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Im Zentrum von Rīga am Rathausplatz: Das wunderschön wiedererrichtete Schwarzhäupterhaus - abends und nachts effektvoll angestrahlt.
Nein, es ist nichts Neues für mich: Eine Städtetour im knackigen Winter ist mal wieder angesagt! Auch in anderen Jahren hatte ich schon Winter-Städtereisen gemacht, nach Gdansk (Danzig), Stockholm und Reykjavik, nach Moskau und St. Petersburg, auch in Beijing (Peking) - überall dort war noch Winter während meines Aufenthalts. Meine Erfahrungen dabei waren eigentlich immer gut. Immer nahm ich das Gefühl mit, eine Stadt so wahrgenommen zu haben, wie sie wirklich ist. Und eben nicht, wie sie sich vor allem den Touristen präsentieren will. Offenbar sind solche Städte im Winter so ganz bei sich selber, als Tourist hat man weitgehend Ruhe für Erkundungen, es ist nicht so voll in der Stadt, oft herrscht sogar bei den besonderen Sehenswürdigkeiten Ruhe - alles ist gut!
Wenn man jedoch mitten im Winter gen Osten oder gen Norden reist (was bei meinen Touren im Winter ja meist der Fall war), dann sollte man auch durchaus mit einer gewissen Robustheit ausgestattet sein. Knackige Winterkälte kann einen da schon mal begleiten. In der Tat: Man muss den Winter schon mögen, um Frost bei solchen Reisen etwas Schönes abzugewinnen. Ich mag den Winter! Zumindest, wenn er richtig kalt ist, und klar.
Auf so etwas ähnliches habe ich bei meiner Reise nach Rīga Anfang Februar 2014 auch gehofft. Allerdings erschreckt mich die Wettervorhersage ein paar Tage vorher schon ein wenig: Es wird ein strahlender, kalter Wintertag für meinen Ankunftstag vorhergesagt - und danach trübes Schmuddelwetter um null Grad Temperatur. Und siehe da: Ganz genau so kommt es. Die Wettervorhersage stimmt perfekt. Mir wäre lieber gewesen, sie hätte nicht gestimmt und etwas mehr Winter-Sonnentage zugelassen.
Nur kurz nach meiner Ankunft kann ich den 368 Meter hohen Fernsehturm als Ganzes sehen - an späteren Tagen versinkt der obere Teil im Nebel und also gibt es auch keinen Grund für mich, ihn zu besuchen. Die schön geschwungenen Bögen im Vordergrund gehören zur Eisenbahnbrücke über den Fluss Daugava.
Es ist also eher ein Glücksfall, dass ich Rīga am Anreisetag bereits mittags erreiche (ja, ich schreibe hier in dem Reisebericht einfach "Rīga" mit dem Buchstaben "ī" für ein langes i in der lettischen Schreibweise - ich mag solche kleinen Besonderheiten in den Schreibweisen der Sprachen einfach). Tatsächlich ein strahlender, kalter Wintertag - genau, wie vorhergesagt. So habe ich zumindest noch ein wenig von der wunderschönen, klaren Wintersonne, die es vor meiner Reise schon etliche Tage lang gegeben hat.
Vom Flughafen von Rīga also schnell ab zum Linienbus 22, der mich zügig zum Bahnhof von Rīga bringt. Ein Glückfall: Gerade ein paar Wochen zuvor hat Lettland den Euro eingeführt - Geldumtausch also nicht nötig. Dafür bekomme ich mit der Zeit viele brandneue, glänzende lettische Euro-Münzen ins Portemonnaie...
Der zentrale Bahnhof (Centrālā Stacija) von Rīga mit dem markanten Uhrenturm in der Nacht - nicht direkt nach meiner Ankunft.
Vom Bahnhof finde ich mein etwas außerhalb der Altstadt, aber mitten im Jugendstil-Viertel gelegenes, klotziges Hotel, ohne in der mir völlig fremden Stadt überhaupt noch einmal auf den Stadtplan schauen zu müssen. Einchecken, Sachen abladen - und raus, ab in die sonnige Altstadt! Hinaus in den strahlend schönen Winter! Schließlich ist es bereits 14:30 Uhr - und mein GPS sagt den Sonnenuntergang für exakt 17 Uhr voraus.
Ziemliche Schneemengen empfangen mich in Rīga. Diese sind jedoch, wie in Osteuropa allgemein üblich, zumeist fein säuberlich beiseite geräumt. Ein wenig Pech jedoch: Der pralle Sonnenschein heute sorgt dafür, dass Schnee und Eis auf den Dächern anschmelzen. Kleinere Dachlawinen nehme ich wahr, vor allem aber tropft an allen Ecken und Enden Tauwasser auf den Boden - wo es prompt wieder gefriert. Eine stellenweise sich bildende, unangenehme Glätte ist die Folge. Obacht also bei dem Spaziergang durch die Stadt!
Den Park Esplanāde und den Park um den Stadtkanal und den Basteiberg (Bastejkalns) brauche ich nur kurz zu queren (die Parks sehen jetzt im Winter etwas karg aus - natürlich) und, ruckzuck, bin ich von meinem Hotel aus in der Altstadt gelandet. Und: Der Spaß beginnt! Denn die Altstadt von Rīga ist einfach charmant! Wunderschön restaurierte Gebäude aus mehreren Jahrhunderten reihen sich aneinander. Es ist allerdings keineswegs so, dass alles so restauriert ist, dass es wie neu wirkt. Die Altstadt hat durchaus Patina.
