor hatte es auch schon durch die Briten und die Amerikaner Bombardierungen des Stadt gegeben.).
Man sieht kein Grün. Man sieht kein halbwegs harmonisches Stadtbild. Man sieht überall Kabel herumbaumeln. Man sieht viel Grau an den Häusern. Man wird vom Autoverkehr an die Seite gedrängt. Trostlos - die Calea Victoriei.
Fußgänger haben es oft enorm schwer in Bukarest. Öffentliche Wege gehören einfach den Autos. Fertig!
Im Leipziger Viertel (Lipscani) ringen Verfall und Restaurierung miteinander. Wer die Oberhand behält, ist noch nicht absehbar...
Auf dem einen Ende des Bulevardul Unirii (Boulevard der Einheit) findet man den monströsen Parlamentpalast, auf dem anderen Ende der 3,5 km langen, schnurgeraden Straße findet man dieses hier: gewaltige Wohnblocks, Werbung, baumelnde Stromleitungen...
Das Auto wartet wahrscheinlich seit Jahren beharrlich auf seinen Fahrer.
Welch heimelige Umgebung, um sich sein Hochzeitskleid für den "schönsten Tag des Lebens" zu kaufen!
Nur mal eingestreut: Das zeigte mir bei einem Aufenthalt der Blick geradeaus aus meinem Hotel(seiten)fenster.
Immer diese Gegensätze! So schön - und so hässlich - kann Bukarest sein. Und das alles nur einen Handschlag voneinander entfernt...
Alle paar Schritte findet man direktes Nebeneinander von Altem und Modernem.
Auch in Bukarest werden kleine Jungen von einer Wölfin gesäugt: Romulus und Remus an der Brust der römischen Wölfin, direkt an der Piaţa Romană. 1906 erhielt Bukarest eine Kopie der in Rom stehenden Statue als Geschenk der Stadt Rom.
Mülltrennung wird nun auch in Bukarest eingeführt! Es ist sicherlich kein leichter Prozess, den Bewohnern der Stadt den Vorteil hiervon nahezubringen. Dass hierzu kein allzu großes Bewusstsein vorhanden ist, kann man an dem vielen Müll in der Stadt, aber auch außerhalb der Stadt, ablesen.
Die vielen, vielen streunenden Hunde sind im Laufe der Zeit deutlich weniger geworden, aber man findet sie noch - oft als gemütlich zusammengekuschelte Familie.
Immer wieder auch gute architektonische Ideen: Ein super-modernes Hochhaus aus Glas und Stahl - gebaut in die Fassade eines Altbaus.
Lassen Sie sich nicht täuschen: Hinter der gepflegten Milchglasfassade mit der "dezenten" Werbung befindet sich: ...eine Baustelle!
Die gleiche Baustelle wie oben - bei Nacht. Sie dominiert selbst den "Ku-Damm" von Bukarest, den gewaltigen Bulevardul Ion C. Brâtianu.
Auch die vielen, trostlosen Wohnblocks werden sehr gerne für Werbung aller Art genutzt. Hier noch sehr dezent für Pepsi Cola. Nur allzu oft werden den Bewohnern große Werbebanner vor die Fenster gehängt, was mit 5-10 Euro im Monat vergütet wird.
Das da, hinter dem Werbeplakat rechts, ist die Universitätsbibliothek. Und hinter dem Auto auf der Werbeempore - das ist das wunderschöne Athenäum.
Natürlich gibt es auch die klassische Litfasssäule.
Offenbar ist die Schwester von "Cindy aus Marzahn" gerade in Bukarest und schwärmt von schönen deutschen Produkten. Preisfrage jedoch: Was stimmt hier bei dem Werbeschild nicht?
Edel-Geschäft am nahezu leblosen Bulevardul Unirii. Ob hier alles Gold ist, was glänzt?
Angst...? Welch ein Name für eine Art Feinkostgeschäft in deutschen Ohren! Motte: "Angst - Exzellenz macht den Unterschied"...
Der Patriarchenpalast der Rumänisch-Orthodoxen Kirche auf dem Hügel der Metropolie in Bukarest. Ehemals tagte hier die Nationalversammlung.
Türme der Patriachskathedrale von Bukarest.
An der Piaţa Revoluţiei, dem Revolutionsplatz, findet sich die kleine historische, 1720 bis 1722 errichtete, Kreţulescu-Biserica (=Kirche).