Und: Sie verlangt von einem Zeit, sie zu erkunden. Die Altstadt ist zwar nicht gerade riesig, aber es gibt jede Menge kleiner Gassen, Wege, Winkel und Sträßlein, die Orientierung fällt mir zu Anfang nicht immer leicht. Aber ich mag es eben auch sehr, mich durch unbekannte Städte einfach so treiben zu lassen. Und dafür eignet sich die Altstadt von Rīga perfekt!
Völlig allein auf dem beeindruckenden Domplatz von Rīga - abends im Februar kein Problem.
Ziellos laufend gerate ich auf den Domplatz (Doma laukums) - beeindruckend! In meinem Reiseführer steht zu lesen: "Dieser Platz scheint vor Menschen immer geradezu zu bersten". Jetzt kann ich die Personen auf diesem riesigen Platz an den Fingern beider Hände abzählen. Alle gehen zügig ihrer Wege und außer mir hat nur eine andere Person die Kamera gezückt. Als ich zwei Tage später noch einmal abends um halb acht hierhin komme, habe ich den gesamten Platz für mich. Genau das ist es, was ich meine mit der Aussage, dass die Städte im Winter "in sich ruhen". Große Ruhe und Gelassenheit regieren Rīga im Winter. Man kann in Ruhe alles anschauen.
Über die Tage verteilt sehe ich nur hin und wieder andere Leute, die neugierige ihre Hälse recken und sich die Dinge ausgiebig anschauen - Touristen also. Andererseits habe ich nicht den Eindruck, dass die Altstadt von Rīga vor allem dafür da ist, Touristen zu bespaßen und zu unterhalten - dafür ist hier doch deutlich zu viel Leben auf den Straßen. Für mich etwas verblüffend, auf wie vielen Straßen sich hier Autos bewegen dürfen. Aber keine Sorge, es gibt keinen Durchgangsverkehr - offenbar fahren hier nur Anwohner, und das auch eher rücksichtsvoll. Alles kein Problem!
Dieses historische Gebäudeensemble in der Altstadt wird genannt "Drei Brüder" - und reicht zurück in das 15. Jahrhundert.
Die Altstadt von Rīga hat wirklich vieles zu bieten! Viele nette, historische, liebevoll restaurierte Gebäude sind zu finden. Immer wieder gibt es kleine Überraschungen hinter Ecken und Durchgängen. Immer wieder findet man Zauberhaftes - und auch etwas abgelegene Viertel, die sicherlich im Sommer noch ruhig sind.
Nahe der Petri-Kirche (Svētā Pētera baznīca) komme ich zu DEM Wahrzeichen der Stadt: Den beiden Anfang der 90er Jahre wieder aufgebauten, historischen Gebäuden Schwarzhäupterhaus (Melngalvju nams) auf dem Rathausplatz, das gemeinsam mit dem direkt angrenzenden Schwabehaus ein wunderschönes Duo bildet. Auch das Titelbild meines Reiseführers zeigt diese beiden Gebäude - vor einem ähnlich blauen Himmel, wie ich ihn gerade im Moment habe. Diese beiden Gebäude wirken so historisch, dass man kaum glauben kann, dass es hier auf dem Rathausmarkt von der Zerstörung der Gebäude im Krieg 1941 bis 1993 schlicht eine Lücke war! Beide Gebäude, ursprünglich erbaut 1334, wurden dann originalgetreu in sechs Jahren wieder aufgebaut. Eine Meisterleistung!
Was für ein architektonischer Gegensatz: Links das wunderschöne Schwarzhäupterhaus, dahinter das Okkupationsmuseum - zum Zeitpunkt meines Besuches jedoch geschlossen.
Unwillkürlich muss ich jedoch lachen, denn: Diese Gebäude stehen eigentlich etwas verloren auf dem Rathausmarkt. Passen eigentlich gar nicht so recht in das gesamte Ensemble des Platzes. Irgendwie hatte ich mir die Umgebung etwas anders vorgestellt. Direkt angrenzend an die beiden in der Tat wunderschönen Häuser findet sich ein gewaltiger "schwarzer Klotz": Das sicherlich bedeutsame und wichtige Okkupationsmuseum, in dem die Zeit von 1940 bis 1991 geschichtlich behandelt wird, als Lettland erst von den Deutschen, dann von den Sowjets besetzt war (zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes ist dieses Gebäude geschlossen und das Museum in ein Gebäude in der Neustadt verlagert). Und noch ein Stückchen weiter findet sich dann - ganz profan: Ein großer Parkplatz. Insgesamt ist dieser Rathausplatz kein sonderlich schönes, geschlossenes Ensemble. Nicht so, wie man es sich vor seinem geistigen Auge wohl vorstellt, sondern alles etwas, ja, hingestreut... Schade!
Eine der vielen charmanten kleinen Gassen in der Altstadt von Rīga: Die Trokšņu iela. Mein Lieblingscafé mit dem schönen Wintergarten ist schon in Sicht ;-)
Ansonsten gefällt mir die Altstadt von Rīga einfach! Besonders am Abend zieht es mich immer wieder für ein paar Wege dorthin. Es gibt auch eine schier unerschöpfliche Auswahl an Restaurants, Cafés und Kneipen. Und diese werden keinesfalls nur von Touristen genutzt, sondern auch von Einheimischen. Aber allein die Masse an Gaststätten lässt erahnen, was hier im Sommer abgeht... Jetzt allerdings breitet sich, jedenfalls jetzt im Winter, ab der Dämmerung eine nahezu magische Stimmung über der Altstadt aus: Es gibt einige etwas düstere Ecken mit schummrigem Licht. Leicht kann einen das Gefühl erwischen, kurzzeitig einen Zeitsprung gemacht zu haben. So etwas mag ich immer wieder gerne! Nicht umsonst ist die Altstadt von Rīga in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen worden (eine externe Bilderserie der von mir bisher besuchten Welterbestätten findet sich hier).
Die Altstadt von Rīga grenzt direkt an den wohl größten Strom des Baltikums, der die 700.000-Einwohner Stadt (im Jahr 1990 waren es übrigens 200.000 Einwohner mehr in Rīga!) heute in zwei Teile teilt: Die Daugava (deutscher Name: Düna). An der Oberfläche gefroren liegt sie ruhig und weiß eingeschneit da, quer durch die Stadt, als ich meinen Besuch in Rīga beginne. Etwas verblüfft sehe ich einen Ski-Läufer, der den planen Schnee auf dem Fluss für eine Trainingsrunde nutzt. Völlig unerschrocken läuft er auch unter den großen Bücken hindurch, die den Fluss überqueren. Keine Frage: Im heimatlichen Hamburg hätte die Umweltbehörde zumindest das unterqueren der Brücken strengstens untersagt. Aber hier scheint man dies nicht sonderlich eng zu sehen. Wie ich auch später bei meinem Aufenthalt sehen werde.
Von der Akmens-Brücke geht der Blick über den Fluss Daugava zurück zur Altstadt von Rīga.
Wenn der Fluss Daugava die Lebensader der Stadt Rīga ist, dann sind die Brücken die Lebensadern seiner Einwohner. Am ersten Tag gönne ich mir mal einen Spaziergang über die mit 500 m Länge ebenso gewaltige, wie auch schöne Akmens-Brücke von 1955. Neben mit tobt der Verkehr in einem fast unerträglichen Ausmaß, auch rumpeln immer wieder Straßenbahnen über die Brücke. Sie (er)trägt dies alles leicht schwankend - wie man merkt, wenn man mal einen Moment stehenbleibt. Und das sollte man durchaus mal tun, denn der Blick auf die Altstadt ist von dieser Brücke besonders schön und den einen oder anderen Blick zurück wert.
Direkt am anderen Ufer der Daugava stößt man dann direkt auf ein brandneues und sehr markantes Gebäude: Die neue Nationalbibliothek Lettlands. Viele Jahre war dieser Bau wegen seiner Größe, seiner Lage und seiner Form wohl sehr umstritten. Über 20 Jahre wurde dann an der Nationalbibliothek geplant und gebaut. Zum Zeitpunkt meines Besuchs ist die neue Nationalbibliothek noch nicht vollständig geöffnet - aber ihren Namen hat sie schon weg: Das "Schloss des Lichts". Einer alten lettischen Legende nach wird das lettische Volk die Zeit der anhaltenden, blutigen Unterdrückung hinter sich lassen, wenn sich aus den Wellen der Daugava ein versunkenes "Schloss des Lichts" erhebt. Meine Güte - welch ein Pathos! Aber es wäre doch großartig, wenn die Legende so Recht behält.
Das "Schloss des Lichts" von Rīga im Sonnenuntergang: Die neue Nationalbibliothek von Lettland am Westufer der Daugava.
Trotz seiner Wucht gefällt mir dieser moderne Bau am Ufer der Daugava ausgesprochen gut! Ich mag so mutige, moderne Architektur. Gerade erst kurz vor meiner Reise nach Rīga hat die National-bibliothek ihren internen Betrieb aufgenommen. Und sie bescherte mir auf etwas sonderbare Weise einen etwas rührseligen Moment - und das ausgerechnet vor dem Fernseher. Dort erwische ich einen Bericht im lettischen TV-Programm, in dem ausführlich gezeigt wird, wie denn das Material, also die Bücher, in die Nationalbibliothek gekommen sind. Oder zumindest eine symbolische Auswahl der Bücher. Nämlich: Mit einer Menschenkette! Drei Wochen, bevor ich nach Rīga kam. Von vielen, wahrscheinlich -zigtausenden Händen dieser Menschenkette wurde das Wissen des Landes wortwörtlich in der neuen Nationalbibliothek zusammengetragen. Ein ganzes Land trägt sein Wissen und seine papierenen Schätze mit den eigenen Händen in einer neuen Bibliothek zusammen. Man kann im TV fröhliche und vor allem stolze, erhabene Gesichter sehen. Welch eine Geste, was für eine Idee und was für eine prächtige Aktion! Potzblitz - mich hat das selbst vor dem TV sehr beeindruckt! Auch, wenn ich von der mir sehr fremden lettischen Sprache nicht ein einziges Wort verstehen kann.
Nachts effektvoll beleuchtet: Die Vanšu-Schrägseilbrücke über die Daugava und das Hochhaus der Swedbank am westlichen Daugava-Ufer.
Aber auch über die zweite mächtige Brücke über die Daugava, die Vanšu-Brücke, muss ich natürlich spazieren. Auch sie beeindruckt. Zur Eröffnung 1981 war die 625 Meter lange Brücke die längste Schrägseilbrücke Europas. Und auch der 109 Meter hohe Pylon ist markant. Natürlich wird auch diese Brücke abends effektvoll beleuchtet.