Sehr charakteristisch: Die rumänisch-orthodoxe Biserica Visarion (Visarion Kirche) in der Strada C. Visarion, nahe der Piaţa Romana.
Die russisch-orthodoxe Kirche St. Nicholas (in rumänisch: Biserica Rusă) befindet sich ganz in der Nähe vom Universitätsplatz in Bukarest. Drum wird sie gerne auch schlicht Universitätskirche genannt.
Irgendwie typisch: Kirchen wurden und werden in Bukarest oft förmlich zwischen Gebäuden eingezwängt und zugebaut. Zu der Zeit des Diktators Ceauşescu geschah dies sogar oft mit Absicht: Da das kommunistische Regime nicht so "auf Kirchen stand" (um es mal milde und flapsig auszudrücken), entgingen viele Kirchen dem Abriss dadurch, dass um sie herum große Gebäude quasi als Sichtschutz gebaut wurden... Hier hat es die Biserica Alba erwischt.
Die Biserica Sf. Ioan-Nou ganz in der Nähe der großen Piaţa Unirii (Platz der Einheit) - eingezwängt zwischen Wohngebäuden mit einfachen Pizza-Laden und schäbiger Geldwechsel-Stube.
Der Eingangsbereich der Biserica Sfantul Spiridon Nou (Kirche Neu-Sankt-Spiridon) ein Stückchen südlich des Bulevardul Unirii in der Calea Serban Vodă. Die Kirche ist die größte Kirche Bukaersts.
Um den Bau des 19-geschossigen Hochhauses streitet man sich in Bukarest vor 2009 heftig und es kam zeitweilig zu einem Baustopp. Nicht nur die Lutherische Kirche tritt durch den Bau kaum noch in Erscheinung...
... auch und vor allem die römisch-katholische Kathedrale "Sfântul Iosif" wird durch den mitten in der Stadt gelegenen Monsterbau fast erdrückt.
Detail an der rumänisch-orthodoxen Biserica Sf. Nicolae Tabacum an der Prachtstraße Calea Victoriei.
Mitten in der Innenstadt, zwischen Geschäfts- und Wohnhäusern eingezwängt: Die Synagoge Esua Tova. Dieses Bild stammt vom Februar 2006 - wie zu lesen, ist die Synagoge mittlerweile durch eine Sanierung viel ansehnlicher.
Aber auch Bukarest möchte eine moderne Stadt werden - und richtet seit geraumer Zeit einige Radwege ein - auch mitten in der Innenstadt.
Und Tatsache: Es gibt sie, die Radfahrer in Bukarest! Es kam mir wie eine Erscheinung vor, als ich bei einem abendlichen Spaziergang im Parcul Tineretului plötzlich vor dieser Gruppe stand. Das waren auf einen Schlag etwa fünfmal so viele Radler, wie ich sie in insgesamt fast sieben Wochen zuvor zusammengerechnet gesehen hatte...
Einige Radwege sind auch großzügig und sehr schön...
... bei anderen muss man schon extrem aufpassen, dass man nicht in tiefen Löchern im Boden versinkt.
So etwa nennt man wohl kreative Kunst im öffentlichen Raum. Der Kontrast ist hier etwas schärfer, als in der Realität. Als Passant stutzte man (vielleicht) zunächst nur über den leichten, starren Schattenwurf des Schildes.
Auch Kunst im öffentlichen Raum? An jedem Lampenmast der Innenstadt kann man diese kunstvoll geflochtenen Gebilde aus Kabel und Drähten sehen. Ob da überhaupt noch jemand den Überblick über die Leitungen hat? Die wahre Kunst besteht wahrscheinlich daraus, hier den Durchblick zu bewahren.
Im Durchgang unter der riesigen Straßenkreuzung Piaţa 21 Decembrie 1989, direkt an der Universität, begegnet einem dieses Monster. Die Zähne aus alten Bügeleisen, die Lippen aus Müllbeuteln, ansonsten wurden auch noch CDs, Computermäuse und Netzteile für das Knustwerk verwendet. Schade ist, dass ich kein Vergleichsfoto von diesem Ort nur zwei Jahr zuvor habe: Es war einer finstersten, schäbigsten und heruntergekommensten Flecken der Innenstadt. Jetzt hell und freundlich - und ohne finstere Gesellen.
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