Trübes, fahles Licht an diesem Morgen beim Blick vom Stadtteil Ķīpsala zur Vanšu-Brücke über die Daugava und dahinter zur Altstadt von Rīga.
Allerdings überquere ich die Vanšu-Brücke erst am Tag darauf. Da ist Rīga in einem ziemlich dichten, tristen Nebel versunken. Sehr schade, denn der Ausblick auf die Altstadt von Rīga soll von dieser Brücke noch etwas spektakulärer sein. Das kann ich so nicht wirklich wahrnehmen, denn ich bleibe mit den Massen an Autos auf der Brücke und einer im Dunst ankommenden Fähre aus Tallinn weitgehend allein ohne viel Sicht auf die Umgebung. Okay, mit der Zeit legt sich der Nebel etwas, aber der Tag bleibt einfach trübe. Eigentlich nicht das, was man sich für eine Städtetour wünscht.
Der Stadtteil Ķīpsala ist der Hauptgrund, warum ich die große Vanšu-Brücke überhaupt quere (kleine Anmerkung am Rande: noch nie in meinem Leben habe ich eine Brücke gesehen, an der viele Stellen schlicht durchgerostet sind. Hoffentlich sind das alles keine tragenden Teile!). Ķīpsala liegt also auf der linken Seite der Daugava und ist vor allem bekannt dadurch, dass es dort noch ein traditionelles lettisches Flair gibt.
Eines der vielen schönen, denkmalgeschützten Holzhäusern in Ķīpsala - mit dem modernen Bank-Gebäude im Hintergrund.
Und dies ist auch tatsächlich so: Die noch vom Schnee bedeckten Straßen und Hausdächer, das völlige Fehlen anderer Touristen, das nur schemenhafte Ahnen der rechts der Daugava liegenden Stadtteile lassen in mir schnell das Gefühl aufsteigen, fernab von jeglichem Großstadttrubel an einem ursprünglichen lettischen Ort zu sein. Eigentlich wirkt das Ganze schon fast dörflich - ja, wenn da nicht direkt in der Umgebung der Brücke ein paar gewaltige, moderne Hochhäuser in den Himmel wachsen würden. Diese wirken ja fast bedrohlich für diesen ursprünglichen Ort hier.
Viele schöne, alte Holzhäuser und viel Ruhe im Stadtteil Ķīpsala auf dem westlichen Ufer der Daugava.
Und man darf sich an diesem Ort wohl sowieso nicht täuschen lassen: Die unüberschaubare Anzahl der Handwerker, die hier im tiefsten Winter fleißig arbeiten lassen schon ahnen, dass hier enorm investiert wird. Auch sind viele Häuser in einem einerseits großartigem Zustand, andererseits auch dermaßen massiv nach außen gesichert, abgeschottet und mit Videokameras versehen, dass man sich sicher sein kann, dass hier auch einem Menge Geld zuhause ist - aller Ursprünglichkeit zum Trotz. Ķīpsala - eine Edel-Ecke von Rīga, kein Zweifel.
Und doch: Es ist einfach nett hier! Man sollte bei einem Aufenthalt in Rīga nicht auf einen Rundgang durch Ķīpsala verzichten. Beinahe alle Häuser tragen das Zeichen dafür, ein Baudenkmal zu sein. Selten habe ich so etwas in so dichter Ballung gesehen, wie hier. Aber ein Stück hinter diesen zahlreichen Holzhäusern findet man dann schnell auch "ganz gewöhnliche" Wohnhäuser - soll sagen: Plattenbausiedlungen. Und schnell ist man dann wieder bei den neuen Häusern aus Beton, Stahl und Glas.
Allerdings nicht nur der Altstadt von Rīga sollte man ausgiebige Blicke schenken, auch die Neustadt ist genaues Hinsehen wert! Auch die Neustadt von Rīga, auf lettisch heißt der Stadtteil schlicht Centrs, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe Und eben diese Neustadt hat sich, durch einen Grüngürtel um den Stadtkanal herum, bogenförmig um die Altstadt herum entwickelt.
Nicht nur nackte Frauen - es gibt an jeder Jugendstil-Fassade in der Neustadt von Rīga unendlich viele Details zu entdecken, wie hier an einem Gebäude in der Elizabetes iela (Elisabeth-Straße).
(Nicht nur) Frauen überall an den Jugendstil-Elementen an den Gebäuden in (nicht nur) der Rīgaer Neustadt.
Vielleicht nicht umsonst genießt Rīga den Ruf, weltweit die Stadt mit den meisten nackten Frauen in der Öffentlichkeit zu sein. Insgesamt soll es in Rīga um die 800 erhaltenen Gebäude im Jugendstil geben - und, in der Tat, was man dort an nackten Damen hineingebaut hat, das ist schon zahlreich und beeindruckend! Aber natürlich drückt sich Jugendstil nicht durch nackte Frauen aus! Aber was man an verspielten Fassaden in der Neustadt von Rīga so sieht, ist schon beeindruckend. Es fing auf meinen Wegen durch die Neustadt an, mir Spaß zu machen, hieraus eine kleine Fotoserie zu sammeln. Natürlich kann eine solche Fotosammlung nicht den Anspruch auf Vollständigkeit haben - aber trotzdem stelle ich eine separate kleine Bilderserie zu den Jugendstil-Fassaden in Rīga zusammen, die hier erreichbar ist.
Es ist schlicht großartig und beeindruckend, was man in Rīga an Jugendstil entdecken kann! Selbst, wenn man kein Experte für diese kunstgeschichtliche Epoche und auch kein ausgewiesener Architektur-Fan ist, so kann man dem Jugendstil auf den Rundgängen durch Rīga überhaupt nicht entgehen! Kein Wunder: Rīga gilt heute weltweit als die Stadt, die am stärksten vom Jugendstil geprägt ist.
Der Blick geht entlang von DER Jugendstil-Straße in DER Jugendstil-Stadt Rīga: Die Alberta iela in der Rīgaer Neustadt.
Nur wenige Schritte von meinem Hotel entfernt gerate ich völlig ungeplant in die Straße "Alberta iela" (Albertstraße), die, wie ich erst später lese, bekannteste und vom Jugendstil am stärksten geprägte Straße von Rīga. Und: Ich komme aus dem Staunen kaum heraus! Was für eine Wucht an Gebäudeverzierungen - so etwas habe ich wohl noch nie gesehen. Die Sicht auf diese Stadt ändert sich in der Folgezeit - immer öfter liegt mein Kopf im Nacken und ich mustere die Fassaden der Häuser. Ich staune nicht schlecht über die Masse an Verzierungen an vielen Gebäuden, teilweise erscheinen mir diese schon fast überladen, zu wuchtig verziert, zu pompös. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.
Beinahe finde ich es tröstlich, dass man in dieser recht kurzen Albertstraße auch noch ein paar Häuser findet, die noch auf die Restaurierung ihrer Fassade warten und schlicht alt wirken. Das lässt die Straße nicht ganz so protzig wirken. Nur wenige andere Personen treiben sich hier herum. Was in der "Alberta iela" wohl im Sommer los ist? Und wie gerne würde ich in einige Häuser einmal hinein schauen und zumindest die Treppenhäuser mustern - aber dafür müsste ich etwas unverfrorener sein und hemmungsloser in die Privatgebäude hinein laufen.
Ein beispielhafter, typischer Straßenzug in der Rīgaer Neustadt: Die Blaumaņa iela.
Auf den Besuch des kleinen Jugendstil-Museums gleich um die Ecke habe ich zwar verzichtet, aber für Jugendstil-Fans ist Rīga sicherlich ein absolutes Muss - weltweit wohl einmalig!
Die Tage nach meinem Ankunftstag sind grau und mit Temperaturen meist um vier bis fünf Grad verblüffend warm. Eis und Schnee beginnen relativ flott zu schmelzen. Es wird nicht nur sehr trübe, sondern teilweise auch richtig rutschig in Rīga. Für mich als Stadtspaziergänger ist dies eher unangenehm. Da liegt es nahe, einfach mal in eine Straßenbahn zu springen und zur Endstation zu fahren. Dies habe ich so schon in verschiedensten Städten so gemacht und man sieht dabei an den Stadträndern immer sehr viel vom ungeschminkten Gesicht einer Stadt.
Hier ist die Rīgaer Kreativ- und Alternativszene zu Hause: In der Miera iela (der "Friedensstraße").
Also gibt es auch in Rīga eine solche Tour für mich. Nicht so völlig zufällig, sondern gezielt fahre ich zum Stadtteil Mežaparks ("Kaiserwald"). Ein abgelegener Stadtteil mit vielen Einzelhäusern, diese oft noch in traditionellem Stil in Holzbauweise. Und natürlich auch mit einem großen Park. Aber schon der Weg zum Park hin gestaltet sich interessant: Eine ganze Weile laufe ich zu Fuß, unter anderem durch die Straße der alternativen Szene in Rīga, durch die Miera iela. Viele kleine, kreative Läden gibt es hier, aber auch Häuser in fast ruinösem Zustand. Und nachdem man in dem Fabrikladen bzw. dem Schokoladenmuseum der bekanntesten Schokolandefabrik Lettlands "Laima" gewesen ist, sollte man beruhigt in die Straßenbahn einsteigen.
Bei leichtem Tauwetter ist hier im Winter gutes Schlittern angesagt: Auf den Wegen im Park des Stadtteils Mežaparks.
Viel Platz für Kinder (und Eltern) auf dem Spielplatz im Park von Mežaparks.
Dieser Park entpuppt sich dann eher als Kiefernwald, der von einigen Asphaltwegen und -straßen durchzogen ist. Nicht sehr abwechslungs-reich. Okay, wenn man mit Kindern in Rīga ist, dann findet man hier zumindest einen gewaltigen und schön gestalteten Spielplatz.
Auch eine riesige Bühne findet sich mitten in diesem Wald - dort finden dann alle fünf Jahre im Sommer große Volksmusik-Sängerfestivals statt. Bis zu 30.000 Sänger finden dann auf dieser Bühne Platz. Diese Sängerfestivals bilden einen wichtigen Teil des nationalen Bewusstseins aller drei baltischen Staaten und sind (muss man es erwähnen?) seit 2008 Teil des UNESCO Kulturerbes der Menschheit. Kein Wunder also, dass ich mich hier an diesem Ort ein wenig an meinen Aufenthalt in Tallinn vor knapp fünf Jahren erinnert fühle. Auch, wenn die dortige Bühne doch riesiger wirkt. Jetzt im Winter nimmt man hier für die Bühne in Rīga Eintritt, sie wird genutzt als Ski- und Rodelpiste. Das wird auch eifrig genutzt. Schließlich ist es hier im Park noch etwas kühler, als in der Stadt.
Und trotzdem taut es auch hier. Die asphaltierten Wege zeigen sich als formidable Schlitterwege: Festgetretener, angetauter Schnee und angetautes Eis sind schon eine sehr rutschige Angelegenheit. Etwas mühsam und steif schlage ich mich durch den Park. Die Einheimischen nehmen die Glätte offenbar gar nicht so richtig wahr, sind zumindest viel gelassener und geübter, als ich - und lassen sich davon nicht abhalten, durch den Park zu spazieren. Auch eine etwa 20köpfige Sportgruppe hat trotz des Eises Spaß daran, durch den Park zu laufen und ihre sportlichen Übungen abzuhalten.
Klingt alles nicht so doll? Stimmt, so richtig begeistert bin ich von dem Park in Mežaparks in der Tat zunächst nicht! Aber dann gerate ich doch noch an etwas, was mich fasziniert und was ich in meinem Leben noch nie gesehen habe. Ich komme an den großen See, der mir schon auf dem Übersichtsplan aufgefallen war. Im Nachhinein verblüfft es mich etwas, dass ich dort auf dem See nur einen einzigen Eisangler gesehen habe, aber ich bekomme etwas spannendes zu sehen: Eissegler.
Den großen See in Mežaparks nutzen im Winter die Eissegler. Die Spiegelungen hier vorne entstehen übrigens nicht durch blankes Eis, sondern durch das viele Wasser nach dem Tauwetter.
Nicht nur alte Hasen bauen sich hier zügig ihre Eissegler zusammen.
Es taut schon zwei Tage kräftig in Rīga, und auch auf dem See steht eine durchgehende Wasserschicht. Davon lassen sich jedoch dutzende Einheimische nicht abhalten, kommen mit Autos an den Seerand gefahren, holen verblüffend kompakte, längliche Pakete aus ihren Karren, um daraus dann ihre Eissegler zusammen zu schrauben. Und wenn diese mit ihren langen, messerscharfen Kufen erstmal auf dem Eis stehen, dann geht's los. Trotz der gar nicht sonderlich großen Segel und zunächst mal mit Seitenwind gehen die Eissegler richtig ab! Sehr faszinierend! Der See ist immerhin so groß, dass ich die Segler in der diesigen Luft ziemlich schnell nur noch als entfernte, kleine weiße Punkte sehen kann, wenn sie gen anderes Ufer davongerast sind.
Und wenn diese Eissegler dann mal Rückenwind haben, dann erreichten sie Geschwindigkeiten, von denen ich auf meinem Rennrad nur träumen kann - auf ebener Strecke jedenfalls.
Schon allein um dieses Treiben eine ganze Weile lang zu beobachten, hat sich der Ausflug nach Mežaparks gelohnt! Etwas amüsiert muss ich darüber nachdenken, was in meiner Heimatstadt Hamburg immer für ein Spektakel entfacht wird, wenn die zentral gelegene Alster an- oder gar zugefroren ist. Beständig wird gewarnt, wie hochgefährlich doch das Betreten des Eises ist, Polizei und Umweltbehörde sind sehr alarmiert. Hier in Rīga interessiert es niemanden, dass an dem See der Uferbereich schon sehr stark angetaut ist - da legt man halt Holzbohlen drüber bis zum noch etwas fester gefrorenen Bereich, und gut ist. Und das zentimetertiefe Wasser auf dem Eis: Na, wird schon gehen! Schließlich hat das Eis ja eben auch den mit zwei Personen besetzten Quad getragen. Diesen Umgang würde ich als Hamburger mal "unverkrampft" nennen.
Mitten im Wohnviertel von Mežaparks, in der "Hamburger Straße": Die Residenz der Botschaft von Deutschland.
Der Stadtteil Mežaparks besteht aber nicht nur aus dem Park, er ist auch einen Spaziergang außerhalb des Parks wert. In meinem Reiseführer kann ich lesen, dass das etwas abgelegene Viertel zu Zeiten der Sowjetunion sehr herunter-gekommen ist. Nun, mittlerweile haben sich in vielen der alten Holzhäuser offenbar solvente Inhaber niedergelassen, jedenfalls sehen viele (aber nicht alle) der Villen prächtig aus! Es bringt Spaß, sich in den Straßen umzuschauen. Und als ich in der "Hamburgas iela" (also der Hamburger Straße) die Residenz der deutschen Botschaft im EU-Mitgliedsstaat Lettland sehe, weiß ich endlich auch, warum ich so gerne Steuern zahle - schließlich soll mein Land ja ansprechend repräsentiert werden.
Und dann ist Sonntag - also Ausflugstag! Ein Ausflug an das Meer ist angesagt, an die Ostsee. Der bekannteste Ort in der Nähe von Rīga am Rīgaischen Meerbusen ist ohne Zweifel Jūrmala, 25 km entfernt, an der Mündung des Flusses Lielupe gelegen. Also setze ich mich nach einem unkomplizierten Fahrkartenkauf (man spricht am Schalter zu meiner Erleichterung Englisch und wollte von mir nur noch wissen, wohin in Jūrmala ich denn genau wolle - ich entscheide mich dann für den Stadtteil Majori) in den Zug.
Nach einer Fahrt von genau einer halben Stunde ist man schon dort. Unterwegs das Eindrucksvollste: Bei der Ortschaft Lielupe überquert die Bahn den gleichnamigen Fluss, der kurz danach in die Rīgaischen Meerbusen mündet. Und auf der Brücke traue ich meinen Augen kaum: Einige Hundert Eisangler bevölkern hier das Eis sehr dicht. Vielleicht sind es ja auch tausend Angler. Eisangeln scheint in der Tat eine extrem beliebte Freizeitbeschäftigung in Lettland zu sein! Fast wundert es mich, dass das Eis bei den Massen an gebohrten Löchern überhaupt noch die Menschenmasse trägt. Das überwältigende Bild all dieser Angler kommt für mich so überraschend und plötzlich, dass ich leider kein Foto aus dem fahrenden Zug mehr zustande bringe - wie schade!
Auf dem kleinen Bahnhof von Jūrmala-Majori kommen am Sonntag einige Spaziergänger an.
Kurz danach bin ich auch schon am Bahnhof Majori, der direkt am Fluss Lielupe liegt. Kaum bin ich ausgestiegen, flitzt auch schon ein Eissegler auf dem Fluss vorbei und an den hier dann wenigen Eisanglern vorbei, diesmal als Doppelsitzer. Ja, doch, Winter in Lettland hat wirklich interessante Seiten! Leider jedoch ist es auch hier ein sehr trüber Wintertag.
Ich bin hier fast an der Ostsee - also führt mich der erste Weg dann direkt an den Strand von Jūrmala. Strand im Winter? Na klar, das ist toll! Denken sich außer mir auch noch viele andere an diesem Sonntagvormittag. Ich bin verblüfft, wie viele Leute hier spazieren gehen.
Durchgang zum Strand bei Jūrmala-Dubulti.
Und auf dem Strand dann ein Blick nach vorn: Hundert Meter sind es sicherlich bis zum Meer - ein richtig breiter Strand! Ein Blick nach links: Es ist etwas diesig - kein Ende des Strandes und der Bucht in Sicht. Ein Blick nach rechts: Auch dort ist kein Ende des Strandes oder der Bucht zu sehen. Wow! Im Sommer muss es hier ein paradiesisches Badevergnügen sein! Jetzt im Winter ist es einfach nur schön.
Der Sandstrand selber ist noch komplett mit Schnee und Eis belegt, lediglich ein Trampelpfad hat sich durch die Spaziergänger gebildet, auf Sand.
Ohne es wirklich zu merken, ist man hier nicht an, sondern schon auf dem Wasser der Ostsee. Ein Ende der Bucht ist übrigens nicht zu sehen: Strand ohne Ende!
Und doch ist mein erster Gedanke: Ran an Wasser! An die Eiskante! Eine gute Entscheidung - denn später im Verlauf des Tages wird es durch viel Tauwasser nicht mehr möglich sein, trockenen Fußes "nach vorne" an die Kante zu kommen. Jetzt geht dies noch, wenn man sich achtsam einen Weg sucht.
Unweit von mir posieren vier Niederländer (immerhin: Andere Touristen hier außer mir!) inmitten des Eises fürs Familienalbum. Plötzlich gellt ein markerschütternder Schrei über das Gebiet: Die Scholle, auf denen die vier standen, hat sich bewegt. Ein klein wenig nur, es passiert weiter nichts - aber offenbar genug, um die vier gehörig zu erschrecken.
Erst da kapiere ich: Auch ich stehe hier nicht AN, sondern AUF der Ostsee, nicht mehr direkt auf dem Land. Keine Ahnung, ob das Wasser unter mir 20 cm oder 2 Meter tief ist. Grund genug, ein wenig zurück zu gehen und den Strand mal durch einen Spaziergang seiner Länge nach zu erkunden. Einige Kilometer treibe ich mich in der Folge hier herum, und finde das sehr erholsam und lohnend, trotz der winterlichen Bedingungen. Auffällig für mich: Bei den vielen Passanten höre ich fast nur russische Sprache, kaum einmal das anders klingende lettisch.
Recht viele Spaziergänger zieht es an diesem Tag an den riesigen Strand von Jūrmala.
Die Russen bilden ja einen großen Anteil der Bevölkerung Lettlands. Es wurde mit ihnen bei der Ausrufung der Unabhängigkeit Lettlands im Jahre 1990 nicht gerade freundlich umgegangen wurde: Wer von den Bewohnern des Staatsgebietes keine lettischen Wurzeln hatte, wurde 1990 kurzerhand für staatenlos erklärt! Plötzlich waren 600.000 von den rund zweieinhalb Millionen Einwohnern des Staatsgebietes staatenlos - hatten kein Wahlrecht, bekamen keinen Reisepass und hatten so also keinerlei Reisemöglichkeit. Diese Staatenlosen sind heute "nur" noch rund 250.000 Einwohner, und das nicht nur Russen. Aber immerhin bekommen diese mittlerweile einen Pass und können sich wie EU-Bürger frei bewegen. Aber doch mein Gedanke: Was wird wohl passieren, wenn diese insgesamt sehr starke russische Minderheit mal auf die Idee kommt, Herrn Putin in Moskau um Hilfe zu bitten?? Hierüber macht man sich in Lettland ernsthafte Sorgen.
Aber dies nur als kurzen Nebengedanken zu meinem Ausflug nach Jūrmala - das besonders bei den russischen Bewohnern des Landes beliebt sein soll. Das lese ich, und das höre ich deutlich im Vorbeigehen!
Eine Fußgängerzone mit vielen kleinen Läden und Geschäften findet man im Stadtteil Majori in der "Jomas iela"
Natürlich gehört zu einem Aufenthalt in Jūrmala auch ein Schlendern über die knapp einen Kilometer lange Promenade durch die Fußgängerzone in der Jomas iela zwischen den Stadtteilen Majori und Dzintari. Auch sollte man nicht versäumen, mal abseits des Strandes ein wenig durch das Hinterland zu spazieren. Dort kommt man sehr schnell in Wohngebiete, die noch sehr ursprünglich wirken: Viele alte Holzhäuser, z.T. mit großem Grundstück, teilweise aber auch auf kleinen Parzellen, sind zu sehen. Einige sind sehr gepflegt, anderen sieht man wiederum an, dass den Inhabern das Geld für die Instandhaltung fehlt. Einzelne Gebäude sind geradezu ruinös.
Wohnen in Jūrmala heißt offenbar oft genug: Wohnen im Kieferwald. Von großen und prachtvollen, typischen Holz-Villen bis zu fast verfallen keinen Holzhäuschen findet man entlang des "Edinburgas prospekts" im Stadtteil Jūrmala-Bulduri viele Varianten.
Unglaublich: Direkt am Traumstrand von Jūrmala-Majori steht eine heruntergekommene Hotel-Ruine - und dies ist bei weitem nicht die einzige Ruine an dem langen Strand.
Ruinös tatsächlich auch einzelne der großen Gebäude direkt an dem wunderschönen, gigantischen Strand. Und das ist doch eigentlich unglaublich! Die Lage dieser Häuser erscheint mir perfekt, z.T. sind es wohl große alte Hotels. Der Strand ist ein perfekter Sommer-Touristenmagnet. Aber doch: Diese Häuser - leerstehend und zuweilen fast eingefallen. Wie schade! Und mir völlig unverständlich. Eigentlich müsste der Tourismus hier an der grandiosen, perfekten Lage doch boomen.
Das Bahnfahren ist in Lettland nicht unbedingt die gewöhnlichste Form, um sich im Land zu bewegen. Busfahren ist wohl viel beliebter. Nichts desto Trotz nutze ich diese Form der Fortbewegung noch einmal - für einen Ausflug in die Stadt Cēsis. Diesem Ausflug nach Cēsis widme ich eine kleine Extra-Seite, die hier zu finden ist (neues Fenster öffnet).
Keine Frage: Rīga, die Hauptstadt Lettlands, ist eine wunderschöne Stadt! Sie bietet eine einmalig schöne, große und gut erhaltene Altstadt. Und eine Neustadt, in denen ein spektakuläres Jugendstil-Haus das andere übertrifft. Es ist unkompliziert, nach Rīga zu kommen, und wenn man Englisch spricht, dann hat man meistens kein Problem mit der Verständigung. Wenige Wochen vor meinem Aufenthalt wurde der Euro in Lettland eingeführt - man braucht sich also nicht mehr um Geldtausch und Wechselkurse zu sorgen.
Im Jahr 2014 ist Rīga eine der beiden Kulturhauptstädte Europas - hiervon habe ich bei meinem Aufenthalt jedoch nicht viel bemerkt. Aber das ist nicht überraschend: Kulturhauptstädte entfalten im Sommer ihre Aktivitäten, wenn die Touristen kommen. Jetzt, im Februar, kann man nur ahnen, dass hier viel passieren wird in diesem Jahr.
Während meines Besuchs im Februar ist es noch immer ein wenig Zukunftsmusik, aber "Rīga 2014" - die Stadt ist in dem Jahr eine der beiden europäischen Kulturhauptstädte - wirft seine Schatten voraus. Vor dieser im Stadtzentrum aufgebauten Bühne wartet ein Besucher schon beharrlich.
Und doch: mein Aufenthalt in Rīga im Februar 2014 hinterlässt bei mir etwas zwiespältige Gefühle. Und, ich muss es zugeben: Das liegt auch am Wetter! Halte ich mich doch eigentlich nicht für sehr wetter-empfindlich, so gefällt mir das kühle, trübe, herbstliche Wetter nicht wirklich. Eigentlich hatte ich mir knackiges Winterwetter erhofft - das es vor meiner Ankunft auch wochenlang gegeben hat. Das feuchte Wetter, das den vielen Schnee zügig in Schneematsch verwandelt - erinnert es mich vielleicht doch zu sehr an mein heimatliches Hamburg? Etwas wehmütig muss ich an die großartigen Wintertage der früheren Reisen nach Danzig, Stockholm oder Moskau denken.
Vielleicht liegt mein etwas fades Gefühl aber auch an mir selber. Vielleicht habe ich einfach nicht genügend Neugierde und Begeisterungsfähigkeit mit nach Rīga gebracht. Eine nur wenige Wochen zuvor stattgefundene, sehr eindrucksvolle Reise auf die Azoreninsel Sao Miguel klingt noch so stark nach, dass ich für eine Städtereise eigentlich noch gar keinen freien Kopf habe.
Sowjetischer Zuckerbäcker-Baustil bei der "Akademie der Wissenschaften" im Rīgaer Stadtteil
"Moskauer Vorstadt". Das kommt mir doch bekannt vor!
Ähnliche Gebäude habe ich ja schon in Warschau und bei den "sieben Schwestern" in Moskau gesehen.
Aber: Weder für das Wetter, noch für meine persönlichen Empfindsamkeiten kann die Stadt Rīga irgend etwas. Eigentlich sind die Voraussetzungen für eine schöne und vielfältige Städtereise nach Rīga fantastisch! Fahren Sie hin! Fünf Tage sind dort ganz leicht und angenehm zu füllen!
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